Den heutigen Text über EBOLA SYNDROME möchte ich etwas anders angehen als andere Besprechungen. Normalerweise verläuft meine Vorgehensweise bei Filmbesprechungen folgendermaßen: Wir erhalten Informationen vom Verleih über kommende Filme, geben dann Bescheid, welche Filme wir besprechen möchten, und warten auf einen Screener. Anschließend wird der Film angesehen, etwas Recherche betrieben und schließlich eine (hoffentlich) interessante Rezension verfasst. Für mich ist es grundsätzlich wichtig, den gesamten Film zu sehen, denn nur so kann ich meiner Meinung nach eine vernünftige Besprechung schreiben. Bei Herman Yaus EBOLA SYNDROME war es mir jedoch nicht möglich, den Film zu Ende zu schauen. Der Film ist voller Abscheulichkeiten, die meiner persönlichen Meinung nach eine Grenze überschritten haben, weshalb ich nach einer qualvollen halben Stunde beschlossen habe, den Film abzubrechen.
Zuerst war ich sehr interessiert an EBOLA SYNDROME. Als großer Fan des Genrekinos schaue ich gerne Horrorfilme, Science-Fiction, Fantasy und ähnliches. Gerade das Horrorkino hat in den letzten Jahren gezeigt, wie es düstere Motive nutzen kann, um die Probleme des Menschseins zu thematisieren. Filme wie THE BABADOOK schaffen Monster, die eine Manifestation von psychischen Krankheiten darstellen. EBOLA SYNDROME hingegen agiert nicht so subtil. Herman Yaus Film ist eine einzige geschmacklose Provokation, die auf Zelluloid gebannt wurde. Wenn das Ziel des Regisseurs war, die Zuschauer zu ekeln, dann hat er dieses Ziel bei mir auf jeden Fall erreicht. In Deutschland führte dies dazu, dass die FSK dem Film keine Altersfreigabe erteilt hat. Stattdessen wurde EBOLA SYNDROME von der Juristenkommission der SPIO (Spitzenorganisation der Filmwirtschaft) geprüft und ist somit für den Verkauf in Deutschland zugelassen.
Darum geht es…
Um zu verstehen, warum EBOLA SYNDROME für mich eine solche Qual war, sollte man zunächst einen Blick auf die Handlung werfen: Der Restaurantangestellte Kai (Anthony Wong) wird dabei erwischt, wie er eine Affäre mit der Frau seines Chefs hat. In einer brutalen und äußerst sadistischen Art und Weise bringt er sowohl seinen Chef als auch die Frau und einen weiteren Angestellten um. Um der Polizei zu entkommen, flieht Kai nach Südafrika, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch auch hier wird er von seinem neuen Chef und dessen Frau tyrannisiert, wie er selbst findet. Als der geizige Restaurantleiter sich weigert, die hohen Fleischpreise vom Großmarkt zu bezahlen, entscheidet er sich mit Kai in ein kleines Dorf zu fahren, um dort günstiges Fleisch zu besorgen. Die beiden werden Zeugen eines Rituals, das erkrankten Bewohner*innen helfen soll, die Ebola-Infektion zu heilen. Hier entscheidet sich Kai dazu, eine infizierte Frau zu vergewaltigen. Später beginnt er das Virus auf brutale Art und Weise in der ganzen Stadt zu verteilen.
Rezension:
EBOLA SYNDROME beginnt direkt mit einer Sexszene zwischen Kai und der Frau seines Chefs und endet kurz darauf in einem Blutbad. Hier wird relativ typischer Splatter gezeigt, insbesondere für diejenigen, die Gore-Filmen nicht abgeneigt sind. Oftmals wird der Ekel nicht nur das Visuelle erzeugt, sondern vielmehr durch das Gesagte. Für Kai sind Frauen nur für den Geschlechtsverkehr da, was er auch in jeder zweiten Szene betont. Als wäre das nicht schon schlimm genug, ist der Film auch unglaublich rassistisch, und das nicht nur, um die Abscheulichkeit der Hauptfigur zu betonen, sondern auch im Subtext. Afrikaner werden als wilde Menschen mit Knochen in den Haaren dargestellt, die durch ihre Zügellosigkeit eine schreckliche Krankheit bekommen haben. Für mich persönlich wurde jedoch eine Grenze überschritten, als ich sah, dass echte Tiere für den Film getötet wurden. Manche mögen argumentieren, dass es “nur” Frösche und Hühner waren. Gewalt gegen Tiere hat in keinem Film ihren Platz.
Fazit:
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht über den Film sagen. Es ist für mich jedoch besonders beunruhigend zu erkennen, dass Herman Yau mit EBOLA SYNDROME vermutlich genau die Provokation erreicht hat, die er beabsichtigt hat. Dennoch rate ich dringend davon ab, diesen Film anzuschauen. EBOLA SYNDROME ist eine einzige Geschmacklosigkeit, die in eine völlig irrelevante Handlung eingebettet ist und von charakterlosen Figuren begleitet wird. Wäre der Film nicht so abscheulich, wäre er einfach langweilig. Stattdessen empfindet man beim Anblick der Figuren und ihrer Taten Ekel. Was ich zuvor beschrieben habe, ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, und ich bin froh, diesen Film vorzeitig abgebrochen zu haben.
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Originaltitel | 伊波拉病毒 |
Kinostart | 15.6.1996 |
Länge: | 98 minuten |
Produktionsland | Hong Kong |
Genre: | Horror | Krimi | Komödie |
Regie | Herman Yau |
Producer | Jing Wong |
Cast | Anthony Wong Chau-sang, Lo Mang, 陳妙瑛, 傲志君, Angel Wong Chui-Ling, Vincent Wan Yeung-Ming, Shing Fui-on, Lu Cheung, Baat Leung-Gam, Lorraine Ho, Cindy Yip Sin-Yi, Lori Shannon, 梁智明, Tsang Yin, 黃斌, Lam Chiu-Wing |
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