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Originaltitel: Radioactive
Kinostart: ursprünglich 09.04.2020 – neuer Termin: 16.07.2020

FSK 12

FSK 12 ©FSK

Länge: ca. 110 Minuten
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
Regie: Marjane Satrapi
Schauspieler:innen: Rosamund Pike | Sam Riley | Aneurin Barnard
Genre: Drama | Romanze | Biografie
Verleiher: StudioCanal Deutschland

Marie Curie - Elemente des Lebens

Marie Curie – Elemente des Lebens ©2020 Studiocanal GmbH / Laurie Sparham

Basierend auf einem Graphic Novel hat Drehbuchautor Jack Thorne die Geschichte „Radioactive: Marie & Pierre Curie: A Tale of Love and Fallout“ adaptiert und daraus die Basis für MARIE CURIE – ELEMENTE DES LEBENS gebastelte. Unter der Regie von Marjane Satrapi, die schon ihre eigenen hochklassigen Projekte mit PERSEPOLIS und CHICKEN WITH PLUMS realisiert hat, entstand nun dieses Werk über eine der wichtigsten Frauen und Wissenschaftlerinnen aller Zeiten. Es gab auch schon frühere Produktionen, die das Leben dieser Frau zeigten. Ein erstes Werk entstand 1943 unter dem Titel MADAME CURIE, ebenso wie eine international mitteleuropäische Produktion aus dem Jahr 2016.

Hierfür sicherte sich das Produktionsteam das schauspielerische Talent der vielseitigen Rosamund Pike für die Titelrolle. Diese kann eine ziemlich steile Karriere vorweisen, denn bereits ihr erster Kinofilm war JAMES BOND 007 – STIRB AN EINEM ANDEREN TAG. Von da an ging ihr Karriereweg durch die Decke und gipfelte in einer Oscarnominierung für ihre tragisch hinterlistige Darbietung in GONE GIRL – DAS PERFEKTE OPFER. Speziell in Thrillern taucht sie gerne immer wieder auf, begibt sich jedoch gelegentlich auch auf andere Pfade und zeigt sich in Komödien und Dramen wie A UNITED KINGDOM oder JOHNNY ENGLISH – JETZT ERST RECHT!. An ihrer Seite agiert im aktuellen Film der 40-Jährige Sam Riley, der zwar englischer Herkunft ist, jedoch in Berlin lebt und daher auch gelegentlich in deutschen Produktionen zu sehen ist. Zuletzt zu sehen war er in MALEFICENT: MÄCHTE DER FINSTERNIS als herzlicher Gehilfe der bösen Fee.

Marie Curie - Elemente des Lebens

Marie Curie – Elemente des Lebens ©2020 Studiocanal GmbH / Laurie Sparham

Darum geht es…

In MARIE CURIE – ELEMENTE DES LEBENS spielen sie zusammen das Ehepaar Curie und zeigen damit die biografische Entwicklung ihres gemeinsamen Lebens mit wesentlichem Bezug natürlich auf die weltverändernden Entdeckungen beider. Marie Curie selbst ist 1867 in Russland unter dem Namen Marie Sklodowska geboren. Sie hatte das Bedürfnis ein Studium zu absolvieren, was ihr jedoch in Russland als Frau verwehrt blieb, weshalb sie nach Paris übersiedelte, um sich dort zu verwirklichen. Nach ihrer Hochzeit 1895 nahm sie den Namen Curie an und begann zwei Jahre später mit ihren wesentlichen Forschungen von radioaktiven Substanzen, wobei sie mit ihrem Mann die chemischen Elemente Polonium und Radium entdeckte. Ihre Forschungen heimsten ihr schließlich den Nobelpreis in Chemie und Physik ein, wobei letzter nur anteilig an sie ging, da ihn offiziell ihr Mann erhielt.

Diese Lebensgeschichte wird hier mit Beginn ihrer Studienzeit erzählt, wobei dennoch gelegentlich Rückblick auf ihre Kindheit Verwendung finden. Auch werden immer wieder Ausblicke auf zukünftige Ereignisse eingearbeitet, die nicht zu den Lebzeiten von Marie Curie stattfanden und nur ein Resultat ihrer Forschungsergebnisse waren. Somit durchquert der Film im Wesentlichen die Zeit von 1893 bis 1986.

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Rezension

Die Lebensgeschichte dieser renommierten Wissenschaftlerin ist eigentlich ziemlich spannend, denn wer kennt diese Frau nicht? Sie ist wohl eine der Berühmtesten aller Zeiten und dennoch weiß aus der Allgemeinbevölkerung niemand so richtig etwas über sie, außer dass sie zwei neue chemische Elemente entdeckt hat und damit die jüngste Geschichte maßgeblich beeinflusste. Glücklicherweise wird dies auch recht ausführlich umrissen und von ihrer Jugend bis zum Tod gezeigt. Dennoch wird hier keine reine triste biografische Abhandlung visualisiert, sondern hat Rosamund Pike viel Elan und Engagement hineingesteckt der Frau eine angemessene Würdigung zu verleihen und sie nicht nur als Wissenschaftlerin, sondern eben auch als Mutter und Familienfrau zu zeigen und damit die Vielschichtigkeit dieser Person zu honorieren. MARIE CURIE – ELEMENTE DES LEBENS versucht somit ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Privatleben und öffentlicher Wahrnehmung zu schaffen.

Du wirfst einen Stein ins Wasser. Die Wellen kannst du nicht kontrollieren.

Marie Curie - Elemente des Lebens

Marie Curie – Elemente des Lebens ©2020 Studiocanal GmbH / Laurie Sparham

Dennoch liegt selbstverständlich der wesentliche Fokus auf ihren großartigen Taten. Durch viele visuelle Spielerein werden geschickt die chemisch/physikalischen Ideen visualisiert, um sie auch Laien dieser Thematiken sinnvoll näher zu bringen und ein Verständnis zu schaffen, was die Frau dort überhaupt tut. Das ist nicht immer leicht, da es sich schon um hochkomplexe Materie handelt, weshalb letztlich die sinnbildlichen Darstellungen etwas überhandnehmen und damit auf Dauer nicht mehr schön anzusehen sind. An diesem Punkt fehlte wohl die endgültige Entscheidungskraft, ob man nun eine Biografie oder eine wissenschaftliche Abhandlung zeigen möchte, denn im Falle einer Biografie hätte man auch zwangsweise darauf setzen können dem Zuschauer die Möglichkeit zu bieten sich selbst näher zu informieren und damit auf die große Erklärblase zu verzichten.

Ein düsterer Ausblick

Gleichzeitig jedoch werden, wie schon erwähnt, auch Ausblicke auf zukünftige Ereignisse geliefert, die auf diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Ebene jene werden wiederum nur leicht angedeutet und kein tiefgreifenderer Bezug gezogen. Sprich hier wird auf die Geschichtskenntnisse des Zuschauers gesetzt – zum Beispiel über Chernobyl – in der Hoffnung, dass dieser sich in möglicher Unwissenheit mit den historischen Momenten näher beschäftigt. Diese Art und Weise hätte also auch der wissenschaftlichen Darstellung gutgetan.

Marie Curie - Elemente des Lebens

Marie Curie – Elemente des Lebens ©2020 Studiocanal GmbH / Laurie Sparham

Abgesehen davon ist der Film doch etwas zu düster und unansehnlich geworden, da einfach viel zu häufig mit Abendszenen gedreht wurde, sich die Handlung immer wieder in dunklen Räumlichkeiten abspielte und weitestgehend auf indirekte Lichtquellen gesetzt wurde. Diese Darstellungsform spart zwar zumeist Geld in den Produktionen, sorgt aber auch für eine unangenehmere Wahrnehmung beim Zuschauer. Dieses Bild wurde zudem noch weiter verschleiert durch einen übermäßigen Einsatz von Nebel, der zwar der Zeit entsprechend früher schon deutlich häufiger in den Städten existierte als es heute der Fall ist, aber auch nicht jeden Tag zu jeder Uhrzeit dort herrschte. Auch hier war es natürlich ein Leichtes damit die Kulissen arg zu verhüllen und somit massig Kosten zu sparen.

Marie Curie - Elemente des Lebens

Marie Curie – Elemente des Lebens ©2020 Studiocanal GmbH / Laurie Sparham

Biografisch spannend – inszenatorisch unspektakulär

Ansonsten wirkt MARIE CURIE – ELEMENTE DES LEBENS eher schwunglos und undynamisch und erzählt in einem immer gleichen Tempo und ohne wirkliche dramatische oder emotionale Aufreger stupide die Geschichte dieser Ikone. Der wohl spannendste Part wird dabei dargestellt durch die persönliche Zerrüttung von Marie Curie durch die Erkenntnis welches Schindluder mit ihrer eigentlich noblen Entdeckung getrieben werden kann und eben auch getrieben wird. Somit wird aus diesem Werk eher eine lieblose Aneinanderreihung von Fakten die zudem auch noch teilweise recht verwirrend aneinander gereiht sind da es ständig Sprünge durch die Zeitgeschichten gibt, die nicht immer einer logischen Konsequenz folgen.

Wie schon aus dem Titel zu erwarten ist erfahren wir in diesem Film einiges über die berühmte Wissenschaftlerin Marie Curie, dargestellt durch Rosamund Pike. Biografisch aufgearbeitet werden hier viele wesentliche Eckpunkte des Lebens dieser geschichtsträchtigen Persönlichkeit aufgezeigt, immer wieder auch versehen mit einem Blick auf die Zukunft und den Folgen verschiedener Entdeckungen. Diese eigentlich grundlegend recht interessante Geschichte wird jedoch etwas zu Tode gespielt und visualisiert. Es gibt unzählige sinnbildliche Darstellungen, die hochkomplexe Inhalte vereinfachen sollen, letztlich aber einfach viel zu oft auftreten und damit den eigentlichen Charme des Spielfilms völlig zerstören. Düstere Bilder, indirekte Beleuchtungen (die natürlich zu der Zeit in der die Handlung spielt üblich waren) und dramaturgische/emotionale Leblosigkeit wirken sich zusätzlich negativ aus. Zudem wird es nicht geschafft eine klare Linie zu entwickeln, was dieses Werk nun eigentlich repräsentieren und zeigen will, womit die wesentliche Kraft der letztlich sympathischen Qualität einzig und allein aus der Grundhandlung stammt, an der ja nun kaum etwas falsch zu machen war. Was der Film natürlich erreicht hat ist die Aufklärung rund um die Persönlichkeiten Marie Curie und ihres Mannes, leider jedoch in eher nicht ansprechender Form.

Marie Curie - Elemente des Lebens

Marie Curie – Elemente des Lebens ©2020 Studiocanal GmbH / Laurie Sparham