Der in Teheran geborene Filmregisseur, Produzent, Schauspieler und Drehbuchautor Majid Majidi ist als einer der besten iranischen Filmemacher bekannt. Bereits im Alter von vierzehn Jahren spielte Majidi in Amateur-Theatergruppen mit, die von einer Organisation gefördert wurde, die sich für den Einsatz von Kindern und Jugendlichen in Iran eingesetzt hat. Nachdem Majidi sein Schauspielstudium in Iran abgeschlossen hat, spielte er zunächst in Filmen mit, bis er dann anfing Filme selbst zu inszenieren. Sein Film SUN CHILDREN wurde 2020 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig aufgeführt. Majidis Fokus in seinen Filmen ist das Innenleben der Kinder, wie auch in seinem aktuellen Film. Im Vorfeld wurden Kinder gecastet, die in ihrem Lebensalltag wirkliche Straßenkinder sind. Die afghanischen Einwanderer Shamila (Zahra) und dessen Bruder Abolfazl arbeiten ebenfalls in ihrem realen Leben und gehen zwischenzeitlich zu einer Schule für Straßenkinder. Der Hauptdarsteller Roohollah hatte ebenso keine Schauspielerfahrung und dennoch war Majidi von ihm überzeugt.
Darum geht es…
Ali und seine Freunde sind schon seit längerer Zeit Straßenkinder. Um Überleben zu können tun sie alles, um Geld zu verdienen. Dies sind kleine Aufträge, die sie für andere durchführen, oder die Arbeit in einer Werkstatt. Die Gruppe geht ab und an ein Risiko ein, in dem sie Aufträge annehmen, welche Straftaten sind. An einem Tag bekommt Ali einen neuen Auftrag von jemanden, mit dem er in der Vergangenheit schon öfters gearbeitet hat. Ali soll gemeinsam mit seinen Freunden einen Schatz wiederfinden, der sich in einem Tunnel unter der „Sun Children“ Schule befindet. Um an den Schatz heranzukommen, schreiben sie sich an der „Sun Children“ Schule ein. Für Ali scheint es zu Beginn eine einfache Sache zu sein und er hofft mit Hilfe des Schatzes, seine Mutter aus der Psychiatrie rauszuhelfen. Mit der Zeit häufen sich die Pflastersteine, die für Ali auf den Weg zum Schatz liegen. Ali möchte mit allen Mitteln an die Beute herankommen und begibt sich und seine Freunde unwissend in Gefahr.
Rezension
Majid Majidi taucht ein in die Welt der Straßenkinder, die meines Erachtens zu selten in Filmen präsentiert wird. SUN CHILDREN ist hierbei auf jeden Fall eine Besonderheit und ist einer dieser Filme, der durch das Mainstream-Kino leider nicht die volle Aufmerksamkeit bekommen wird. Authentizität wird in Majidis neuem Film großgeschrieben und diese findet man in vielen Aspekten wieder. Angefangen bei der Umsetzung des Alltagslebens der Straßenkinder. Der Film zeigt uns wie Straßenkinder den ganzen Tag über schuften müssen und nur wenige von ihnen die Möglichkeit bekommen, eine Schule zu besuchen. Das es beim Cast um teilweise wirkliche Straßenkinder handelt, macht es authentischer in seiner Wirkung, die der Film ausstrahlt. Auch wenn viele Aspekte der Kinderarbeit im Film aufgezeigt werden, ist manches für die Dramatik des Films dazu gedichtet worden. Es gibt Szenen im Film, wo die Kinder zu einfach davonkommen, wobei es in der Realität leider ganz anders aussieht.
Afghanen in Iran
Es ist in Deutschland leider wenigen die Lage der afghanischen Einwanderer in Iran bewusst. Aus diesem Grund habe ich vollen Respekt vor Majid Majidi, der in seinem neuen Film afghanischen Einwanderern eine Stimme gibt. SUN CHILDREN provoziert nicht und zeigt nicht mit gehobenem Finger darauf, dass alle Menschen im Iran afghanische Einwanderer bewusst unterdrücken. Im Gegenteil, es gibt eine sehr bewegende und großartig inszenierte Szene, die ich an dieser Stelle kurz erwähnen möchte.
Im Film wird die „Sun Children“ Schule von Fördergeldern unterstützt und aus diesem Grund ist es für den Rektor der Schule relativ schwer die Miete der Schule zu bezahlen. Als ein Anwalt auf Befehl des Gerichts aufgrund von fehlender Mietzahlung die Schule schließen möchte, will er den Rektor keine weitere Chance geben. Aus diesem Grund befehlen der Rektor und die Lehrer den Kindern, dass sie über das Schultor klettern sollen, da sie sich nicht verbieten lassen sollen, nicht zur Schule zu gehen. Die Szene zeigt auf, dass in der Schule alle Kinder gleichbehandelt werden, ganz egal aus welcher Nation sie kommen, denn hier geht es nur darum Kindern einen Raum zu geben sich zu bilden.
Die Stärke des Selbstwertgefühls
Im Grunde bekommt man in SUN CHILDREN überwiegend den Eindruck vermittelt es handelt sich um die Suche eines unauffindbaren Schatzes. Doch im Nachhinein sind die Charaktere und das was sie verbindet der wahre Kern des Films. Majidi verdeutlicht klar, dass sein Film eine Widmung an all die Straßenkinder auf der ganzen Welt ist, die trotz ihrer Umstände jeden Tag aufs Neue aufstehen und sich nicht unterkriegen lassen. Dennoch gibt es viele Schicksalsschläge, die diese Kinder einstecken müssen und darauf geht der Film auch ein. Da die Suche nach dem Schatz zum Großteil den Raum der Handlung einnimmt, geraten zwischenzeitlich Charaktere in den Hintergrund und dessen Zukunft wird leider mit einem bitteren Nachgeschmack beendet. Auf der einen Seite fühlt sich der Film wie ein Abenteuer an und auf der anderen Seite ist es die bittere Realität, die Majidi aufzeigt und eine Hoffnung bereitet. Der fantastische Score sorgt vor allem dafür, dass man mit dem Protagonisten mitfiebert.
Fazit
SUN CHILDREN fühlt sich nachträglich an wie ein mitreißendes Abenteuer in Teheran, dass die Welt der Straßenkinder Zuschauenden auf eine mitfiebernde und nachdenkliche Weise rüberbringt. Majid Majidis Film sollte man definitiv geschaut haben. Er erzählt teilweise ein spannenderes Abenteuer als aus einem Hollywood Film, und spricht wichtige Themen an, auch wenn sie nicht in die Tiefe gehen. Stellenweise verliert Majidi seine Charaktere aus den Augen, doch mit der glanzvollen Schauspielleistungen der Kinder bleibt man als zuschauende Person dran, um wissen zu wollen, wie die Zukunft für sie aussieht. Auch wenn nicht alles der Realität entspricht, was die Darstellung der Kinderarbeit angeht ist es dennoch erfrischend zusehen, dass diese weiterhin aktuelles Thema ist und Relevanz im Kino findet. Abschließend gesagt ist SUN CHILDREN ein wichtiger und atmosphärischer, spannender Film, der den Zuschauenden mit vielen Gefühlen herauslässt.
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Originaltitel | Khorshid |
Kinostart | 05.05.2022 |
Länge | ca. 99 Minuten |
Produktionsland | Iran |
Genre | Drama |
Verleih | MFA |
FSK |
Regie | Majid Majidi |
Drehbuch | Majid Majidi | Nima Javidi | Alireza Abedizadeh |
Produzierende | Majid Majidi | Amir Banan |
Musik | Ramin Kousha |
Kamera | Hooman Behmanesh |
Schnitt | Hassan Hassandoost |
Besetzung | Rolle |
Ali Nassirian | Hashem |
Javad Ezati | Vice-Principal Rafie |
Tannaz Tabatabaei | Alis Mutter |
Roohollah Zamani | Ali |
Mohammad Mahdi Mousavifar | Mamad |
Shamila Shirzad | Zahra |
Abolfazl Shirzad | Abolfazl |
Mani Ghafouri | Reza |
Safar Mohammadi | Mr. Safar |
Ali Ghabeshi | Principal Amani |
Babak Lotfi Khajepasha | The Teacher |
Keyvan Beygi | Mohseni |
Mahdi Sanei | Danial |
Mohammadreza Vakili | Kaveh |
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