Review Fakten + Credits


Darum geht es
Die drei Musketiere Filmstill

Die drei Musketiere ©StudioCanal Home Entertainment

Der junge Charles D’Artagnan (Michael York) möchte in die Fußstapfen seines Vaters treten und dem König Louis XIII (Jean-Pierre Cassel) als Musketier dienen. Auf dem Weg nach Paris begegnet er durch Zufall dem zwielichtigen Rochefort (Christopher Lee) und stolpert direkt in eine Verschwörung des Kardinal Richelieu (Charlton Heston) gegen die Königin von Frankreich (Geraldine Chaplin). Gemeinsam mit seinen neuen Kollegen und Freunden Athos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und Aramis (Richard Chamberlain) gerät er von einem Abenteuer in das Nächste und versucht, die Verschwörung aufzudecken und somit Constance (Raquel Welch), die engste Vertraute der Königin, für sich zu gewinnen.

Review

DIE DREI MUSKETIERE ist einer der Inhalte, die circa alle 10 bis 20 Jahre neu aufgelegt werden und aktuelle durch die französische Produktion aus dem Jahr 2023 Bekanntheit erlangt. Diese Version aus dem Jahr 1973 gehört zu den typischen Mantel-und-Degen-Filmen, die sich nicht komplett ernst nehmen und fällt durch unterhaltsame Kämpfe, komödiantische Elemente, schmachtende Frauenblicke sowie eine Story, die an eine Seifenoper erinnern, auf. Gleichzeitig kann der Film seinen Charme durch die Sets, Landschaften und Menschenmassen spielen lassen und verspricht nicht zuletzt dank Größen wie Christopher Lee eine spannende Abenteuergeschichte.

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Die drei Musketiere ©StudioCanal Home Entertainment

Der Tollpatsch D’Artagnan

Michael Yorks Adaption von Charles D’Artagnan ist für das Publikum mehr als nur gewöhnungsbedürftig, da dieser durch ein freches Mundwerk und eine nervtötende Tollpatschigkeit auffällt. Es fällt schwer, ihn ernst zu nehmen und als Anwärter zum Musketier zu akzeptieren. Michael York fällt nicht durch besonderes Kampfgeschick, Charme oder seine Wortgewandtheit auf. Nur die Tatsache, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, sorgt dafür, dass er ein Musketier werden darf. Das ist aber nichts, wofür die Zuschauenden ihm gratulieren oder zujubeln würden.

Hinzu kommt, dass sein Charakter durch ein ekelhaftes Frauenbild auffällt. Zwar war das 17. Jahrhundert für Frauen noch schlimmer als heutzutage, aber Michael Yorck schafft es trotzdem, seinen Sexismus auf eine erschreckend ekelhafte Weise zu präsentieren. Gegenüber Constance fallen Bemerkungen wie „Frauenbeine habe ich noch nie gewaschen“ und er versucht Frauen zu trösten, indem er sie in sein Bett lockt. Ehen und Beziehungen sind für ihn ebenfalls kein Hindernis. Das widerspricht dem Bild des charmanten Gentlemans, zu dem ihn der Film machen will.

Ein schwacher König und starker Kardinal

Traurig ist Jean-Pierre Cassels Darstellung als König. Er hat nicht die Ausstrahlung eines solchen und sorgt durch seine trottelige Art dafür, dass das Publikum ihm diese Rolle nicht abkauft. Zu offensichtlich ist die Tatsache, dass er nur eine Marionette des Kardinals ist. Das hätte deutlich eleganter und vor allem wohlwollender gegenüber dem König gelöst werden können. Dadurch wirkt das Schauspiel von Charlton Heston umso stärker. Es macht Spaß, ihm bei dem Schmieden von Intrigen zuzusehen. Gerade in Verbindung mit seiner rechten Hand Christopher Lee wirken die Beiden wie eine echte Bedrohung für das Königshaus.

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Die drei Musketiere ©StudioCanal Home Entertainment

Christopher Lee ist wahrscheinlich die größte Stärke des ganzen Films. Er überzeugt mit einer bewundernswerten kühlen Arroganz und schafft es, dem Publikum als charmanter Antagonist an das Herz zu wachsen. Er ist jederzeit eine ernst zu nehmende Bedrohung und übermittelt dies überzeugend. Jedoch bekommt er nicht genug Screentime, wodurch sich die Zuschauer*innen die meiste Zeit mit gewöhnlichen und leicht zu besiegenden Feinden zufrieden stellen müssen.

Stimmige Kämpfe und Sets

Die Kämpfe sind spaßig inszeniert. Das geschulte Auge erkennt zwar, dass es sich hier um Schauspiel handelt, aber gerade für einen Mantel-und-Degen-Film kann DIE DREI MUSKETIERE mit einer ruhigen Kamera und guten Choreografien überzeugen. Das sorgt dafür, dass das Publikum immer den Überblick behält und sich von den Kämpfen in den Bann ziehen lassen darf. Diese Kämpfe werden durch Humor und unterhaltsame Szenen aufgelockert und selbst das freche Mundwerk von Michael York ist nicht nervig. Jedoch kommt es zu häufig zu Kämpfen und es wird für Zuschauende nicht immer ganz ersichtlich, warum sich wann genau duelliert wird.

Die echten Drehorte und Massen von Menschen untermauern den Spaß der Kämpfe und werten den Film an sich auf. Immer wieder sind die beeindruckenden Bauten, dreckigen Straßen oder tiefen Wälder zu bewundern und ziehen das Publikum in ihren Bann. Aber es sind vor allem die teils schrillen und bunten Kostüme, die eine lobenswerte Beachtung verdienen. Hier wurde wohl auch mit Experten zusammengearbeitet, was definitiv anzumerken ist und dem Film eine gewisse Lebendigkeit verleiht.

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Pompös kitschige Musik und hallende Stimmen

Die Musik erinnert an eine Märchenverfilmung. Immer wieder ertönen übertriebene und überdramatische Klänge, die die Emotionen der einzelnen Szenen kitschig untermalen. Sein es die lauten Trompetenfanfaren oder bombastische Klänge. Sie verkommen zu einem Einheitsbrei, dem nicht viel abzugewinnen ist. Gerade bei der Liebesgeschichte ist die Musik schon unerträglich und erinnert an das Liebesgedudel aus TOP GUN. Einzig in den Kämpfen kann die Musik die Szenen passend ergänzen und trägt zu der fesselnden Stimmung bei.

Neben der pompösen Musik sind auch die Dialoge äußerst geschwollen und orientieren sich wahrscheinlich nahe der Ausdrucksweise der Romanvorlage. An diese kann sich das Publikum zwar mit der Zeit gewöhnen, aber in der deutschen Synchonspur ist ein hallender Unterton zu vernehmen. Das stört besonders an Szenen, die an der freien Luft spielen, da dieser Ton eher so klingt, als ob die Sprecher*innen ihren Text in einer großen Kirche eingesprochen haben. Das kann nicht einmal mit der Technik der Zeit entschuldigt werden, da andere Filme der 70er Jahre das besser gehandhabt haben.

Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6Fazit

In der Masse der Musketier Filme kann DIE DREI MUSKETIERE aus dem Jahr 1973 herausstechen und gehört definitiv zu den besseren Adaptionen. Aber dem Film ist sein Alter anzusehen und gerade mit der französischen Version aus dem Jahr 2023 kann der Film nicht mithalten. Dafür sind die Kostüme und Sets zu kitschig und die Kämpfe als Schauspiel erkennbar. Wer aber einen klassischen Mantel-und-Degen-Film genießen will, trifft hiermit eine richtige Wahl und kann sich auf kitschige, aber auch spaßige Kämpfe freuen.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel The Three Musketeers
Kinostart 11.12.1973
Länge: 105 minuten
Produktionsland Spain
Genre: Action | Abenteuer | Komödie
Regie Richard Lester
Producer Alexander Salkind
Kamera David Watkin
Musik Michel Legrand
Cast Michael York, Oliver Reed, Richard Chamberlain, Frank Finlay, Faye Dunaway, Raquel Welch, Christopher Lee, Geraldine Chaplin, Jean-Pierre Cassel, Spike Milligan, Charlton Heston, Simon Ward, Georges Wilson, Roy Kinnear, Joss Ackland, Sybil Danning, Michael Gothard, Nicole Calfan, Gitty Djamal, Ángel del Pozo

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