Review Fakten + Credits


Poupelle und die andere Seite des Himmels Filmstill

Poupelle und die andere Seite des Himmels ©2023 Plaion Pictures

Seit dem Ende der Neunziger Jahre hat sich die Welt der Animationsfilme maßgeblich verändert. Disney war im Westen der größte Platzhirsch auf dem Zeichentrickmarkt. Doch aus dem Zeichentrick entwickelte sich eine neue Form des Films – der Animationsfilm. Ein kleines Studio namens Pixar brachte mit TOY STORY erstmals einen 3D-animierten Film auf die große Leinwand und veränderte damit das Kino, wie wir es kennen, für immer. Ab diesem Zeitpunkt wollten alle Studios in Richtung 3D-Animation gehen. Auf dem asiatischen Markt sah dies jedoch etwas anders aus. Bis heute setzt der Anime hauptsächlich auf 2D-Animationen. In den letzten Jahren dort spannende Werke wie SUZUME, THE DEER KING oder BELLE entstanden. Nun folgt ein weiterer Film, der stilistisch einen etwas anderen Weg geht. In POUPELLE UND DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS setzt Regisseur Yuusuke Hirota auf eine Mischung aus klassischem Zeichentrick und 3D-animierten Figuren.

Darum geht es…

Der kleine Lubicchi (Mana Ashida) wohnt in der Schornsteinstadt, die von ihrer Industrie lebt. Allerdings bleibt der Himmel aufgrund des ganzen Rauchs verborgen. Lubicchi selbst ist ein Schornsteinfeger und hat aufgrund der vielen Arbeit nur wenige Freunde. Seitdem sein Vater vor einem Jahr verschwunden ist, muss er sich nun um seine Mutter kümmern. In der Halloween-Nacht entdeckt er eine seltsame Gestalt, einen Mann aus Müll, der keinen Namen hat. Er beschließt, ihn Poupelle (Masataka Kubota) zu nennen und sich mit dem Müllmann anzufreunden. Dabei muss er seinen neuen Freund vor den Inquisitoren verstecken, die in der Schornsteinstadt für Recht und Ordnung sorgen. Im Gegenzug für Lubicchis Gastfreundschaft möchte Poupelle dem Jungen bei seinem Traum helfen. Seit er ein kleines Kind war, erzählte ihm sein Vater von den Sternen, die sich außerhalb des dichten Rauchs verbergen. Und so schmieden die beiden einen Plan, um die Sterne zu sehen, obwohl das Verlangen nach Draußen mit Strafe bedroht ist.

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Rezension:

POUPELLE UND DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS klingt zunächst nach einer gewagten Kombination verschiedener Stile. Der Film präsentiert uns fantasievolle und äußerst detaillierte Hintergründe, während er alles, was sich bewegt, als 3D-Animation zeigt. Dabei wurden keine simplen 3D-Modelle in eine zweidimensionale Welt eingefügt, sondern es wurde die Cel-Shading-Technik angewendet. Diese Rendering-Technik verändert 3D-Modelle derart, dass sie wie handgezeichnete Bilder wirken. Wenn man das Bild einfriert, fällt nicht auf, dass es sich um 3D-Modelle handelt. Nur in dynamischen Szenen wird der Unterschied sichtbar. Was anfangs befremdlich erscheinen mag, ist mittlerweile im Anime gängige Praxis. Dank dieser Technik gelingt es dem Film, eine hohe Bild-Dynamik zu erreichen, da die Animatoren die Figuren erschaffen und sie dann in der Szene passend bewegen können. Dadurch entstehen lebendige Charaktere.

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Poupelle und die andere Seite des Himmels ©2023 Plaion Pictures

In POUPELLE UND DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS entstehen nicht nur lebendige Figuren, sondern auch solche, mit denen man mitfiebert. Sowohl Lubicchi als auch sein Freund Poupelle sind zwei Figuren, mit denen man mitfühlt. Wir möchten wissen, woher Poupelle stammt und warum dieses Wesen aus dem Müll der Schornsteinstadt entstanden ist. Was verbindet ihn und Lubicchi? Bei der Gestaltung von Poupelle wurde besonderer Wert auf Details gelegt. Er trägt einen zugeklappten Regenschirm als Hut, dessen Griff seine Nase darstellt. Seine Augen sind unterschiedlich groß und er wirkt wie notdürftig zusammengesetzt. Ihm gegenüber steht ein kleiner Junge, der seine Kindheit hintenanstellen muss. Seine Mutter befindet sich im Rollstuhl und leidet aufgrund des ganzen Rauchs unter schwerem Asthma. Sie wünscht sich, dass er eine schöne Kindheit hat, aber Lubicchi hat das mitfühlende Herz seines Vaters geerbt und kümmert sich liebevoll um seine Mutter. So begleiten wir diese beiden sympathischen Außenseiter auf ihrer Suche nach den Sternen.

Unterhaltsamer Spaß mit tiefer Botschaft

Inhaltlich erzählt POUPELLE UND DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS eine sehr klassische Geschichte, die bereits in der Antike von Platon im Höhlengleichnis behandelt wurde. Ähnlich wie in diesem philosophischen Werk streben auch Lubicchi und Poupelle nach Erkenntnis. Sie müssen aus der Schornsteinstadt aufsteigen, um wahres Wissen zu erlangen. Die Geschichte dreht sich um das Erwecken des Bewusstseins in einer unterdrückten Gesellschaft. Seit 250 Jahren regiert eine Familie über die Stadt und setzt alles daran, zu verhindern, dass die Menschen die Stadt verlassen. Die Macht wird durch das Unwissen der Bevölkerung aufrechterhalten. Mit jedem Jahr verblassen die Erinnerungen an vergangene Zeiten. POUPELLE UND DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS vermittelt uns eine fesselnde Botschaft: Große Macht und enormer Reichtum führen oft zu Missbrauch. Der Film möchte uns mitgeben, dass die Herrschenden dazu da sind, ihrem Volk zu dienen und nicht umgekehrt.

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Poupelle und die andere Seite des Himmels ©2023 Plaion Pictures

Das Einzige, was für Zuschauer*innen, die nicht mit Anime vertraut sind, möglicherweise herausfordernd sein könnte, ist der sehr rasante Einstieg des Films. Die erste halbe Stunde von POUPELLE UND DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS ist eine regelrechte Achterbahnfahrt, bei der es sogar zu einer wortwörtlichen Achterbahnfahrt kommt. Es gibt eine seltsame Tanzeinlage und Momente, die wie aus einem Videospiel wirken. All dies dient jedoch dazu, uns die Figuren vorzustellen und uns einen Überblick über die Welt zu geben. Wenn man diese bunten Sequenzen überstanden hat, wird man mit einem fantasievollen Märchen belohnt, das sowohl durch seinen einzigartigen Stil als auch durch seine sympathischen Figuren überzeugen kann.

Fazit: stilisierter Zelluloidfilm mit roter Ziffer "7"

POUPELLE UND DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS ist nicht nur ein Film für Anime-Fans; auch andere Filmbegeisterte sollten einen Blick riskieren. Obwohl der knallbunte Einstieg möglicherweise etwas überfordernd wirken kann, wird man im Anschluss mit einer fesselnden Geschichte über Freundschaft und Familie belohnt. Der Film ist eine Hymne auf Individualität, indem er uns eine Figur aus Müll präsentiert, die von allen verachtet wird, außer von einem kleinen Schornsteinfeger. Der Film bietet sowohl für junge Zuschauer*innen Unterhaltung als auch genügend Gehalt für Erwachsene und vermittelt uns wichtige Botschaften.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel 映画 えんとつ町のプペル
Kinostart 25.12.2020
Länge: 100 minuten
Produktionsland Japan
Genre: Animation | Drama | Fantasy | Abenteuer
Regie Yusuke Hirota
Executive Producer Akihiro Nishino
Cast Masataka Kubota, Mana Ashida, Shinosuke Tatekawa, Eiko Koike, Shingo Fujimori, Toru Nomaguchi, Sairi Ito, Seiji Miyane, Shosei Ohira, Kazuki Iio, Takaya Yamauchi, Jun Kunimura, Tony Marot

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