Originaltitel: Pavarotti
Kinostart: 26.12.2019
DVD/Blu-ray – Release: 08.05.2020
Länge: ca. 117 Minuten
Produktionsland: USA | Vereinigtes Königreich
Regie: Ron Howard
Genre: Dokumentation
Verleiher: Wild Bunch Germany
Wer kennt ihn nicht: Luciano Pavarotti ist der wohl erfolgreichste Opernsänger aller Zeiten! Doch kennen wir ihn wirklich so gut wie wir glauben? 1935 in Italien geboren, wurde aus dem Sohn eines Tenors selbst ein Musiker, der mit seiner Stimme Welten bewegen konnte und seinen Ruhm nutzte, um Freude und Gutes in den traurigen Alltag vieler Menschen zu bringen. Im Rampenlicht aller Scheinwerfer war zwar auch sein Leben erfüllt von Krisen und Erfolgen, doch lies er sich nie entmutigen und versuchte stets die positiven Ansichten aus allen Ereignissen zu ziehen. Bereits 2010 veröffentlichte die ARD eine einstündige Kurzdokumentation zu dem Ausnahmesänger in der Filmreihe: Legenden.
Für diesen Langfilm fand sich nun kein geringer als der Regisseur Ron Howard, der ungefähr zeitgleich mit Pavarotti die große Bühne betrat, wenn auch zu Beginn nur als Kinderdarsteller in diversen Produktionen. Nachdem seine Schauspielkarriere jedoch nur bedingt fruchtete, zeigte er als Regisseur noch deutlich mehr Talent. Werke wie APOLLO 13, A BEAUTIFUL MIND – GENIE UND WAHNSINN und RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG finden sich in seinen Produktionen wieder, die allesamt große Kino- und Filmerfolge darstellen. Auch mit Filmen über Musik und Musiker hat Howard bereits einige Erfahrungen sammeln können, denn in MADE IN AMERICA beschäftigt sich der Regisseur mit dem Künstler Jay-Z und bei THE BEATLES: EIGHT DAYS A WEEK – THE TOURING YEARS sagt wohl schon der Titel alles Notwendige aus.
Darum geht es…
In PAVAROTTI wird dem Zuschauer in drei erkennbaren Akten das Leben des Luciano Pavarotti vorgestellt. Dabei erzählt Howard recht ausgewogen über das private Leben sowie auch seiner öffentlichen Präsenz – über seine Fähigkeiten sowie auch über seine Schwächen und Vorlieben. Weitestgehend chronologisch zusammengestellt werden Interviews mit Familienangehörigen zusammengefasst mit Bildern und Aufnahmen, die die Öffentlichkeit so bisher noch nicht kannte. Stets im Fokus befindet sich immer der berufliche Werdegang des Ausnahmekünstlers. Dafür wurden viele Live-Aufnahmen von Opern und Konzerten eingespielt. Mangels der Möglichkeit selbst noch Interviews zu führen, greift Howard auf umfangreiches Archivmaterial zurück, welches Pavarotti von allen Seiten seines Lebens zeigt.
Rezension
Wieder einmal hatte ich das Glück eine ausnahmslos brillante Dokumentation sehen zu können, die wohl langfristig mein Leben bereichert hat. Vorweg sei nämlich gesagt: Ich bin kein Interessent jeglicher Opern und habe bis heute auch noch nie eine gesehen, kannte jedoch Luciano Pavarotti zumindest namentlich schon und habe bis heute das Ziel mir einmal ein solches Werk zu Gemüte zu führen. Dementsprechend liegt diese Kunstform mir nicht gerade nah und es fällt mir schwer mich mit der Art der Musik und Schauspielkunst zu identifizieren. Und dennoch – oder gerade deswegen – übersteigt die Begeisterung für diesen Film einfach alles!
In eine kleine Rahmengeschichte eingebettet zeigt und Howard in atemberaubender Geschwindigkeit eine Sammlung von Bild- und Videomaterial, welches unerschöpflich scheint. Aus allen Lebenslagen und für so ziemlich jedes Ereignis im Leben Pavarottis scheint es Medien zu geben, die diese belegen. Dies ist eine Dokumentation, die es schafft, ein ganzes Leben in gerade einmal zwei Stunden Film zu packen und dabei scheinbar nichts auszulassen. Selten hat das Publikum einen solch grandiosen und breiten Überblick über einen Menschen vor sich, wie hier. Auch ich, der diesen Menschen nur vom Namen her kannte, habe nun das Gefühl einfach alles zu wissen, was es über den Tenor zu wissen gibt – davor ziehe ich meinen Hut!
Viele Informationen mit leichten Verwirrungen
Doch diese kompakte Darstellung von einer solchen Menge an Informationen bringt auch gelegentliche Verwirrung mit. So ist es immer wieder schwer den Überblick zu behalten, zu welcher Zeit die aktuelle Handlung gerade spielt, in welchem Land sie stattfindet oder gar wer auf den vielen Fotos die Hauptfigur dieser Dokumentation ist. Quer durcheinandergewürfelt werden uns nämlich sowohl Jugend- als auch Erwachsenenbilder jeden Alters gezeigt, bei denen es teilweise recht hilfreich gewesen wäre sie etwas länger wirken zu lassen, etwas mehr zu sortieren oder kleine grafische Spielerein einzubauen.
Doch weitestgehend lässt Ron Howard uns einfach mit dem Bündel an Informationen stehen, was jedoch keineswegs als großer Kritikpunkt aufgefasst werden sollte, denn nur dadurch schafft er es auch dieses komplexe Bild des Sängers zu formen und dabei gefühlt jede Wissenslücke auszufüllen. Doch neben dieser Fülle an Inhalten schafft es der Regisseur zeitgleich auch die Ruhe zu finden, die geschaffene Kunst von Pavarotti zu zeigen und wirken zu lassen. Große Momente, die in dessen Vita geradezu herausstrahlen, bekommen ausreichend Würdigung, damit sich das unwissende Publikum selbst eine Meinung bilden und das wissende Publikum einfach diese Pracht genießen kann.
Rührend bis zum Schluss
Leidenschaft und Herzblut zeigen sich in jeder Sequenz des Films und ebenso wie Howard bei der Recherche immer gespannter in die Materie hereingesogen wurde, schafft er dieses Gefühl auch auf die Leinwand zu projizieren. Den Höhepunkt findet der Film auch im Höhepunkt des Lebens Pavarottis: der legendäre Auftritt der drei Tenöre! Spätestens da fällt sowohl von Luciano Pavarotti sowie Ron Howard als auch letztlich vom Zuschauer alle Last des Lebens ab – bei jedem jedoch in unterschiedlichen Lebenssituationen. Gleich mehrere Szenen haben es geschafft mich zu Tränen zu rühren und die Musik voll aufzudrehen. Dieses Werk ist wie geschaffen für das Kino, denn Sound und Bild können kaum besser genossen werden als in den heiligen Hallen der Filmlandschaft.
Als bereits zuvor erwähnte Rahmengeschichte für diese Dokumentation dienen zwei Fragen einer Journalistin: „Wie soll man sich in 100 Jahren noch an dich erinnern?“ – „Und als Pavarotti als Mensch?“ Diese beiden präzise getroffenen Formulierungen schaffen es mein Herz aufgehen zulassen und eine innere Brücke zu bauen zwischen die Idol, der Legende der Opernmusik und einem bodenständigen Menschen, dem es sein ganzes Leben lang wichtig war Glück und Freude zu transportieren und stets mit Herz und Liebe die Schwierigkeiten auf dem eigenen Weg zu meistern. Ihr sucht einen inspirierenden Menschen für euer eigenes Leben? Schaut euch doch einmal Luciano Pavarotti an und ein bester Anfang wäre eben diese Dokumentation!
Tenor, Familienvater, Samariter – Luciano Pavarotti ist Zeit seines Lebens als legendärer Musiker der internationalen Opernkunst bekannt gewesen und glänzte immer wieder durch absolute Perfektion. Regisseur Ron Howard hat sich nun der Biografie dieses Menschen angenommen und Interviews, Bilder, Videoaufnahmen und sonstige Eindrücke des Sängers zusammengetragen und äußerst ergreifend und liebevoll in einer cineastischen Hommage aufgearbeitet. Vom ersten Moment an schafft es Howard die Begeisterung auch in Zuschauern zu wecken, die nichts mit Oper oder dieser Musikform anzufangen wissen. Doch auch für Fans des Tenors gibt es umfangreiches Material, welches bisher nicht öffentlich gezeigt wurde und neue Einblicke in sein bewegendes Leben bieten. Der Informationsgehalt ist enorm und es bleibt absolut keine Frage offen. Darüber hinaus werden aber auch viele Eindrücke in die Schaffensperiode des Künstlers geboten, die mitreißender kaum sein könnten. Doch das wohl Wichtigste: Pavarotti wird hier nicht in den Himmel gelobt, sondern es werden sowohl Krisen als auch Erfolge gleichermaßen betrachtet und die Vielschichtigkeit dieses Menschen beleuchtet. Somit bekommen wir auch abseits seiner überragenden Bühnenpräsenz einen Eindruck Pavarottis, der letztlich zeigt, dass er stets eine bodenständige Persönlichkeit geblieben ist. Tränengerührt bleibt mir also nur noch zu sagen: Luciano Pavarotti war kein Heiliger, was uns hier auch gezeigt wird, aber er war verdammt nah dran – Ron Howard ist kein Meisterregisseur, aber er ist verdammt nah dran!