Rezension
„Crime Doesn’t Pay!“, verkündet der Titelzusatz Ekrem Engizeks Knast-Krimis HAPS. Wirklich glaubwürdig ist daran nur das Ausrufezeichen. Wenn der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent mit seinem markigen Gefängnisfilm etwas vermitteln möchte, tut er das mit dem filmischen Vorschlaghammer. Damit wird jede Lektion eingehämmert. Und Lektionen gibt es reichlich in der kruden Mischung aus Macho-Ästhetik, Moralismus und Marketing. Letztes untergräbt den titelgebenden Tugendspruch. Bei der umfassenden Medienkampagne und eigenem Merchandise-Shop zahlt sich die frühere Kriminalität des Filmemachers, der hier laut Pressematerial eigene Erfahrungen verarbeitet, augenscheinlich durchaus aus.
Von der offiziellen Filmseite führt ein Klick direkt zum Online-Shop. Dort gibt es Hoodies für über 50€, Beanies für 30€ oder ein komplettes HAPS-Outfit. Trainingsanzug, versteht sich, nicht Knast-Klamotten wie sie der Hauptcharakter beim Haftantritt erhält. Haps (Arabisch für Haft) ist der Umgangsbegriff für die namenlose Strafanstalt, in der Alexander Rothstein (Constantin von Jascheroff) landet. Um nicht draufzugehen, während seine schwangere Frau (Xenia Assenza) draußen wartet, lässt der Sproß einer reichen jüdischen Familie sich mit dem kurdischen Gangsterboss Mazlum (Cem Öztabakci) ein.

HAPS – Crime Doesn’t Pay! ©2025 Engizek Films
„Monster werden nicht geboren, Monster werden erschaffen“, postuliert Alexanders aufdringlicher Off-Kommentar. Dessen plakativer Pathos und die aufgesetzten Dialoge sollen dem drakonischen Dogma von Selbstverschulden den Anstrich philosophischer Tiefe geben. Sadistische Gewalt- und Ekelexzesse übertüncht scheinheiliger Humanismus. Der mit narrativen Rap-Songs unterfütterte Soundtrack, das synthetische Szenenbild und die stereotypen Figuren sind das kommerziell kalkulierte Medium brutaler Bigotterie und systemkonformistischen Sozialdarwinismus. Der Terror hinter Gittern erscheint als verdiente Strafe für verblendete Verbrechen. Letzte haben alle Insassen entgegen ihrer Unschuldsbeteuerungen begangen. Engizeks „Monster“ haben sich selbst geschaffen.
Dass soziale Herkunft mehr über Anklage, Urteil und Strafmaß entscheiden als Schuldfrage oder Tatschwere, wird übergangen. Menschelnde Floskeln befördern lediglich eine archaische Religions-Doktrin. Die unmenschlichen Haftbedingungen dienen voyeuristischen Schocks und werden wie die stilisierten Grausamkeiten indirekt gerechtfertigt. Der Regisseur sagt, er wolle Kids abschrecken und das coole Gangster-Image dekonstruieren. Tatsächlich ikonisieren der Film und die begleitende Medienkampagne die Häftlingsrolle. Der vorhersehbare Ausgang ist keine Auseinandersetzung mit der Frage nach Rehabilitation, sondern eher eine Steilvorlage zu einer Serie im Stil von 4 BLOCKS.
Fazit
Zum Kinostart von Ekrem Engizeks Gefängniskrimi wird eine Aufklärungskampagne zum Thema Jugendkriminalität angekündigt. Angesichts des undifferenzierten Systemkonformismus, Gewaltverherrlichung und der protzigen Knast-Ikonographie fragt man sich, was deren Inhalte sein sollen. Kameraarbeit und Soundtrack framen nicht Unrecht negativ, sondern Schwäche. Nicht Menschlichkeit scheint erstrebenswert, sondern der Gefürchtetste von allen zu sein. Die unglaubwürdigen Kulissen und das überzogene Schauspiel wirken banal gegenüber der ideologischen Problematik der Narrativs von Kriminalität als Domäne jüdischer und migrantischer Menschen. Dies passt bedrückend zum neo-konservativen Populismus und Rekriminalisierungsduktus.
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Originaltitel | Haps |
Kinostart | 27.3.2025 |
Länge: | 140 minuten |
Produktionsland | Germany |
Genre: | Drama | Krimi |
Regie | Ekrem Engizek |
Producer | Ekrem Engizek |
Kamera | Christof Wahl |
Cast | Constantin von Jascheroff, Kais Setti, Amir Israil Aschenberg, Cem Öztabakci, Xenia Assenza, Anna Stieblich, Prince Kuhlmann, Leonard Kunz, Michael Lott, Johannes Kienast, Micky Jukovic, Milton Welsh |
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