Beim Schreiben von Rezensionen kann man sich nie sicher sein, was man als nächstes für einen Film schauen wird, und ob er gefallen wird. Man bekommt eine Mail vom Verleih, liest sich kurz eine Inhaltsangabe durch und hofft das Beste. So sind mir schon viele eher mittelmäßige Filme untergekommen, die sich durch ihre Klappentexte interessanter angehört haben, als sie letztendlich waren. Manchmal läuft es aber auch andersherum, man liest sich einen Text durch, der sich erstmal ganz nett anhört, wenn man den Film dann aber beendet sitzt man vor dem Bildschirm und ist aufgeregt, dass man gerade eine solche Filmperle entdeckt hat. So ist mir das mit dem Film HUNTER HUNTER ergangen. Ich werde euch in meiner Kritik erörtern, warum es sich um einen wirklich großartigen Film handelt, und versuche dabei möglichst wenig vom Inhalt wiederzugeben.
Es handelt sich bei HUNTER HUNTER um den dritten Film des Regisseurs Shawn Linden, der zuletzt 2012 THE GOOD LIE inszeniert hat. In den Hauptrollen sehen wir Devon Sawa, den ich zuletzt im furchtbaren THE FANATIC sehen konnte, in dem John Travolta einen autistischen Hollywood-Stalker verkörpert hat. Neben ihm glänzen Camille Sullivan und Summer H. Howell, die man beide eher aus kleineren Rollen kennt.
Darum geht es…
Joseph (Devon Sawa) lebt mit seiner Frau Anne (Camille Sullivan) und seiner Tochter Renée (Summer H. Howell) in einer Hütte im Wald. Das Land ist schon seit Generationen im Familienbesitz und Joseph hat sein ganzes Wissen über das Überleben in der Wildnis von seinem Vater vermittelt bekommen, wie dieser es auch schon von seinem Vater bekommen hat. Als Joe und Renée eines morgens durch den Wald ziehen, um ihre Fallen zu überprüfen entdecken sie Wolfsspuren im Wald. Die Familie hatte bereits in der Vergangenheit Probleme mit Wölfen, so macht sich Joe auf die Suche nach dem Räuber und macht eine furchtbare Entdeckung im Wald. Währenddessen müssen sich Anne und Renée in der kleinen Hütte selbst versorgen, doch so langsam gehen ihnen die Vorräte aus.
Rezension
Wie ihr in meiner Inhaltsangabe gelesen habt, hört sich HUNTER HUNTER erstmal wie ein durchschnittlicher Thriller an, doch dieser Film ist so viel mehr. Im Laufe der Handlung erschließen sich immer wieder neue Ebenen und der Film schafft es uns Zuschauer*innen immer wieder auf falsche Fährten zu locken. So sitzt man vor dem Film und fragt sich die ganze Zeit in welche Richtung sich das Geschehen bewegen wird. HUNTER HUNTER bleibt über seine Laufzeit von 92 Minuten durchgehend unberechenbar und bis zum Schluss wissen wir nicht was eigentlich los ist. Dabei wendet Shawn Linden einen geschickten Trick an. Statt uns mit vielen Informationen zu versorgen, haben wir denselben Wissenstand, wie die Familie im Wald. Zwar scherrt der Film immer mal wieder an Nebenschauplätze aus, diese dienen allerdings nur dazu, dass wir die Welt und ihre Bewohner besser verstehen, ohne uns dabei zu viel vorwegzunehmen.
Der Film lebt insbesondere von der Chemie der drei Hauptfiguren miteinander. Diese drei sind sich sehr ähnlich, unterscheiden sich allerdings in entscheidenden Punkten. Durch diese Ambiguität wirken die drei Einsiedler nicht wie Filmfiguren, sondern wie echte nachvollziehbare Menschen. Alle drei haben ihre Beweggründe, die wir nachvollziehen können, keiner von ihnen ist „die Gute“ oder „der Böse“ alle haben ihre Daseinsberechtigung und zahlen auf die Handlung des Films ein. So möchte Mutter Anne langsam den Wald verlassen und sehnt sich nach einem normalen Leben für die Familie. Vater Joe hat dagegen Angst die Welt zu verlassen, die er seit Jahren kennt und stellt sich Anne bei ihren Plänen in den Weg. Dazwischen steht Renée, die ein normales Leben nicht kennt und deswegen auf der Seite Ihres Vaters ist. Sie möchte einfach dazugehören und dass ihr Vater stolz auf sie ist.
Wolf im Schafspelz?
Was den Film darüber hinaus auszeichnet, sind die intensiven Bilder, die einen großen Teil zur Spannung beitragen. Der Film beginnt mit ruhigen Landschaftsaufnahmen des Waldes und eines nahegelegenen Sees, Bilder, die uns das friedliche Leben der Familie verdeutlichen sollen. Je mehr der Film voranschreitet, desto klaustrophobischer fühlt sich die Welt an. Es entsteht ein Gefühl der Schlinge, die sich immer enger um die Hälse der Figuren zieht. Der Wald, von dem die Familie einst gelebt hat, wird scheinbar zu einem Antagonisten. Die Bilder werden immer grauer und die Kamera wird dynamischer, sodass wir spüren, dass etwas Böses im Wald ist.
Wirklich beeindruckend ist die Konsequenz und das Finale des Films. Ohne inhaltlich drauf einzugehen, möchte ich so viel sagen. Viele amerikanische Filme scheuen sich davor ihre Protagonisten mit schwerwiegenden Folgen zu konfrontieren. Das Happy End ist häufig der gewünschte Ausgang eines Films. HUNTER HUNTER kreiert ein eigenes, sehr unerwartetes Ende, das einen völlig fassungslos zurücklässt. Selten habe ich es erlebt, dass ich nach dem Ende eines Films in eine Art Schockstarre verfallen bin und während des Abspanns über den Film reflektiert habe. Dieser Film hat ein großartiges Ende, dass auf jeden Fall die Altersfreigabe ab 18 Jahren rechtfertigt, ein Ende das inszenatorisch so herausragend ist, dass ich noch lange drüber nachdenken werde.
Fazit
Schaut euch HUNTER HUNTER an, es handelt sich für mich um eine sehr positive Überraschung. Der Film präsentiert uns glaubwürdige Charaktere, eine ausgezeichnete Inszenierung, und ein Ende, dass mich schockiert zurückgelassen hat. Ich freue mich sehr darüber diesen Film entdeckt zu haben und werde ihn vermutlich noch das ein oder andere Mal schauen, um alle Hinweise zu deuten, die der Film uns gibt.
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Joseph (Devon Sawa) lebt mit seiner Frau Anne (Camille Sullivan) und seiner Tochter Renée (Summer H. Howell) in einer Hütte im Wald. Sie versorgen sich selbst, doch nun kehren die Wölfe zurück und die Familie steht vor einer neuen Bedrohung.
Auch wenn sich die Inhaltsangabe sehr durchschnittlich liest, handelt es sich bei HUNTER HUNTER um einen großartigen Film, der seine Zuschauer*innen immer wieder auf falsche Fährten lockt und einen am Ende völlig schockiert zurücklässt. Erst wirkt die Handlung wie ein Drama über eine Familie, die im Wald lebt und nun die „normale“ Welt immer näherkommt. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr entwickelt sich HUNTER HUNTER zu einem überraschenden Horror-Thriller, der völlig unvorhersehbar ist.
Der Film beginnt mit friedlichen Aufnahmen des Waldes, mit jeder Minute, die vergeht scheint der Wald dann aber bedrohlicher zu werden und entwickelt sich zum Antagonisten des Films. In dieser unwirtlichen Gegend befinden sich drei sehr menschliche und nachvollziehbare Figuren, die von ihren Schauspieler*innen großartig verkörpert werden. Wenn ihr die Möglichkeit habt diesen Film zu sehen, gebt ihm eine Chance, ich bin froh diese Genre-Perle entdeckt zu haben und werde vermutlich noch lange über das
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Originaltitel | Hunter Hunter |
DVD/Blu-ray – Release | 28.04.2022 |
Länge | ca. 93 Minuten |
Produktionsland | Kanada |
Genre | Drama | Horror | Mystery |
Verleih | Koch Films |
FSK |
Regie | Shawn Linden |
Drehbuch | Shawn Linden |
Produzierende | Shawn Linden | Peter Bevan | Neil Elman | Juliette Hagopian | David Brown Massey | Hannah Pillemer | Mariana Sanjurjo | Fernando Szew | Tony Vassiliadis | Jennifer Westin | Tomás Yankelevich |
Musik | Kevon Cronin |
Kamera | Greg Nicod |
Schnitt | John Gurdebeke | Chad Tremblay |
Besetzung | Rolle |
Camille Sullivan | Anne |
Summer H. Howell | Renée |
Devon Sawa | Joseph Mersault |
Nick Stahl | Lou |
Gabriel Daniels | Barthes |
Lauren Cochrane | Lucy |
Jade Michael | Tina |
Erik Athavale | Greg |
Karl Thordarson | Officer Smith |
Blake Taylor | Cully |
Sarah Constible | Barb |
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