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Darum geht es
Star Trek: Picard - Staffel 3 Filmstill

Star Trek: Picard – Staffel 3 ©2023 Paramount+

Die kryptische Nachricht einer alten Bekannten bringt Jean-Luc Picard zurück auf ein Schiff der Sternenflotte. Gemeinsam mit William Riker und der Unterstützung von Seven of Nine geht er dem Hilfegesuch nach und gerät einmal mehr mit Regeln und Personal der Sternenflotte in Konflikt. Währenddessen ist Raffi Musiker Waffendieben und einer Verschwörung auf der Spur …

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Review

Dieser Ersteindruck enthält Spoiler zu ersten Folge der dritten Staffel von STAR TREK: PICARD.

Besann sich STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS wieder stärker auf die Erkundung des Weltraums, setzt die dritte Staffel STAR TREK: PICARD bereits in unruhigen Anfangsminuten einen deutlich düsteren Tonus. Bewaffnet kriecht eine der ersten Rückkehrerinnen der Serie durch die bruchstückhaft beleuchteten Teile eines Raumschiffs: Dr. Beverly Crusher, ihre medizinischen Instrumente gegen eine Waffe, ihr rotblondes Haar gegen helle und dunkle Strähnen eingetauscht. Ihr zuteil wird ein actiongeladener Staffelstart, der bereits mit dem frühen Auftreten der überwiegend vermummten Gegenspieler sowohl freudige Erwartungen als auch bittere Vorausahnungen schüren kann. Ein gesellig-wohliges Klassentreffen der Next Generation-Crew muss vorerst warten.

Star Trek: Picard - Staffel 3 Filmstill

Star Trek: Picard – Staffel 3 ©2023 Paramount+

Es ist der dritte Anlauf, die Geschichte um Captain Picard und Teile seiner Crew weiterzuerzählen und dieses Mal mit einem Ende zu versehen. Wie zwei vielversprechend startende und dann unter anderem mit konstruierten Handlungsbögen und holzschnittartigen Charaktereinblicken kämpfenden Vorgängerstaffeln zuvor beginnt es auf der Erde harmonisch. Obwohl von der Entdeckerlust noch nicht verlassen, möchte es der Titelcharakter der Serie ruhiger angehen und sich statt im All mit gottgleichen Wesen zu messen, seinen Memoiren widmen. „I am not a man who needs a legacy“ (Ich bin kein Mann, der ein Vermächtnis braucht), resümiert er, bezeichnend für die Kritik, die die ersten beiden Staffeln dieser Star Trek-Serie nach sich zogen und hoffentlich nicht als Vorbote für die Qualität der bevorstehenden Wochen zu verstehen.

Der verbrauchten Geschichte um einen alten Abenteurer, der seine Geschichte festhält, kommt glücklicherweise eine Nachricht aus den Tiefen des Alls zuvor. Kryptischer hätte Beverlys Botschaft kaum ausfallen können, die nicht nur von Störgeräuschen, sondern auch von bruchstückhaften Phrasen verzerrt wird: Hellbird. Keine Sternenflotte. Vertrauen Sie niemanden! Ihre Worte markieren den Beginn einer neuen Schnitzeljagd, deren aufgebauten Gedankengänge, Rätsel und Versprechen die finalen Episoden ohne grobe Ausflüchte einlösen und vertiefen sollten.

O Captain, my Captain

Unterstützung bekommt Patrick Stewart als Jean-Luc Picard einmal mehr durch Jonathan Frakes, der nach seinen Auftritten in Staffel 1 und etlichen Regiearbeiten für das Star Trek Universum wieder als William Riker in Erscheinung tritt. Die enge Freundschaft zwischen Captain und der Nummer Eins unzweifelhaft wiederaufgreifend, fassen sie gemeinsam den Plan, Beverlys Spur nachzugehen, und dafür ein Schiff der Sternenflotte für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Ihr waghalsiges Vorhaben führt sie an Bord der USS Titan. Altbewährte Establishing Shots von Raumstationen und -schiffen setzen optische Ausrufezeichen, die die Auftaktepisode in etlichen folgenden Aufnahmen wiederholen kann. Neues Personal sorgt, wenngleich in überschaubaren Auftritten, für erfrischende Abwechslung. Besonders dann, wenn das Vorhaben der Altherren zunächst ins Stocken gerät.

Captain Liam Shaw (Todd Stashwick) ist eine angenehme Figurenvariation in vorderster Führungsposition. Sein Charakter hinterlässt nicht nur Eindruck, wenn er beide hochrangigen Raumfahrer mit ihren Kursänderungswünschen zurückweist, sondern bereits zuvor, wenn er dem Empfang jener beiden ausweicht. Indirekt gewinnt seine Figur über Gespräche an Profil, ehe er sich zynisch und selbstbewusst beim Abendessen in Szene setzen kann. Wo das gemeinsame Essen und Kochen in STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS und anderen Franchise-Vertretern häufig ein geselliger Akt des Zusammenfindens war, spannen sich hier bereits in wenigen Minuten die Beziehungen an.

Star Trek: Picard - Staffel 3 Filmstill

Star Trek: Picard – Staffel 3 ©2023 Paramount+

Dass einerseits Shaws Gründe und Gedankengänge durchaus nachvollziehbar sind, während der Plan beider Enterprise-Veteranen reichlich schlicht und vor allem sehr riskant wirkt und sich andererseits durch seinen einfordernden Führungsstil psychische Belastungen bei Crewmitgliedern abzeichnen, etabliert Stashwicks Figur mit angenehmer Ambivalenz. Fast schon schade, dass Seven (Jery Ryan) Picard und Riker zügig den Rücken stärkt, die USS Titan näher zum Zielort bringt und die Charakterarbeit vorerst wieder in den Hintergrund rückt.

Sternzeit: Verschwörungszeit

Im atmosphärischen Cyberpunk-Setting irrt indes Raffeala „Raffi“ Musiker, deren Handlungsstrang anders als der von Agnes Jurati und Cristobal Rios noch nicht abgeschlossen wurde, durch zwielichtige Gassen. Ihre Suche nach Waffendieben, angeleitet durch die Anweisungen eines anonymen Informationsgebers, führt sie zum ersten Knall der jungen Staffel. Einem Terroranschlag auf das Rekrutierungs-Zentrum der Sternenflotte, den die erprobte Pilotin nicht verhindern, nur noch mit Entsetzen aus der Luft bezeugen kann. Ihre Rolle innerhalb des Geschehens sowie innerhalb des Geheimdienstes bleibt vorerst schwammig, ein Ereignis mit solcher Tragweite beinah beiläufig und auf den Schockmoment ausgelegt.

Schneller als gedacht spitzt sich auch die Suche von Riker und Picard zu: Ihr heikler Plan, der Spur Beverlys bis über den Förderationsraum hinaus zu verfolgen, lässt sie ein Shuttle der Titan kapern und Lebenszeichen in einem Nebel nachspüren. Während das Entsetzen Shaws über die Kursänderung als Randnotiz wahrgenommen wird, erreichen die Abtrünnigen das Schiff ihrer alten Freundin. Ihnen und einem gleich zweifachen Generationentreffen gehört der Abschluss des Staffelauftakts, der mit seinen Paukenschlägen noch einmal ausholen möchte. Nicht nur legt sich das Schiff der mysteriösen Angreifer*innen, Erinnerungen an das Abrams’sche Reboot von 2009 weckend, wie eine Klaue um das kleinere Forschungsschiff, der junge Mann, in dessen Anwesenheit Beverly Crusher unterwegs gewesen war, stellt sich außerdem als Sohn der ehemaligen Enterprise-Ärztin vor.

Zwei weitere Spielsteine in einem nicht an aufgebauten Mysterien sparenden Staffelauftakt. Es wäre ein leichtes, sich auf die kommenden neun Folgen zu freuen, hätten sich ähnlich angelegte, staffelübergreifende Abenteuer nicht schon in Vergangenheit als wenig ausgeklügelt entpuppt. „The Next Generation“ setzt, vorherige Geschehnisse weitgehend ausblendend, Kurs für eine dramatische Abschiedsstaffel. Inwieweit sich die alte Riege noch einmal gebührend beweisen und letztlich verabschieden kann, und die neuen Figuren und Geheimnisse die Geschichte des Franchises mit Tiefe ergänzen können, werden die kommende(n) Woche(n) mit möglichst wenig Filler- und runden Charakter- und Storyabschlüssen zeigen müssen.

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Star Trek: Picard – Staffel 3 ©2023 Paramount+

Die nächste(n) Generation(en)

Und nun? Was war die “Next Generation”, nach der die Folge, gewiss auch in Anlehnung an den Ursprung, benannt ist? Shaw und seine junge adrette Crew, unter der unter anderem eine Nachfahrin Geordi LaForges tätig ist? Der junge Mann, der sich nicht nur als Begleitperson Beverlys, sondern auch als enger Verwandter entpuppt? Die hinterbliebenen Rekrut*innen der Sternenflotten, die bei dem Anschlag Weggefährten verloren haben? Oder doch die “alte” Next Generation, die sich langsam wiederzufinden beginnt? Der Titel passt sicherlich sowohl zur Verjüngungskur der Titan-Crew als auch zum Nostalgie-Treffen der alten Garde. Letzteres wird, woraus die ersten Trailer schon kein Geheimnis machten, im Laufe der Staffel wohl noch deutlicher anwachsen. Und mit ihr hoffentlich die Geschichte von STAR TREK: PICARD selbst. Der Crew, die Ende der 1980er in über 170 Fernsehepisoden zu sehen gewesen war, wäre es zu wünschen.

Fazit

Ein Staffelauftakt mit vielen geöffneten Blutweinfässern, abermals nostalgischen Rückkehrten und ersten Höhepunkten. Die dritte Staffel STAR TREK: PICARD startet mit einer ereignisreichen Eröffnung, die letzte Weltraumweichen für eine ganze Generation des Franchises stellt. Die vorherigen Staffeln sind zwar nur Randvermerk, werfen jedoch unheilvolle Schatten voraus, wenn sich wenig durchdachte, grobe Handlungsentscheidungen oder stereotypische Charakterbögen andeuten. Dringt die Serie hingegen in den kommenden neun Folgen noch ein letztes Mal tiefer und gründlicher in die Figuren ein und setzt frische Akzente, wie es diesem Staffelauftakt auch in kleinen Teilen gelang, ist der Weg für einen reiferen Abgang geebnet. Deshalb, in leiser Hoffnung auf einen würdigen Serienabschluss: gut gemeinte und vorläufige sieben von zehn übriggebliebene Enterprise-D-Modelle.

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