Review Fakten + Credits


Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen einige japanische Städte in Schutt und Asche. Die bekanntesten Beispiele dürften Nagasaki und Hiroshima sein, über denen die amerikanischen Streitkräfte Atombomben abgeworfen haben und damit für eine nie dagewesene Verwüstung gesorgt haben. Bis heute findet man dieses kollektive Trauma in der DNA der japanischen Gesellschaft. Ein erster Schritt, dieses schreckliche Ereignis zu verarbeiten, war ein Monster-Film, der im Jahr 1954 in die japanischen Kinos kommen und einer der ikonischsten Figuren der Popkultur ihren ersten Auftritt bescheren sollte. GODZILLA wird immer wieder als riesige Echse gezeigt, die durch radioaktive Strahlung zu einem gigantischen Monster mutiert ist und die Städte Japans verwüstet. Mittlerweile gibt es über 30 Filme, in denen Godzilla zur Bedrohung für die Menschheit wird oder sich mit anderen Monstern prügelt, wie zuletzt im amerikanischen GODZILLA VS KONG. Zurück zu den Ursprüngen geht es allerdings im neuesten Film des japanischen Studios Toho: GODZILLA MINUS ONE.

Darum geht es…

Koichi Shikishima (Ryonosuke Kamiki) war im Zweiten Weltkrieg ein Kamikaze-Pilot. Er sollte sein Leben für Japan opfern, um die feindlichen Truppen in die Schranken zu weisen. Doch er entscheidet sich gegen den Tod und landet kurz vor Ende des Kriegs auf der Insel Odo, wo beschädigte Flugzeuge repariert werden sollen. Eines Nachts bebt die Erde, und Koichi befürchtet, dass die amerikanischen Truppen den Stützpunkt unter Beschuss nehmen. Als er sein Schlaflager verlässt, sieht er eine riesige Echse, die seine Kameraden frisst. Er überlebt als einer der Wenigen und kehrt in seine Heimat Ginza, einen Stadtteil von Tokio, zurück. Hier trifft er auf eine Frau, die ein verwaistes Kind bei sich hat. Alle drei haben alles verloren, und Koichi beschließt, Noriko (Minami Hamabe) und das Kind aufzunehmen. Ein paar Jahre später arbeitet Koichi an Bord eines Schiffes, das alte Seeminen beseitigen soll, und sieht einen alten Bekannten. Godzilla ist noch größer als damals und scheint sich Richtung Festland zu bewegen.

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Rezension

GODZILLA ist nicht mehr nur ein japanischer Fanliebling; mittlerweile ist die Riesenechse auch im Westen angekommen. Nach dem Erfolg von Marvels Filmuniversum versucht auch Legendary Pictures, ihr eigenes Universum mit Godzilla, King Kong und anderen Monstern aufzubauen. Dieses Universum umfasst mittlerweile fünf Filme (im Frühjahr 2024 werden es sechs sein) und eine Serie namens MONARCH: LEGACY OF MONSTERS, die vor kurzem auf AppleTV+ veröffentlicht wurde. Umso erfrischender ist es, wenn man Hollywood verlässt und einen Blick nach Japan wirft. Mit GODZILLA MINUS ONE hat das Studio Toho einen Film geschaffen, der die amerikanischen Blockbuster in den Schatten stellt. Bereits der letzte japanische Live-Action Godzilla-Film, SHIN GODZILLA, war wesentlich interessanter als die Adaptionen aus den USA. Der neueste Film von Toho hebt die Riesenechse jedoch auf ein neues Level. Zwar bringt auch GODZILLA MINUS ONE ein paar ähnliche Schwächen mit, wenn es dann aber um die wichtigen Qualitäten eines Monsterfilms geht, spielt GODZILLA MINUS ONE mit den Muskeln. Aber der Reihe nach.

Ein zerstörtes Frachtschiff versinkt im Meer

Godzilla Minus One © Peppermint Anime GmbH

Was möchte man sehen, wenn man einen Film wie GODZILLA MINUS ONE schaut? Richtig, riesige Monster, die auf brachiale Weise Städte zerstören oder gegen andere Monster kämpfen. Da wir uns jedoch mehr mit anderen Menschen identifizieren können, wird häufig eine menschliche Geschichte erzählt, so auch bei GODZILLA MINUS ONE. Ein großer Teil der Handlung dreht sich um Koichi, der seine eigenen inneren Kämpfe austrägt. Er selbst sieht sich als Verräter, der seine Kamikaze-Pflicht nicht erfüllt hat. Er hätte im Krieg für Japan sterben müssen. Dieser innere Konflikt führt zu seiner Motivation, Noriko zu helfen. Anstatt einfach hinzunehmen, dass es sich bei Koichi um einen vermeintlichen Verräter handelt, beginnt der Film irgendwann die Rolle der Soldaten im Krieg zu hinterfragen und kritisiert die japanische Regierung in den 1940ern – eine Regierung, die wie selbstverständlich davon ausging, dass ihre Soldaten sich für Japan opfern, während die Politiker in bequemen Sesseln sitzen. Wir begleiten zwar einen Menschen, durch den uns etwas Monster-Action entgeht, aber die Geschichte um den Soldaten ist vielschichtig und spannend.

Ein Highlight für Monsterfans

Wenn es dann aber zu den Action-Szenen in GODZILLA MINUS ONE kommt, werden Kaiju-Fans (Kaiju: japanisch für „seltsame/rätselhafte Bestie“) auf ihre Kosten kommen. Bereits in der Eröffnung des Films sehen wir das titelgebende Monster, wie es eine Armee-Basis auseinandernimmt. Diese Szenen sind wuchtig und fühlen sich schmerzhaft an. Godzilla wirkt dabei unberechenbar und wird zu einer unheimlichen Gefahr. Die größten Stärken spielt GODZILLA MINUS ONE dann aus, wenn es um die Verwüstung einer großen Stadt geht. Hier sehen wir eine Sequenz, die es in dieser Intensität vermutlich noch in keinem Godzilla-Film gegeben hat. Das Monster fühlt sich dabei an wie eine rohe Naturgewalt, wie ein Tornado, vor dem es kein Entkommen gibt. Man bedient sich hier erneut bekannter Metaphern, wie die Gefahr durch Atombomben, für die Godzilla auch in diesem Film steht.

Godzilla in einer Nahaufnahme, ein Lastwagen klemmt zwischen den Zähnen

Godzilla Minus One © Peppermint Anime GmbH

Auch auf visueller Ebene kann GODZILLA MINUS ONE auf ganzer Linie überzeugen. Wir sehen Bilder, die in einer perfekten Balance zwischen der Farbgebung der ersten Godzilla-Filme und heutiger Blockbuster stehen. Dabei wurde darauf geachtet, Godzilla so originalgetreu wie möglich zu halten und trotzdem in ein modernes Gewand zu kleiden. Selten sah das Monster so bedrohlich aus. Wenn er seinen bekannten Hitzestrahl abfeuert, lädt er sich erst einmal auf, dabei schnappen die Rückenplatten eine nach der anderen heraus, bis es zur Explosion kommt. Das Studio muss beim Film auf eine Mischung aus digitalen und praktischen Effekten zurückgegriffen haben. Wenn wir Godzilla durchs Wasser schwimmen sehen, wirkt es teilweise so realistisch, dass es sich entweder um ein Modell oder sehr gute VFX handeln muss. Wenn man dann noch im Laufe des Films das klassische Godzilla-Thema hört, ist es schwer, nicht in Jubel auszubrechen.

Fazit

Mit GODZILLA MINUS ONE zeigt das japanische Filmstudio den Kollegen aus Hollywood, wie man Blockbuster macht. Der Film bringt alles mit, was man von einem Godzilla-Film sehen will: eine riesige Echse, verwüstete Städte und beeindruckende Bilder. Dabei gelingt es dem Film, neben der Monsteraction auch interessante Figuren zu zeichnen. Besonders auffällig ist der Unterschied zu Filmen wie GODZILLA VS KONG, in denen man sich über die Abwesenheit der menschlichen Protagonisten freut. Wenn ihr die Chance habt, GODZILLA MINUS ONE im Kino zu sehen, solltet ihr euch schnell Tickets holen. So geht Blockbusterkino!

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Review Fakten + Credits


Originaltitel ゴジラ-1.0
Kinostart 3.11.2023
Länge: 125 minuten
Produktionsland Japan
Genre: Science Fiction | Horror | Action
Regie Takashi Yamazaki
Executive Producer Shuji Abe | Minami Ichikawa | Hisashi Usui
Producer Go Abe | Kazuaki Kishida | Keiichiro Moriya | Kenji Yamada
Kamera Kôzô Shibasaki
Visual Effects Kiyoko Shibuya | Takashi Yamazaki
Musik Naoki Sato
Cast Ryunosuke Kamiki, Hidetaka Yoshioka, Minami Hamabe, Kuranosuke Sasaki, Yuki Yamada, Saki Nakatani, Munetaka Aoki, Sakura Ando, Mio Tanaka, Yuya Endo, Kisuke Iida, Ozuno Nakamura, Kenji Anan, Kenji Mizuhashi, Kunihiro Suda, Shota Taniguchi, Ippei Sasaki, Akio Nakadai, Sho Nishigaki, Eisuke Sasai

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