Darum geht es
Star-Podcaster und Aktivist Bobby hält sich für “emotional unverfügbar” und Partnerschaften für zu kompliziert. Das ändert sich, als er dem attraktiven und ebenso beziehungsscheuen Anwalt Aaron begegnet. Während sich Bobby bemüht, genug Geld für die Eröffnung eines von ihm mitkuratierten LGBTQ+ Museums zusammenzukriegen, kommen sich die beiden nicht nur körperlich näher. Klappt es doch noch mit der großen Liebe?
Rezension
Liebe ist doch nicht gleich Liebe, wird in Nicholas Stollers Mix aus Buddy-Movie und RomCom immer wieder deklamiert und sogar – zum Glück nur einmal – gesungen. Das ist allerdings kein Grund zur Hoffnung, dass hinter dem Spruch, zu dem sich Stollers Co-Drehbuchautor und Hauptdarsteller Billy Eichner offenbar gratuliert, eine pointierte Erkenntnis der Verschiedenheit queerer und straighter Beziehungskonstellationen steckt. Queere Lebensentwürfe sind in der sich als erste große LGBTQ+ Studio-Produktion rühmenden Weihnachtsromanze unter einer klischeehaften Oberfläche nicht nur genau wie straighte, sie sollten es auch besser sein, weil das monogame Modell mit Ehering und Kids doch das Bessere sei.
Diese Message beweist nicht als einzige das konservative Fundament der derivativen Story des Stakkato-Monologe spuckenden Star-Podcasters Bobby (Billy Eichner), der angesichts des attraktiven Anwalts Aaron (Luke Macfarlane) seine Bindungsangst überwindet. Unnötig viele Sexszenen, in denen die fehlende Chemie zwischen den Hauptdarstellern überdeutlich wird, machen klar, wer das Zielpublikum ist: wohlhabende weiße Cis-Männer, die den Heteros in der sozialen Hierarchie am nächsten stehen, sind einen Rang aufgerückt, während LBTQ+ die vorher von ihnen besetzen Nebenrollen übernehmen dürfen. Für jemanden, der fortlaufend (zu Recht) die unzureichende Akzeptanz seiner eigenen Gruppe bemängelt, zeigt Eichner wenig Ambition, es besser zu machen.
Das vermitteln neben dem omnipräsenten Klassismus und konservativen Beziehungsideal die Suggestion, dass Diskriminierung ein Relikt der Vergangenheit wäre: buchstäblich reif fürs Museum, das Bobby eröffnet und das selbst skeptische Lehrkräfte überzeugt und Grundschulkinder begeistert. Diese angesichts eskalierender Transfeindlichkeit in den USA unangebrachte Selbstgenügsamkeit verstärkt den Gesamteindruck des generischen Plots als einer Eichner-Egoshow. Kaum eine Szene ohne ihn im Monolog-Modus. Die wiederholt behauptete Selbstironie besitzt die vorhersehbare Elite-Love-Story bestenfalls in Ansätzen, und Bobbys Museum ist ein plumpes Gimmick zur Vermittlung queerer Geschichte, als deren Triumph sich die Filmemacher feiern. Das ist wenig herzerwärmend und selten witzig.
Fazit
Im Jahr 2022 gibt es endlich die erste als große Studio-Produktion angelegte queere RomCom mit einer LGBTQI+ (ohne A) Cast. Das war dann auch schon der größte Vorzug der abendfüllenden Billy-Eichner-Sketch-Parade, mehr geprägt von Paternalismus und Privilegierung als Pointen. Die paar amüsanten Community Gags darunter sind vor allem Staffage vor der Konventionalität einer Story, die sich für einen Triumph feiert, den ihr eigener latenter Konservativismus widerlegt.
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