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FilmkritikCast
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FSK 12

FSK 12 ©FSK

Originaltitel: The Servant
Kinostart: 14.08.1964
DVD/Blu-ray – Release: 23.09.2021
Länge: ca. 114 Minuten
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Regie: Joseph Losey
Schauspieler:innen: Dirk Bogarde | James Fox | Sarah Miles
Genre: Drama | Thriller | Komödie
Verleih: StudioCanal Deutschland

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Der Diener

Der Diener ©2021 StudioCanal Deutschland

Vor Filmen wie MONSIEUR KLEIN und der 1971 mit der Goldenen Palme ausgezeichneten Romanverfilmung DER MITTLER schuf der amerikanisch-stämmige und nach Europa ausgewanderte Regisseur Joseph Losey bereits 1963 einen seiner bekanntesten Filme. Das British Film Institute wählte seinen Film Ende der 1990er unter die besten britischen Filme des 20. Jahrhunderts. Ein filmisches Meisterstück ist er auch über Inselgrenzen hinaus.

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p style="text-align: justify;">Die erste Zusammenarbeit von Josephy Losey und Drehbuchautor Harold Pinter ist ein spitz geschriebenes und scharf inszeniertes Drama auf schmalen Grat zur bittertragischen Komödie und obendrein der Durchbruch für Schauspieler James Fox. An Seiten des bereits in den 50ern und 60ern sehr aktiven britischen Darstellers Dirk Bogarde (DER TEUFELSKREIS, TOD IN VENEDIG) verkörperte Fox im Film den wohlhabenden Gentleman Tony, für dessen Darstellung ihm der BAFTA (British Academy Film Award) für den vielversprechendsten Newcomer verliehen wurde.

DER DIENER ist, obwohl in schwarzweiß gedreht, knapp 60 Jahre später immer noch ein beeindruckender Film. Eine kurzweilige und treffsichere Genreverschmelzung, die nicht zuletzt dem großen südkoreanischen Oscargewinner PARASITE als Inspirationsquelle diente. Im September 2021 erschien nun eine Neuauflage dieses britischen Filmklassikers, welcher seinen Status ohne Zweifel bewahren kann.

Darum geht es…

Tony ist ein junger und wohlhabender Mann aus reicher Familie, der nach einer Auslandsreise in London ein neues Anwesen beziehen möchte. Zu seiner Unterstützung stellt er den pflichtbewussten und äußerst sorgfältigen Hugo Barrett als seinen Butler ein, von dessen Diensten er schon nach kurzer Zeit vollends überzeugt ist. Er renoviert, kocht und serviert, wäscht und scheint auf den ersten Blick loyal zu sein. Den misstrauischen Worten seiner Verlobten Susan zum Trotz setzt Tony sein vollstes Vertrauen in seinen neuen Bediensteten. Doch dieser verbirgt seine eigenen Geheimnisse und beginnt im Hintergrund des Geschehens an den Fäden zu ziehen und die Machtverhältnisse umzukehren…

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Rezension

Aus dem zu Beginn komödiantisch leicht überspitzten Drama erwächst spätestens im letzten Viertel des Films ein aufwühlender Thriller mit Horroranleihen. Zu verdanken ist das neben der clever gestrickten Handlung und der gezielten Inszenierung vor allen den herausragenden Darsteller*innen und dem spannungsreichen Beziehungsgeflecht ihrer Figuren. Dirk Bogarde verkörpert das doppelbödige Spiel des zunächst loyal erscheinenden Butlers mit fesselnder Präzision, sodass seinem Konterpart Tony letztendlich keine andere Wahl bleibt, als einem Wahnsinn zu verfallen. Doch auch James Fox überzeugt als wohlhabendes Söhnchen nach altaristokratischen Benehmens agierend und als junger, hilfloser Mann unter seinem Machtverlust zerbrechend. Das bestechende Schauspielquartett rundet sich mit Sarah Miles (BLOW-UP) als ebenso zwielichtiges Dienstmädchen und Wendy Craig (ROOM AT THE TOP) als Verlobte des Gentleman ab.

Der Diener

Der Diener ©2021 StudioCanal Deutschland

Treten diese Figuren gemeinsam in Szene, steigt die Spannung schneller als bei einer Vielzahl gegenwärtiger Thrillerbeiträge. Das Kopfstellen von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen und das Spiel von Wissen und Unwissen der Charaktere und Zuschauer*innen, lässt Mitfiebern, ohne in den Figuren Sympathieträger zu zeichnen. Die Stille rundum das Anwesen ist trügerisch, genau wie der Schnee, der behutsam vor den Fenstern rieselt, – im Haus hingegen wirkt jede Begegnung der Personen mit zunehmender Laufzeit klaustrophobischer. Nur in wenigen schauspielerisch stürmischen Szenen, scheinen sich die Figuren samt ihrer Gefühle zu entladen, ehe sie gen Ende nur noch bitter zu Boden taumeln.

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h4 style="text-align: justify;">Schaumwein und Suspense

Meisterhaft verbindet Joseph Losey ein faszinierendes und packendes Kammerspiel mit einer Parabel über Besitztum, Obrigkeitsdenken und Klassenunterschiede sowie deren absurde Umkehrung und Lenkung. Dabei spielt Losey scharfsinnig und pointiert mit Status, Ängsten und Verlangen seiner Figuren, zum Wohle der Groteske und der Faszination seines Publikums. DER DIENER vereinnahmt seine Zuschauer*innen auf vielfältige Art und Weise, lässt sich nicht in ein einziges Genre sortieren und jongliert mit gesetzten Erwartungen. So trägt die lockere und verspielte musikalische Untermalung teilweise den Anschein, über Anspannungen hinweg zu führen, scheint manchmal aber auch mehr zu ahnen, als die Bilder dem Publikum offenbaren.

Der Diener

Der Diener ©2021 StudioCanal Deutschland

Geheimnisse stecken nicht nur in den Figuren und der durchdacht eingesetzten Musik, sondern auch in den Bildern, wie sie ebenso Alfred Hitchcock hätte inszenieren können. Klug und atmosphärisch aufgebaut, Reflektionen und Schatten für sich nutzend. Die Optik ist kühl und selten wohlig, die Kameraführung von Douglas Slocombe (bekannt für seine Kameraarbeiten bei ADEL VERPFLICHTET und INDIANA JONES) bravourös. Das bildgestalterische Spiel mit Licht und Dunkelheit verleiht den Charakteren und Momenten ihres Aufeinandertreffens, wie zum Beispiel dem ausgelassenen Spielen auf der Treppe, einem Umkehrpunkt der Handlung, eine zusätzliche Dimension und dem gesamten Film mehr Psychothriller- als komödiantische Momente.

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h3 style="text-align: justify;">Fazit

DER DIENER ist alles andere als ein angestaubter britischer Filmklassiker, sondern auch mehrere Jahrzehnte nach seinem Erscheinen ein fesselndes Seherlebnis. Illusionslos und präzise inszeniert, zeigt der Film einen Klassenkampf der anderen Art, erst als seichtes Drama und später als waschechter Psychothriller. Die Schauspieler*innen tragen beides und sind neben der subtilen, aber effektiven Inszenierung das Kernstück dieses kammerspielartigen Werkes. Knapp zwei Stunden hält der Film seine Spannung aufrecht, ist unbequem und packend zugleich und sicherlich einer der fabelhaftesten Einträge im britischen Film.

Schauspieler:in Rolle
Dirk Bogarde Barrett
Sarah Miles Vera
Wendy Craig Susan
James Fox Tony
Catherine Lacey Lady Mounset
Richard Vernon Lord Mounset
Ann Firbank Frau im Restaurant
Doris Nolan Frau im Restaurant
Patrick Magee Mann im Restaurant
Jill Melford Frau im Restaurant
Harold Pinter Mann im Restaurant
Brian Phelan Man im Pub
Hazel Terry Frau im Schlafzimmer
Philippa Hare Frau im Schlafzimmer

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