Während Adam Nee eher als Schauspieler und Drehbuchautor tätig ist, findet man Aaron Nee vor allem hinter der Kamera, wo er sich viel mit Dokumentationen und Werbevideos beschäftigt. Dennoch sind die beiden Brüder unzertrennlich, und so debütierten die beiden Regisseure schon 2006 mit ihrem gemeinsamen Film THE LAST ROMANTIC. Sie sind dabei nicht die einzigen Brüder, die zusammen ihre Karriere voranbringen. Sowohl die Russo- als auch die Cohen-Brüder haben sich zuletzt mit überragenden Werken Denkmäler gebaut und bewiesen, dass ein gemeinsames familiäres Unterfangen erfolgsversprechend sein kann. Unabhängig, ob THE LOST CITY in seiner filmischen Qualität überzeugen wird, machen Trailer und Cast schon vorab neugierig auf das Werk. Neben Sandra Bullock und Channing Tatum, die zuletzt beide eher zurückgezogen gearbeitet haben und vor allem in kleinen Nebenrollen auftauchten, füllen Daniel Radcliffe (GUNS AKIMBO) und Brad Pitt (ONCE UPON A TIME IN… HOLLYWOOD) die Besetzung auf ein interessantes Quintett auf.
Darum geht es
Loretta Sage erfüllt alle Klischees einer berühmten Autorin: sie ist menschenscheu, tollpatschig, lebt zurückgezogen und lebt all ihre Fantasien in ihren Büchern aus. Doch zur Vorstellung eines neuen Buches gehört es nun einmal auch persönlich anwesend zu sein. Doch die Fans sind weit weniger interessiert an ihrem Werk als an Alan, der stets das Buchcover ihrer Geschichten ziert und nicht nur die Frauen dahinschmelzen lässt. Doch nach einem ihrer Auftritte wird Loretta plötzlich vom Milliardär Fairfax entführt, und Alan ist der Einzige, der dies beobachtet hat. Trotz seiner schnellen Reaktion verschwindet die Autorin spurlos und Alan muss Loretta ausfindig machen und einen Weg finden, sie zu befreien. Währenddessen ist Fairfax gar nicht darauf aus, seiner Geisel etwas anzutun, sondern ist er lediglich auf der Suche nach einer verlorenen Stadt, und Loretta ist die Einzige, die ihm den Weg zu seinem Ziel ebnen kann.
Rezension
THE LOST CITY – DAS GEHEIMNIS DER VERLORENEN STADT erweckt vor allem Aufsehen, weil der Trailer den Charakter eines neuen TROPIC THUNDER Films erweckt und damit eine filmische Nische abdeckt, die in der heutigen Zeit kaum noch bedient wird. Während TROPIC THUNDER jedoch eine Persiflage auf sämtliche Hollywoodproduktionen darstellt, sehen wir in diesem Film eine unabhängige Story, die nur wenig gemein hat mit anderen Filmen. Lediglich Parallelen zu vereinzelten Dschungel-Abenteuer-Filmen wie zuletzt Dwayne Johnsons JUMANJI oder JUNGLE CRUISE sind hier erkennbar. Durch die Teilnahme von Daniel Radcliffe als Antagonisten fließen zudem einige DIE UNFASSBAREN 2 – Vibes mit ein, da er auch in diesem Werk als reicher Fanatiker ein zentrales Ziel um jeden Preis erreichen wollte.
Ein Vergleich mit TROPIC THUNDER ist daher nur im weitesten Sinne zu sehen, denn mit Nichten kann THE LOST CITY – DAS GEHEIMNIS DER VERLORENEN STADT die charmanten und völlig überzogenen Gags seines Pendants einbinden. Stattdessen setzen die Regiebrüder eher auf einen sehr rudimentären Humor, der zwar unterhaltsam ist, aber nicht die Grenzen der Erträglichkeit sprengt und damit sich auch nur wenig von anderen Komödien unterscheidet. Während zwar der Ekelhumor außenvor bleibt, werden wir dennoch immer wieder auch in kleinere Szenerien geschmissen, die mit Fremdscham nicht geizen. Dies jedoch geschieht noch in einem erträglichen Maß.
Schauspielkunst rettet vor dem Schlimmsten
Es ist auf jeden Fall nicht die Story, weshalb sich ein Kinobesuch hier lohnt, denn sonderlich kreativ erscheint die Idee, zu keinem Zeitpunkt zu sein. Nahezu alle Verwicklungen und Szenerien haben wir schon einmal in anderen Werken gesehen, auch wenn der Film zumindest mit einigen völlig absurden und unerwarteten Gags um die Ecke kommt und sich zudem nicht davor scheut, auch ein wenig derbere Gewalt zu präsentieren. Während wir anfänglich noch mit einigen Klischees konfrontiert werden, die diesem Filmgenre absolut entsprechen, versuchen die Nee-Brüder im weiteren Verlauf jedoch diese Bilder ein wenig auf den Kopf zu stellen und zumindest in Ansätzen einen gewissen Rollentausch zu etablieren, bei welchem Bullock Mut, Stärke und Intelligenz beweist und Tatum eher in die dümmliche Sidekick-Rolle gedrängt wird. Abseits der Hauptfiguren geht man jedoch den gewohnten Gang und fährt ein gänzlich maskuline Antagonistenbesetzung auf.
Zugute ist dem Film vor allem zu halten, dass zumindest versucht wurde, an Originalschauplätzen zu drehen. Während RED NOTICE auf ein Green Screen Feuerwerk gesetzt hat, ist hier doch deutlich im Bild erkennbar, dass nicht nur die Pflanzen im Vordergrund des Bildes echt sind. Ansonsten fallen Musik- und Bildgestaltung bis auf die ein oder andere Totale im Stile eines Establishing Shots eher wenig spektakulär auf. Die alleinige Berechtigung und Qualität des Werkes stammen daher aus dem Cast. Zwar sehen wir Brad Pitt nur in einer kleinen Nebenrolle, die zudem viel zu früh aus dem Werk herausgeschrieben wurde, doch jede Szene mit ihm ist einfach fabelhaft. Ähnlich sieht es auch mit Daniel Radcliffe, der zwar zur Abwechslung mal eine überraschend normale Figur mimt, sich aber offenbar in seiner überheblich machtvollen Rolle recht wohl fühlt.
Fazit
Leider ist es schade, dass THE LOST CITY – DAS GEHEIMNIS DER VERLORENEN STADT sein Potential nicht einmal im Ansatz ausschöpft. Auch wenn das Gesehene ganz nett und vor allem mit 112 Minuten Spieldauer recht kurzweilig rüberkommt, so ist dies trotzdem kein Film, der es unbedingt auf eine Watchlist schaffen muss. Viel zu oft hält man sich zurück und verzichtet auf das erhoffte Gag-Feuerwerk, welches TROPIC THUNDER einst so lebhaft und unterhaltsam gemacht hat. Da auch die Story zu eintönig ist und das Werk auch sonst weder positiv noch negativ sonderlich auffällt, bekommen wir mit diesem Werk einen absoluten Mittelklassefilm, der dem Ausspruch „kurz und schmerzlos“ eine neue Bedeutung verleiht. Unspektakulär ist das Schlüsselwort, doch es reicht vollkommen, um Zuschauenden einen netten und erholsamen Abend zu bereiten, bei dem das Gehirn komplett auf Pause geschalten werden kann.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Wenn Channing Tatum erst Brad Pitt engagieren muss, um Sandra Bullock vor dem einflussreichen Daniel Radcliffe zu retten, dann können wir uns eigentlich nur in einer charmanten kleinen Filmparodie befinden. THE LOST CITY bietet uns einen Mittelklassefilm par excellence. Der hochklassige Cast wird so gut in Szene gesetzt, dass er mangelnden Einfallsreichtum in der Story problemlos ausgleichen kann, während die Bildgestaltung einzig in den realen Sets auffällt, sich aber ansonsten ähnlich wie der Score gänzlich bedeckt vor Fehlern und Innovation hält. Dennoch wäre das Potential dagewesen, aus diesem Film noch ein wenig mehr nette Unterhaltung herauszukitzeln und uns mal wieder eine wundervoll amüsante Komödie zu präsentieren. Die beiden Regiebrüder liefern uns somit ein Werk im TROPIC THUNDER – Stil, welches jedoch weit ab des ikonischen Charmes agiert und zwar nicht wirklich negativ auffällt, aber gleichzeitig auch auf erinnerungswürdige Momente gänzlich verzichtet. Auf die Watchlist gehört der Film nicht zwingend.
Wie hat Dir der Film gefallen?
While Adam Nee is more active as an actor and screenwriter, Aaron Nee is mainly found behind the camera, where he deals a lot with documentaries and promotional videos. Nevertheless, the two brothers are inseparable, and so the two directors made their debut as early as 2006 with their joint film THE LAST ROMANTIC. They are not the only brothers to advance their careers together. Both the Russo and Cohen brothers have recently built monuments to themselves with outstanding works and proved that a joint family endeavour can be promising. Regardless of whether THE LOST CITY will convince in its cinematic quality, the trailer and cast make us curious about the work in advance. In addition to Sandra Bullock and Channing Tatum, both of whom have recently been rather reclusive and have mainly appeared in small supporting roles, Daniel Radcliffe (GUNS AKIMBO) and Brad Pitt (ONCE UPON A TIME IN… HOLLYWOOD) fill out the cast to an interesting quintet.
That’s what it’s all about
Loretta Sage fulfils all the clichés of a famous author: she is shy, clumsy, lives a secluded life and lives out all her fantasies in her books. But the presentation of a new book involves being there in person. But the fans are far less interested in her work than in Alan, who always graces the cover of her stories and not only makes the women melt away. But after one of her appearances, Loretta is suddenly kidnapped by the billionaire Fairfax, and Alan is the only one who has observed this. Despite his quick reaction, the author disappears without a trace and Alan must track down Loretta and find a way to free her. Meanwhile, Fairfax isn’t out to harm his hostage at all, he’s just looking for a lost city, and Loretta is the only one who can pave the way to his goal.
Review
THE LOST CITY is causing a stir mainly because the trailer evokes the character of a new TROPIC THUNDER film, covering a cinematic niche that is rarely catered for these days. However, while TROPIC THUNDER is a satire on all Hollywood productions, in this film we see an independent story that has little in common with other films. Only parallels to isolated jungle adventure films such as Dwayne Johnson’s JUMANJI or JUNGLE CRUISE are recognisable here. The participation of Daniel Radcliffe as the antagonist also infuses some NOW YOU SEE ME 2 vibes, as he also wanted to achieve a central goal at all costs in this work as a rich fanatic.
A comparison with TROPIC THUNDER can therefore only be made in the broadest sense, because THE LOST CITY can by no means incorporate the charming and completely over-the-top gags of its counterpart. Instead, the directing brothers rely more on very rudimentary humour that, while entertaining, does not push the boundaries of tolerability and thus differs little from other comedies. While the disgusting humour is left out, we are still repeatedly thrown into smaller scenes that are not stingy with foreign shame. However, this is still done to a tolerable degree.
Acting saves you from the worst
In any case, it’s not the story that makes a visit to the cinema here worthwhile, because the idea doesn’t seem particularly creative at any point. We’ve seen almost all the twists and turns in other films before, even if the film does at least come up with some completely absurd and unexpected gags and doesn’t shy away from a bit of violence. While we are initially confronted with some clichés that absolutely correspond to this film genre, the Nee brothers try to turn these images on their heads a little as the film progresses and establish a certain role reversal, at least to some extent, in which Bullock demonstrates courage, strength and intelligence and Tatum is pushed more into the dimwitted sidekick role. Apart from the main characters, however, the film follows its usual course and features an entirely masculine cast of antagonists.
To the film’s credit, at least an attempt was made to shoot on original locations. While RED NOTICE relied on green screen fireworks, here it is clearly visible in the picture that not only the plants in the foreground of the picture are real. Otherwise, apart from the one or other long shot in the style of an establishing shot, the music and image design are rather unspectacular. The sole justification and quality of the work therefore come from the cast. Although we only see Brad Pitt in a small supporting role, which was also written out of the work far too early, every scene with him is simply fabulous. It’s a similar story with Daniel Radcliffe, who mimes a surprisingly normal character for a change, but is obviously quite comfortable in his overbearingly powerful role.
Conclusion
Unfortunately, it is a pity that THE LOST CITY does not even begin to fulfil its potential. Even if what is seen comes across as quite nice and, above all, quite entertaining with a running time of 112 minutes, this is still not a film that absolutely has to make it onto a watch list. Far too often it holds back and does without the hoped-for gag fireworks that once made TROPIC THUNDER so lively and entertaining. Since the story is also too monotonous and the work doesn’t particularly stand out in any other way, either positively or negatively, we get an absolutely mid-range film with this work that gives new meaning to the saying “short and sweet”. Unspectacular is the key word, but it is perfectly sufficient to give viewers a nice and relaxing evening in which the brain can be completely put on pause.
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Originaltitel | The Lost City |
Kinostart | 21.04.2022 |
Länge | ca. 112 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Action | Komödie | Abenteuer |
Verleih | Paramount Pictures |
FSK |
Regie | Aaron Nee | Adam Nee |
Drehbuch | Aaron Nee | Adam Nee | Oren Uziel | Dana Fox | Seth Gordon |
Produzierende | Sandra Bullock | Liza Chasin | Margaret Chernin | Charlie Endean | Seth Gordon | Julia Gunn | Jonathan Hook |
Musik | Pinar Toprak |
Kamera | Jonathan Sela |
Schnitt | Craig Alpert |
Besetzung | Rolle |
Sandra Bullock | Loretta |
Channing Tatum | Alan |
Daniel Radcliffe | Abigail Fairfax |
Da’Vine Joy Randolph | Beth Hatten |
Brad Pitt | Jack Trainer |
Oscar Nuñez | Oscar |
Patti Harrison | Allison |
Bowen Yang | Ray the Moderator |
Slang | Fantasy Villain |
Joan Pringle | Nana |
Héctor Anibal | Rafi |
Thomas Forbes-Johnson | Julian |
Sli Lewis | Shades |
Olga Bucarelli | Women Singing in Village |
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