FilmkritikIn KürzeDarsteller:innen und RollenDas sagen die Kolleg:innen
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Originaltitel: Geom-gaek
DVD/Blu-ray – Release: 07.05.2021

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Länge: ca. 100 Minuten
Produktionsland: Südkorea
Regie: Jae-Hoon Choi
Schauspieler:innen: Jang Hyuk | Hyeon-soo Kim | Joe Taslim
Genre: Action | Drama | Historie
Verleih: capelight pictures

The Swordsman

The Swordsman ©2021 capelight pictures

Als im Jahr 1608 König Seonjo verstarb, wurde Nachkomme Gwanghaegun Machthaber über Korea. Im Alter von 33 Jahren gab es für den neuen Regenten viel zu tun im Land. Ihm war sehr daran gelegen die Infrastruktur des Landes zu erneuern, führte eine Bevölkerungszählung durch und sorgte sich um die Verbesserung des militärischen Trainings sowie den Kampf gegen Krankheiten, die das Land heimsuchten. Doch wie so häufig, gab es auch andere im Land, die nach der Führungsmacht strebten und so entstand ein massiver Konflikt zwischen Gwanghaegun und seinem jüngeren Bruder Yeongchang, welcher der Ansicht war, dass er rechtmäßiger Erbe des Throns sein müsste. Fortan spalteten sich die Lager der Unterstützer und jede Partei kämpfte dafür, den eigenen Herrscher auf den Thron zu setzen. Am 06. April 1923 gab es schließlich einen Putsch, der Gwanghaegun dazu zwang seine Stellung aufzugeben und zu fliehen, woraufhin er gefangen und eingesperrt wurde und 1641 im Gefängnis starb.

Auch wenn diese Figur nur eine Nebenrolle in THE SWORDSMAN spielt, so scheint es doch wichtig die Hintergrundgeschichte dieser Zeit zu kennen. Gespielt wird er von Jang Hyun-sung, welcher sich in den vergangenen Jahren vor allem mit Auftritten in vielen lokalen Serien einen Namen gemacht hat. Neben ihm bekommen wir Darsteller wie Joe Taslim, bekannt durch THE RAID und FAST & FURIOUS 6 und auch zusehen im neusten MORTAL KOMBAT, sowie Jang Hyuk, der vor kurzem noch in PANDEMIE die Hauptrolle verkörperte. Dies ist das Regiedebüt von Jae-Hoon Choi, welcher mit THE HYPNOSIS bereits an seinem zweiten Langfilm arbeitet.

Darum geht es… 

Die Geschichte selbst spielt nur am Rande des Lebens von Gwanghaegun und konzentriert sich im Wesentlichen auf eine der Wachen, die den 15. König der Joseon-Dynastie beschützte, bevor dieser sich schließlich ergab. Tae-Yul ist noch ein junger Schwertkämpfer, als er in einem Putsch plötzlich allein den Wachen von Yeongchang gegenübersteht und erbittert bis zum Letzten kämpft. Aus Gnade wird er am Leben gelassen, woraufhin er sich ins Exil in die Berge zurückzieht. 15 Jahre später ist er Vater einer Tochter, die für ihn die Welt bedeutet. Abgeschlossen mit seiner Vergangenheit, kümmert sich der talentierte Kämpfer nicht darum, als eines Tages Gurutai und sein Gefolge die umliegenden Dörfer tyrannisiert. Während er sich aus dem Konflikt heraushalten will, wird seine Tochter jedoch direkt hineingezogen und entführt. Es bleibt Tae-Yul keine andere Wahl als doch wieder zum Schwert zu greifen und seine pazifistischen Ansichten hinter sich zu lassen. Dabei trifft er auf neue Feinde und alte Bekannte.

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Rezension

Da ist er wieder. Einer dieser Filme, der offenbar ein umfangreiches geschichtliches Wissen voraussetzt, um einerseits zu verstehen, was eigentlich vor sich geht und andererseits zu differenzieren, wie echt die Handlung doch eigentlich ist. Tatsächlich bekommen wir nämlich zu Beginn mal wieder den allseits beliebten Satz präsentiert, dass die Story auf einer wahren Geschichte beruht. Doch ganz so einfach ist der Sachverhalt nicht, denn scheinbar beruht nur die Königsgeschichte auf Tatsachen, während der Kern der Hauptstory auf nicht belegbaren oder gar sogar fiktiven Ideen stützt. Daher ist auch die Benennung des Genres „Historie“ unter einem recht schwierigen Stern, da einfach ein wesentlicher Teil keiner geschichtlich erforschten Tatsache entspringt.

The Swordsman

The Swordsman ©2021 capelight pictures

Fast die Hälfte von THE SWORDSMAN ist es dem Publikum vor allem nur möglich sich von der Schönheit der Entwicklungen auf der Leinwand bezirzen zu lassen und das Geschehen so zu akzeptieren, wie es ist, ohne jedoch, dass es in Unkenntnis der realen Geschichte möglich ist die Zusammenhänge umfangreich zu entschlüsseln. Wir bekommen eine Menge Figuren eingeführt, die kaum eine Vorgeschichte erhalten und deren Zusammenhänge nur bruchstückhaft klar werden. Gekrönt wird diese Verwirrungstaktik von einem massiven Zeitsprung, welcher kaum erkenntliche visuelle Veränderungen mit sich bringt und daher lange Zeit nicht als ein solcher erkenntlich ist – jedenfalls nicht als Zeitsprung von 15 Jahren. Erst von da an, werden die Zusammenhänge Schritt für Schritt klarer und deutlicher und ergeben langsam eine gewisse Sinnhaftigkeit.

Bodenständige Gewaltexzesse

Während das Anfangssetting noch in tiefe Dunkelheit getaucht ist, was einfach an den lokalen Gegebenheiten liegt, bei denen die Umgebung primär nur durch einige Fackeln beleuchtet wird, und uns daher nur spärliche Blicke auf das Geschehen bietet, wechselt zusammen mit dem angesprochenen Zeitsprung die Handlung auch in ein überwiegend lichtdurchflutetes Tagesszenario. Visuell gibt es sonst nur wenig erwähnenswertes, da sich das Werk in übliche Ostasiatische Bildgestaltungen einreiht, die das Kino seit vielen Jahren dominiert. Einzig die fabelhaften Kampfszenen sollten noch einmal Berücksichtigung finden, denn hier hat Kameramann Won-ho Son bewiesen, wie gut er die hervorragenden Choreographien der Darsteller einzufangen vermochte. Kritik muss diesbezüglich nur am Schnitt geübt werden, welcher besonders bei den ersten Auseinandersetzungen viel zu häufig Anwendung fand und dadurch die genialen Bewegungen etwas in den Hintergrund rücken ließ. Ein etwas dosierter Umgang wäre hier äußerst ratsam gewesen.

The Swordsman

The Swordsman ©2021 capelight pictures

Äußerst gelungen ist es jedoch Regisseur Jae-Hoon Choi dosiert, aber zielgerichtet mit der Gewalt umzugehen. So bekommen wir im Zuge der zahlreichen intensiven Schwertkämpfe einige recht makabre Tötungen zu sehen, die jedoch zumeist nur als Schattenbild visualisiert werden oder gar hinter Vorhängen stattfinden, so dass wir kaum den direkten Anblick erleben müssen. Lange Zeit stellte sich dabei die Frage, ob dies ein sinnvoller Schachzug gewesen ist, da viele Rezipienten doch genau solche Tötungen sehen wollen, wie sie in NINJA ASSASSIN immer wieder deutlich Einfluss finden. Da THE SWORDSMAN jedoch nicht als maßloser Gewaltexzess charakterisiert werden sollte, sondern durch seine gemächliche Erzählweise vor allem die Persönlichkeiten hinter der Geschichte fokussiert, war es wohl eine gute Wahl die skrupellose Konsequenz ins Bild zu integrieren, ohne dabei jedoch abzudriften in pure Kampfes- und Tötungslust.

Fazit

The Swordsman

The Swordsman ©2021 capelight pictures

Insgesamt zieht die Handlung einen schönen Bogen und nimmt uns mit auf eine persönliche Reise des Protagonisten. Einige Erklärungen werden uns zwar vorenthalten und tatsächlich ist es teilweise schwer in der Erzählung zu erkennen, was laut Filmverleih eigentlich zu sehen sein soll, doch bleibt THE SWORDSMAN recht bodenständig und unspektakulär, gefüllt mit einigen tollen Kampfsequenzen. Viel mehr braucht es gar nicht, um unterhaltsam zu wirken. Zudem sind die Protagonisten selbst in ihren Rollen sehr überzeugend und liefern uns tolle Persönlichkeiten ab, deren Motive absolut nachvollziehbar sind. Sie schaffen es zudem mit ihrer Mimik einen großen Teil zur Storyerzählung beizutragen. Da der Film nicht versucht mehr zu sein, als er ist und dabei ansprechend gestaltet ist, bleibt nicht viel mehr zu sagen als: klein, aber fein. Es lohnt sich durchaus hier einmal einen Blick hineinzuwerfen.

Schwerter und ein südkoreanischer Film – mehr brauchte es nicht um mich zu überzeugen mir dieses Werk einmal zu gönnen. Was soll man sagen: Er erfüllt alles, was man sich vorstellt in dieser Konstellation. In einer netten kleinen Geschichte wird uns der Weg eines Kriegers gezeigt, welcher sein altes Leben an den Nagel gehangen hat und nur im Zuge der Rettung seiner Familie den Kampf wieder aufnimmt. Ohne große Übertreibungen und Absurditäten wird uns dabei ein unterhaltsamer Spielfilm zu teil, welcher versucht auf Basis historischer Ereignisse eine neue Betrachtungsweise zu etablieren, die im Rahmen damaliger Geschehnisse erklärbar wäre, aber doch vor allem der Fiktion entspringt. Dabei wird besonders viel Wert auf die hervorragend choreographierten Schwertkämpfe gelegt, an denen es hier nicht mangelt. Letztlich also ein Film, der nicht durch eine pompöse Handlung oder Bildgestaltung auffällt, sondern sich dezent bedeckt hält, aber gleichzeitig einfach toll anzusehen ist. Hier trifft man eben auch die leisen und ruhigen Töne einmal in tolle Qualität.

The Swordsman

The Swordsman ©2021 capelight pictures

Schauspieler:in Rolle
Jang Hyuk Tae-yul
Hyeon-soo Kim Tae-ok
Joe Taslim Gurutai
Man-sik Jeong Min Seung-ho
Na-Kyung Lee Hwa Sun
Min Hyuk Lee Gyeom Sa-bok
Choi Jin-ho Lee Mok-yo
Seung-Hyeon Ji Inuchi
Geon-woo Ji Hwa Sam
Angelina Danilova Gurutais Herrin
Hyun-Sung Jang König Gwanghaegun
Justin Green Min Seung-Ho (Stimme)
Brianna Roberts Hwa-Seon (Stimme)
Jae-hwan Shin Sashin


Geom-gaek (2020) on IMDb