Nach seinem Aufenthalt im Gefängnis kehrt der Yakuza-Killer Muraki in sein altes Leben zurück. Beim illegalen Glücksspiel macht er die Bekanntschaft mit einer jungen Frau, die auf der Suche nach Spielen mit größeren Einsätzen ist. Beide geraten aneinander, während sich Konflikte zwischen verschiedenen Clans zuspitzen.
Rezension
Menschen sind seltsame Tiere, heißt es zu Beginn Masahiro Shinodas PALE FLOWER, der knapp sechzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung 1964 erstmals in deutschen Kinos zu sehen ist. Sie sehen aus wie Tote, sie überspielen ihre Qualen bloß, fährt das Voice-Over des Hauptcharakters unbeeindruckt fort und stellt sich daraufhin die Frage, was so schlimm daran wäre, einem dieser Tiere, das Leben zu nehmen. Gedankengänge wie diese und die eindringlichen Aufnahmen von Masao Kosugi (DEMON POND, ONE WAY TICKET TO LOVE) illustrieren früh den Grundtenor des in der Japanese New Wave sowie im Yakuza- und Drama-Genre angesiedelten Filmklassikers.
Dieser folgt der Rückkehr seines Protagonisten in eine Welt, die kaum freier und freundlicher ist als die des Gefängnisses, in dem Muraki wegen eines Tötungsdelikts mehrere Jahre eingesessen hat. Eine unterkühlte, schmuckarme Welt, deren Reiz für ihn und andere, vereinzelt überspitzte Figuren in der Nacht, der Dunkelheit, den zwielichtigen Gassen und Clubs verborgen liegt. Dort, wo Muraki auch der mysteriösen Saeko zum ersten Mal begegnet, sich ein ambivalentes Miteinander der zwei ungleichen Charaktere entspinnt und die Geschichte um Verstrickungen in kriminelle Fehden sowie Tumult- und Gewaltausbrüche nachrangig sind.
PALE FLOWER erzählt nur am Rande von Clan- und Killerkonflikten, ausgiebiger vom Leben einzelner Außenseiter*innen jenes Milieus. Von der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, der eigenen Existenz, mit dem eigenen Platz in der Gesellschaft. Und von einer Figurendynamik, die sich von vielerlei Obsessionen nährt und sowohl den von Ryō Ikebe (EARLY SPRING) ruhelos porträtierten Yakuza-Killer als auch die oberflächlicher umrissene Saeko, gespielt von Mariko Kaga (LOVE LETTER), in einen fatalen Bann zieht. Zwischen ihnen entsteht eine fluide Wechselbeziehung, die nur wenige Worte benötigt, um sich zu etablieren und zu festigen. Vollständig entschlüsselt wird sie bis zum Schluss nicht, in den wirksamen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und insbesondere bestimmten Einzelszenen – die Anspannung beim Tehonbiki, ein nächtliches Straßenrennen – jedoch eindringlich beobachtet.
Wiederholte Ausflüge in die nächtlichen Glücksspiel-Gefilde, fesselartige Verstrickungen in die Clanstrukturen und nebenläufige Gesellschaftsskizzen verdichten sich in den zumeist ungeschönten, schwermütigen Bildern zu einem stimmungsvollen japanischen Film-Noir. Einem Geflecht aus Gangsterstreifen und Figurendrama mit existentialistischen, melancholischen Zügen. Und Bildern, die präzise komponiert und gefilmt, mit geschicktem Perspektiv-, Licht- und Schatteneinsatz dichte Spannungsmomente entwickeln. Szenenweise gezielt abgerundet von einem auffälligen Score, der beim Kartenspiel über den Graustufen tobt.
Fazit
Durchdacht gefilmtes, wenig angestaubtes und mit präzisem Handwerk umgesetztes Gangster- und Milieusdrama. In stimmungsvollen Aufnahmen verweben sich mehrschichtige Obsessionen der kantigen Figuren Shinodas PALE FLOWER zu einem thematisch vielgestaltigen Klassiker.
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Originaltitel | 乾いた花 |
Kinostart | 1.3.1964 |
Länge: | 96 minuten |
Produktionsland | Japan |
Genre: | Krimi | Liebesfilm |
Regie | 篠田正浩 |
Producer | Masao Shirai | Shigeru Wakatsuki |
Kamera | Masao Kosugi |
Musik | 高橋悠治 | Toru Takemitsu |
Cast | 池部良, 加賀まりこ, 藤木孝, 杉浦直樹, 三上真一郎, ささきいさお, Koji Nakahara, 原知佐子, 宮口精二, 東野英治郎, Mikizo Hirata, 山茶花究, Sōhei Kurata, Shin'ya Mizushima, 竹脇無我, Hiroshi Mizushima, 玉川伊佐男, Tomoko Saitō, 国景子, 田中明夫 |
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