Rezension
21 Jahre nach dem ersten Teil, geht das Leben von Mux (Jan Henrik Stahlberg) nach einem langen Koma weiter und er hat es sich zum Ziel gemacht, die Welt ein wenig gerechter zu gestalten. Gerechtigkeit bedeutet für ihn vor allem der Kampf gegen das Kapital und die Klassengesellschaft. Dass dabei auch das Prekariat in Mitleidenschaft gezogen wird, ist ein kaum bemerkter Nebeneffekt. Mit radikalen Mitteln stellt Mux in MUXMÄUSCHENSTILLX das gegenwärtige Leben auf den Kopf und zeigt wohlhabenden Menschen (‘der Elite’) nicht nur ihre Grenzen, sondern vor allem auch ihre Verantwortung auf. Im Gegensatz zum ersten Teil wird die Fortsetzung nun deutlich politischer.
Egal ob man den ersten Film gesehen hat oder nicht, die Botschaft der Fortsetzung ist problemlos verständlich. Sozialkritisch wird ein Mockumentary erzählt, welches erschreckende Aktualität hat und sogar schon ein Bild der Sondierungsverhandlungen zwischen der SPD und der CDU im Jahr 2025 enthält. Immer wieder erinnert der Umgang mit politischen Inhalten an die ungewöhnlichen und kritischen Ansätze von Christoph Schlingensief ohne ihn jedoch zu imitieren. Dabei wird fast schon episodenhaft eine abgerundete Story von der Erläuterung des Problems (Neoliberalismus) bis zur finalen Eskalation (Mux ist tot – Es lebe der Muxismus) entwickelt.

Muxmäusschenstill X ©2025 Filmwelt Verleihagentur
Optisch erleben wir eine klassisch deutsche Darstellungsweise mit kühlen und kontrastarmen Farben und kreativlosen Kameraperspektiven – ganz so, als wäre es mit dem Handy nebenbei gefilmt wurden, so wie es das Werk selbst suggeriert. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen dabei so, dass nur noch schwer einschätzbar ist, ob die Inhalte nicht tatsächlich ohne Komparsen in realen Umgebungen entwickelt wurden. Das wiederum fördert die Relevanz der Kritik am Zeitgeist und Kapitalismus. Die Hauptfigur selbst steckt voller Widersprüche und wirkt dadurch unnahbar, doch genau das ist auch gewünscht. Einzelne Ideen des ersten Teils finden erneut Anwendung und verleihen dem Film eine Stromberg-Atmosphäre. Dennoch erleben wir nun nicht mehr den persönlichen Rachefeldzug eines Spießbürgers, sondern sehen, wie sich die Welt verändert hat.
Fazit
Politische Satire sprengt Grenzen von denen wir nicht wussten, dass sie existieren. MUXMÄUSCHENSTILLx erzählt den ersten Teil geschickt weiter ohne ihn auch nur ansatzweise zu kopieren und obwohl er fast schon aus der Zeit gefallen scheint, widmet sich der Film den aktuellen deutschen Herausforderungen und weicht von der Situationskritik ab. Nahbar ist das Werk nur wenig, aber wer Satire mag und sich mit eher linken politischen Themen beschäftigt, kommt voll auf seine Kosten. Ein Film zum diskutieren und nicht zum genießen. Ein Film der unangenehm wirkt und den Finger in alte und neue Wunden legt. Der Schlingensief der Neuzeit?
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Originaltitel | Muxmäuschenstillˣ |
Kinostart | 1.5.2025 |
Länge: | 103 minuten |
Produktionsland | Germany |
Genre: | Komödie |
Regie | Jan Henrik Stahlberg |
Executive Producer | Martin Lehwald |
Cast | Bettina Hoppe, Sophie Roeder, Jan Henrik Stahlberg, Tilman Vellguth, Matthias Brenner, Bernhard Geffke, Tanju Bilir, Eduard Burza, Thomas Bading |
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