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Vanishing - The Killing Room Filmstill

Vanishing – The Killing Room ©2022 EuroVideo

Südkoreanische Thriller erfreuen sich in den letzten Jahren einer immer höheren Beliebtheit. In Filmen wie A HARD DAY, HARD HIT oder A TAXI DRIVER entführen uns in die Abgründe des geteilten Landes. Wir sehen klare, kühle Bilder, die ein ähnliches Gefühl vermitteln wie skandinavische Krimis, dabei spielt die Unfähigkeit oder Korruption der Polizei häufig eine zentrale Rolle. Regisseure wie Bong Joon-ho oder Park Chan-wook haben sich mittlerweile auch in der westlichen Welt einen Namen gemacht. Nun hat sich der französische Regisseur Denis Dercourt überlegt ebenfalls einen koreanischen Thriller zu drehen. In seinem Film VANISHING – THE KILLING ROOM versucht er den Geist des koreanischen Kinos einzufangen. Dafür hat er seine französische Hauptfigur nach Seoul verfrachtet. In meinem Text erfahrt ihr, ob dieser Plan aufgeht.

Darum geht es…

Im Randgebiet von Seoul wird eine Leiche im Fluss gefunden. Der Körper hat schon eine lange Zeit im Wasser verbracht, so dass keine Chance mehr besteht Fingerabdrücke zu nehmen. Polizist Jin-ho Park (Yeon-seok Yoo), hört allerdings von einer französischen Ärztin, die gerade für ein paar Vorträge in der Stadt ist. Alice Launey (Olga Kurylenko) hat ein Verfahren entwickelt, das ermöglicht auch Fingerabdrücke, von sehr in Mitleidenschaft gezogenen Leichen, zu nehmen. Der Ermittler nimmt Kontakt auf und die Ärztin ist sofort Feuer und Flamme für den Fall. Während der Arbeit an dem Fall, realisieren die beiden, dass sie es hier mit einer größeren Verschwörung zu tun haben. Es geht um viel Geld, Organhandel und Menschenleben.

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Rezension

Auf den ersten Blick bietet VANISHING – THE KILLING ROOM alle Zutaten, die es für einen spannenden Thriller aus Korea benötigt. Es gibt einen interessanten Fall, politische Verwicklungen, einen überambitionierten Ermittler, allerdings gelingt es Regisseur Denis Dercourt nicht ein schmackhaftes Gericht aus den vorhandenen Zutaten zu zaubern. Auf den ersten Blick scheint der Film ähnliche Qualitäten wie andere Filme aus Südkorea zu haben. Wir werden ohne Umschweife in die Handlung geworfen, werden dabei nicht an die Hand genommen und müssen uns den Inhalt selbst erschließen. So beginnt der Film in einem kleinen Haus, in dem eine alte Dame ihre ehemalige Pflegerin vermisst, gegen Ende des Films wird dieser Handlungsstrang wieder aufgenommen, und es entsteht ein Gesamtbild. Leider stehen wir hier vor einem großen Problem. Es werden zu viele dieser Fässer geöffnet, sodass man irgendwann den Überblick verliert.

Vanishing - The Killing Room Filmstill

Vanishing – The Killing Room ©2022 EuroVideo

Immer wieder lernt man Figuren kennen, durch die eine emotionale Fallhöhe erzeugt werden sollen. Dadurch, dass wir nichts über diese Charaktere erfahren, fällt es allerdings sehr schwer auch nur irgendeine Art der Empathie aufzubauen. Wir sehen plötzlich eine Familie mit einem kleinen jungen der eine Sauerstoffflasche hinter sich herziehen muss. Statt uns die Figuren vorzustellen, versucht Dercourt mit billigen Tricks auf die Tränendrüse zu drücken. Dies betrifft nicht nur die Nebenfiguren, sondern auch die beiden Hauptfiguren. Wir bekommen zwar ein paar Hintergrundinformationen, über die Ärztin Alice Launey, diese bleiben allerdings sehr vage. Polizist Jin-ho Park bleibt hingegen ein vollkommen weißes Blatt, wir lernen zwar, dass er eine kleine Nichte hat, das ist aber keine Charaktereigenschaft. Er ist einfach ein Polizist, der seinen Fall lösen will. Es kommt dann, wie es kommen muss, zwischen den beiden Figuren knistert es und VANISHING – THE KILLING ROOM wird aus dem Nichts zu einer Romanze. Dabei gerät die eigentliche Handlung des Films in den Hintergrund.




Ein südkoreanischer Film aus Frankreich?

Auch wenn VANISHING – THE KILLING ROOM inhaltlich nicht überzeugen kann, kann man dem Film auf jeden Fall zugestehen, dass er ein handwerklich guter Film ist. Die Kamera ist häufig dicht an den Figuren, wodurch wir tiefer in die Geschichte geworfen werden. Wenn es gerade keine spannenden Szenen gibt und wir uns ausruhen können, überzeugt der Film mit sehr schönen Aufnahmen von Seoul. Dabei wurde allerdings drauf geachtet klare und kühle Bilder zu zeigen, um in der angespannten Thriller Stimmung zu bleiben. Auch der Score des Films trägt zur allgemeinen Atmosphäre bei. Leider reicht das pure Handwerk nicht aus, um einen guten Film zu schaffen. Die meisten anderen Thriller, die in Südkorea spielen und auch von Koreanern inszeniert wurden, legen in der Regel eine Schippe mehr drauf. Im direkten Vergleich bleibt VANISHING – THE KILLING ROOM eine billige Kopie einer sehr interessanten Filmlandschaft.

Fazit:

Was auf den ersten Blick wie ein neuer spannender Thriller aus Südkorea aussieht, ist nur der billige Versuch eine erfolgreiche Formel zu kopieren. VANISHING – THE KILLING ROOM ist mit seiner kurzen Laufzeit von 87 Minuten ein völlig überladender Film, der sich durch seine vielen Figuren und Handlungsstränge anfühlt, wie die klassischen zweieinhalb Stunden Thriller, für die Südkorea bekannt ist. Es handelt sich zwar um einen handwerklich völlig soliden Film, doch weder die Handlung noch die Darsteller*innen schaffen es zu überzeugen. Stattdessen beobachten wir eindimensionale Figuren, die sich, ohne jegliche Chemie zu haben, ineinander verlieben, nur damit sie doch menschliche Züge an sich haben. Wenn man ein Faible für das koreanische Kino hat, dann wird man mit diesem Film keine Freude haben, es handelt sich um eine französische Kopie, die es nicht schafft an die Qualitäten von koreanischen Thrillern heranzukommen.

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