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Orphan: First Kill

Orphan: First Kill ©2022 StudioCanal GmbH | Paramount Pictures | Steve Ackerman

Hypopituitarismus ist eine seltene Erkrankung, die durch Tumore in der Hypophyse, schlechte Blutversorgung selbiger, Kopfverletzungen, Hirnoperationen oder anderer Erkrankungen hervorgerufen werden kann. Es handelt sich dabei um eine Störung der Hirnanhangsdrüse, in welcher nicht genug von einem oder mehreren Hormonen produziert werden kann. Bei Kindern kann es dazu führen, dass das Wachstum ausbleibt oder nur in sehr geringem Maße stattfindet. Mit einer Körpergröße von 1.61 Metern zählt zwar die Hauptdarstellerin von ORPHAN: FIRST KILL, Isabelle Fuhrman, bei weitem nicht zu den großen Schauspielerinnen, mimt jedoch in diesem Film eine Person, die von eben jener Wachstumsstörung betroffen ist. 2009 erschien bereits der Vorgänger ORPHAN: DAS WAISENKIND, der als Überraschungserfolg mit rund 78 Millionen US-Dollar Einspielergebnis die Horrorfans für sich begeistern konnte. Damals war Fuhrmann lediglich 12 Jahre alt und daher bestens für die Rolle geeignet.

Darum geht es

Leena gilt als besonders kritischer Fall. Sie lebt in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung in Estland, und fristet im Alter von 32 Jahren dort ihr Leben. Ihr Lebenszeit ist ihr jedoch nicht anzusehen, denn auf Grund des Hypopituitarismus wirkt sie noch immer wie ein kleines und unschuldiges Mädchen. Doch sie nutzt diese körperliche Besonderheit für ihre Zwecke und hat mehrfach Menschen ausgeraubt und verletzt. Da sie äußerst gewieft ist, gelingt ihr eines Tages die Flucht und umgehend kehrt sie zu alten Mustern zurück. Als sie ein Fahndungsbild eines jungen Mädchens namens Esther, welche von ihrer Familie verzweifelt gesucht wird, entdeckt, erkennt sie die Ähnlichkeiten zu ihrem eigenen Aussehen und gibt sich umgehend als die Tochter von Allen und Tricia Albright aus. Diese holen unwissend die junge Frau umgehend zu sich in die USA, doch schon bald bröckelt die Fassade und nicht nur die Familie erlebt ihr blaues Erwachen.

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Rezension

Diese Review entsteht ohne Kenntnis von ORPHAN: DAS WAISENKIND.

Genauso lange wie auf die Fortsetzung von AVATAR mussten Horrorfreunde darauf warten, dass die Geschichte des blutrünstigen Waisenkindes weitergeht. Nun jedoch erhalten sie ein Prequel, welches die Geschehnisse beleuchtet, die ziemlich genau ein Jahr vor ORPHAN: DAS WAISENKIND stattgefunden haben und im Jahre 2007 spielen. Ungewöhnlich dabei ist, dass wir eine eigentlich jüngere Figur sehen, deren Schauspielerin mittlerweile jedoch massiv gealtert ist und somit schier unpassend für die Rolle erscheint. Da es allerdings der ausdrückliche Wunsch des Horror Regisseurs William Brent Bell, der bereits die beiden THE BOY Filme realisierte, war, Isabelle Fuhrman zurück ans Set zu holen, war ein großer Aufwand nötig, den jugendhaften Glanz zurück in das mittlerweile 25-jährige Gesicht der Hauptdarstellerin zu zaubern. Sowohl Make-up als auch Spezialeffekte waren nötig, um die Illusion zu ermöglichen und dies ist weitestgehend ordentlich gelungen.

Orphan: First Kill

Orphan: First Kill ©2022 StudioCanal GmbH | Paramount Pictures | Steve Ackerman

Dabei sei gesagt, dass das aufmerksam schauende Publikum definitiv nicht getäuscht werden kann und ganz klar erkennt, dass es sich nicht um ein Kind handelt. Doch tatsächlich passt die Visualisierung nun noch viel besser zur Story, da man sich eben nicht mehr eines Kinderstars bedient, sondern tatsächlich eine gewisse Form der Authentizität schafft. Dabei sei aber auch erwähnt, dass sich immer wieder inkonsequente Darstellungen einschleichen und somit deutlich wird, dass an einigen Stellen geschickt gemogelt wurde. So sind vor allem in entfernten Weitwinkelaufnahmen, die Frau Fuhrman nicht von vorne zeigen, immer wieder Sequenzen zu erkennen, die unterschiedliche Größen und Proportionen der Protagonistin zeigen und damit erkennbar machen, dass hier ein Bodydouble tätig war. Dennoch soll dies kein entscheidender Gegenstand dieser Kritik sein, da der Aufwand für die Verjüngung ganz klar zu honorieren ist und der Filmgenuss kaum geschmälert wird.




Nur (k)eine Horrorgeschichte

Zudem sehen wir weitestgehend eine ganz ordentliche und sympathische Geschichte, die jedoch eher auf Spannung fußt, als dass sie dem Horrorgenre zugeordnet werden könnte. Es gibt einige kleine Wendungen, die tatsächlich unerwartet kommen und mit klischeehaften Stilmitteln brechen, im Nachhinein jedoch nicht in voller Stärke ausgespielt werden und daher schnell an Charme verlieren. Nicht selten spoilert der Film sich selbst und nutzt dafür Gegenstände, die ganz offensichtlich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wichtig werden. Wer nicht bereits den Vorgängerfilm gesehen haben sollte, kann sich im Grunde auf eine ähnliche Idee einstellen, wie sie im vergangenen Jahr TITANE in der zweiten Filmhälfte verfolgte. Im Gegensatz zum Goldene Palme Gewinner, kann ORPHAN: FIRST KILL jedoch nicht mit einer solchen Bildgewalt auftrumpfen und übt sich eher in der Anwendung dezenterer Farbgebung. Milchige und diesige Bilder sind die Folge, die das ganze Werk kalt und unbehaglich erscheinen lassen.

Orphan: First Kill

Orphan: First Kill ©2022 StudioCanal GmbH | Paramount Pictures | Steve Ackerman

Abseits der netten Grundprämisse wird dies wieder einmal ein Magnet für pädophile Lustbefriedigung darstellen, geprägt von Machtspielchen, Gedankenexperimenten und Daddy Issues. Dabei handelt es sich wohl kaum um den Aspekt, auf den das Produktionsteam abgezielt hat, bildet jedoch einen leidlichen Nebeneffekt. Auch wenn Genreliebhabende wohl auf ihre Kosten kommen werden, fehlt dem Film eine angenehme Dynamik, denn tatsächlich findet ein stetiger Spannungsaufbau statt, der zumeist im Sande verläuft und zudem die Prämisse des 2009er Films einfach nur wiederholt beziehungsweise anteast. Je länger ORPHAN: FIRST KILL andauert, je geringer werden die Abstände in den Plot holes, kreative Einbahnstraßen und effekthaschende Szenerien auf, die tragischerweise jeder Logik widersprechen.

Fazit

Im großen Brei der unzähligen katastrophalen Horrogeschichten, sticht das Prequel somit zwar hervor und zeigt uns einige angenehme Momente, bleibt letztlich jedoch vollkommen harmlos und einfallslos. Hätten wir den Film gebraucht? Mit Sicherheit nicht. Kann man ihn sich für den netten und belanglosen Zeitvertreib trotzdem anschauen? Durchaus. Einzig die Frage bleibt offen, ob wir nun auch noch ein Pre-Prequel zusehen bekommen werden, denn die Vorgeschichte der nicht mehr ganz so jungen Dame ist noch lange nicht auserzählt.

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