Review
Knapp zwei Jahre nach Premiere der ersten Staffel HOUSE OF THE DRAGON startet die zweite Staffel der HBO-Serie mit einer knapp einstündigen Auftaktepisode. Die Zwischenzeit überbrückten nicht nur Mutmaßungen wie die folgenden Konflikte in der unlängst um eine dritte Staffel verlängerten Fantasyserie umgesetzt werden, sondern auch der frühzeitige Ausstieg des ehemaligen Showrunners und GAME OF THRONES-Regisseurs Miguel Sapochnik. Mit ihm ging, wie unter anderem Matt Smith in einem Interview mit Variety bekräftigte, ein wesentlicher Einfluss auf die Serie. Eine aus “kreativen Differenzen” getroffene Entscheidung, die zum einen anhand einzelner Figurenentwicklungen spürbar sein soll, zum anderen auch Chancen für die inszenatorische und erzählerische Handschrift anderer beteiligter Filmemacher*innen (Clare Killner, Geeta Vasant Patel) bietet.
Verblieben sind dennoch kreative Kräfte der preisgekrönten Mutterserie wie der US-amerikanische Film- und Fernsehregisseur Alan Taylor, der einst in der ersten Staffel GAME OF THRONES die Enthauptung Ned Starks und das folgende Staffelfinale „Feuer und Blut“ inszenierte. Nach weiteren Regiearbeiten für die Original- sowie die Prequelserie kehrt er nun für die Premiere der zweiten Staffel „A Son for a Son“ auf den Regiestuhl zurück.
Konkrete Spoiler zur ersten Folge der zweiten Staffel sind im folgenden Text verborgen.
Im zumindest visuell neu zusammengezimmerten Intro zieren sich Teppiche mit Gemälden der wichtigsten Parteien, Orte und Trademarks der Serie, während das aus GAME OF THRONES bekannte Main Theme auch in dieser Staffel Ohröffner der Prequelserie bleibt. Enge Verbundenheit zur Mutterserie auf der einen und das schrittweise Lösen von dieser auf der anderen Seite liegen also schon im Intro eng beieinander und werden sich im Laufe der Staffelpremiere noch mehrmals begegnen. Wie zu Beginn der zweiten Staffel, die unüblich für den Fokus der Serie weder mit Feuer noch mit Blut ansetzt.
Bekriege deinen Nächsten
Ist der Überleitungsprolog abgeschlossen, kehrt die erste Folge mit dem eher gemächlichen Tempo eines Staffelauftakts, aber keineswegs weniger Input zu den Konfliktherden zurück, die Staffel 1 durch allerhand Zeitsprünge aufgebaut hat. Mit leichten Fokus auf den Geschehnissen in der Hauptstadt der Königslande entfaltet sich der zentrale Parteien-Dualismus, der glücklicherweise nicht so unaufbrechlich ist, wie es das Marketing mit der simplen Unterteilung in die Schwarzen und die Grünen anteaserte. Eingehend gefilmte Szenen skizzieren nicht nur die Spannungen zwischen den Herrschenden in Königsmund und der durch den Tod eines Sohnes erschütterten Gegenseite, sondern auch jene innerhalb der Parteien.
Einfühlsame und geschliffene Gespräche von Rhaenys (Eve Best) und Daemon, Alicent (Olivia Cooke) und ihrem Vater (Rhys Ifans), Rhaenyra und ihrem Sohn zeigen die Stärken der Serie dort, wo die Figuren die Zeit und den Rückhalt der Erzählung haben, ihre Facetten zeigen und ausfüllen zu können und nicht unbedingt dort, wo das aus GAME OF THRONES bekannte Intrigenspiel durch plumpe, schmierige Figuren aufgegriffen wird. Wie treffend das Bild Lord Larys’ (Matthew Needham) sein mag, der sowohl den Thron als auch den jungen König nicht aus dem Auge verliert, es ist eines, das die Mutterserie mit Figuren wie Lord Varys und Petyr Baelish bereits sehr viel präziser und tiefgründiger gezeichnet hat. Lord Larys hingegen, eine der Figuren, deren tiefgründige Zeichnung schon in der vorherigen Staffel oft hinten angestellt wurde, ist eines der schablonenhafteren und wenig überzeugenden Elemente in einer an psychologisch-facettenreichen sowie nachvollziehbaren Konfliktentwicklungen nicht armen Serie.
Dass diese kraftvoll, und im Laufe der zweiten Staffel durch weniger Zeitsprünge noch stringenter erzählt werden könnten, lassen allen voran jene Szenen erwarten, die die fragilen innerfamiliären Beziehungen und inneren Konflikte ihrer Figuren weiter auskundschaften. Dann zeigt sich, trotz der hohen Figurendichte, die spannungsgeladene schauspielerische Souveränität des ganzen Ensembles. In Folge eins besonders bemerkenswert: wieder einmal Emma Darcy. Als Rhaenyra spricht Emma Darcy in der ersten Folge zwar nur vier Worte, vereinnahmt dennoch ganze Szenen für sich, – schauspielerisch womöglich sogar die ganze Folge.
Heimliche und hitzköpfige Höhepunkte
Fazit
Vielfältiges Intrigenschmieden und aufgeladene Gefühlszustände münden in einem gediegenen Staffelauftakt, in dem sich Feuer und Blut noch durch Zurückhaltung auszeichnen. Die innerparteilichen Konflikte, die Kraft, welche die Auftaktepisode aus ihrer ruhigen, aber niemals ausschweifenden Erzählung zieht und das Schauspiel vieler Darsteller*innen, allen voran Emma Darcy als Rhaenyra, trotzen einzelnen erzählerischen Stolpersteinen und schablonenhaften Elementen. Hoffentlich auch in den kommenden sieben Folgen.
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House of the Dragon |
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Netzwerk: HBOGenre: Sci-Fi & FantasyStaffeln: 2Episoden: 18 | |
ÜbersichtThe Targaryen dynasty is at the absolute apex of its power, with more than 15 dragons under their yoke. Most empires crumble from such heights. In the case of the Targaryens, their slow fall begins when King Viserys breaks with a century of tradition by naming his daughter Rhaenyra heir to the Iron Throne. But when Viserys later fathers a son, the court is shocked when Rhaenyra retains her status as his heir, and seeds of division sow friction across the realm. |
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