Da man bei Netflix vor Veröffentlichung der Quartalszahlen im April davon ausging, dass man einen Abonnent*innen-Zuwachs von 2,5 Millionen verbuchen könne, zeigten die letztlichen Zahlen eine so dramatische Entwicklung, dass der Streaming-Anbieter Konsequenzen gezogen hat. So wird Anfang November ein neues Abo-Modell an den Start gehen, mit welchem man kostengünstiger, aber mit Werbung Netflix nutzen kann. Außerdem führt Netflix die neue Profiltransfer-Funktion ein, durch die es bald Zusatzkosten bei geteilten Konten gibt.

Erstmals seit dem Jahr 2011 verbuchte der Streaming-Marktführer Netflix einen Abonnentenschwund, der noch dazu richtig drastisch ausfiel. So sank die weltweite Abonnentenzahl um ganze 200.000 Nutzer*innen, sodass der Streaming-Dienst 221,6 Millionen Kund*innen hat. Nach den weitaus größeren Erwartungen ein dramatischer Rückgang, denn selbst wenn der Streaming-Dienst einen Zuwachs von 500.000 neuen Abonnent*innen verbucht hätte, wäre es ein Rückschlag gewesen. So gab es nach der Veröffentlichung der 2. Quartalszahlen im April den größten Kursrutsch seit dem Jahr 2004. 

Was sind die Gründe für den Abonnentenschwund?

Schließlich produziert Netflix Filme und Serien in einem noch nie da gewesenen Umfang und bietet mit weitem Abstand das umfangreichste Angebot. Die Gründe, die Netflix dafür angab, waren vielfältig. Zum einen läge es an der aktuellen Inflation und den aufgekommenen Streaming-Konkurrenten wie beispielsweise Disney Plus und zum anderen liege es am Russland-Krieg, da man sich beim Einmarsch entschloss, den Streaming-Dienst für Russland zu stoppen.

 

Alleine dadurch kam es zu einem Abonnentenschwund von 700.000 Kund*innen. Bisher stieg Netflix kontinuierlich an und so lange man gewachsen sei, wären die Zahlen nicht prioritär behandelt worden, jetzt jedoch wurde die Arbeit intensiviert, um abgesprungenen Haushalten den Dienst wieder attraktiv zu machen, wie Netflix-Chef Reed Hastings im Analystengespräch angab.

Diese Konsequenzen zieht Netflix nun

Netflix zieht nun einige Konsequenzen und das betrifft zum Beispiel das sogenannte „Account-Sharing“, welches dem Streaming-Dienst seit längerer Zeit ein Dorn im Auge ist. Beim „Account-Sharing“ teilen Kund*innen ihr Passwort mit anderen. Dadurch können verschiedene Nutzer*innen einen Account gleichzeitig nutzen und nur einen Monatsbeitrag zahlen, es nutzen aber gleich mehrere Haushalte den Account. Laut dem Streaming-Marktführer würden etwa 100 Millionen Haushalte Netflix weltweit nutzen, ohne jedoch für diesen zu zahlen.




Dieses Problem geht der Streaming-Anbieter nun mit der Einführung der neuen Profiltransfer-Funktion an, die laut offiziellen Angaben den Usern „das Leben erleichtern soll“. In einer Mail fordert Netflix nun die Kundschaft auf, diese Funktion entweder zuzulassen oder abzuschalten.

Was sollte man daher auswählen?

Wie Netflix in selbiger Mail ausführt, richtet sich die Option an diejenigen, die beispielsweise einen Haushalt verlassen, ein neues Konto eröffnen wollen. Denn durch das Tool können Nutzer*innen ein vorhandenes Profil recht simpel in ein neues Konto übertragen. Also gehen die personalisierten Empfehlungen, Einstellungen und unter anderem „Meine Liste“ nicht verloren oder müssen neu erstellt werden.

Wichtig ist jetzt, dass Netflix in Zukunft zwar im teuersten Abo-Modell ermöglicht, dass über vier verschiedene Geräte gestreamt werden kann, allerdings nur Personen innerhalb des selben Haushalts. Wer ein Konto über Haushaltsgrenzen nutzt, kann daher entweder einen eigenen Account mit seinen bisherigen Daten erstellen oder auf eine Alternative ausweichen, die das „Account-Sharing“ zwar legalisiert aber auch verteuert.




Ab dem kommenden Jahr 2023 können die Mitnutzer nämlich gegen eine Zusatzgebühr, die sich wohl auf drei Euro belaufen wird, ein Unterkonto anlegen. Damit würden vier Personen monatlich rund 7,50 Euro für ihr Abonnement bezahlen. Netflix-Nutzende wären zwar immer noch knapp unter dem Preis des billigsten Abo-Modells ohne Werbung, jedoch nur noch geringfügig.

Weitere Konsequenz: Kostengünstigeres Abo-Modell mit Werbung

Eine weitere Konsequenz ist eine Neuausrichtung mit günstigerem Abonnement, welches dann aber Werbung enthält. Es ist ein halbes Jahr seit der Ankündigung verstrichen, nun führt Netflix am 3. November 2022 ein neues Abo-Modell ein, welches auch hierzulande buchbar ist. Bei diesem kann man das Streaming-Angebot bereits für 4,99 Euro pro Monat abonnieren.

Das neue Angebot wird aber zunächst in zwölf Ländern testweise angeboten. Neben Deutschland auch in den Vereinigten Staaten, Australien, Brasilien, Italien, Mexiko, Japan, Kanada, Frankreich, Korea, Spanien und im Vereinigten Königreich. Das neue Abo-Modell  kostet drei Euro weniger als das bisher günstigste Angebot, welche Abstriche muss man daher machen?




Es gibt Werbung, die pro Stunde Laufzeit rund vier bis fünf Minuten eingespielt wird. Die einzelnen Werbespots sollen maximal 30 Sekunden lang sein. Außerdem soll das Angebot an Filmen und Serien eingeschränkter sein, wie Varieté berichtete. Laut Netflix-COO Greg Peters würden etwa fünf bis zehn Prozent des gesamten Angebots nicht verfügbar sein. Der dritte Negativ-Punkt ist, dass keine Download-Funktion der Titel besteht. Ein positiver Punkt ist aber, dass Netflix die HD-Qualität der ausgespielten Filme und Serien sowohl beim Basis-Abo als auch beim Werbung-Modell von 420p auf 720p erhöht.