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FSK 6

FSK 6 ©FSK

Originaltitel: Minari
Kinostart: 15.07.2021
DVD/Blu-ray – Release: 11.11.2021
Länge: ca. 116 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Lee Isaac Chung
Schauspieler:innen: Steven Yeun | Alan S. Kim | Yoon Yeo-jeong
Genre: Drama
Verleih: Prokino Filmverleih

Minari - Wo wir Wurzeln schlagen

Minari – Wo wir Wurzeln schlagen ©2021 Josh Ethan Johnson | Prokino | A24

Bei MINARI handelt es sich um den vierten Film des Regisseurs Lee Isaac Chung, der mit dem Film seine Kindheit in Arkansas verarbeitet. Chung ist auf einer kleinen Farm in den Ozarks aufgewachsen, wo er mit seinen Eltern und seiner Großmutter lebte, die an einem nahegelegenen Fluss die Pflanze Minari gesät hat, die man hierzulande eher als koreanische Petersilie oder Wassersellerie kennt. Die Hauptrollen im Film werden unter anderem von Steven Yeun, Yeri Han, Yuh-Jung Youn, Alan S. Kim und Noel Cho verkörpert, die die fünf Mitglieder der kleinen Familie darstellen. Für ihre Rolle als ungewöhnliche Großmutter hat Yoon Yeo-jeong, den Oscar für die beste Nebendarstellerin erhalten.

Der Film wurde erstmalig am 26. Januar 2020 auf dem Sundance Filmfestival gezeigt, der offizielle Kinostart wurde dann Aufgrund der Corona Pandemie verschoben, weshalb MINARI erstmalig am 15. Juli 2021 in den deutschen Kinos zu sehen war. Produziert wurde der Film dabei vom Independent Filmstudio A24. Seit 2013 werden bei diesem Studio Filme veröffentlicht, die niemals von großen Hollywood-Studios gemacht werden würden. Dadurch gab es in den letzten Jahren einige sehr unkonventionelle, aber auch sehr interessante Filme, mit dem Label A24. So hat das Studio die beiden Horror-Filme HEREDITARY und MIDSOMMAR des Regisseurs Ari Aster veröffentlicht, aber auch ungewöhnliche Filme wie LADY BIRD, DER LEUCHTTURM oder EX MACHINA, Filme die neue Impulse ins Kino gebracht haben. Ob das Studio mit MINARI weiterhin diese hohe Qualität halten kann, erfahrt ihr hier.



Minari - Wo wir Wurzeln schlagen

Minari – Wo wir Wurzeln schlagen ©2021 Melissa Lukenbaugh | Prokino | A24

Darum geht es

Familie Yi zieht von Kalifornien auf das Land nach Arkansas. Nachdem sie die letzten zehn Jahre ihr Geld mit dem Sortieren von Küken verdient haben, strebt die Familie nach einem besseren Leben. Um Teil des amerikanischen Traums zu werden, kauft Vater Jacob (Steven Yeun) ein Stück Land in den Ozarks, hier möchte er Gemüse aus der alten Heimat anpflanzen, da immer mehr Koreaner ihr Land verlassen und in die USA kommen. Da die Familie nur wenig Geld hat müssen Jacob und seine Frau Monica (Han Ye-ri) weiterhin Küken sortieren, den restlichen Tag verbringt Jacob mit der Arbeit auf dem Feld. Damit jemand auf David (Alan S. Kim) und Anne (Noel Kate Cho) aufpassen kann zieht Soon-ja, Monicas Mutter, von Korea in die Vereinigten Staaten.

Der kleine David ist der einzige in der Familie, der in Amerika geboren wurde und hat deshalb noch nie seine Großmutter gesehen. Als die alte Frau ihre Familie erreicht kann der kleine Junge nichts mit ihr anfangen. In seinen Augen sollte eine Großmutter kochen und backen können, seine Oma spricht aber nur koreanisch, weiß nicht wie man Kekse macht und riecht nach Korea. David weiß nicht, wie er mit seiner Großmutter umgehen soll, je besser die beiden sich kennen lernen, desto mehr verstehen sie aber einander.

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Rezension

Nun klingt die Handlung des Films erstmal nicht sehr ungewöhnlich, es geht um eine Familie die einen Platz in einem neuen Land sucht, warum sollte man sich MINARI also ansehen?  Bei MINARI handelt es sich um einen Film, der auf allen Ebenen berührt. Chung schafft es schon direkt zu Beginn des Films eine sehr ruhige Stimmung aufzubauen und mit wenigen Bildern die Probleme der Familie zu zeigen. So erfahren wir, dass sich Vater Jacob fest vorgenommen hat eine Farm zu gründen und viele seiner Entscheidungen vor Monica geheim hält. Sie ist darüber sehr verärgert und glaubt nicht an ihren Mann. Für die beiden Kinder fühlt es sich hingegen wie ein Abenteuer an. All das zeigt uns der Film in den ersten Minuten, ohne viel erklären zu müssen, wir beobachten und es wird sofort klar, was in den einzelnen Personen vorgeht.

Minari - Wo wir Wurzeln schlagen

Minari – Wo wir Wurzeln schlagen ©2021 Prokino | A24

Clash of cultures!

Dabei hilft das großartige Schauspiel sämtlicher Schauspieler*innen. Das bekannteste Mitglied der Besetzung ist vermutlich Steven Yeun, der seinen großen Durchbruch durch seine Rolle in der Zombie Serie THE WALKING DEAD bekommen hat. Yeun hat in den letzten Jahren durch Filme wie OKJA oder BURNING bewiesen, was er für ein großartiger Schauspieler ist. Allerdings ist das Highlight des Films nicht der bekannte Yeun, sondern ein kleiner Junge. Der damals 8-jährige Alan S. Kim, stiehlt allen anderen die Show und zeigt wie viel schauspielerisches Talent er mit seinen jungen Jahren mitbringt. In seiner Rolle als David Yi spielt er die Kindheit des Regisseurs Lee Isaac Chung, wodurch er natürlich eine große Aufmerksamkeit bekommt. Besonders durch das Zusammenspiel mit Yoon, der Rolle seiner Großmutter, entstehen einige sehr witzige, aber auch sehr herzergreifende Momente.

Minari - Wo wir Wurzeln schlagen

Minari – Wo wir Wurzeln schlagen ©2021 Melissa Lukenbaugh | Prokino | A24

Neben der offensichtlichen Handlung handelt es sich bei MINARI um einen Film über Isolation und die eigene Identität. Die Familie hat durch die viele Arbeit keine Zeit neue Bekanntschaften zu schließen, um dies zu ändern gehen sie eines Sonntags in die Kirche und fühlen sich als einzige Einwandererfamilie im ersten Moment sichtlich unwohl. Statt hier den offensichtlichen Weg zu gehen und Rassisten in der Kirche zu etablieren, wird diese Kirchengemeinde als offen und herzlich präsentiert. Die Kinder finden sofort Freunde, nur Jacob schafft es nicht ins Gespräch zu kommen. So soll es für ihn bei nur einem Besuch in der Gemeinde bleiben.



Darüber hinaus stellt sich Chung viele Fragen über die eigene Identität. Für David ist es schwer sich zugehörig zu fühlen, er selbst fühlt sich einfach als kleiner Junge und ist geprägt von der amerikanischen Kultur. Trotzdem sehen sich seine Eltern immer noch als Koreaner und nicht als Amerikaner. Spätestens als seine Großmutter einzieht, wird die Heimat der Eltern, ein Land, dass dem kleinen Jungen völlig fremd ist, real. So steht die Großmutter stellvertretend für die Tradition, mit der die Eltern großgeworden sind und David verkörpert die neue Heimat und die westliche Kultur. Dabei erzeugt der Regisseur immer wieder Bilder, die den unterschied Klarmachen sollen. So schläft David in einem festen Bett, während seine Großmutter neben ihm auf dem Boden schläft, wie es in vielen asiatischen Ländern üblich ist.

Bewertung Michel RieckFazit

Alles in Allem ist Regisseur Lee Isaac Chung ein herzergreifendes Familiendrama gelungen. Der Film zieht einen über seine komplette Laufzeit in den Bann und verdeutlicht uns wie es ist, wenn man in einer fremden Kultur lebt und neue Wurzeln schlagen muss. Durch die biographischen Elemente fühlt sich die Geschichte lebensecht an und man kann sich in alle Figuren hineinversetzen. Obwohl MINARI in erster Linie ein Drama ist, hat der Film einen subtilen Witz, der durch das zusammentreffen Zweier völlig unterschiedlicher Figuren entsteht. Wenn ihr die Chance habt, solltet ihr euch MINARI auf jeden Fall ansehen, er bekommt meine absolute Empfehlung.

MINARI von Regisseur Lee Isaac Chung ist ein Familiendrama aus dem Jahr 2020 und wurde von dem Independent Studio A24 veröffentlicht. Chung hat seine Kindheit auf einer kleinen Farm in Arkansas verbracht, auf der sein Vater koreanisches Gemüse angebaut hat und dabei einige Startschwierigkeiten hatte. Diese Erfahrungen verarbeitet der Regisseur in seinem Film, mit dem er uns zeigen möchte, wie schwierig es ist, als Kind einer Einwandererfamilie eine eigene Identität zu finden. Unterstrichen wird diese Prämisse, als die Großmutter aus Korea zu der kleinen Familie zieht. Für den kleinen David, der in den USA geboren wurde, war Korea immer das Land aus den Erzählungen seiner Eltern und seiner älteren Schwester, als seine Großmutter allerdings eintrifft wird das Land plötzlich real und er weiß nicht, wie er mit den neuen Eindrücken umgehen soll. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie es sich anfühlt, wenn man zwischen zwei Ländern steht und sich keinem richtig zugehörig fühlt. Neben der vielen ernsten Töne, hat MINARI einen sehr subtilen Witz, insbesondere in den Momenten zwischen David und seiner Großmutter. Wenn ihr die Chance habt diesen Film zu sehen, solltet ihr sie wahrnehmen.

Minari - Wo wir Wurzeln schlagen

Minari – Wo wir Wurzeln schlagen ©2021 Prokino | A24



Schauspieler:in Rolle
Steven Yeun Jacob
Yeri Han Monica
Alan S. Kim David
Noel Cho Anne
Darryl Cox Mr. Harlan
Esther Moon Mrs. Oh
Ben Hall Dowsing Dan
Eric Starkey Randy Boomer
Will Patton Paul
Yuh-Jung Youn Soonja
Jacob M Wade Johnnie
James Carroll Bruder Roy
Jenny Phagan Bonnie
Tina Parker Debbie