Caught by the Tides |
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Veröffentlichung: 2024-11-22Genre: DramaLänge: 112 minutenBudget: $ 0 | |
ÜbersichtEine Frau, ein Mann, ein Dancefloor: So lernen sich Qiaoqiao und Guo Bin kennen. Irgendwo in der nordchinesischen Provinz haben sich diese traurigen Seelen gefunden, doch das anfängliche Glück hält nicht lange. Der mysteriöse und wortkarge Bin wird zunehmend frustrierter und flieht aus seinem Zuhause. Qiaoqiao, verwirrt von seinem plötzlichen Verschwinden, macht sich auf die Suche nach ihrer großen Liebe, doch in Bins neuem Leben scheint kein Platz für sie zu sein. Es beginnt die stille Reise einer Frau, die wie ein Phantom fast teilnahmslos durch die Provinzen Chinas gleitet und die wandelnde Umwelt registriert. Quelle: www.themoviedb.org |
Rezension
Die metaphorische Mehrdeutigkeit des Titels Jia Zhang-Kes epischen Zeitbilds, mit dem der chinesische Regisseur zum sechsten Mal im Wettbewerb von Cannes vertreten ist, antizipiert die faszinierende Vielschichtigkeit eines schauspielerisch, stilistisch und strukturell gleichsam mesmerierenden Dramas. Dessen historischer Handlungsbogen gleitet schwerelos zwischen Liebesdrama, Nationalchronik und dem Porträt einer verlorenen Generation. Jener gilt das Hauptinteresse des Filmemachers, zu urteilen nach dessen favorisierter Übersetzung „The Romantic Generation“. Zu der gehören auch die in den dokumentaristischen Szenen versteckten Hauptfiguren.

Caught by the Tides © Internationale Filmfestspiele von Cannes
Die von Zhao Tao, der langjährigen Stammdarstellerin und Gattin des Regisseurs, verkörperte Qiaoqiao hofft im Zuge Chinas zaghafter globaler Öffnung auf ein Versprechen von Schönheit und Freiheit, das überschattet von architektonischen Relikten des Kommunismus wie eine Utopie wirkt. Das Schmetterlingsmotiv, mit dem der diegetische Soundtrack, Kostüme und Hintergrunddetails sie wiederholt in Verbindung bringen, suggeriert eine Unbeständigkeit und Unbändigkeit im Kontrast zum nüchternen Pragmatismus ihres On/Off-Lovers Brother Bin (Li Zhubin), der sie für Karriereaussichten zurücklässt.
Qiaoqiaos Suche nach ihm, die sie quer durch das in einem durch die wechselnden Film-Formate akzentuierten Wandel begriffene Land führt, verschmilzt untrennbar mit dem Lauf der Geschichte. Letzte ist auch die Jias, der Archivmaterial und Ausschnitte früherer Filme zu einer immersiven Mischung aus Chronik und Collage. Der inszenatorische Eingriff in das teils dokumentarische Material wird zum subtilen Synonym der individuellen Sicht auf eine vermeintlich gemeinsame Geschichte, deren Definition so vielfältig sind wie die persönlichen Perspektiven.
Fazit
Opernarie und romantische Volksballaden sind in Jia Zhang-Kes retrospektiver Romanze das wehmütige Echo einer Vergangenheit, deren Versprechen von Glück sich als so fragil entpuppt wie das einer mit schwindelerregendem Tempo heran rasenden Zukunft. Fragmente des eigenen Oevres sind Teile des überwältigenden Fundus authentischer Zeitdokumente. Jene verbinden die einander mal anziehenden, mal abstoßenden Lebenswegen zweier Menschen zu einem monumentalen Mosaik, dessen raue Optik und opaker Plot das Politische und Persönliche mit technischer und narrativer Virtuosität verbinden.
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Originaltitel | 风流一代 |
Kinostart | 22.11.2024 |
Länge: | 112 minuten |
Produktionsland | China |
Genre: | Drama |
Regie | Jia Zhangke |
Executive Producer | Jia Zhangke | Tang Yan | 董平 | 朱玮杰 |
Producer | Shozo Ichiyama | Casper Liang | Zhang Dong | Nelson Yu Lik-wai | Wang Li | Shaokun Xiang |
Kamera | Nelson Yu Lik-wai | Éric Gautier |
Musik | Lim Giong |
Cast | Zhao Tao, Zhubin Li, Pan Jianlin, Zhou Lan, 周遊, Ren Ke, Mao Tao, Liang Jingdong, Wei Wei Zhao |
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