Review Fakten + Credits


Wir haben FRONTIERS im Rahmen des 37. Fantasy Filmfest gesichtet.

Seitdem das Fantasy Filmfest im Jahr 1987 zum ersten Mal in Hamburg seine Tore für Fantasy- und Horrorfans öffnete, erfreut sich das mehrtägige Event jedes Jahr auf ein Neues großer Beliebtheit. Mit einer Vielzahl an Genres – von Sci-Fi, über Horror bis zu Fantasy wird für jeden Filmgeschmack etwas geboten – und einem gutem Händchen für außergewöhnlichen Stoff, denn man in dieser Form im Mainstreamkino nur selten zu Gesicht bekommt, bietet das Fantasy Filmfest gerade für Freund*innen innovativer Geschichten eine echte Fundgrube an Skurrilitäten und Unikaten – FRONTIERS hingegen ist leider keiner dieser Filme!

 Darum geht es

Der Schmerz über das tragische Ableben ihres Vaters ist noch ganz frisch und wirkt sich nach wie vor auf Diane Messier (Pascale Bussières) psychische Verfassung aus. Begleitet von plötzlichen Panikattacken und dem stetigen Gefühl von etwas Bösem verfolgt zu werden, zieht sich die trauernde Frau immer weiter zurück. Einzig ihre Tochter Sarah (Mégane Proulx), mit der sie auf einer Farm in Québec, nahe der US-amerikanischen Grenze lebt, gibt ihr noch halt. Selbst die Bemühungen ihrer Schwestern Julie (Marilyn Castonguay) und Carmen (Christine Beaulieu) und die Rückkehr ihrer Mutter Angèle (Micheline Lanctôt) verlaufen ins Leere. Diane ist sich sicher, dass ihr Vater aus dem Jenseits mit ihr kommunizieren möchte, um sie vor einer bevorstehenden Gefahr zu warnen. Doch wovor?

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Rezension

Frontiers Filmposter

Frontiers ©2023 Be For Films

Es dauert nicht lange, bis sich die Kamera eindringlich der alles vermahlenden Arbeit des gefräßigen Schneidwerks eines Mähdreschers widmet. Wenig später vermeldet der lokale Nachrichtensender die Flucht zweier entlaufener Schwerverbrecher, die auf ihrem Weg in die Freiheit die Grenze nach Kanada passiert haben. Und war das eben etwa eine übernatürliche Erscheinung, die da ganz beiläufig im Hintergrund durchs Bild gehuscht ist? Wer mehr als nur einen Horrorfilm gesehen hat, wird die Zeichen, das sogenannte Foreshadowing – um den Fachterminus zu verwenden – sofort erkennen und sich folglich darüber den Kopf zerbrechen, welche Art von Horror mit FRONTIERS noch ins Haus stehen wird. Gruseliger Geisterhorror, beinharter Überlebenskampf oder doch kompromisslos hartes Terrorkino? Es wäre schließlich nicht der erste Mähdrescher, der zweckentfremdet sein blutiges Werk verrichtet. Die Antwort darauf dürfte gerade im Rahmen des 37. Fantasy Filmfest etwas irritieren.

Ohne den Ausgang, beziehungsweise den späteren Verlauf des frankokanadischen Genrefilms vorwegzunehmen, kommt an diesem Punkt der wichtige Hinweis, sich als geneigter Horrorfan am besten von sämtlichen Erwartungshaltungen zu verabschieden. Ungeachtet aller noch möglichen Schreckensszenarien, die noch folgen könnten, erweist sich FRONTIERS in erster Linie als reduziertes Familiendrama über Trauer, Verlust und letztlich auch Verdrängung – entschleunigt, subtil und zurückgenommen. Drei Eigenschaften, die sich auch in der kargen, unterkühlte Inszenierung widerspiegeln. Während die Kamera den tristen Wald- und Wiesenlandschaften noch einige atmosphärischen Bilder entlocken kann, wirkt FRONTIERS gerade in den Innenaufnahmen eher wie eine handelsübliche Eigenproduktion für das allabendliche ZDF-Abendprogramm.

 Familiendrama begleitet von seichtem Grusel

 Sich aufgrund einer falschen Erwartungshaltung einem Film vollständig zu verwehren, ist natürlich der völlig falsche Ansatz, selbst wenn, wie im Falle FRONTIERS, dies nicht alleine der Fehler der Zuschauer*innen ist. Wenn ein Film wissentlich falsche Fährten streut und diese mit einer manipulativen Erzählweise noch befeuert, muss man nun mal mit einer entsprechenden Abwehrhaltung rechnen. Doch auch unabhängig davon, wird es dem Publikum schwergemacht, sich aufrichtig für das fragile Familienkonstrukt zu interessieren. Für ein ernstzunehmendes Familiendrama ist FROTNIERTS schleicht und ergreifend viel zu oberflächlich und vorhersehbar gerate. Daran kann auch der solide Cast um Frontfrau Pascale Bussières nichts ändern. Erst mit einem in Genrekreisen durchaus bekannten, aber effektiven Twist, der von Haus aus immer gut funktioniert, dadurch aber auch umso beliebiger und effekthascherischer wirkt, kommen die Gefühle erstmals ein bisschen in Wallung. Ein netter Versuch, der jedoch viel zu spät kommt, um das Ruder noch einmal herumzureißen.

 Fazit

Während der messerscharfe Schlund eines Mähdreschers, ein entflohenes Verbrecher-Duo und grausam entstellte Tierkadaver bereits früh auf ein waschechtes Horrorszenario hindeuten, entspinnt sich im Vordergrund ein intimes Familiendrama über Verlust, Trauer und Verdrängung. Bedauerlicherweise versäumt es der frankokanadische Genrefilm all diese Versprechen – ob Horror oder Drama – einzulösen.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Frontières
Kinostart 3.3.2023
Länge: 95 minuten
Produktionsland Canada
Genre: Drama | Thriller
Regie Guy Édoin
Cast Pascale Bussières, Mégane Proulx, Micheline Lanctôt, Christine Beaulieu, Marilyn Castonguay, Béatrice Picard, Marie-France Marcotte, Patrice Godin, Marie-Madeleine Sarr, Blaise Tardif, Sylvain Massé, Maxime de Cotret, Sarianne Cormier, Denis Larocque, Lorne Brass, Claire Jacques, Alex Bisping, Sharon Ibgui, Eve Gadouas, Thérèse Morange

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