Als Anfang der 80er-Jahre Slasher Filme wie HALLOWEEN, MY BLOODY VALENTINE oder FREITAG DER 13. das Kino eroberten und sich ein ums andere Mal Stereotypen und starren Geschlechterrollen bedienten, schrieb die Rita Mae Brown als parodistische Antwort darauf ihre Slasher Version SLEEPLESS NIGHTS. Die Autorin, die selbst Aktivistin für Feminismus, die Sichtbarkeit der LGBTQIA+ Community und Menschenrechten war, entwickelte eine Geschichte, die für das Genre ungewöhnlich viel auf Humor setzt. Mit Amy Holden Jones entstand 1982 dann daraus der Erste von drei THE SLUMBER PARTY MASSACRE, einem Franchise, bei dem ausschließlich Frauen die Regie führten.
Dennoch erfuhr das ursprüngliche Drehbuch zum Bohrmaschienenhorror, das den vorherrschenden Sexismus innerhalb des Genres anprangert und aufs Korn nimmt, unter Roger Corman als Produzenten einige Änderungen. Dieser ließ Holden Jones nämlich nur unter der Bedienung Regie führen, wenn der Film nach den Regeln des Slasher spielt. THE SLUMBER PARTY MASSACRE ist dadurch ein spürbar zerrissenes Werk, bei dem Visionen aufeinandertrafen und schlussendlich zu einem Mix aus schwarzem Humor, blutigem Gore und klugem, wenn auch oftmals subtilem Kommentar führten. Die Regisseurin Danishka Esterhazy, die bekannt ist für ihre Filme mit weiblichem Blick, nahm sich nun dem Ursprungsmaterial an und kreiert mit SLUMBER PARTY MASSACRE eine Neuinterpretation, die gekonnt mit den Erwartungen an den Slasherfilm spielt, unerwartet Haken schlägt, Geschlechterrollen auf Links krempelt und dabei unheimlich viel Spaß macht.
Darum geht es
Trish (Schelaine Bennett) ist mit ihren Freundinnen zum Wochenendtrip mit Pyjamaparty aufgebrochen. Was zunächst noch feuchtfröhlich mit Alkohol, Pizza und Brownies beginnt, wird schon kurze Zeit nach ihrer Ankunft gestört. Denn plötzlich fällt nicht nur der Typ, der die Mädchen in ihrer Hütte heimlich beobachtet, einem unbekannten Killer zum Opfer, auch Trishs Freundinnen sterben nacheinander einen brutalen Tod. Ein Verrückter mit Bohrmaschine bedroht das Leben von Trish, die sich im letzten Moment noch schwer verletzt retten kann. Etliche Jahre später will nun ihre Tochter Dana (Hannah Gonera) mit ihren Freundinnen Maeve (Frances Sholto-Douglas), Breanie (Alex McGregor), Ashley (Reze-Tiana Wessels) und dem Überraschungsgast Alix (Mila Rayne) selbst eine dieser Partys veranstalten. Die Sorge bei Trish ist groß und sie würde die Gruppe wohl kaum gehen lassen, wenn sie wüsste, was Dana und die Mädchen für diesen Trip Besonderes geplant haben und dass der Killer immer noch sein Unwesen treibt.
Rezension
Danishka Esterhazy lässt bis auf die gebackenen Brownies in ihren ersten 15 Minuten nichts anbrennen. Bevor der Titel erscheint, hat die Regisseurin das komplette Repertoire eines gewöhnlichen Slasher mit samt der üblichen Klischees abgespult und (fast) alle ihre Darstellerinnen in den Tod geschickt. Im Schnelldurchlauf hat sich der „Driller Killer“ hier ins menschliche Fleisch gebohrt und ein blutiges Gemetzel veranstaltet. Als sich dann die Tochter der einzig Überleben auf den Weg macht zur Pyjamaparty, das Auto an einer heruntergekommenen Tankstelle liegen bleibt, im Hintergrund der Van von damals auftaucht und sie danach auch noch ins abgelegene Haus am See gebracht werden, scheint sich das Muster zu wiederholen und geschürte Erwartungen zu bestätigen.
Jegliche Erwartungen kann man aber getrost wieder über Bord werfen, denn die Regisseurin macht es einem dann doch nicht so leicht und offenbart mit ihrem ersten Twist, was die Reihe und das Ausgangsmaterial von Rita Mae Brown besonders macht. Wo sich Filme wie BLACK CHRISTMAS im Remake daran versuchten, die gleiche Geschichte mit Rollentausch umzumünzen und dadurch erzwungen, steif und mit Holzhammermoral daherkamen, ist SLUMBER PARTY MASSACRE erfrischend locker und lässt den kritischen Kommentar spielend und mit viel Humor einfließen. So wird eine damalige Duschszene in der Frauenumkleide beispielsweise zu einer knisternden Kissenschlacht. Diesmal sind es aber nicht die Mädchen, sondern die Jungstruppe, die sich in der Hütte gegenüber eingemietet haben, die mit nacktem Oberkörper sichtlich Spaß daran haben, die Feder fliegen zu lassen.
Geschlechterkauderwelsch
Auch eine erotische Duschsequenz, die den männlichen Körper genüsslich objektifiziert und man in der Form sonst höchstens noch in überromantisierten Nicholas Sparks Filmen sehen durfte, fügt sich wunderbar in Esterhazys SLUMBER PARTY MASSACRE ein. Wo Männern Sätze in den Mund gelegt werden, die man üblicherweise nur von Frauen hört, entwickelt sich eine herrlich spitzfindige und clevere Dynamik, in der die Mädchen die Oberhand gewinnen. Selbstsicher handeln, den Jungs überlegen sind und sich sogar eine Fehlentscheidung am Ende nicht als solche herausstellt. Ein unerwartetes Überraschungspaket, bei dem die Regisseurin für Fans der alten Reihe nicht nur etliche Eastereggs versteckt, sondern gleichwohl markante Szenen aus den damaligen Filmen neu auflegt. Esterhazy befreit sich mit ihrem Werk am Ende auch von den einst auferlegten Restriktionen und kreiert einen rundum unterhaltsamen Slasher.
Fazit
SLUMBER PARTY MASSACRE hat genauso viel Spaß am Blutvergießen wie an der Dekonstruktion von alten Geschlechterrollen und Genreregeln. Esterhazys Neuinterpretation fegt mit viel Kreativität sowie etlichen Twists jegliche Erwartungen vom Tisch. Ein Film, der sich von den Fesseln der Vergangenheit befreit und gekonnt die Verbindung aus Hommage, Sequel und Remake knüpft.
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Originaltitel | Slumber Party Massacre |
Kinostart | demnächst |
Länge | ca. 86 Minuten |
Produktionsland | Südafrika |
Genre | Horror | Komödie |
Verleih | unbekannt |
FSK | unbekannt |
Regie | Danishka Esterhazy |
Drehbuch | Suzanne Keilly |
Produzierende | Danishka Esterhazy | Darren Cameron | Bob Emmer | Jordan Fields | Garson Foos | Adam Friedlander | Brent Haynes | Daniel Iron | Samantha Levine | Tebogo Maila | Lance Samuels |
Musik | Andries Smit |
Kamera | Trevor Calverley |
Schnitt | David Trevail |
Besetzung | Rolle |
Hannah Gonera | Dana Deveraux |
Frances Sholto-Douglas | Maeve |
Mila Rayne | Alix |
Alex McGregor | Breanie |
Reze-Tiana Wessels | Ashley |
Rob van Vuuren | Russ Thorn |
Jennifer Steyn | Kay Thorn |
Schelaine Bennett | Trish Deveraux |
Masali Baduza | Young Trish Deveraux |
Michael Lawrence Potter | John |
Eden Classens | Matt |
Nathan Castle | Sean |
Richard Wright-Firth | Dave |
Arthur Falko | Chad |
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