Die Gesta Danorum ist eins der wichtigsten literarischen Werke der dänischen Historie. Es umfasst die heroische dänische Geschichte, die in 16 Bänden im Jahre 1185 durch den geistlichen Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus festgehalten wurde. Eine der enthaltenen Sagen, berichtet von Amletus, der darum fürchtet, von seinem Onkel Fengo, der bereits Amletus‘ Vater ermordet und seine Mutter geehelicht hat, umgebracht zu werden. Dieser ergreift die Flucht, doch ein späteres Zusammentreffen der beiden Feinde ist unvermeidbar. Wer sich ein wenig in der internationalen Literatur auskennt, wird schon jetzt erahnen, dass hier viele Ähnlichkeiten zu Shakespeares Hamlet existieren, und tatsächlich soll dessen Geschichte auch von der dänischen Vorlage wissentlich oder unwissentlich inspiriert sein.
Auf Anraten seiner Frau, die sehr angetan von isländischen Wikingergeschichten ist, nahm sich Robert Eggers die dänische Vorlage, um daraus eine neue, mythologisch geprägte Geschichte zu entwickeln. Zur Entwicklung der Geschichte holte sich Eggers Unterstützung vom isländischen Autoren Sigurjón Birgir Sigurðsson, der bereits seit seiner Jugend von den isländischen Sagen fasziniert ist. Für die Realisierung setzte er jedoch auf sein übliches Team. Zusammen mit Jarin Blaschke als Kameramann und Louise Ford, die für den Filmschnitt zuständig ist, produzierten die drei nun den dritten gemeinsamen Langfilm des Newcomer-Regisseurs, der sich mit DER LEUCHTTURM bereits jetzt ein Denkmal in der Filmgeschichte gesetzt hat. Auch THE NORTHMAN wirft große Schatten voraus, denn nicht nur Willem Dafoe, der zuvor ebenfalls in DER LEUCHTTURM zu sehen war, ist wieder an Bord, sondern auch Stars wie Nicole Kidman, Ethan Hawke, Anya Taylor-Joy und Alexander Skarsgård.
Darum geht es
895 nach Christus im Königreich Hrafnsey. Nachdem der Wikingerkönig Aurvandil aus einer heroischen Schlacht zurückkehrt und angeschlagen erkennen muss, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis das Ende seiner Regentschaft eintritt, gibt es für ihn nichts Wichtigeres, als seinen einzigen Sohn Amleth auf die Thronfolge vorzubereiten und ihm seine Macht zu übertragen. Nach Beendigung eines Rituals entgleist dem König jedoch die Kontrolle und sein Halbbruder Fjölnir, der selbst auf den Thron scharf ist und dem klar ist, dass er anderweitig keine Chance einer Regentschaft hat, ermordet Aurvandil hinterrücks. Amleth muss fliehen und schwört sogleich Rache. Viele Jahre später ist Amleth selbst zum großen Krieger herangewachsen, der jedoch seinen Schwur im Laufe der Zeit immer weiter verdrängt hat. Als ein Ereignis ihn jedoch wieder daran erinnert, bietet sich ihm die Möglichkeit, zurückzukehren und sein Leben neu zu ordnen.
Rezension
Ist Robert Eggers der neue Ridley Scott? Letzterer bewies zuletzt immer wieder, dass er große historische Themen meisterhaft in bombastische Kinoabenteuer verwandeln kann. Auch Eggers scheint sich gerade diese Fähigkeit anzueignen, denn mit THE NORTHMAN vergreift er sich an einer legendären poetischen Vorlage, verknüpft diese mit realen historischen Ereignissen und inszeniert sie mittels fiktiver und mythologischer Elemente. Wie schon in DER LEUCHTTURM zu sehen war, fällt es Eggers leicht Atmosphäre zu erzeugen, und diese vor allem durch Natur und Umwelt wirken zu lassen. Tiefer, klebriger Matsch, der das Vorankommen erschwert, starke Regengüsse kombiniert mit schnellen und kraftvollen Windböen, die schon für sich eine beklemmende Wetterlage ausstrahlen, sowie bitterkalte Gebirgszüge, die nicht gerade Überlebensfreundlich erscheinen. All das und vieles mehr bekommen wir in etwas mehr als zwei Stunden Spieldauer auf der Leinwand zu sehen.
Eggers schafft es, die ganz besonderen Eigenheiten der isländischen Natur in all seinen Bildern regelrecht zu zelebrieren und weite, hügelige Landschaften mit felsenübersäten Küsten, Lava spuckenden Vulkanen und schaurig dunklen Wäldern in Einklang zu bringen. Die Handlung rutscht dabei teilweise sogar ins Hintertreffen und wird Opfer der faszinierenden Aufnahmen. Doch auch für Diejenigen, die sich gerne muskelgestählte und perfektionistische Körper, rohe und brutale Gewalt oder einfach nur frühmittelalterliche Bräuche und Gegebenheiten anschauen wollen, findet sich reichlich Futter.
Eine Ansammlung von Gaststars
Bis auf wenige Ausnahmen sind viele der Schauspielenden kaum wieder zu erkennen. Wüsste man nicht wie Willem Dafoe klingt, so könnte es sogar passieren, dass ein wenig Unaufmerksamkeit dazu führt, dass man seinen kurzen, aber einprägsamen Auftritt verpasst. Auch Ethan Hawke schafft es meisterhaft, sich seiner Rolle anzunehmen, während seine filmische Ehegattin Nicole Kidman sogar mit Lena Headey als Cersei Lannister aus GAME OF THRONES verwechselt werden könnte. Tatsächlich handelt es sich jedoch bei all den großen Namen eher um kleine Gastauftritte, die allesamt die Geschichte nur für kurze Zeit begleiten und daher auch nicht nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Einzig Alexander Skarsgård und Anya Taylor-Joy machen sich mit ihren Hauptrollen unvergesslich.
Dennoch scheint nicht alles so wunderbar ineinander zu greifen, wie es eigentlich sollte. Große Probleme hat THE NORTHMAN vor allem in der Sprache der Figuren. Allesamt sprechen sie englisch mit einem skandinavisch/isländisch wirkenden Akzent, der nicht so recht auf sie passen will und daher arg gekünstelt wirkt. Das schlimmere Übel ist jedoch, dass die Dialoge unglaublich gestelzt und einstudiert wirken und von jeglicher natürlichen Unterhaltung abweichen. Jeder einzelne Satz muss heroisch und machtvoll herausgequetscht werden, damit jeder einzelne Ton dem Gegenüber bis aufs Mark einschüchtert. Dieses durchgetaktete Sprachtempo vermittelt den Eindruck, als sei es parallel zu einem laufenden Metronom eingesprochen worden, wodurch in jedem Text sich eine massive Eintönigkeit einspielt, die mit der Zeit sogar in Langeweile umschlägt. Statt für das Kino scheint die Handlung eher für eine Theaterbühne geschrieben wurden zu sein, was anhand der Shakespear-Vorlage sogar deutlich wird.
Gefühlskalt und charakterschwach
Es ist alles etwas zu viel, alles etwas zu pompös, alles etwas zu eindringlich. Es fehlt oftmals der Sinn für die feinen Töne und für die leidenschaftliche und unvorhersehbare Dramaturgie. Tatsächlich jedoch werden Freunde von THE GREEN KNIGHT vollkommen auf ihre Kosten kommen, denn ähnlich wie schon David Lowery verknüpft Eggers viele beliebte Filmelemente miteinander, um daraus ein mythologisch hochtrabendes Epos zu erschaffen, der Kinogästen die einzigartige Bedeutung des Lichttheaters noch einmal näherbringt. Während wir zudem einen überragenden Payoff erhalten, der Pingpong mit unserer Gefühlswelt spielt und sich in einer absolut sehenswerten Kulisse zuträgt, ist es gerade die Heldenreise, die oftmals eintönig und langatmig erscheint. Der expositorische Teil wird nicht genutzt, um die Hauptfigur aufzubauen und uns in seiner Charakterbildung näher zu bringen, sondern lediglich, um eindrucksvolle Bilder zu entwickeln.
Fazit
Insgesamt bleibt Eggers weit hinter seinen Möglichkeiten und schafft es nicht, an den Erfolg von DER LEUCHTTURM anzuschließen, sondern stattdessen einen zwanghaft auf Oscar® getrimmten Film zu entwickeln, der zwar wundervoll anzusehen, aber nur nervtötend zu ertragen ist. Während Nicole Kidmans Rolle einfach nur geklaut wirkt, beweist Alexander Skarsgård zwar großes Talent, doch allesamt sorgen mit ihrem Sprechtempo dafür, dass es nur schwer ist, das Leinwandgeschehen ernst zunehmen und in eine reale, historische Welt einzutauchen. Stattdessen wahrt Eggers durch massive Überinszenierung immer die Distanz zum Publikum und liefert uns statt der möglichst realitätsgetreuen Darstellung des Wikingerzeitalters, welche auch in seiner Intention stand, ein mythologisches Gebrabbel, welches weder Fisch noch Fleisch ist. Von einer Sichtung möchte ich dennoch nicht abraten, weil eine persönliche Abneigung gegen Wikingergeschichten leichten Einfluss auf diese Bewertung nimmt. Wer große Bildzusammenstellungen liebt, wird hier wohl trotzdem auf seine Kosten kommen.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Ist Robert Eggers der neue Ridley Scott? Mit THE NORTHMAN bekommen wir von dem gefeierten DER LEUCHTTURM – Regisseur endlich einen neuen Spielfilm präsentiert, der diesmal auf völlig andere Art und Weise atemberaubend ist. Statt beklemmenden kleinen Settings, die mittels der Naturgewalten eine langanhaltende Klaustrophobie erzeugen, fokussiert sich Eggers nun auf weitere und hüglige Landschaften der großartigen isländischen Natur und weiß diese auch bestens in Szene zu setzen. Kombiniert mit einer mittelalterlichen Heldengeschichte begibt sich der Regisseur damit auf die Fährten von David Lowery und präsentiert uns ein mythologisches Szenario, versetzt mit shakespearscher Dramaturgie. In all dieser spektakulären Art und Weise des Storytellings, welche geprägt ist von erdrückender Kälte und brutaler Skrupellosigkeit, werden allerdings die leichten und sanften Töne vergessen und zudem eine vom Zuschauenden distanzierte Erzählung geschaffen, die sich weit ab der eigentlichen Intention bewegt, die das Wikingerleben in all seiner Vielfalt und Genauigkeit zeigen sollte.
Da ich persönlich sowieso meine Schwierigkeiten habe, mit Wikinger-Geschichten zu connecten, mag meine Perspektive etwas getrübt sein, doch ist es schade, dass ich aufgrund von stupiden abgelesenen Textzeilen in ein und demselben Tempo nur wenig mitreißende Ansätze gefunden habe. Eins sei jedoch erwähnt: Wer THE GREEN KNIGHT mochte, wird auch hier viel Gutes drin finden und seine Freude haben, und wir bekommen zudem einen hervorragenden Payoff.
Wie hat Dir der Film gefallen?
The Gesta Danorum is one of the most important literary works of Danish history. It comprises the heroic Danish history recorded in 16 volumes in 1185 by the ecclesiastical historian Saxo Grammaticus. One of the sagas contained in the book tells of Amletus, who fears being killed by his uncle Fengo, who has already murdered Amletus’ father and married his mother. The latter flees, but a later meeting of the two enemies is inevitable. Anyone who knows a little about international literature will already guess that there are many similarities here to Shakespeare’s Hamlet, and indeed the latter’s story is also said to have been knowingly or unknowingly inspired by the Danish original.
On the advice of his wife, who is very fond of Icelandic Viking stories, Robert Eggers took the Danish original to develop a new, mythologically influenced story from it. To develop the story, Eggers enlisted the help of Icelandic author Sigurjón Birgir Sigurðsson, who has been fascinated by Icelandic sagas since his youth. For the realisation, however, he relied on his usual team. Together with Jarin Blaschke as cinematographer and Louise Ford, who is responsible for film editing, the three of them have now produced the third feature film together by the newcomer director, who has already set a monument in film history with THE LIGHTHOUSE. THE NORTHMAN also casts great shadows ahead, because not only Willem Dafoe, who previously also starred in THE LIGHTHOUSE, is on board again, but also stars like Nicole Kidman, Ethan Hawke, Anya Taylor-Joy and Alexander Skarsgård.
This is what it’s all about
895 AD in the kingdom of Hrafnsey. After the Viking king Aurvandil returns from a heroic battle and realises, stricken, that it is only a matter of time before the end of his reign, there is nothing more important for him than to prepare his only son Amleth for succession to the throne and to transfer his power to him. After completing a ritual, however, the king’s control slips and his half-brother Fjölnir, who is keen on the throne himself and realises that he has no chance of a regency otherwise, murders Aurvandil in the back. Amleth must flee and immediately swears revenge. Many years later, Amleth has grown up to be a great warrior himself, but over time he has pushed his oath further and further away. When an event reminds him of it again, however, he is offered the opportunity to return and reorder his life.
Review
Is Robert Eggers the new Ridley Scott? The latter has recently proven time and again that he can masterfully transform great historical themes into bombastic cinematic adventures. Eggers also seems to have acquired this ability, for with THE NORTHMAN he takes a legendary poetic template, links it to real historical events and stages them using fictional and mythological elements. As already seen in THE LIGHTHOUSE, Eggers finds it easy to create atmosphere, and to make it work primarily through nature and the environment. Deep, sticky mud that makes progress difficult, heavy downpours combined with fast and powerful gusts of wind that radiate an oppressive weather situation in themselves, as well as bitterly cold mountain ranges that don’t exactly seem survival-friendly. We get to see all this and much more on the screen in just over two hours of action.
Eggers manages to literally celebrate the very special characteristics of Icelandic nature in all his images and to harmonise wide, hilly landscapes with rocky coasts, lava-spewing volcanoes and eerily dark forests. The plot even slips into the background at times and becomes a victim of the fascinating shots. But there is also plenty of fodder for those who like to look at muscular and perfectionist bodies, raw and brutal violence or simply early medieval customs and realities.
A collection of guest stars
With a few exceptions, many of the actors are barely recognisable. If you didn’t know what Willem Dafoe sounded like, a little inattention might even cause you to miss his brief but memorable appearance. Ethan Hawke also manages to look masterful in his role, while his cinematic spouse Nicole Kidman could even be mistaken for Lena Headey as Cersei Lannister from GAME OF THRONES. In fact, however, all the big names are rather small guest appearances, all of which accompany the story only for a short time and therefore do not remain in the memory for a long time. Only Alexander Skarsgård and Anya Taylor-Joy make themselves memorable with their leading roles.
Nevertheless, not everything seems to mesh as wonderfully as it should. THE NORTHMAN has major problems especially in the language of the characters. They all speak English with a Scandinavian/Icelandic accent that doesn’t quite fit them and therefore seems very artificial. The worse evil, however, is that the dialogue seems incredibly stilted and rehearsed and deviates from any natural conversation. Every single sentence has to be squeezed out heroically and powerfully so that every single tone intimidates the other person to the core. This paced tempo of speech gives the impression of having been recorded in parallel to a running metronome, causing a massive monotony to settle into each text, which even turns into boredom over time. Instead of being written for the cinema, the plot seems to have been written for a theatre stage, which is even clear from the Shakespearian original.
Emotionally cold and weak in character
It’s all a bit too much, all a bit too pompous, all a bit too forceful. There is often a lack of sense for the subtle tones and for the passionate and unpredictable dramaturgy. In fact, however, friends of THE GREEN KNIGHT will get their money’s worth completely, because similar to David Lowery, Eggers links many popular film elements together to create a mythologically highfalutin epic that once again brings cinema-goers closer to the unique significance of the theatre of light. While we also get an outstanding payoff that plays ping-pong with our emotional world and takes place in a setting absolutely worth seeing, it is precisely the hero’s journey that often seems monotonous and tedious. The expository part is not used to build up the main character and bring us closer in his character development, but only to develop impressive images.
Conclusion
Overall, Eggers falls far short of his potential and fails to match the success of THE LIGHTHOUSE, instead developing a film obsessively trimmed for Oscar® that is wonderful to look at, but only annoying to endure. While Nicole Kidman’s role just seems hijacked, Alexander Skarsgård demonstrates great talent, but all of them ensure with their pace of speech that it is only difficult to take the on-screen action seriously and immerse oneself in a real, historical world. Instead, Eggers always keeps his distance from the audience through massive over-staging and instead of the most realistic portrayal of the Viking Age, which was also his intention, he delivers a mythological babble that is neither fish nor fowl. Nevertheless, I would not advise against a viewing, because a personal dislike of Viking stories has a slight influence on this assessment. Those who love big picture compilations will probably still get their money’s worth here.
How did you like the movie?
Originaltitel | The Northman |
Kinostart | 21.04.2022 |
Länge | ca. 136 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Action | Abenteuer | Drama | Historie |
Verleih | Universal Pictures |
FSK |
Regie | Robert Eggers |
Drehbuch | Robert Eggers | Sigurjón Birgir Sigurðsson |
Produzierende | Robert Eggers | Thomas Benski | Garrett Bird | Francesca Cingolani | Sam Hanson | Mark Huffam | Lars Knudsen | Arnon Milchan | Yariv Milchan | Michael Schaefer | Alexander Skarsgård |
Musik | Robin Carolan | Sebastian Gainsborough |
Kamera | Jarin Blaschke |
Schnitt | Louise Ford |
Besetzung | Rolle |
Alexander Skarsgård | Amleth |
Nicole Kidman | Queen Gudrún |
Claes Bang | Fjölnir the Brotherless |
Ethan Hawke | King Aurvandil War-Raven |
Anya Taylor-Joy | Olga of the Birch Forest |
Gustav Lindh | Thórir the Proud |
Elliott Rose | Gunnar |
Willem Dafoe | Heimir the Fool |
Phill Martin | Hallgrimr Half Troll |
Eldar Skar | Finnr the Nose-Stub |
Olwen Fouéré | Áshildur Hofgythja |
Edgar Abram | Hersveinn Battle-Hard |
Jack Gassmann | Hjalti Battle Hasty |
Ingvar Sigurdsson | He-Witch |
Wie hat Dir der Film gefallen?
Halli hallo,
ich bin im Gegensatz ein großer Fan von Wikinger-Geschichten und dennoch beschreibt diese Kritik sehr genau, was mich während des Films umtrieben hat. Also denke ich nicht, dass der Blick getrübt ist. Ich fand die Bilder teilweise wirklich wunderschön und auch die blutigen Szenen gelungen inszeniert. Ich konnte mich auch gut darin hinein versetzen, wie rau das Leben teilweise gewesen sein muss, aber ich hatte das Gefühl, dass der Film mehr versprochen hat, als er halten konnte. Ich habe die beschriebene Distanz ebenfalls bemerkt. Ich konnte mich leider keiner der Figuren annähern, mich hat auch die Hollywood-Besetzung eher etwas gestört, als dass ich angetan gewesen wäre, obwohl ich all diese Schauspielenden normalerweise gerne in Filmen sehe, aber irgendwie konnte ich sie mit der Historie nicht überein bringen. Statt Katharsis war bei mir eher Langeweile und ich habe irgendwann darauf gewartet, dass der Film endlich vorbei ist. In der deutschen Synchro-Version klangen die Sätze scheinbar nicht so gestelzt wie im Original, was dem Inhalt jetzt aber auch nicht geholfen hat, da einiges auf mich so gezwungen poetisch gewirkt hat, wie beispielsweise die Monologe mit dem glühenden Eisen und dem Schwert. Außerdem fiel mehrmals der Begriff Hölle unter den Wikingern, die definitiv noch nicht konvertiert waren, was mich sehr irritiert hat. Hier weiß ich nicht, ob das der deutschen Übersetzung geschuldet war. Was mir ebenfalls gefehlt hat war jegliches Vorhandensein von Tattoos, denn soweit mir bekannt ist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Wikinger tätowiert waren. Es ist ebenfalls wahrscheinlich, dass es auch Kriegerinnen also Schildmaiden gab, was hier auch irgendwie so gar nicht berücksichtigt wurde. Auch diese beiden Faktoren haben mein Sehvergnügen gemindert. Alles in allem lohnt sich meiner Meinung nach wegen der Bilder schon eine große Leinwand aber nicht wegen der Geschichte.