Originaltitel: A Boy Called Christmas
Kinostart: 18.11.2021
Länge: ca. 106 Minuten
Produktionsland: Vereinigtes Königreich | Frankreich
Regie: Gil Kenan
Schauspielende: Maggie Smith | Isabella O’Sullivan | Joel Fry
Genre: Abenteuer | Drama | Familie
Verleih: StudioCanal Deutschland
Die Zeit der Winter- und Weihnachtsfilme hat begonnen und da muss natürlich auch Netflix mit einer neuen Produktion nachziehen. Bereits 2019 konnte die Streaming-Plattform mit KLAUS einen weltweiten Hit erzielen, der die Herzen höherschlagen ließ, Kinderaugen zum Leuchten brachte und Erwachsene in ihre Jugend zurückversetzte. Träume wurden plötzlich wieder möglich gemacht und der Weihnachtszauber fand Einzug in die Leben der Menschen. Nun versucht sich der Anbieter also an einer zweiten Geschichte, die die sagenumwobene Weihnachtswelt aus einer neuen Perspektive betrachtet. EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT wurde jedoch vor allem in Kooperation mit StudioCanal entwickelt, weshalb der Film hierzulande auch in den Kinos veröffentlicht wird, während der internationale Start nur auf Netflix selbst geplant wird.
Die Idee zum Film stammt aus der Feder von Matt Haig, einem britischen Romanautor und Journalisten, der mit Das Mädchen, das Weihnachten rettete und Ich und der Weihnachtsmann noch weitere Geschichten geschrieben hat, die Potential für eine Verfilmung bieten und zusammen eine Trilogie bilden. Regisseur Gil Kenan, der sich derzeitig filmisch von Genre zu Genre schwingt und mit MONSTER HOUSE schon früher ein Kinderabenteuer inszenierte, hat sich für das hiesige Projekt einen respektablen britischen Cast gesichert. Neben Maggie Smith, die für ihre Rolle in HARRY POTTER sehr bekannt ist, aber auch schon tolle kleine Filme wie THE LADY IN THE VAN begleitete, sehen wir unter anderem Jim Broadbent (PADDINGTON, ebenfalls HARRY POTTER) und Sally Hawkins, die sowohl in PADDINGTON eine wesentliche Rolle einnimmt als auch in Kürze in SPENCER und übernächstes Jahr in WONKA entsprechende Rollen mimt.
Darum geht es…
Nicholas ist ein kleiner Junge, der in Finnland bei seinem alleinerziehenden Vater lebt. Mitten im Wald haben die beiden eine ärmliche Blockhütte und es reicht gerade so zum Leben. Schon lange gibt es einen Mythos, der besagt, dass es irgendwo ein Dorf namens „Wichtelgrund“ gibt, in welchem Wichtel und Elfen leben würden. Da der König mittlerweile die Hoffnung an sein Land verloren hat, beauftragt er sein Volk etwas zu finden, dass ihm diese wieder zurückbringen würde. Also macht sich Nicholas‘ Vater auf den Weg, um dieses magische Dorf zu finden, um daraufhin reich belohnt zu werden. Währenddessen muss der 11jährige bei seiner Tante Carlotta leben, die den Jungen auf den Tod nicht ausstehen kann und ihn miserabel behandelt. Nicholas entscheidet sich kurzerhand seine Sachen zu packen und seinem Vater zu folgen und ihm bei der Suche zu helfen. Doch werden sie das magische Dorf je antreffen oder ist das Königreich hoffnungslos verloren?
Rezension
Filme rund um die Thematik Weihnachten bieten immer viel Potential, um die Menschen in liebevolle und herzliche Stimmung zu versetzen und damit emotional zu berühren. Neben tollen Romanzen sind es vor allem Kinder- und Familienfilme, die die Zeit zu einer ganz besonderen werden lassen und uns an die Grundfesten unserer Gesellschaft besinnen lassen. Auch EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT versucht sich diesen Themen anzunehmen und versehen mit einer großen Portion Mag(g)ie die weihnachtliche Stimmung anzuheizen. Doch gelingt es ihm auch? Teils, teils. Ohne Frage erzählt der Film eine wunderschöne Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Tatsächlich gibt es nämlich eine große Rahmenhandlung, die nur sehr wenig Aufmerksamkeit erhält, eine prägende Hauptstory, die die Essenz des Films ausmacht, sowie innerhalb der Hauptstory auch noch einmal eine untergeordnete Geschichte.
Dieses Erzählschema gibt es immer wieder und bietet das Potential, in mehreren Zeitebenen und auf unterschiedlichste Weise, Begeisterung zu entwickeln. Dabei sehen wir in der großen Rahmengeschichte die wieder einmal hervorragende Maggie Smith, die jeden britischen Film noch ein wenig charmanter machen kann. Ihre liebevoll ruppige Art des Schauspiels lässt die Grenzen der Sympathien miteinander verschmelzen. Zudem wird dieser Part des Films aufgebaut wie die Mary Poppins-Filme und lassen somit auch sehr stark an diese erinnern. Die Kerngeschichte hingegen gleicht vielmehr der üblichen Weihnachtsgeschichte, in welcher wir erfahren, wie der Weihnachtsmann und der Glaube daran entstehen. Dies hat sowohl KLAUS fabelhaft zeigen können als auch damals SANTA CLAUSE – EINE SCHÖNE BESCHERUNG, der noch heute die Begeisterung der Menschen für das Fest der Liebe wecken kann. Den kleinsten Part nimmt zudem eine dritte Geschichte ein, die mittels Schattenspiele visualisiert wird.
Verzahnte Story
Alle drei Storys zeichnet dabei ein völlig eigener Charme aus, auch wenn definitiv die Hauptgeschichte den anderen beiden deutlich nachsteht. Die Frage ist jedoch, ob es diese verzweigte Erzählweise gebraucht hätte Dies ist ganz klar mit ja zu beantworten, da eine gradlinige Geschichte des Weihnachtsmythos einfach ausgelutscht gewesen wäre und zu wenig Finesse geboten hätte, um wirklich zu begeistern. Das Schattenspiel kann durch seine tolle Idee und großartige Inszenierung mittels einer fließenden Kamerabewegung und der visuellen Entwicklung am besten Punkten. Auch die Rahmengeschichte bietet und zum Schluss noch einmal einen wirklich emotionalen Twist, der etwas unerwartet kam und durchaus den Film sympathisch abrundet. Einzig die Hauptstory dümpelt ein wenig dahin und kann zwar immer wieder mit kleinen Elementen, die hier und da auftauchen, glänzen, enttäuscht aber sonst zu sehr.
Viel Sympathie geht allein schon verloren, weil Henry Lawfull in der Hauptrolle nicht gerade glücklich gewählt rüberkommt. Die Figur wirkt statisch und austauschbar und will nicht so recht zu der ansonsten hervorragenden Besetzung passen. Dies ist aber weniger eine Kritik am Schauspiel des jungen Lawfull, als viel mehr an der Castingentscheidung. Jim Broadbent hingegen ist ein Augenschmaus in seiner Darstellung und lebt wieder einmal seine ganze Leidenschaft aus. Leider jedoch sehen wir nur sehr wenig von ihm, ebenso wie von der brillanten Maggie Smith. Größere Anteile dieser beiden Schauspielenden hätten wohl noch einmal deutlich mehr Lust und Laune in den gesamten Film übertragen können. Insbesondere sitzen hier einige der Pointen der Darstellenden auf den Punkt und bieten einige sehr amüsante Lacher, die teilweise sogar recht unerwartet auftauchen.
Nicht alles ist schlüssig
Darüber hinaus arbeitet EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT auch mit animierten Wesen. Weitestgehend sehen diese auch vernünftig aus und können überzeugen. Insbesondere in Close-Ups sind viele Details erkennbar, die sehr überzeugend sind. Sobald die Kameraperspektive jedoch auf Weitwinkel switcht, zeichnet sich ein etwas anderes Bild ab, denn oftmals scheinen die animierten Wesen nicht so recht mit dem sonstigen Bild zu verschmelzen und sich doch deutlich von diesem abzuheben. Doch dies ist nur ein kleiner Makel, der an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden braucht.
Das größte Problem des Films ist leider, dass er etwas zu halbherzig realisiert wurde und sich dabei immer wieder Fehler und Ungenauigkeiten einschleichen, die auf Dauer nicht den besten Eindruck hinterlassen. So wird Maggie Smith als verhasste alte Dame charakterisiert, die, wie zuvor erwähnt, in Mary Poppins Manier sich um drei Kinder kümmern soll. Daraus wird jedoch überhaupt nichts gemacht und diese Charakterisierung sehr schnell komplett über Bord geworfen. Für die gesamte Geschichte macht es überhaupt keinen Sinn die Figur mit solch einer Persönlichkeit zu zeichnen. Darüber hinaus gibt es sogar Sequenzen, wo die Dialoge so mies geschrieben sind, dass Figuren sich sogar selbst widersprechen. Auch die weihnachtlichen Gefühle kommen deutlich zu kurz und werden verschiedenen Aspekten geopfert, die das Werk eher düster und einschüchternd darstellen. Ohne Frage ist ein Antagonist immer sinnvoll, doch gibt es hier gleich mehrere und daher auch zu dominant.
Fazit
Leider lässt somit das diesjährige Weihnachtshighlight noch ein wenig länger auf sich warten. EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT bietet einige schöne Ansätze und punktet vor allem durch die erfahrenen Schauspieler wie Maggie Smith und Jim Broadbent, sowie einigen wunderbaren Gags, verliert aber dafür seine Glaubwürdigkeit in der Figurenzeichnung und schafft es nicht eine mitreißende Handlung zu erzählen, die nennenswerte neue Ideen oder Inhalte bietet. Kinder werden sicherlich trotzdem eine schöne Zeit haben und sich vor allem an einem wunderbaren kleinen Sidekick erfreuen können. Unter den Netflix-Weihnachtsfilmen wird jedoch auch künftig meine Empfehlung weiterhin KLAUS sein.
Auch bei Riecks-Filmkritiken weihnachtet es sehr und so langsam widmen wir uns wieder der schönsten Zeit des Jahres. Mit EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT mischt in diesem Jahr mal wieder Netflix die Kinolandschaft auf, auch wenn dies nur hierzulande geschieht, und der Film anderorts direkt auf dem Streaming-Anbieter landet. Wie wir es gewohnt sind von Netflix bekommen wir auch nun wieder ein eher mittelklassiges Werk zu sehen, welches in der Bildgestaltung recht wertig wirkt und vor allem durch hervorragende Darstellende wie Maggie Smith und Jim Broadbent punktet, aber letztlich doch ein wenig zu wenig Mag(g)ie bietet.
Die weihnachtliche Liebe, Freude und Leidenschaft kommen deutlich zu kurz, die Geschichte selbst wirkt abgekupfert und altbekannt und einzig einige sehr gut getimte Gags, die charmant ein wenig Gesellschaftskritik einflechten, bieten einen angenehm unterhaltsamen Kontrast. Kinder werden dennoch ihre Freude haben und einige tolle Elemente in diesem Film finden, die sie begeistern, doch unter den vielen tollen Weihnachtsfilmen, die es gibt, kann der hiesige leider nicht besonders hervorstechen.
Original title: A Boy Called Christmas
Theatrical release: 18.11.2021
Length: approx. 106 minutes
Country of production: United Kingdom | France
Director: Gil Kenan
Acting: Maggie Smith | Isabella O’Sullivan | Joel Fry
Genre: Adventure | Drama | Family
Distributor: StudioCanal Germany
The season of winter and Christmas movies has begun and of course Netflix has to follow suit with a new production. Already in 2019, the streaming platform scored a worldwide hit with KLAUS, which made hearts beat faster, children’s eyes light up and adults reminisce about their youth. Dreams were suddenly made possible again and Christmas magic found its way into people’s lives. So now the provider is trying its hand at a second story that looks at the fabled Christmas world from a new perspective. A BOY CALLED CHRISTMAS, however, was primarily developed in cooperation with StudioCanal, which is why the film will also be released in cinemas here in Germany, while the international launch is only planned on Netflix itself.
The idea for the film was penned by Matt Haig, a British novelist and journalist who has written other stories, The Girl Who Saved Christmas and Father Christmas and Me, which offer potential for film adaptation and together form a trilogy. Director Gil Kenan, who is currently swinging from genre to genre cinematically and previously directed a children’s adventure with MONSTER HOUSE, has secured a respectable British cast for the project here. In addition to Maggie Smith, who is very well known for her role in HARRY POTTER, but who has also accompanied great little films like THE LADY IN THE VAN, we see, among others, Jim Broadbent (PADDINGTON, also HARRY POTTER) and Sally Hawkins, who has an essential role in PADDINGTON as well as miming corresponding roles in SPENCER shortly and WONKA the year after next.
That’s the story about
Nicholas is a young boy living in Finland with his single father. In the middle of the forest they have a poor log cabin and just enough to live on. For a long time there has been a myth that says that somewhere there is a village called “Wichtelgrund”, where pixies and elves would live. Since the king has now lost hope in his land, he instructs his people to find something that would bring it back to him. So Nicholas’ father sets out to find this magical village, only to be richly rewarded. Meanwhile, the 11-year-old has to live with his Aunt Carlotta, who can’t stand the boy to death and treats him miserably. Nicholas decides without further ado to pack his things and follow his father to help him in his search. But will they ever find the magical village or is the kingdom hopelessly lost?
Review
Films around the theme of Christmas always offer a lot of potential to put people in a loving and heartfelt mood and thus touch them emotionally. In addition to great romances, it is above all children’s and family films that turn this time into a very special one and make us think about the foundations of our society. A BOY CALLED CHRISTMAS also tries to take up these themes and, with a large portion of magic, to heat up the Christmas spirit. But does it succeed? Partly, partly. Without question, the film tells a wonderful story within a story within a story. In fact, there is a large frame story that receives very little attention, a defining main story that is the essence of the film, and within the main story, another subordinate story.
This narrative scheme is there time and time again and offers the potential to build excitement in multiple time levels and in a variety of ways. In the process, we see in the big frame story the once again excellent Maggie Smith, who can make any British film that little bit more charming. Her lovingly gruff style of acting makes the lines of sympathy melt together. Moreover, this part of the film is set up like the MARY POPPINS films and thus makes it very reminiscent of them. The core story, on the other hand, is more like the usual Christmas story, in which we learn how Father Christmas and the belief in him come into being. Both KLAUS and THE SANTA CLAUSE, which can still arouse people’s enthusiasm for the festival of love, were able to show this fabulously. The smallest part is taken up by a third story, which is visualised by means of shadow plays.
Interlocked story
All three stories have their own charm, even if the main story is definitely inferior to the other two. The question is, however, whether this branching narrative was necessary. The answer is clearly yes, because a straightforward story of the Christmas myth would simply have been hackneyed and would have offered too little finesse to really inspire. The shadow play can score best with its great idea and great staging by means of a flowing camera movement and visual development. The frame story also offers a really emotional twist at the end, which was somewhat unexpected and rounds off the film in a sympathetic way. Only the main story bobs along a bit and can shine again and again with small elements that pop up here and there, but otherwise disappoints too much.
A lot of sympathy is lost simply because Henry Lawfull does not come across as a happy choice in the leading role. The character seems static and interchangeable and doesn’t quite want to fit in with the otherwise excellent cast. But this is less a criticism of the young Lawfull’s acting than of the casting decision. Jim Broadbent, on the other hand, is a feast for the eyes in his performance and once again lives up to all his passion. Unfortunately, however, we see very little of him, as we do of the brilliant Maggie Smith. Larger portions of these two actresses could probably have transferred much more zest into the film as a whole. In particular, some of the actors’ punchlines here are spot on and offer some very amusing laughs, some of which are quite unexpected.
Not everything is conclusive
Furthermore, A BOY CALLED CHRISTMAS also works with animated creatures. For the most part, these also look reasonable and can convince. Especially in close-ups, many details are visible, which are very convincing. However, as soon as the camera perspective switches to wide-angle, a somewhat different picture emerges, because often the animated creatures do not quite seem to merge with the rest of the picture and stand out clearly from it. But this is only a minor flaw that does not need to be elaborated on at this point.
Unfortunately, the film’s biggest problem is that it was realised a little too half-heartedly, with mistakes and inaccuracies creeping in again and again that don’t leave the best impression in the long run. For example, Maggie Smith is characterised as a hated old lady who, as mentioned before, is supposed to take care of three children in Mary Poppins style. However, nothing is made of this at all and this characterisation is very quickly thrown overboard completely. For the whole story, it makes no sense at all to draw the character with such a personality. Moreover, there are even sequences where the dialogue is so badly written that characters even contradict themselves. The Christmas feelings are also clearly lacking and are sacrificed to various aspects that make the work rather gloomy and intimidating. Without question, an antagonist is always useful, but there are several here and therefore too dominant.
Conclusion
Unfortunately, this year’s Christmas highlight will have to wait a little longer. A BOY CALLED CHRISTMAS offers some nice approaches and scores points especially through the experienced actors like Maggie Smith and Jim Broadbent, as well as some wonderful gags, but loses its credibility in the character drawing and does not manage to tell a rousing storyline that offers noteworthy new ideas or content. Children will certainly still have a good time and, above all, enjoy a wonderful little sidekick. Among the Netflix Christmas films, however, my recommendation will continue to be KLAUS.
Schauspieler:in | Rolle |
Maggie Smith | Tante Ruth |
Isabella O’Sullivan | Andrea |
Joel Fry | Matt |
Eden Lawrence | Patrick |
Ayomide Garrick | Moppet |
Henry Lawfull | Nikolas |
Michiel Huisman | Joel |
Jim Broadbent | König |
Rune Temte | Anders |
Philip Lenkowsky | Hessu |
Gregory Gudgeon | Palace Courtier |
Michael Pitthan | Palace Courtier |
Saikat Ahamed | Moodon |
Sally Hawkins | Mother Something |
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