Review Fakten + Credits


Heimsuchung Filmstill

Heimsuchung ©2023 Tiberius Film GmbH

Furchtlose Beschützerin, machtloses Opfer oder Quell allen Übels: Die Rolle der Mutter in Horrorfilmen ist variabel und kann die unterschiedlichsten Formen annehmen. Meist jedoch spiegelt sie gesellschaftliche Ängste und Vorstellungen von Muttersein und Familie wider oder dient als Reflexion der eigenen, oft von Gewalt und Missbrauch begleiteten Kindheit. Das Horrorgenre eignet sich, so gut wie kaum ein anderes Genre, um den verschiedenen Facetten der Mutterschaft – und damit auch den dunklen Seiten des Mutterseins – ein Gesicht zu verleihen. Dass sich Horror aus Österreich und das übergeordnete Thema Mutterschaft hervorragend kombinieren lässt, hat das Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala mit ihrem Debütfilm ICH SEH, ICH SEH bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Grund genug, um vorsichtig optimistisch zu sein, dass dem österreichischen Filmemacher Achmed Abdel-Salam mit seinem themenverwandten Horrordrama HEIMSUCHUNG ein ähnliches Kunststück gelingt.

Darum geht es

In Anbetracht ihrer traumatischen Kindheit ist es kaum verwunderlich, dass Michaela (Cornelia Ivancan) auch noch als erwachsene Frau – zwischenzeitlich selbst Mutter einer achtjährigen Tochter – unter den Folgen der Vergangenheit zu leiden hat. Trotz der Liebe zu ihrem Kind und ihrem geduldigen Ehemann Alex (Lukas Turtur) an ihrer Seite suchte sie schon vor vielen Jahren die Flucht in den Alkohol, dem sie als trockene Alkoholikerin nun seit fünf Wochen vollständig entsagt hat. Als Michaela zur Beisetzung ihres Vaters nach langer Zeit zurück in ihr altes Elternhaus in der österreichischen Provinz kommt und beschließt, mit ihrer Tochter Hanna (Lola Herbst) dort einige Tage zu verweilen, schleichen sich die Dämonen ihrer Kindheit zurück in ihr Leben und drohen dies vollständig in sich zusammenbrechen zu lassen.

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Rezension

Beim Thema Alkoholismus verhält es sich ähnlich wie beim Thema Mutterschaft. Grundsätzlich ist der Überbegriff Sucht geradezu dafür prädestiniert, im Korsett eines doppeldeutigen Horrorfilms durch einen metaphorischen Schrecken visualisiert zu werden. Michaelas innere Dämonen treten als Metapher für ihre Alkoholabhängigkeit nach außen, begleitet von alptraumhaften Entzugserscheinungen – wiederum ein recht offensichtliches, aber effektives Bild für die Krankheit – während sie mehr und mehr die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren droht. Durch die Dämonisierung der Sucht als übernatürliche Kraft gewährt Achmed Abdel-Salam einen spannenden Blick in das Innenleben seiner Protagonistin, dass geprägt ist von einem selbstzerstörerisches Verhalten, dass nicht nur sie, sondern auch ihr gesamte Umfeld in die Knie zwingt. Abseits der horroresken Bildsprache fällt es HEIMSUCHUNG jedoch schwer, sich in seiner Eigenschaft als Horrorfilm durchzusetzen.

Heimsuchung Filmstill

Heimsuchung ©2023 Tiberius Film GmbH

Während es Achmed Abdel-Salam zunächst noch gelingt, denn sich gemächlich aufbäumenden Horror mit einer erdrückenden Atmosphäre des Unbehagens zu durchtränken, verliert HEIMSUCHUNG im letzten Drittel – also genau dann, wenn der Horror seinen Höhepunkt finden sollte – sein Ziel aus den Augen. Bis zu diesem Punkt bewegt sich der deutschsprachige Slow-Burner noch vornehmlich im Rahmen eines Dramas. Der Horror selbst wird eher beiläufig, auf einer psychologischen Ebene bedient, was genau deswegen aber einen weitaus größeren Effekt erzielt als der gewollt gruselige – und dadurch eben nicht gruselige – Schlussakt. Hier bedient sich Abdel-Salam am deutlich weniger effektiven Horror-Einmalseins generischer Mainstreamproduktionen und erzeugt dadurch eine gegenteilige Wirkung. Was bleibt ist ein über weite Strecken atmosphärisches Horrordrama mit soliden Darsteller*innen, dass sein Potenzial leider nie vollständig ausspielen kann.

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Heimsuchung ©2023 Tiberius Film GmbH

Fazit

Heimgesucht von den Dämonen der Sucht und des Muttersein! Die wirklich spannenden Themen spielen sich in HEIMSUCHUNG unter der atmosphärischen Oberfläche ab. Begleitet von seichtem Grusel, erzählt Achmed Abdel-Salam eine intime Geschichte über Traumabewältigung und den Umgang mit den Geistern aus der Vergangenheit. Das funktioniert solange ganz gut, bis das österreichische Horrordrama im Schlussakt doch noch in bekannte Gernekonventionen verfällt.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Heimsuchung
Kinostart 14.4.2023
Länge: 90 minuten
Produktionsland Austria
Genre: Horror
Regie Achmed Abdel-Salam
Producer Lena Weiss | Eugen Klim | Viktoria Salcher | Mathias Forberg
Kamera Alexander Dirninger
Cast Cornelia Ivancan, Lola Herbst, Lukas Turtur, Heinz Trixner, Inge Maux, Franziska Rieck, Gisela Salcher, Christoph Krutzler, Iva Höpperger, Gerald Walsberger, Tina Haller, Christian Dungl, Felix Stichmann

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