Rezension
Der US-amerikanische Militarismus hat in Alex Garland weiterhin einen begeisterten Mystifizierer. Nachdem der britische Regisseur zuletzt in CIVIL WAR eine Alt-Right-Allegorie der gesellschaftlichen Spaltung in reißerischen Farben ausmalte, widmet er sich nun mit dem Irak-Kriegsdrama WARFARE einem historischen Kriegsszenario. Das populäre Musik-Video zu Eric Prydz Pop-Hit “Call on Me” definiert neben dem Handlungsjahr unterschwellig auch die mainstreamige Monetarisierung, chauvinistisch Ikonographie und reduktive Rationalisierung der US-Invasion. Deren fadenscheinige Legitimierung, humanitäre Verheerung sowie politisch, strukturell und ökonomisch destabilisierender Einfluss auf die gesamte Region und ideologisches Fallout werden gänzlich ausgeblendet. Garland und Co-Regisseur Ray Mendoza zelebrieren das Kampfgeschehen mit der abgestumpften Automatik eines Ego-Shooters.
Ein solcher liefert allerdings mehr psychologische und politische Nuancen als die aggressive Ikonographie. Die vermeintliche Authentizität, die Mendozas eigene Erfahrungen als Irak-Soldat belegen soll, enthüllt sich als die übliche Überhöhung von machohafter Kameraderie, vermeintlich notwendigen Regelbrüchen, physischer Versehrung und strategischer Eskalation. Kurz: Sand, Staub, Schießerei, Schmerz und Splatter. Trotz der namhaften Besetzung mit Will Poulter, Cosmo Jarvis und Kit Connor bleibt die menschliche Ebene beschränkt auf soldatische Stereotypen. Deren verbale Interaktion beschränkt sich auf Kommandos, Vulgarismen und Schmerzensschreie. Der abrupte Wechsel zwischen Explosionen und nervöser Ruhe, zermürbendem Warten und Zeitdruck schaffen eine angespannte Aura immersiver Ideologie: Mittendrin statt nur dabei.

Warfare ©2025, LEONINE Studios
Fazit
Die radikale Reduktion des dramatischen Fokus auf den klaustrophobischen Schauplatz eines Familienwohnhauses dient Alex Garland und Ray Mendoza als willkommene Rechtfertigung, die ideologischen und ethischen Aspekte der Irak-Invasion zu ignorieren. Entgegen der Suggestion des Titels ist ihr jingoistisches Epos keine zeitlose Destillation militärischer Mechanismen, sondern Beispiel bemerkenswerter propagandistischer Ökonomie. Unfreiwillig alberne Dialoge, realitätsferne Statisten-Szenen und dramaturgische Widersprüche kontrastieren mit der geschliffenen Kameraarbeit, präzisen Effekten und rasantem Schnitt. Die technische Brillanz des straffen Szenarios maximiert dessen Glorifizierung zur historischen Heldenschmiede. Dazu gehört der sentimentale Schlussauftritt der realen Vorbilder der Filmfiguren, der einzig die irakische Familie ausschließt. Geschichte wird von den Siegern gefilmt.
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Originaltitel | Warfare |
Kinostart | 9.4.2025 |
Länge: | 95 minuten |
Produktionsland | United Kingdom |
Genre: | Kriegsfilm | Action |
Regie | Ray Mendoza | Alex Garland |
Producer | Peter Rice | Andrew Macdonald | Allon Reich | Matthew Penry-Davey |
Kamera | David J. Thompson |
Visual Effects | Simon Stanley-Clamp |
Cast | D'Pharaoh Woon-A-Tai, Cosmo Jarvis, Will Poulter, Charles Melton, Joseph Quinn, Kit Connor, Taylor John Smith, Michael Gandolfini, Adain Bradley, Noah Centineo, Henry Zaga, Finn Bennett, Alex Brockdorff, Evan Holtzman, Aaron Mackenzie, Joe Macaulay, Laurie Duncan, Jake Lampert, Aaron Deakins, Heider Ali |
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