Darum geht es …
Die bevorstehende Vergabe einer bedeutenden Auszeichnung stürzt den renommierten mexikanischen Journalisten und Regisseur Silverio in eine Sinnkrise. Er driftet durch die Welt um ihn herum wie durch einen Traum, in dem sich sein kreatives Schaffen und sein Leben mit Ehefrau und erwachsenen Kindern in Los Angeles vermischen. Erinnerungen, Sehnsüchte und Ängste manifestieren sich als Orte und Personen, in denen sich Silverio auf seiner visionären Wanderung durch das Labyrinth seiner Hirnwindungen verliert.
Rezension
Dass Alejandro González Iñárritu die zahlreichen Kritikpunkte, die seine experimentelle Epos herausfordert, in dialogisch vorwegnimmt, macht sie nicht weniger wahr. Das metaphysische Mosaik zwischen surrealer Schaffenskrise und autoerotischer Abstraktion ist quälend lang, aufdringlich symbolistisch und bestenfalls oberflächlich interessiert an den wiederkehrenden Themen. Deren markanteste sind die unwillkürliche Korruption eines ethischen Journalismus, für den Investigativ-Reporter/Filmemacher und Iñárritu-Alter-Ego Silverio (Daniel Giménez Cacho) einen prestigeträchtigen Preis erhält, und die emotionale Entfremdung der eigenen Kultur als Konsequenz kommerziellen Erfolgs in den USA. Deren kapitalistische Vereinnahmung des Herkunftslandes des Regisseurs und Co-Drehbuchautors ist eines zahlreicher ironisch überspitzter Motive, deren satirisches Potenzial in Hintergrundgags verpufft.
Ebenso aufgesetzt wirken die szenischen Spielereien, in denen Iñárritu seinem Faible für düsteren Monumentalismus frönt, um es umgehend ironisch zu brechen. Anstatt sein Schaffen oder seine Psyche tatsächlich kritisch zu durchleuchten, ersetzt er lediglich ein Image durch ein anderes. Das Konstrukt des ambitionierten Mainstream-Regisseurs demontiert ein diegetischer Kunstgriff, der seinerseits das eines Arthouse Auteurs aufbaut. Wie es sich für einen solchen gehört, streckt Iñárritu sein ausuferndes Assoziationskino in elliptische Endlosigkeit, voll rauschhafter Plansequenzen, Freudscher Fixierung und absurder Anachronismen. Deren ermüdende Wiederholung verschleißt die wenigen originellen Einfälle und atmosphärischen Aufnahmen eines narzisstischen Narkotikums, das den Protagonisten genauso komatös zurücklässt wie das Publikum.
Fazit
Der ausführliche Filmtitel wirkt weniger wie ein Verweis auf die emotionale Authentizität Alejandro González Iñárritus filmischer Traumreise, die mit plakativen Parallelen zu Leben und Laufbahn des Filmemachers spielt, als auf deren zähe Sperrigkeit. Ausdrucksstarke Kameraarbeit, markante Szenenbauten zwischen wuchtigem Historismus und intimer Symbolik und ein fähiges Ensemble erinnern beständig an die ungenutzten Möglichkeiten eines film à clefs, der sämtliche interessanten Türen verschlossen lässt. Ein ästhetisch passables Megalomanie-Monument, dass die Betrachtenden mit Bedeutungslosigkeit erschlägt.
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