Durch die Romane von Ian Fleming und deren Verfilmungen wurde der Spion James Bond Weltberühmt. Allerdings war Fleming nicht der einzige Autor, der Bücher über Spione schreiben sollte. Bereits im Jahr 1949, vier Jahre vor der Veröffentlichung der ersten Bond-Romane, hat der französische Schriftsteller Jean Bruce seine Geschichten über den Geheimagenten mit der Dienstnummer OSS 117 niedergeschrieben. Die Figur Hubert Bonniseur de la Bath ist genau wie James Bond ein weltmännischer und charmanter Frauenschwarm. Die Geschichten waren in Frankreich so beliebt, dass es bereits im Jahr 1956 zur ersten Verfilmung des Stoffes kommen sollte. Bei dem Film MÄNNER, FRAUEN UND GEFAHREN hat es sich noch um einen relativ ernsten Spionagefilm gehandelt, der bis in das Jahr 1971 sieben Fortsetzungen bekommen sollte. Danach wurde es still um den französischen Geheimagenten.
35 Jahre sollte es dauern, bis Regisseur Michel Hazanavicus OSS 117 neues Leben eingehaucht hat, allerdings mit einem anderen Ziel. Dem Regisseur war bewusst, dass die Romane im 21. Jahrhundert voller veralteter gesellschaftlicher Bilder sind und somit wurde der Film OSS 117 – DER SPION, DER SICH LIEBTE zur Parodie des Stoffes. Hier wurde ein Film inszeniert, der voller spitzer Satire ist, mit einer Hauptfigur, die ihre sexistischen Ausfälle charmant weglächelt. Für die Rolle hätte niemand besseres besetzt werden können als Jean Dujardin. Dujardin wirkt wie ein französischer Sean Connery, der seiner Figur das Auftreten eines gutaussehenden Spions gibt. Darüber hinaus gibt er seiner Figur einen leichtfüßigen Humor, der ihn trotz seiner Ausfälle zum Sympathieträger macht. Mit OSS 117 – LIEBESGRÜSSE AUS AFRIKA ist mittlerweile der dritte Teil der Agenten-Parodie erschienen, diesmal unter der Regie von Nicolas Bedos. Ob es der Film schafft an die Qualitäten seiner Vorgänger anzuknüpfen erfahrt ihr in meinem Text.
Darum geht es…
Es ist das Jahr 1981, Agent OSS 117 (Jean Dujardin) befindet sich in Gefangenschaft, bei einer Mission nach Afghanistan wurde er von den Sowjets gefangen genommen. Kein Problem für den französischen Spion, er schafft es sich zu befreien, überwältigt seine Peiniger und flieht mit Hilfe einer CIA Agentin. Zurück in Frankreich merkt er, dass sich einiges in seiner Behörde verändert hat, der einst junge Agent gehört nun zum alten Schlag und muss Platz machen für neue fittere Spione. So lernt er den Agenten OSS 1001 (Pierre Niney) kennen, kurz bevor dieser sich nach Afrika begibt. Währenddessen wird OSS 117 damit beauftragt die Akten im Keller auf einem Computer abzutippen und auf Disketten zu speichern. So geht der Spion seiner neuen Tätigkeit widerwillig nach, bis er doch irgendwann Gefallen daran findet. Doch dann bietet sich für die Legende eine neue Chance zu altem Ruhm zurückzukehren. OSS 1001 ist verschwunden, während er eine Gruppe afrikanischer Rebellen infiltriert hat, also muss der alternde Agent nach Afrika reisen und dem Frischling aus der Patsche helfen.
Rezension
Wenn man eines über die OSS 117 Filme sagen kann, dann dass sie voller tiefschwarzem Humor sind. Dies ist einer der Gründe, warum sie es geschafft haben einen Platz im Herz vieler Filmfans zu ergattern. Das größte Highlight sind die politisch inkorrekten Gespräche, die der Agent mit anderen Figuren führt. Es handelt sich dabei um so überzogene Dialoge, dass einem sofort klar ist, dass es sich bei den Aussagen des Agenten um höchst verwerfliche Ansichten handelt. Die Filme prangern dabei das Bild an, dass uns die frühen Agentenfilme vermittelt haben. Der gutaussehende, charmante Weiberheld wird hier zu einer Karikatur seiner selbst. Insbesondere in diesem dritten Teil bekommen wir immer wieder vor Augen geführt, dass es sich bei OSS 117 um ein Relikt aus einer vergangenen Zeit handelt. Er muss Platz für neue jüngere Männer machen, die andere Ansichten vom Leben haben.
Der Film schafft es dabei einige urkomische Situationen zu erzeugen. Zum einen will der Film uns auf unsere europäische Ignoranz aufmerksam machen, indem der Agent in kein genau benanntes Land auf dem Kontinent Afrika reist, sondern eben einfach nach Afrika. Hier trifft er sich mit dem afrikanischen Präsidenten, der gerade kurz vor der Wiederwahl steht. So soll uns gezeigt werden, dass es sich um einen kulturell vielfältigen Kontinent mit sehr unterschiedlichen Ländern handelt. Zusätzlich versucht der Agent seinen Rassismus zu überspielen, indem er besonders freundlich zu den Bürgern Afrikas ist, dabei unterhält er sich mit ihnen aber wie mit minderbemittelten Kindern. Erneut hält uns OSS 177 – LIEBESGRÜSSE AUS AFRIKA den Spiegel vor und zeigt uns, dass wir alle Menschen sind und es keinen Unterschied macht, wo wir herkommen oder wie wir aussehen. Leider schaffen es nicht alle Gags zu zünden und vieles wird immer wieder verwendet, gerade die oben beschriebene Freundlichkeit wird etliche Male aus der Schublade geholt, dass man irgendwann genug hat.
One-Man-Show eines Charmeurs
Eine der größten Stärken von OSS 117 – LIEBESGRÜSSE AUS AFRIKA ist sein Hauptdarsteller. Wer Jean Dujardin nicht kennt, sollte sich unbedingt den Film THE ARTIST ansehen, in dem er einen Stummfilmstar spielt, der um seine Karriere bangt, weil der Tonfilm auf dem Vormarsch ist. Dujardin ist bekannt für sein charmantes Lächeln und seinen spitzen Humor. So schafft es der Schauspieler erneut seiner Figur die nötigen Attribute eines Geheimagenten zu geben. Im Gegensatz zu James Bond ist er allerdings kein Actionheld, sondern ein Weiberheld, der durch mehr Glück als Verstand immer wieder unbeschadet von seinen Missionen zurückkehrt. Bei den OSS 117 Filmen ist die deutsche Synchronisation sehr empfehlenswert. Jean Dujardin bekommt seine deutsche Stimme von Oliver Kalkofe, der der Figur den nötigen Witz verleiht.
Der Film versucht darüber hinaus die Stimmung von Agentenfilmen der 1970er und 1980er einzufangen. Das merkt man sowohl an den Dialogen, die für heutige Ohren etwas seltsam klingen können, aber das Gefühl der Zeit wunderbar einfangen. Zusätzlich setzt die Kameraarbeit im Film auf viele Stilmittel der Agentenfilme. So sehen wir beispielsweise viele Zooms, die die Verwunderung bestimmter Figuren einfangen soll. Außerdem wirkt der Film wie andere Filme aus der Zeit etwas grobkörniger als heutige Hochglanzproduktionen und bekommt dadurch eine gewisse Rohheit, die man heute nur noch selten zu sehen bekommt. Wenn es allerdings um Spezialeffekte geht, verliert der Film etwas an Wirkung. Man erkennt sehr schnell, wenn OSS 117 vor einem Green Screen steht, eine Technologie, die es damals noch nicht gab.
Fazit
James Bond ist euch zu ernst? Jason Bourne ist euch zu modern? Dann gebt doch dem Agenten OSS 117 eine Chance. Der Film OSS 117 – LIEBESGRÜSSE AUS AFRIKA ist eine sehr witzige Parodie, auf die frühen Agentenfilme. Der Film präsentiert uns einen rassistischen und sexistischen Helden, dessen Handlungen so überspitzt präsentiert werden, dass sofort klar wird, dass es sich um eine Satire handelt. Der Film setzt sich kritisch mit der französischen Kolonialgeschichte, mit Alltagsrassismus und Sexismus auseinander und schafft es diese schwierigen Themen in ein leichtfüßiges Gewand zu kleiden. Gerade mit Jean Dujardin sehen wir eine Hauptfigur, die einem Geheimagenten den nötigen Charme gibt. Leider zünden nicht alle Gags, trotzdem handelt es sich bei dem neusten Abenteuer des Geheimagenten um einen sehr sehenswerten Film.
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Agent OSS 117 (Jean Dujardin) ist zurück und sendet uns diesmal LIEBESGRÜSSE AUS AFRIKA. In der Agentenfilm-Parodie begleiten wir den gealterten Agenten, wie er aus einem sowjetischen Gefängnis ausbricht, um dann in Frankreich einen Schreibtischjob zu bekommen. Als dann aber der junge Agent OSS 1001 (Pierre Niney), in Afrika verschwindet, darf 117 den Schreibtisch verlassen und seinen Kollegen aus der Gefangenschaft der Rebellen befreien.
Bei diesem dritten Teil der Reihe sitzt erstmalig Nicolas Bedos auf dem Regiestuhl und schickt den Agenten in ein neues Abenteuer. Dabei ist eine sehr schwarzhumorige Parodie entstanden, die sich kritisch mit der französischen Kolonialgeschichte und dem Sexismus der frühen Agentenfilme auseinandersetzt. Der Film hat einige sehr komische Momente, die leichtfüßig in die Handlung eingewoben werden. Leider kommt es zu einigen Wiederholungen, wodurch der Film zum Ende etwas schwächer wird. Allerdings wird vieles durch den großartigen Jean Dujardin wettgemacht. Der Schauspieler gibt seiner Figur den Charme eines Sean Connery, ohne dabei zu ernst zu werden. Gerade für Fans der Reihe wird sich der Film lohnen, man kann den dritten Teil aber auch ohne jegliches Vorwissen genießen.
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Originaltitel | OSS 117: Alerte rouge en Afrique noire |
DVD/Blu-ray – Release | 09.12.2021 |
Länge | ca. 117 Minuten |
Produktionsland | Frankreich | Belgien |
Genre | Action | Komödie |
Verleih | Koch Films |
FSK |
Regie | Nicolas Bedos |
Drehbuch | Nicolas Bedos | Jean Bruce (Vorlage) | Jean-François Halin |
Produzierende | Eric Altmayer | Nicolas Altmayer | Hemal Shah | Jim Shamoon | Mario Zvan |
Musik | Anne-Sophie Versnaeyen |
Kamera | Laurent Tangy |
Schnitt | Marie-France Michel |
Besetzung | Rolle |
Jean Dujardin | Hubert Bonisseur de la Bath |
Pierre Niney | Serge |
Fatou N’Diaye | Zéphyrine Sangawe Bamba |
Natacha Lindinger | Micheline Pierson |
Wladimir Yordanoff | Armand Lesignac |
Gilles Cohen | Roland Lépervier |
Habib Dembélé | Koudjo Sangawe Bamba |
Ivan Franek | Kazimir |
Pol White | Léon Nkomo |
Emile Abossolo M’bo | Pamplemousse |
Ibrahim Koma | Promedi |
Melodie Casta | Jessica |
Brice Fournier | Le broussard |
Christelle Cornil | Josy Le Dentu |
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