815 Einsätze, 62.953 Spielminuten, 203 Torvorlagen und 492 Tore.[1] Dazu kommen ganze 15 Auszeichnungen als Fußballer des Jahres, sowie nahezu alle Pokale, die es im Profisport abzuräumen gibt. Das ist die Bilanz eines der erfolgreichsten Fußballer aller Zeiten. Die Rede ist nicht von Lionel Messi, Christiano Ronaldo oder gar einer Legende wie Gerd Müller oder Ferenc Puskás, sondern vom Schweden Zlatan Ibrahimović, der als Zauberer am Ball oder gar mit „Ibrakadabra“ bezeichnet wird. Der mittlerweile 40-Jährige hat gerade in diesem Jahr seine Karriere beim Club AC Mailand beendet, ein ungewöhnlich hohes Alter für einen Stürmer, der allerdings bis zuletzt enorme Leistungen abrufen konnte und schlussendlich noch einmal italienischer Ligameister wurde. Doch so toll und glamourös sich dies alles liest, so schwer hatte es der Spieler, der mit seiner Zopffrisur und spektakulären Spielaktionen bekannt wurde, in seinen Anfängen.
Jens Sjögren widmet sich eben jener Vorgeschichte des Stars und präsentiert uns in I AM ZLATAN den frühen Werdegang. Es handelt sich dabei gerade einmal um seinen zweiten Langspielfilm als Regisseur, welchen er mit einem Cast realisiert, der ebenso fast vollständig aus Newcomern besteht. Einzig Drehbuchautor David Lagercrantz ist bereits auf der internationalen Filmbühne mit seiner Adaption VERSCHWÖRUNG aus der Millennium-Trilogie ins Rampenlicht getreten.
Darum geht es
Der gebürtige junge Schwede Zlatan hat mit seinen elf Jahren eine Menge Flausen im Kopf. Auch wenn er nicht gerade zu den beliebten Jungs seiner Klasse zählt, hindert ihn nichts daran, sich regelmäßig in den Mittelpunkt zu stellen. Leidenschaftlich gerne begeistert er sich vor allem für den Fußball und auch wenn sein bosnischer Vater ihn viel lieber als erfolgreichen Anwalt sehen würde, möchte Zlatan lieber eine Profisportkarriere beginnen. Früh beweist er ein hervorragendes Talent und entscheidet für seine ersten Clubs immer wieder Spiele durch entscheidende Tore. Doch seine Trainer sind nicht selten unzufrieden mit ihm, weil er äußerst unzuverlässig ist und für Unruhe im Team sorgt. Letztlich macht er sich jedoch durch seine Leistungen unverzichtbar und beginnt eine vielversprechende Karriereleiter emporzusteigen.
Rezension
Die letzten Jahre wurden wir regelrecht überschwemmt mit Biopics und Dokumentationen über grandiose Fußballer, die den Sport maßgeblich mitgeprägt haben. Nur wenige Werke widmen sich dem Thema jedoch auf Spielfilmart, wie es zuletzt TRAUTMANN getan hat. Das besondere an I AM ZLATAN ist jedoch, dass wir nur wenig aus seiner eigentlichen Spielerkarriere zu sehen bekommen, welche durchaus Potential für große Emotionen bieten würde. Stattdessen untersucht Sjörgen einmal genauer, was für eine Person hinter der Sportlegende steckt und welche Ereignisse ihn zudem gemacht haben, was er heute ist. Die Idee für den Ansatz ist auch durchaus interessant, denn wenn wir ehrlich sind, können wir uns die vielen grandiosen Tore und Spielmomente mittlerweile selbst auf Youtube und ähnlichen Plattformen zusammensuchen, doch ein biografischer Einblick ist deutlich schwieriger zu finden.
Das Problem daran ist jedoch, dass Sjögren nicht viel zu erzählen hat und uns mehr oder minder ein ganz normales Teenagerleben vorsetzt, bei dem der Name der Hauptfigur nahezu beliebig ausgetauscht werden könnte. Zwar lernen wir ein wenig die rebellische und lebhafte Art des jungen Zlatans kennen und erleben die nicht ganz einfachen Familienverhältnisse, doch das große Drama bleibt aus. Dementsprechend dünn gestaltet sich eben auch die filmische Umsetzung und stolpert von einer Belanglosigkeit in die Nächste. Dabei ist erahnbar, dass nicht alles so unspektakulär in Ibrahimovićs Leben war, wie dargestellt. Das zeigt sich insbesondere darin, dass wir eine fußballerische Jugendkarriere zusehen bekommen, auf deren Basis eine Nominierung für den Profikader vollkommen ausgeschlossen sein sollte. Auch wenn wir hier und da mal ein Tor zu Gesicht bekommen, so bleiben doch die großen spielerischen Momente, die sein spielerisches Talent untermalen würden, doch komplett aus.
Sportliche Einfallslosigkeit
Neben der überlappenden Erzählweise in welcher drei verschiedene Zeitebenen aufeinander gepackt werden (auch wenn der größte Teil der Geschichte sich in den jungen Jahren des Protagonisten zuträgt), bekommen wir auch drei unterschiedliche Schauspieler, die sich der Hauptrolle annehmen. Wie schon einleitend erwähnt, sind sie allesamt noch recht unerfahren im Filmbusiness und das merkt man auch recht deutlich. Viele Szenen wirken steif und unnahbar und keiner der Darsteller kann auch nur ansatzweise irgendwelche Sympathien beim Publikum wecken. Zudem wecken sie den Eindruck, desinteressiert und abwesend in ihren Szenen zu sein, was wohl eher nicht die Intention des Filmteams war.
Da auch die Bild- und Soundgestaltung nicht sonderlich erwähnenswert sind und selbst das Pacing im Metronomtakt verläuft, findet Sjögren keinen Ansatz, das Publikum für seine Intention zu begeistern. Stattdessen etabliert der Regisseur unzählige abwartende Momente, die suggerieren, dass ein emotionaler Höhe- oder gar Wendepunkt kurz bevorsteht. Leider warten auf die erhoffte Spannungskurve vollkommen vergebens, wodurch dieser angestrebte Spielfilm letztlich doch nur zu einem missglückten Biopic wird, welches kaum einen Mehrwert anbieten kann. Einzig lobenswert ist dabei, dass das Filmteam sich absolut bewusst ist, dass es keine Geschichte über das Stardasein von Zlatan Ibrahimović benötigt, was sie mit einem sehr treffenden Abschlusssatz markieren: „Der Rest ist Fußballgeschichte.“
Fazit
Statt eine Jubelfeier am Ende der Karriere eines beeindruckenden Leistungssportlers, markiert I AM ZLATAN vielmehr ein orientierungsloses Umherirren des Zlatan Ibrahimovićs in seiner eigenen Geschichte, ohne dass der Profi irgendwas mit diesem Film zu tun hätte. Durch die eher laienhafte Inszenierung aller Parteien sowie ein unaufgeregtes und erstaunlich eintönigen Drehbuch, erscheint dieses Werk wie ein etwas höherwertiger Hobby- oder Fanfilm, der einzig und allein damit bestechen soll, dass wir etwas mehr über die Vergangenheit eines Menschen erfahren, der auf der ganzen Welt für seine fußballerischen Leistungen gefeiert wird. Dafür, dass der Film sich jedoch ausschließlich auf diesen Aspekt fokussiert, ist die Informationsdecke doch erstaunlich dünn und liefert uns weder biografische Erkenntnisse noch einen unterhaltenden Film, der Fußballfreunde vereinen könnte. Schade eigentlich, wo doch in jüngster Zeit so viele großartige Filme in dieser Sektion erschienen.
Quelle
[1] transfermarkt.de, #11 Zlatan Ibrahimovic, abgerufen am 23.05.2022
Statt eine Jubelfeier am Ende der Karriere eines beeindruckenden Leistungssportlers, markiert I AM ZLATAN vielmehr ein orientierungsloses Umherirren des Zlatan Ibrahimovićs in seiner eigenen Geschichte, ohne dass der Profi irgendwas mit diesem Film zu tun hätte. Durch die eher laienhafte Inszenierung aller Parteien sowie ein unaufgeregtes und erstaunlich eintönigen Drehbuch, erscheint dieses Werk wie ein etwas höherwertiger Hobby- oder Fanfilm, der einzig und allein damit bestechen soll, dass wir etwas mehr über die Vergangenheit eines Menschen erfahren, der auf der ganzen Welt für seine fußballerischen Leistungen gefeiert wird. Dafür, dass der Film sich jedoch ausschließlich auf diesen Aspekt fokussiert, ist die Informationsdecke doch erstaunlich dünn und liefert uns weder biografische Erkenntnisse noch einen unterhaltenden Film, der Fußballfreunde vereinen könnte. Schade eigentlich, wo doch in jüngster Zeit so viele großartige Filme in dieser Sektion erschienen.
815 appearances, 62,953 minutes played, 203 assists and 492 goals.[1] In addition, he has won 15 Footballer of the Year awards and almost every trophy in professional sport. That is the record of one of the most successful footballers of all time. We are not talking about Lionel Messi, Christiano Ronaldo or even a legend like Gerd Müller or Ferenc Puskás, but the Swede Zlatan Ibrahimović, who is referred to as the magician on the ball or even as “Ibrakadabra”. The 40-year-old has just finished his career with AC Milan this year, an unusually high age for a striker who was able to deliver tremendous performances until the end and finally became Italian league champion once again. But as great and glamorous as all this reads, the player who became famous for his pigtail hairdo and spectacular play had a hard time in his early days.
Jens Sjögren dedicates himself to the star’s prehistory and presents us with his early career in I AM ZLATAN. This is only his second feature film as a director, which he realised with a cast that consists almost entirely of newcomers. Only screenwriter David Lagercrantz has already stepped into the limelight on the international film stage with his adaptation of the Millennium Trilogy.
Here’s what it’s all about
At eleven years old, the young Swedish-born Zlatan has a lot of fluff in his head. Even though he is not exactly one of the popular boys in his class, nothing prevents him from regularly taking centre stage. He is passionate about football and even though his Bosnian father would much rather see him as a successful lawyer, Zlatan would rather start a professional sports career. Early on, he demonstrates outstanding talent and repeatedly decides matches for his first clubs by scoring decisive goals. But his coaches are often unhappy with him because he is extremely unreliable and causes unrest in the team. In the end, however, he makes himself indispensable through his performances and begins to climb a promising career ladder.
Review
In recent years, we have been literally inundated with biopics and documentaries about terrific footballers who have played a major role in shaping the sport. Few works, however, are dedicated to the subject in a feature film manner, as TRAUTMANN has recently done. The special thing about I AM ZLATAN, however, is that we get to see very little of his actual playing career, which would certainly offer potential for great emotion. Instead, Sjögren takes a closer look at the person behind the sports legend and the events that have made him what he is today. The idea for the approach is also quite interesting, because if we are honest, we can now find the many magnificent goals and match moments ourselves on Youtube and similar platforms, but a biographical insight is much more difficult to find.
The problem with this, however, is that Sjörgen doesn’t have much to tell and more or less presents us with a normal teenage life in which the name of the main character could be changed almost at will. We do get to know a little of young Zlatan’s rebellious and lively nature and experience the not-so-easy family circumstances, but the big drama is missing. The filmic realisation is accordingly thin and stumbles from one triviality to the next. At the same time, one can guess that not everything in Ibrahimović’s life was as unspectacular as portrayed. This is particularly evident in the fact that we get to see a youth football career on the basis of which a nomination for the professional squad should be completely out of the question. Even if we see a goal here and there, the great moments of play that would underline his playing talent are completely absent.
Sporting unimaginativeness
Besides the overlapping narrative in which three different time levels are packed on top of each other (even though most of the story takes place in the protagonist’s younger years), we also get three different actors taking on the lead role. As mentioned in the introduction, they are all quite inexperienced in the film business and it shows quite clearly. Many scenes seem stiff and unapproachable and none of the actors can even begin to arouse any sympathy in the audience. Moreover, they give the impression of being disinterested and absent in their scenes, which was probably not the intention of the film team.
Since the image and sound design are also not particularly noteworthy and even the pacing is metronomic, Sjögren does not find an approach to inspire the audience for his intention. Instead, the director establishes countless wait-and-see moments that suggest that an emotional climax or even turning point is imminent. Unfortunately, the hoped-for suspense curve is completely in vain, which ultimately turns this intended feature film into nothing more than a failed biopic that can hardly offer any added value. The only commendable thing is that the film team is absolutely aware that it does not need a story about Zlatan Ibrahimović’s stardom, which they mark with a very apt concluding sentence: “The rest is football history.”
Conclusion
Rather than a jubilant celebration of the end of an impressive professional athlete’s career, I AM ZLATAN instead marks a disoriented wandering of Zlatan Ibrahimović’s own history without the professional having anything to do with this film. Due to the rather amateurish staging of all parties as well as an unexciting and surprisingly monotonous screenplay, this work appears like a somewhat higher-quality hobby or fan film that is supposed to captivate solely by the fact that we learn a little more about the past of a person who is celebrated all over the world for his footballing achievements. But for the fact that the film focuses exclusively on this aspect, the information cover is surprisingly thin and provides us neither with biographical insights nor an entertaining film that could unite football fans. A pity, really, when so many great films have been released in this section recently.
Source
[1] transfermarkt.de, #11 Zlatan Ibrahimovic, abgerufen am 23.05.2022Originaltitel | Jag är Zlatan |
Kinostart | 19.05.2022 |
DVD/Blu-ray – Release | 01.09.2022 |
Länge | ca. 100 Minuten |
Produktionsland | Schweden | Dänemark | Niederlande |
Genre | Biografie | Drama | Sport |
Verleih | Telepool |
FSK |
Regie | Jens Sjögren |
Drehbuch | Jakob Beckman | David Lagercrantz |
Produzierende | Frida Bargo | Tina Bergström | Fredrik Heinig | Johan Häggström | Pascalle Kleingeld | Lone Korslund | Koji Nelissen | Matthias Nohrborg | Kim Oomen | Derk-Jan Warrink |
Kamera | Gösta Reiland |
Schnitt | Henning Mark |
Besetzung | Rolle |
Granit Rushiti | Zlatan (Alter 17) |
Dominic Andersson Bajraktati | Zlatan (Alter 11) |
Cedomir Glisovic | Sefik Ibrahimović |
Merima Dizdarevic | Jurka Gravic |
Håkan Bengtsson | Nils-Åke |
Selma Mesanovic | Sanela (Alter 13) |
Linda Haziri | Sanela (Alter 20) |
Emmanuele Aita | Mino Raiola |
Gijs Naber | Ronald Koeman |
Duccio Camerini | Luciano Moggi |
Helena Ellison | Annelie |
Matilda Limås | Lisa |
Marco Cenaki | Balkan coach |
Sami Rabie | Keki (Alter 6) |
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