Originaltitel: Promare: Puromea
DVD/Blu-ray – Release: 08.04.2021
Länge: ca. 111 Minuten
FSK: ?
Produktionsland: Japan
Regie: Hiroyuki Imaishi
Schauspieler:innen: John Eric Bentley | Steve Blum | Johnny Yong Bosch
Genre: Animation | Action | Abenteuer
Verleih: KSM
Wenn riesenhafte Roboter in raschen, grellen Animationen über den Bildschirm flimmern und dabei den Kampf mit flammenbeschwörenden Wesen aufnehmen, dann ist ein neuer Eintrag ins Mecha-Genre geschrieben. Genauer gesagt ins Anime-Mecha-Genre, denn vom vergleichsweise jungen japanischen Animationsstudio Trigger kommt ein Film ins deutsche Heimkino, der die visuellen Komponenten seines Genres bis aufs Letzte auszureizen weiß. Unter der Regie von Hiroyuki Imaishi, der unter anderem als Zwischenzeichner für den Genreklassiker NEON GENESIS EVANGELION tätig war, ist ein bonbonfarbener und wild explodierender Film entstanden, der Genrefans das Herz aufgehen lassen sollte. Beim Mainiche Eiga Concours, einem der ältesten Filmwettbewerbe Japans, wurde der Film 2020 für den Besten Animationsfilm nominiert, eine Auszeichnung gab es jedoch erst beim Newtype Anime Award. Hierzulande ist davon nichts groß zu spüren, was selbstverständlich auch an der Nischenzielgruppe liegt, die nun allerdings Freudensprünge machen darf. Für alle anderen Interessierten heißt es festhalten, denn der Film ist ein pausenloser Rausch und im besten Sinne eine visuelle Reizüberflutung.
Darum geht es…
Dreißig Jahre nach einer großen Katastrophe, die die Erde mit Feuersstürmen verwüstete und aus den Angeln hob, setzt die Geschichte von PROMARE ein. Seit dem sogenannten „Great World Blaze“ gibt es unter den Bewohnern der Erde Menschen mit pyrokinetischen Fähigkeiten, die sie kurz gesagt in Flammen aufgehen lassen können. Als Teil einer Feuerwehr, die auf genau solche Einsatzfälle spezialisiert ist, gehört Hauptperson Galo Thymos zu einem der stärksten Bekämpfungsorgane gegen die sogenannten „Mad Burnish“, die mit ihren Fähigkeiten und Feuerausbrüchen schnell als Terroristen abgeschrieben werden. Doch mit der Zeit muss Galo erkennen, dass die Seite, für die er immer wieder sein Leben riskiert, vielleicht nicht nur das Gute im Sinn hat.
Rezension
Egal wie hektisch der Einstieg ins inhaltliche Geschehen ist, der eigentliche künstlerische Fokus liegt seit der ersten Sekunde auf der visuellen Ebene des Films, der die Bildschirme nicht nur wegen seiner aufgeheizten Thematik zum Glühen bringt. Bilder rasen in schnellster Geschwindigkeit am Auge des Zuschauers vorbei, Perspektiven wechseln fast im Sekundentakt und überall sprießen grelle Farben auf, nur um im nächsten Moment wieder zu verschwinden. Was das Publikum vielleicht am ehesten im Finale von SPIDERMAN – A NEW UNIVERSE gesehen hat, hält sich in Sachen Geschwindigkeit und Spektakel in PROMARE fast zwei Stunden lang.
Kann man bei zu viel Schnitten in realen Actionfilmen schnell von schlechter Arbeit sprechen, behält man hier in jedem Shot eine Stilsicherheit und zieht in der Schnelligkeit aus jedem Bild das Beste heraus. Es ist schon fast eine Kunst für sich, das Auge des Zuschauers in einen bunten Strudel zu werfen, ihn die Orientierung verlieren zu lassen und ihm in Sekundenschnelle wieder Boden unter den Füßen zu geben. Dem Auge wird dabei nur sehr selten eine Pause gegönnt, sodass man die Laufzeit des Films, besonders als außenstehender Zuschauer, durchaus zu spüren bekommen kann.
Eine Welt des Spektakels
Die Handlung an sich klingt im ersten Moment komplexer als sie ist, mit zunehmender Laufzeit werden schnell altbekannte Handlungsmuster und Twists deutlich. Wer allerdings große, komplizierte Verstrickungen oder psychologische und existentialistische Abhandlungen wie im obengenannten NEON GENESIS EVANGELION erwartet, wird enttäuscht werden. In PROMARE setzt man eher auf Oberflächlichkeiten oder einfache Allegorien, vor allem aber auf abgedrehte Ideen, die man nicht weiter zu hinterfragen braucht. Wieso auch? In solch einem Spektakel ist schließlich alles möglich, gigantische Mecha-Mutantenbattle und überbordende Raumschiffaction und selbst ein mit der Kraft menschlicher Wesen gesteuerter Warpantrieb.
Was der Film dabei nie verfehlt, ist sich selbst im Zusammenspiel mit den Animationen immer größer aufzublasen. In Sachen Bombast ist man sich für nichts zu schade und auf den vermeintlichen Gipfel der Geschehnisse wird kurzerhand noch eine Schippe drauf gelegt. Das raubt dem Worldbuilding, das in manchen Szenen spannende, schön bebilderte Ansätze zeigt, stellenweise seine Wirklichkeit und leider auch ein paar ruhigen Minuten ihren Wert. Auch wenn es dem Hauptaugenmerk des Actiongenres widerspricht, mehr solcher kleinen Momente des Innehaltens hätten den Charakteren vielleicht gut getan.
Die Burnish und ganz viel heiße Luft
Denn ähnlich im Hintergrund wie die Geschichte, wandeln auch die meisten Figuren, denen meistens ein gewisses Charisma fehlt, um sich gegenüber der visuellen Schlagkraft standhaft zu behaupten. Der einfältige Gegenspieler zeigt altbekannte Manieren und auch beim Protagonisten hat man tief in die Klischeekiste gegriffen, um einen muskulösen und breitschultrigen, etwas hyperaktiven jungen Mann herauszuziehen, der die letzten zwanzig Minuten wacker oberkörperfrei bestreitet.
Am Interessantesten gestalten sich Charaktere dann, wenn man den Mythos und das Phänomen der Burnish zu ergründen oder zu erklären versucht, oder eben Vertreter jener Menschengruppe auftreten lässt, bei der ich im Nachhinein ein gewisses Interesse verspüre, sie noch näher verstehen zu wollen. So schafft man es beispielsweise bei der Figur des „Mad Burnish“ Lio ein paar interessante und auch reizvolle Facetten anzureißen, die bei anderen Figuren in deren Naivität oder Hyperaktivität untergehen.
Fazit
Nach zwei Stunden PROMARE braucht wohl jedes Auge eine Pause. Nach zwei Stunden visueller Reizüberflutung wird es erst mal Zeit, die langweilige, einfarbige Wohnzimmerwand anzustarren. Aber nach zwei Stunden dieses Films hat man auch eine spezielle Seherfahrung hinter sich, die in Sachen Optik, Rausch und Farbexplosionen einfach nur hervorragend aussieht. Dass Handlung und Charaktere unter dem Farbgewitter und Actionspektakel untergehen, braucht man als Genrefan vielleicht nicht zu bedauern. Dass man nicht die Möglichkeit hat, dieses Feuerwerk auf der großen Leinwand zu sehen, hingegen schon. Entweder man kann etwas damit anfangen, oder man schaltet nach den ersten aufblitzenden Bildern ab. Ich würde mich, wenn auch mit Abstrichen, zu Ersteren zählen.
Schauspieler:in | Rolle |
John Eric Bentley | Varys Truss |
Steve Blum | Ignis Ex |
Johnny Yong Bosch | Lio Fotia |
Melissa Fahn | Biar Colossus |
Crispin Freeman | Kray Foresight |
Arata Furuta | Deus Prometh |
Nobuyuki Hiyama | Gueira |
Tetsu Inada | Varys Truss |
Billy Kametz | Galo Thymos |
Neil Kaplan | Vulcan Haestus |
Kendô Kobayashi | Vinny |
Katsuyuki Konishi | Meis |
Ami Koshimizu | Heris Ardebit |
Rikiya Koyama | Ignis Ex |
Steve Kramer | Burnish | Pizzeria Manager |
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