Die Wiener Philharmoniker sind ein Orchester, welches weltweit großes Ansehen genießt. Zusammengesetzt aus Mitgliedern des Orchesters der Wiener Staatsoper geben sie traditionell jedes Jahr ein Neujahrskonzert sowie ein Sommernachtskonzert, welche regelmäßig in Österreich und oftmals auch in Deutschland, in den Charts zu finden sind. Seit 1842 gibt der Verein Konzerte. Somit ist es für jeden Komponisten, Musiker und Dirigenten eine enorme Ehre, einmal mit diesem Ensemble zusammenzuarbeiten. Als einer der größten Filmmusikkomponisten ist John Williams bereits in die Geschichte eingegangen, und nun wurde auch ihm die Ehre zuteil, einmal in Wien als Dirigent zu fungieren und das Orchester anzuleiten, seine eigenen, großartigen Kompositionen einem Publikum vorzuführen. Es gab insgesamt zwei Konzerte im Jahr 2020, die somit auch die ersten beiden waren, die er in Kontinentaleuropa dirigierte. Glücklicherweise fand dies noch vor Beginn der Corona-Pandemie im Januar eben jenes Jahres statt.
Regisseur Michael Beyer ist seit vielen Jahren damit vertraut, Konzerte filmisch festzuhalten, und so haben wir es ihm zu verdanken, dass wir anlässlich des 90. Geburtstags von John Williams nun den Mitschnitt des Gesamtauftritts in den Kinos und Heimkinos erleben dürfen. John Williams selbst ist schon mit der Orchestermusik aufgewachsen, denn bereits sein Vater hat in einem solchen gespielt. Mit Anfang 20 war er bereits für das US-Fernsehen tätig und komponierte für verschiedenste Produktionen. Schnell stieg er zum Filmkomponisten auf und konnte dort sein Talent unter Beweis stellen. 1972, im Alter von 40 Jahren, gewann er seinen ersten Oscar für den Film ANATEVKA, der auch mit selbigem Preis für den Besten Ton und die Beste Kamera ausgezeichnet wurde. Heute ist Williams alleiniger Rekordhalter mit den meisten Oscarnominierungen einer lebenden Person und konnte fünf Mal das Goldmännchen gewinnen. Es fehlen noch sieben weitere, um mit Walt Disney auf 59 Nominierungen gleichzuziehen.
Rezension
Diese Rezension basiert auf der Kinofassung. Für die Heimkinoveröffentlichung mögen gewisse Parts der Rezension nicht zutreffen.
Nachdem bereits vor einigen Jahren Hans Zimmer seine Musik als Konzert in den Kinos präsentieren konnte und damit ein einzigartiges Erlebnis schaffte, wurde es nun Zeit, dass auch John Towner Williams einmal aus seinem Produktionsstudio den Weg vor die Kamera schafft, um dem Publikum seine großartigen Werke zu präsentieren. Dementsprechend groß ist die Vorfreude zu Beginn des Film JOHN WILLIAMS: LIVE IN VIENNA. Diese wird sogleich noch gesteigert, indem wir mehrere Texttafeln zu sehen bekommen, auf denen sowohl Zitate als auch einige Hintergrundinformationen zu seiner Person zu lesen sind. Ein wenig unglücklich gewählt, wie ich finde, da es dadurch schon zu Beginn sehr viel zu lesen gibt, was per se nicht schlimm ist, aber eleganter über tatsächliche kleine Interviewausschnitte funktioniert hätte.
So ungefähr bekommen wir es kurze Zeit später zu sehen, denn die deutsche Violinistin Anne-Sophie Mutter ist nicht nur als Stargast auf der Bühne zu sehen und zu hören, sondern gibt uns exklusiv eine kleine Willkommensansprache, die die Vorfreude auf die folgenden Klänge noch befeuert. Mit ihren Konzerten schaffte sie es in der Vergangenheit, regelmäßig in den deutschen Charts zu landen, und sie zählt zu den wichtigsten Geigerinnen hierzulande. Das Konzert umfasst ganze 18 Musiktitel sowie eine Zugabe, von denen Anne-Sophie Mutter bei sieben auf der Bühne leidenschaftlich ihr Instrument spielt. Williams durchkreuzt in dieser Zeit einmal seine gesamte eigene Filmhistorie, angefangen beim wunderbaren Film HOOK von 1991, dessen Musik Flight to Neverland als Opener fungiert, bis hin zu seinen All-Time Favorites wie Hedwig’s Theme aus HARRY POTTER, The Rebellion is Born aus STAR WARS und Titeln aus Filmen wie SABRINA, DER WEIẞE HAI und INDIANA JONES.
Leidenschaft wo man hinschaut
Man sieht währenddessen, dass das Herz von Williams regelrecht aufgeht und er sich sowohl über die wunderbaren Interpretationen seiner Musik sehr freut als auch den immer wieder tosenden und nicht endenden Applaus des Publikums, welches immer wieder in Standing Ovations verfällt. Umso schöner ist es jedoch zu sehen, wenn die Kamera beim Main Title von STAR WARS auf das Orchester blendet und dieses aus dem Lächeln gar nicht mehr herauskommt. Es ist regelrecht zu spüren, wie die Freude bei dem imposanten Sound aus Ihnen herausbricht und sich auf die begeisterten Zuschauenden niederlegt. Sehr lobenswert ist es darüber hinaus, dass sich Williams nach wirklich jedem Stück sowohl bei den Musikern als auch beim Publikum bedankt und penibel genau darauf achtet, dass es sein Orchester ihm gleichtut. Immer wieder durchfährt den Zuhörer eine Welle der Begeisterung, die sich häufig durch eine Gänsehaut ankündigt.
Dennoch ist zu sagen, dass John Williams offenbar kein klassischer Showmusiker ist, so wie es Hans Zimmer beherrscht. Das ist ihm keineswegs zu verübeln, doch dementsprechend fehlt natürlich auch der unterhaltende Part. Nur sehr selten greift Williams zum Mikrofon und erzählt eine kleine Anekdote zum folgenden Stück oder umreißt die Handlung des Films zu dem Moment, wenn der Soundtrack einsetzt. Viele Filmliebhabende werden zwar stets wissen, welcher Song zu welcher Szene gehört, doch ist es noch etwas ganz anderes, wenn der Meister persönlich ein paar Worte dazu findet, wie er diesen besonderen Moment ausgestaltet. Zudem sind die sieben Stücke, die Anne-Sophie Mutter präsentiert, abgewandelt wurden und auf die Violine zugeschrieben und erweitert wurden. Das ist tatsächlich etwas schade, denn dadurch geht leider die besondere Magie etwas verloren.
Fazit
Unterm Strich ist jedoch JOHN WILLIAMS: LIVE IN VIENNA, ein wirklich fabelhaftes Stück Musik- und Filmgeschichte, welches mir das Herz hat aufgehen lassen. Nicht jeder Sound kam mir bekannt vor, was einfach daran liegt, dass ich noch lange nicht alle Filme sehen konnte, bei den Williams in seinem Leben mitgewirkt hat, dennoch habe ich stets aufmerksam den tollen Melodien gelauscht. Ich selbst bin allerdings noch immer etwas skeptisch, ob Starviolinistin Anne-Sophie Mutter die Orchesterdarbietung tatsächlich bereichert hat. Wenn dann jedoch der Imperial March gespielt wird, werde selbst ich zum STAR WARS – Fan, obwohl die Filme mir bis heute ein Dorn im Auge sind. Gerade im Kino, mitten drin im vollen und voluminösen Sound, ist dies einfach einzigartiges Erlebnis, welches nicht laut genug sein kann. Von daher kann ich nur empfehlen, dies einmal mitgemacht zu haben.
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The Vienna Philharmonic Orchestra is an orchestra that enjoys a worldwide reputation. Composed of members of the Vienna State Opera Orchestra, they traditionally give a New Year’s Concert and a Summer Night Concert every year, which regularly chart in Austria and often in Germany. The society has been giving concerts since 1842. Thus, it is an enormous honour for every composer, musician and conductor to work with this ensemble once. John Williams has already gone down in history as one of the greatest composers of film music, and now he was also given the honour of conducting once in Vienna and leading the orchestra to present his own great compositions to an audience. There were a total of two concerts in 2020, which were thus also the first two he conducted in continental Europe. Fortunately, this took place before the start of the Corona pandemic in January of that very year.
Director Michael Beyer has been familiar with capturing concerts on film for many years, and so it is thanks to him that we can now experience the recording of the complete performance in cinemas and home cinemas on the occasion of John Williams’ 90th birthday. John Williams himself grew up with orchestral music, because his father already played in one. In his early 20s, he was already working for US television and composing for various productions. He quickly rose to the position of film composer, where he was able to demonstrate his talent. In 1972, at the age of 40, he won his first Oscar for the film ANATEVKA, which also won the same award for Best Sound and Best Cinematography. Today, Williams is the sole record holder with the most Oscar nominations for a living person and has won the gold medal five times. He is still seven short of tying Walt Disney on 59 nominations.
Review
This review is based on the theatrical version. Certain parts of the review may not apply to the home cinema release.
After Hans Zimmer was able to present his music as a concert in cinemas a few years ago, creating a unique experience, it was now time for John Towner Williams to make his way out of his production studio and in front of the camera to present his great works to the public. The anticipation at the beginning of the film JOHN WILLIAMS: LIVE IN VIENNA is accordingly great. This is immediately heightened by the fact that we see several text panels on which we can read quotes as well as some background information on his person. A little unfortunate, in my opinion, as it means that there is a lot to read at the beginning, which is not bad per se, but would have worked more elegantly via actual small interview excerpts.
That’s more or less what we get to see a short time later, because the German violinist Anne-Sophie Mutter can not only be seen and heard on stage as a star guest, but also gives us an exclusive little welcome speech, which fuels the anticipation of the sounds to follow. In the past, her concerts have regularly landed her in the German charts, and she is one of the most important violinists in this country. The concert includes a whole 18 music titles plus an encore, seven of which Anne-Sophie Mutter plays her instrument passionately on stage. Williams once criss-crosses his own entire film history, starting with the wonderful 1991 film HOOK, whose music Flight to Neverland serves as the opener, to his all-time favourites such as Hedwig’s Theme from HARRY POTTER, The Rebellion is Born from STAR WARS and titles from films such as SABRINA, JAWS and INDIANA JONES.
Passion everywhere you look
In the meantime, you can see that Williams’ heart is really up and he is very happy about both the wonderful interpretations of his music and the thunderous and never-ending applause of the audience, which repeatedly falls into standing ovations. But it is all the more beautiful to see the camera fade in on the orchestra during the main title of STAR WARS and they can’t stop smiling. You can really feel the joy bursting out of them at the imposing sound and spreading to the enthusiastic audience. It is also very praiseworthy that Williams thanks both the musicians and the audience after every piece and makes sure that his orchestra does the same. Again and again, the listener is swept away by a wave of enthusiasm that often announces itself with goose bumps.
Nevertheless, it has to be said that John Williams is obviously not a classical show musician in the way that Hans Zimmer is. This is by no means to be blamed on him, but accordingly the entertaining part is naturally missing. Only very rarely does Williams take to the microphone and tell a little anecdote about the following piece or outline the plot of the film at the moment when the soundtrack begins. Many film lovers will always know which song belongs to which scene, but it is something else entirely when the master himself has a few words to say about how he fleshed out that particular moment. Moreover, the seven pieces presented by Anne-Sophie Mutter have been modified, attributed to the violin and extended. This is actually a bit of a shame, because unfortunately the special magic is somewhat lost as a result.
Conclusion
The bottom line, however, is that JOHN WILLIAMS: LIVE IN VIENNA, is a truly fabulous piece of music and film history that made my heart swell. Not every sound sounded familiar to me, which is simply due to the fact that I haven’t had the chance to see all the films Williams has worked on in his life, but I still listened attentively to the great melodies. I myself, however, am still somewhat sceptical as to whether star violinist Anne-Sophie Mutter really enriched the orchestral performance. But when the Imperial March is played, even I become a STAR WARS fan, although the films are still a thorn in my side. Especially in the cinema, in the middle of the full and voluminous sound, this is simply a unique experience that cannot be loud enough. So I can only recommend that you experience it once.
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Originaltitel | John Williams: Live in Vienna |
Kinostart | 08.02.2022 |
Länge | ca. 128 Minuten |
Produktionsland | Österreich |
Genre | Musikfilm |
Verleih | Nordpolaris |
FSK | unbekannt |
Regie | Michael Beyer |
Produzierende | Ute Fesquet | Bernhard Fleischer | Frank Gerdes | Melanie Kaboto |
Kamera | Wolfram Zöttl |
Schnitt | Martin Dimitz |
Besetzung |
Anne-Sophie Mutter |
Wiener Philharmoniker |
John Williams |
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