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Review Kurzkritik Fakten + Credits


Mord in Yellowstone City Filmstill

Mord in Yellowstone City ©2022 Capelight Pictures

Der Goldrausch in den USA hat das ganze Land geprägt. Ähnlich wie sich heute unsere seltsamen Cousins auf Kryptowährungen stürzen, haben die Bürger der Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert nach Gold gesucht und so auf schnellen Reichtum spekuliert. Angefangen hat die Suche nach dem Gold im Jahr 1799 in North Carolina, am meisten Gold wurde allerdings in Kalifornien und Colorado geschürft. In den Gebieten, in denen die Bergbauer ihr Glück erhofft haben, wurden unzählige neue Städte aus dem Boden gestampft, die es heute teilweise immer noch gibt. Nachdem sämtliche Bodenschätze abgetragen wurden, haben viele Bewohner allerdings ihre Städte verlassen und so sind die Geisterstädte entstanden, die heute nach wie vor in den USA zu finden sind. In seinem neusten Film entführt uns der australische Regisseur Richard Gray in genau diese Zeit. In seinem Film spielt der Goldrausch eine zentrale Rolle, genauso wie ein Kriminalfall, den die Bürger von Yellowstone City lösen wollen.

Darum geht es…

Es ist das Jahr 1881. Wir befinden uns in der kleinen Stadt Yellowstone City, einer Stadt, in der sich die Bewohner angesiedelt haben, um Gold zu finden. Die lange Suche scheint nun endlich vorbei zu sein, als Robert Dunnigan (Zach McGowan) endlich auf das heißbegehrte Edelmetall stößt. Er reitet von seiner abgeschotteten Hütte in die Stadt, um den restlichen Bürgern die frohe Botschaft zu verkünden. Die Zeiten der Sorgen scheinen endlich vorbei zu sein. Als Dunnigan in den frühen Morgenstunden zurückreist, wird ihm allerdings aufgelauert und er muss mit dem Leben bezahlen. Natürlich verdächtig Sherriff Ambrose (Gabriel Byrne) gemeinsam mit seinen Deputys den Fremden (Isaiah Mustafa), der am Tag zuvor in die Stadt gekommen ist. Doch Reverend Murphy (Thomas Jane) und seine Frau Alice (Anna Camp), glauben an die Unschuld des Mannes. Als dann jedoch eine weitere Person stirbt, scheint sich die Schlinge enger zu ziehen.

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Rezension

Als ich gelesen habe, dass es einen Western mit dem Typen aus der Old Spice Werbung gibt, war ich neugierig. Würde er in dem Film nur einmal sagen „I’m on a horse“, hätte sich die Sichtung bereits gelohnt. Aber Spaß beiseite, wir sollten Isaiah Mustafa nicht auf einen Werbespot reduzieren, auch wenn dieser ikonisch ist. In ihm und all seinen Co-Stars, die uns die Bewohner einer Wild West Stadt präsentieren, steckt nämlich unfassbar viel schauspielerisches Talent. Wir sehen den großartigen Gabriel Byrne, der sowohl in DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN als auch in HEREDITARY gezeigt hat, dass er ein meisterhafter Schauspieler ist. Dann wäre da noch Thomas Jane, der in den letzten Jahren besonders, in der von vielen gefeierten Science-Fiction Serie, THE EXPANSE sein Können unter beweis gestellt hat. Wir sehen ebenfalls Schauspiellegende und Oscar-Gewinner Richard Dreyfuss, warum schafft es der Film also nicht zu zünden?

Mord in Yellowstone City Filmstill

Mord in Yellowstone City ©2022 Capelight Pictures

Man muss den Darsteller*innen auf jeden Fall zugutehalten, dass sie das Beste aus Ihren Figuren machen, allerdings gibt das Drehbuch nicht genug her, dass wir eine Verbindung mit den Figuren aufbauen können. Man bemerkt sehr schnell, dass jede Figur einen besonderen Zweck für den Plot hat. Sie wirken dadurch wie geschriebene Figuren und nicht wie reale Personen. Gerade in einem Film, der einen Kriminalfall ins Zentrum stellt, ist es wichtig, dass wir nachvollziehen können, warum sich die Figuren so verhalten, wie sie sich verhalten. Wenn der Sherriff also auf Täterjagd geht, ohne zu hinterfragen, ob er den Richtigen verfolgt, fragen wir uns, warum er sich wie ein Roboter verhält, der nicht von seiner einprogrammierten Mission abkommen darf.




Whodunnit im Wilden Westen

MORD IN YELLOWSTONE CITY ist allgemein ein sehr zweischneidiges Schwert. Grundsätzlich könnte der Kriminalfall interessant sein, wenn wir als Zuschauende ein paar Hinweise bekommen würden, um selbst zu ermitteln. Selbstverständlich versucht man trotzdem zu ergründen, wer vom Tod der Opfer profitieren könnte. Es werden unglücklicherweise so viele falsche Fährten ausgelegt, dass es am Ende jede*r gewesen sein könnte und man letztendlich bei keiner Auflösung überrascht ist. Dafür ist man nach der Bekanntgabe des/der Täter*in verblüfft, dass der Film noch eine weitere halbe Stunde auf der Uhr hat. Denn dann entwickelt der Film sich von einem Western-Krimi, zu einem chaotischen Austauschen von Kugeln. Obwohl man dadurch mehr Dynamik erwarten könnte, wird der Film gerade zum Schluss ausgebremst.

Mord in Yellowstone City Filmstill

Mord in Yellowstone City ©2022 Capelight Pictures

Insgesamt hat MORD IN YELLOWSTONE CITY ein sehr seltsames Tempo und erzeugt eine merkwürdige Atmosphäre der Gleichgültigkeit. Man schaut sich den Film an und entwickelt relativ schnell Desinteresse. Dabei stimmen viele der einzelnen Zutaten. Die Darsteller*innen leisten alle gute Arbeit und auch die Bilder sind wundervoll gefilmt. Immer wieder sieht man die weitläufigen Steppen, die sich um die kleine Stadt erstrecken. Wir sehen den Reverend, wie er im Gegenlicht der untergehenden Sonne Gräber aushebt und umgeben ist von den Silhouetten der verschiedenen Grabsteine. Es fällt auf, dass der Cinematograph John Garrett bereits bei großen Blockbustern wie AVENGERS: ENDGAME, oder der HBO Serie WATCHMEN an der Kamera stand. Er schafft es, der sonst lahmen Geschichte, ein sehr hochwertiges Kleid zu schneidern. Da kann man auch den einen oder anderen missglückten digitalen Blutspritzer verzeihen.

Fazit

Mit der großartigen Besetzung und der Kriminalhandlung im Wilden Westen hätte MORD IN YELLOWSTONE CITY ein durchaus interessanter Film werden können. Leider ist das Resultat ein sehr zäher Film, der sich auf zu viele unterschiedliche Dinge konzentriert. Wäre man hier bei dem Kriminalfall geblieben und hätte zum Schluss keinen 30-minütigen Schusswechsel angehängt, wäre es ein besserer Film geworden. Diese 30 Minuten hätte man alternativ für ein paar Hintergrundinformationen zu den einzelnen Figuren verwenden können. Nun wirken die Figuren alle sehr eindimensional und wir können uns kaum mit ihnen identifizieren. Dafür muss man dem Film zugestehen, dass er wundervoll gefilmt ist und einige beeindruckende Bilder parat hält. Leider reicht das nicht für einen gehaltvollen Western-Krimi.

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