Review Fakten + Credits


Darum geht es
Kaleb (Théo Christine) wohnt mit seiner Schwester Manon (Lisa Nyarko) in der Wohnung ihrer verstorbenen Mutter in einem Hochhaus der Pariser Vorstadt und genießt einen zweifelhaften Ruf als Drogendealer sowie Problemkind. Doch er will legale Geschäfte machen und verkauft mit seinem Freund Mathys (Jérôme Niel) Sneaker zu Sammlerpreisen. Damit will er seiner Schwester finanziell helfen, aber auch sich seinen Traum von einem Reptilienzoo erfüllen.

Kaleb sammelt für diesen leidenschaftlich Tiere und freut sich über eine mysteriöse Spinne, die er beim Kioskbesitzer Ali (Samir Nait) ergattern kann. Doch beim Umsetzen in ein Terrarium entwischt die Spinne und Kaleb hat ungewollt eine tödliche Bedrohung auf das Haus losgelassen. Denn schnell vermehrt sich der Achtbeiner, dessen Nachkommen werden immer größer, die ersten Nachbarn sterben und zu allen Überfluss lässt die Polizei das Haus samt Anwohnenden unter Quarantäne stellen.

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Review

2024 ist das Jahr der Spinnen. Erst erschien STING, dann kam der deutschsprachige Release zu ITSY BITSY und jetzt präsentiert der Regisseur Sébastien Vanicek seinen Horrorfilm SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD. Dieser soll so revolutionär und gruselig sein, dass selbst Kultregisseur Sam Raimi und Horrorpapst Stephen King das Werk lobten. Doch kann die französische Produktion mit Beteiligung von Netflix die Erwartungen erfüllen?

Mutprobe für Arachnophobiker

SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD bietet beim Horror eine angenehme Mischung aus Jumpscares, Suspense und einem akustischen Spannungsaufbau, bei dem das Sounddesign noch Nächte danach in Erinnerung bleibt. Allein beim krabbelnden Geräusch der Spinnen in Lüftungsschächten oder den hohlen Wänden entsteht beim Publikum unausweichlich Gänsehaut. Im Gegensatz zu ITSY BITSY bleibt SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD konsequent, schont Arachnophobiker nicht und spielt mit verbreiteten Ängsten. Nach dem Film werden einige Rezipienten ihre Schuhe vor dem Anziehen zweimal inspizieren.

Spiders: Ihr Biss ist der Tod ©2024, Plaion Pictures

Untermalt wird der Horror von raffinierten Kamerafahrten, mit denen SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD die Zuschauenden überrascht und die Sehnsucht nach mehr weckt. Selbst wenn eine Szene wie das Beobachten durch den Spiegel sich scheinbar wiederholt, bietet der Kameramann Alexandre Jamin wieder erwartend Überraschungen und überzeugt mit frischen Ideen, um die sich ähnelnden Szenen voneinander abzuheben.

Score vs Soundrack

Das Sounddesign von SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD ist wuchtig, markant und geht unter die Haut. Sein es die bereits erwähnten Krabbeleinlagen der Spinnen, oder aber die Klänge von Théo Christines Insekten, Explosionen der Knallkörper oder das Zischen und Knallen der Schusswaffen. Die Geräusche passen zusammen, stehen in einer harmonischen Balance zwischen Fiktion und Realität, sodass SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD bodenständig wirkt.

Das Lob findet sich jedoch nicht im Score von Xavier Caux und Douglas Cavanna wieder. Zu sehr klingt dieser nach Klischee des Horrorgenres und wird dem visuellen sowie akustischen Horror nicht gerecht. Hier kann sich das Publikum über den Soundtrack und die gesangsmusikalischen Einlagen freuen. SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD setzt auf französischen Hip Hop, welcher zu den Pariser Banlieues passt und gerade ein „Propagande“ von Mohand Baha sorgt im Kinosaal für Kopfnicken.

Spiders: Ihr Biss ist der Tod ©2024, Plaion Pictures

SPIDERS ARE MONSTERS, BUT ALL COLORS ARE BEAUTIFUL

Die größte Stärke neben dem Horror ist die überraschende, aber treffende Gesellschaftskritik, die SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD bietet. Nicht nur spielt der Film in einem verfallenden Wohnhaus der Pariser Banlieues, dieser räumt auch mit den Klischees über die Bewohnenden dieser Häuser auf. Denn gegen dem Bild von Presse und rechter Politik sind es nicht finstere Gangster, sondern hauptsächlich Personen, die vom System vernachlässigt und als Menschen zweiter Klasse betrachtet werden.

Da ist eine Angewöhnung eines rauen Tons, hinter dem sich aber offene sowie warme Menschen verstecken, nichts ungewöhnliches. Es ist ein Selbstschutz, in dem das Gesetzt nur als lose Richtlinie zu sehen ist, was aber in Verantwortung der Regierung steht. Diese muss sich um sozial schwache Menschen kümmern und nicht verteufeln. Denn SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD zeigt es mit der unterdrückenden Polizei, welche die Mieter*innen wissentlich dem Tod überlässt, treffend: Schwarze Schafe gibt es überall.

Spiders: Ihr Biss ist der Tod ©2024, Plaion Pictures

SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD gelingt etwas, woran zuletzt ITSY BITSY aber Horrorfilme von der anderen Seite des Atlantiks generell gerne scheitern: der Spagat zwischen Horror, Gesellschaftskritik und persönlicher Probleme. Wo viele Filme sich überladen und zur Seifenoper verkommen, bietet der französische Horrorfilm interessante Charaktere mit greifbaren Wünschen sowie Problemen. Denn wer träumt nicht von einem sorgenfreien, selbstbestimmten Leben und läuft dabei Gefahr, einen leichtsinnigen Fehler zu begehen.

Untertitel Made in Germany

Eins der wenigen Mankos ist der deutsche Titel SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD. Im Original heißt der Film „Vermines“ und im Englischen „Infested“ beides ist kurz, knackig und klingt bedrohlich, während der deutsche Titel mit dem Fetisch zum Untertitel daherkommt. Diese Untertitel beißen sich bereits meist mit dem Titel, nehmen die Handlung vorweg oder sind schlichtweg überflüssig. Denn bei einem Horrorfilm mit Spinnenfokus ist es klar, dass die Arachniden tödlich sind.

Fazit

SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD schockt, geht unter die Haut sowie ins Ohr und erschrickt mit Gesellschaftskritiken, welche nicht nur in Horrorfilmen gern gesehen sind. Auch Tage später hallt der Film nach und sorgt für Ohrwürmer sowie gruselige Momente im realen Leben, was bei heutigen Horrorfilmen – selbst beim Überraschungsfilm SMILE 2: SIEHST DU ES AUCH? – eher weniger der Fall ist. Wer bei ITSY BITSY oder STING eher enttäuscht war, wird bei SPIDERS: IHR BISS IST DER TOD definitiv fündig. Denn hier wird selbst Nicht-Arachnophobikern das Fürchten gelehrt.

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Originaltitel Vermines
Kinostart 27.12.2023
Länge: 106 minuten
Produktionsland France
Genre: Horror | Thriller
Regie Sébastien Vaniček
Producer Harry Tordjman
Kamera Alexandre Jamin
Cast Théo Christine, Sofia Lesaffre, Finnegan Oldfield, Jérôme Niel, Lisa Nyarko, Marie-Philomène Nga, Emmanuel Bonami, Abdellah Moundy, Mahamadou Sangaré, Xing Xing Cheng, Malik Amraoui, Ike Zacsongo-Joseph, Samir Nait, Lehcem Mahidi, Nasser Mehal, Abdelkader Bounoir, Karim Daoues, Christine Kay, Stéphane Malassenet, Aicha Ameddah

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