Originaltitel: Star Trek: Lower Decks
DVD/Bluray: 18.11.2021
Länge: 10×30 Minuten
Produktionsland: USA
Creator: Mike McMahan
Synchronsprecher:innen: Tawny Newsome | Noël Wells | Jack Quaid
Genre: Sci-Fi | Komödie | Animation
Verleih: Paramount Pictures
Zur Renaissance des Franchise durchquert seit 2020 eine weitere Animationsserie das Star Trek Universum. Die zweite Serie dieser Machart nach Star Trek: The Animated Series aus den frühen 1970ern brach mit vollkommen neuer Besatzung zu erfrischenden Abenteuern in einem wohlbekannten Universum auf. Angelehnt an die Prämisse einer gleichnamigen Folge der Serie Star Trek: The Next Generation legt Star Trek: Lower Decks erstmals einen ganzen Serienfokus auf die Besatzungsmitglieder*innen der unteren Decks. Auf diejenigen, die bisher nur im Hintergrund durchs Bild liefen, die gehorsam Befehle der Führungsoffiziere ausführten und unter deren Kommando sie oft ihr Leben als sogenannte Red Shirts gaben.
In bisher zwanzig Episoden bringt Lower Decks reichlich frischen Wind ins Star Trek Universum und ist zeitgleich so verwoben und referenziell, wie keine andere Star Trek Serie zuvor. Die von Mike McMahan, der unter anderem als Drehbuchautor bei RICK AND MORTY tätig war, entwickelte Serie, spielt ihre Genremöglichkeiten furios aus und fügt sich überraschend organisch in den bestehenden Star Trek Kanon ein. Eine dritte Staffel mit zehn weiteren Folgen ist bereits bestellt, Mitte November erscheint nun die Auftaktstaffel der Serie auf Blu-ray und DVD.
Darum geht es…
Wir schreiben das Jahr 2380. Trotz von sich selbst überzeugter Führungsoffiziere werden der USS Cerritos die eher weniger wichtigen Missionen der Sternenflotte aufgetragen. Auf den ersten Blick ähnlich simpel erscheint das Leben und die Aufgaben der Crew auf den unteren Decks. Stellvertretend für viele namenlose Gesichter verfolgt LOWER DECKS eine Gruppe Ensigns, rundum den pflichtbewussten strebsamen Brad Boimler und der aufsässigen Beckett Mariner. In einem Alltag aus Wartungen, Aufräumarbeiten und assistierenden Einsätzen müssen sich die jungen Crewmitglieder*innen unter Beweis stellen und demonstrieren gleichzeitig ihre Unverzichtbarkeit…
Rezension
Humor und dessen Einsatz in bestimmten Momenten und ganzen Folgen der Serien, ist, seit deren Anfängen, mit Raumschiff Enterprise untrennbar verbunden. Früher waren es tonal lockeren Episoden wie „Die Frauen des Mr. Mudd“ oder „Kennen Sie Tribbles?“, heute schließt man an den Erfolg zahlreicher anderer Animationsserien für Erwachsene an. Anfänglichen Bedenken zum Trotz, beweist Lower Decks, dass ihre Grundidee als abgedrehte Science-Fiction–Comedy funktioniert, womöglich in dieser Art und Weise sogar am besten. Die Serie präsentiert vermeintlich unspektakuläre Abenteuer, poliert sie auf und zitiert sich einmal quer durchs Universum – für Außenstehende, solide und kreative Unterhaltung, für Fans ein echtes Highlight.
Trotz seinen Erfahrungen bei RICK AND MORTY, verzichtet McMahan auf die Derbheit und den Wahnsinn jener Serie. In Lower Decks wird zwar ordentlich geflucht, doch der Humor ist grundverschieden und selbstreferenzieller, eine Fundgrube für alle jene, die mehr als nur die Kino-Wiederbelebung des Franchise durch J. J. Abrams mitbekommen haben. In akribischen Details referenziert, reflektiert und parodiert die Serie Eigenheiten, Besonderheiten und Produktionshintergründe der Star Trek Historie. Das dabei nicht alles glänzt, was unter der Überschrift Star Trek läuft, dessen ist sich Lower Decks vollends bewusst.
Die unendlichen Weiten kreativer Ideen
Doch auch abseits der Anspielungen strotzt Lower Decks vor Kreativität und Einfallsreichtum, erweitert die Welt um außerirdische Kreaturen und füllt das Universum mit mehr Dichte und Ideen aus, als es Discovery und Picard in ihren ersten Staffeln möglich war. Die Animationen strahlen in ihrem Farbenreichtum, vom nostalgisch in Szene gesetzten und blau strahlenden Vorspann bis hin zu neu entdeckten und altbekannten Planeten. Lower Decks spielt seine Vorteile als Animationsserie aus und präsentiert Wesen und Bedrohungen, die oft in Ansätzen schon in anderen Serien zu finden waren, deren Ausmaß jedoch in einer Realverfilmung spätestens an einer glaubhaften Inszenierung scheitern würde.
In alter Star Trek-Manier zeigen die Folgen der ersten Staffel viele „Missionen der Woche“, wöchentlich abgeschlossene Abenteuer, ohne einen großen, überschlagenden Handlungsstrang zu kreieren, wie Discovery auf Netflix. Das ist zugleich Teil der Hommage, aber auch eine Möglichkeit, die Charaktere näher kennenzulernen, ohne deren Schicksale und Probleme neben einer überschattenden Bedrohung zu vernachlässigen. Und obwohl sich viele Dialoge und Beziehungskonstellationen von Witz und Absurditäten nähren, ist ein Zusammenwachsen der Crew nicht zu übersehen. Boimler, Mariner, Tendi und so weiter sind noch längst nicht ikonisch und wollen das auch gar nicht sein, aber trotzdem ist ihr Auftritt in einer Sci-Fi-Comedy greifbar und nachvollziehbar.
Wie gut das Ganze für die Zuschauer*innen funktioniert, die bis auf Mr. Spock oder dem Abrams-Reboot noch keine Berührungspunkte mit dem bisher 13 filmeschweren und 10 serienumfassenden Universum hatte, kann aus Blickwinkel eines bekennenden Trekkies schwer abgeschätzt werden. Dem Humor und dem Entdeckungsreichtum in der Serie wird vermutlich eine ganze Ebene genommen. Es bleiben temporeiche, randvoll gefüllte Episoden, oberflächliche und nie zu böse Gags, aber dennoch sehenswerte Animationen und ideenreiche Entwicklungen.
Fazit
STAR TREK: LOWER DECKS zählt bisher zu den Überraschungen des neuen Star Trek-Aufschwungs. Der ersten Staffel der Space-Comedy gelingt ein nostalgischer und unterhaltsamer Einstand und der Spagat zwischen reinen Comedyelementen und Star Trek-Gedanken. Dem seichten Humor wird durch die Vielzahl an Easter Eggs, selbstironischen Cameos und Querverbindungen der Rücken gestärkt. In der Qualität und Frische ihrer Erzählung unterscheiden sich die einzelnen Episoden, und nicht jeder Charakter bricht aus seinem hergebrachten Comic-Relief aus. Mit ihrem Fokus kreiert die Serie jedoch eine überraschend interessante und längst nicht auserzählte Prämisse, in deren Galaxien und Dimensionen noch in vielen Staffeln vorgedrungen werden darf.
Schauspieler:in | Rolle |
Tawny Newsome | Ensign Beckett Mariner |
Jack Quaid | Ensign Brad Boimler |
Noël Wells | Ensign D’Vana Tendi |
Eugene Cordero | Ensign Samanthan Rutherford |
Dawnn Lewis | Captain Carol Freeman |
Jerry O’Connell | Commander Jack Ransom |
Fred Tatasciore | Lieutenant Shaxs |
Gillian Vigman | Dr. T’Ana |
Paul Scheer | Lieutenant Commander Andy |
Jessica McKenna | Ensign Barnes |
Nolan North | Command Ensign |
Phil LaMarr | Admiral Freeman |
Ben Rodgers | Lieutenant Commander Steve |
Lauren Lapkus | Jen |
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