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A Dark Song

A Dark Song ©2021 Drop-Out Cinema

Wir befinden uns in einer Zeit, in der eine neue Art des Horrorfilms immer beliebter wird. Nachdem wir in den letzten Jahren mit Filmen konfrontiert waren, die ihren Horror aus dem stumpfen erschrecken der Zuschauer*innen gezogen haben, begegnen uns nun immer mehr Filme, die sich dem „neuen intelligenten Horror“ zugehörig fühlen. Doch was bedeutet das genau? Diese Filme schreiben sich auf die Fahne, uns nicht mehr mit billigen Tricks zum Gruseln zu bringen, sie setzen stattdessen auf Stimmung und unsere Urängste. Es geht häufig um Familie und Verlust, oder um menschliche Konflikte, die durch einen Horrorfilm auf eine metaphorische Ebene gehoben werden. Zwei der erfolgreichsten Regisseure des neuen Horrors sind Jordan Peele, der uns in Filmen wie GET OUT oder WIR in unangenehme Situationen gebracht hat, oder Ari Aster dessen Filme HEREDITARY und MIDSOMMAR den Verlust von geliebten Menschen in den Fokus stellen.

So gehört auch der kleine britische Horrorfilm mit dem Titel A DARK SONG zur Richtung des neuen intelligenten Horrors. Bei dem 2016 erschienenen Film handelt es sich um das Langfilmdebut des Regisseurs Liam Gavin. Gavin war zuvor als Regisseur für Kurzfilme tätig, bzw. als Drehbuchautor für diese. Der Film hat auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sodass Gavin im Jahr 2020 bei zwei Folgen der Horrorserie Spuk in Bly Manor Regie führen durfte. Für die beiden Hauptrollen im Film wurden die Schauspieler*innen Catherine Walker und Steve Oram besetzt. Beide waren zuvor eher in kleineren britischen Produktionen zu sehen, allerdings hat es Walker geschafft dieses Jahr in Ridley Scotts HOUSE OF GUCCI mitzuspielen. In meinem Text erfahrt ihr, ob es der kleine britische Film mit Werken wie HEREDITARY und GET OUT aufnehmen kann.

Darum geht es…

Sophia (Catherine Walker) hat ihren kleinen Sohn verloren. Sie weiß nicht genau was passiert ist, da nie ein Leichnam gefunden wurde, mittlerweile wurden die Ermittlungen allerdings eingestellt und sie steht ohne Antworten da. Mittlerweile hat sie schon alles probiert, ohne Erfolg. In ihrer Verzweiflung beschließt Sophia zu unkonventionellen Maßnahmen zu greifen. Sie mietet ein altes verlassenes Haus irgendwo im ländlichen Wales und nimmt Kontakt zu einem Okkultisten auf, der ihr dabei helfen soll in Kontakt mit ihrem Sohn zu treten. Joseph Solomon (Steve Oram) hat in seinem Leben bereits einige Rituale durchgeführt, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Um mit Engeln und Dämonen in Kontakt zu treten müssen monatelange und sehr komplexe Rituale durchgeführt werden. Um noch einmal ihren Sohn zu hören ist Sophia bereit diese Last auf sich zu nehmen. Während der Bräuche dürfen beide das Haus nicht verlassen und Sophia muss teilweise tagelang in Kreisen sitzen, die Solomon auf den Boden gezeichnet hat. Sie beginnt zu zweifeln, ob er weiß was er tut, oder ob er einfach nur versucht die verletzliche Mutter auszunutzen.

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Rezension

A DARK SONG schlägt in dieselbe Kerbe wie HEREDITARY oder GET OUT. Uns wird ein Film präsentiert, der sich langsam entfaltet und voll und ganz auf Stimmung setzt. Ganz bewusst verzichtet Regisseur Liam Gavin auf Jumpscares und konzentriert sich auf die inneren Konflikte der Hauptfiguren und deren Interaktion miteinander. Es entsteht schnell der Eindruck, als würden wir uns in einem Spukhaus befinden, doch es werden regelmäßig falsche Fährten ausgelegt, denen wir erstmal folgen. Es wirkt so, als würde Gavin mit den Erwartungen des Horrorfans spielen, um ihn dann immer wieder überraschen zu wollen. Gerade am Anfang gelingt es ihm sehr gut, wir wissen nicht genau was auf uns zukommen wird. Alles wirkt so als würden wir uns in einer geerdeten Welt befinden, ohne Verbindungen zum Übernatürlichen. Die einzige Verbindung ist der Glaube der beiden Hauptfiguren.

A Dark Song

A Dark Song ©2021 Drop-Out Cinema

Bei Catherine Walker und Steve Oram handelt es sich um die größte Stärke des Films. Wir sehen zwei Figuren, die Geheimnisse vor der/dem jeweils anderen haben, Geheimnisse, die sich im Laufe der Handlung immer weiter ausbreiten und uns zwei sehr lebensechte Figuren zeichnen. Walkers Sophia ist eine trauernde, aber auch sehr entschlossene Mutter, die alles für ihren Sohn tun würde. Sie ist an dem Punkt, an dem sie nichts mehr zu verlieren hat, sie wäre bereit zu sterben nur um noch einmal die Stimme ihres Sohnes zu hören. Walker spielt ihre Rolle mit einer unfassbaren Überzeugung, sie wandelt zwischen Trauer, Wut und Angst, als wäre sie wirklich Sophia. Solomon wirkt dagegen, wie jemand mit dem man keine acht Monate in einem Haus eingesperrt sein möchte. Er ist ein alkoholkranker Mann mit einer sehr kurzen Zündschnur, der die Situation voll und ganz ausnutzt. Gleich zu Beginn macht er klar, dass Sophia seinen Befehlen Folge leisten müsse. Dadurch entstehen einige sehr unangenehme Situationen, die Steve Oram mit einer diebischen Freude ausspielt.

Ein Haus mit vielen Ecken und Kanten

Der dritte Protagonist von A DARK SONG ist das alte Haus in dem sich die beiden befinden. Das Haus ist alt, dunkel, kalt und einfach sehr unheimlich. Obwohl wir das Gebäude immer mehr kennenlernen schafft es Gavin immer wieder neue Details einzufangen, die für Unwohlsein bei den Zuschauer*innen sorgen. Gerade durch das Zusammenspiel von Kamera und Ton ist hier ein sehr unheimlicher Film entstanden. Immer wieder wird unsere Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung gelenkt, damit dann doch wieder mit unseren Erwartungen gebrochen wird. Für die Tonkulisse wurde vor allem auf Trommelschläge und Streicher gesetzt, die uns mit dissonanten Tönen einen Schauer über den Rücken jagen sollen, allerdings sind diese maximal Horror-Durchschnitt, sie erfüllen ihren Zweck, sind aber nichts Neues.

A Dark Song

A Dark Song ©2021 Drop-Out Cinema

Leider schafft es der Film nicht an GET OUT oder HEREDITARY heranzukommen. Gerade zu Beginn, wenn man noch nicht genau weiß, was eigentlich vor sich geht, hofft man, dass der Film diese Spannung aufrechterhalten kann, er lässt aber immer mehr nach und endet in einem lahmen Finale. Es wurden einige Chancen verpasst, man hätte sich beispielsweise noch etwas mehr auf Solomon konzentrieren können, ohne hier zu viel verraten zu wollen. So startet der Film als interessantes Horrordrama, über den Verlust eines Kindes und verliert sich in komplizierten Ritualen.

Fazit

Obwohl ich im letzten Absatz meiner Kritik ein bisschen was an A DARK SONG auszusetzen hatte, muss ich doch sagen, dass es sich bei dem Film um einen der besseren Horrorfilme handelt, die ich in diesem Jahr gesehen habe. Insbesondere das Schauspiel zwischen den beiden Hauptfiguren macht den Film sehr sehenswert. Darüber hinaus bekommen wir einen spannenden Einblick in die Welt des Okkultismus und dessen Verbindungen zur Religion. Deswegen will ich dem Film eine vorsichtige Empfehlung geben, vielleicht ist dies der richtige Film, wenn man ins Horrorgenre einsteigen möchte, keine Lust hat ständig erschreckt zu werden, aber trotzdem ein halbwegs cleveren Streifen sehen möchte.

 

Bei A DARK SONG, dem ersten Spielfilm des Regisseurs Liam Gavin, handelt es sich um einen neuen potenziellen Vertreter des „neuen intelligenten Horrors“. Es geht dabei um Filme, die sich mit unseren existentiellen Ängsten auseinandersetzen und dabei weniger auf Schockeffekte bauen, sondern vielmehr auf eine spannende Atmosphäre. So handelt dieser Film von Sophia (Catherine Walker) einer Mutter, die ihren Sohn verloren hat. Sie tut alles, um herauszufinden wer für das Verschwinden ihres Kindes verantwortlich ist. Da die Polizei die Ermittlungen mittlerweile eingestellt hat, greift sie zu unkonventionellen Methoden und nimmt Kontakt mit dem Okkultisten Joseph Solomon (Steve Oram) auf.

Für mehrere Monate schließen sich die beiden in ein verlassenes Haus in Wales ein, damit sie mit dem Reich der Toten in Verbindung treten können. Dem Regisseur ist dabei ein sehr spannender Film gelungen, dessen Horror und Spannung sich langsam ausbreiten. Statt uns mit Geistern und Monstern zu konfrontieren, entsteht der Grusel in Details, die sich im Haus verändern. Man merkt, dass etwas Fremdes anwesend ist, man kann es aber nicht greifen. Die große Stärke ist dabei die Interaktion zwischen den beiden Schauspieler*innen, gerade bei Mr. Solomon ist man nie sicher, welchen Plan er verfolgt. Trotzdem schafft es der Film nicht an die Intensität eines HEREDITARY oder GET OUT heranzukommen.

A Dark Song

A Dark Song ©2021 Drop-Out Cinema

Originaltitel A Dark Song
Kinostart 07.10.2021
DVD/Blu-ray – Release 03.12.2021
Länge ca. 100 Minuten
Produktionsland Irland | Vereinigtes Königreich
Genre Drama | Fantasy | Horror
Verleih Drop-Out Cinema
FSK
FSK 16

FSK 16 ©FSK


Regie Liam Gavin
Drehbuch Liam Gavin
Produzierende David Collins | Tim Dennison | Cormac Fox | Rory Gilmartin | Eoin O’Faolain | Hannah Thomas | Kimberley Warner
Musik Ray Harman
Kamera Cathal Watters
Schnitt Anna Maria O’Flanagan

Besetzung Rolle
Steve Oram Joseph Solomon
Catherine Walker Sophia
Susan Loughnane Victoria
Mark Huberman Neil Hughes
Nathan Vos Jack
Martina Nunvarova Guardian Angel
Breffni O’Connor Emaciated Man
Sheila Moloney Old Woman Demon
Ruby Kearns Demon
John Carton Demon
Aaron O’Neill Demon
Ann Mulvany Demon
Daniel McConnell Demon
Jim Dolan Demon