FilmkritikIn KürzeDarsteller:innen und RollenDas sagen die Kolleg:innen
Buch von Emanuel Swedenborg, passend zum Film, auf Amazon kaufen

Originaltitel: Things Heard & Seen
Streaming – Release: 29.04.2021

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Länge: ca. 119 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Shari Springer Berman | Robert Pulcini
Schauspieler:innen: Amanda Seyfried | James Norton | Rhea Seehorn
Genre: Drama | Horror | Mystery
Verleih: Netflix Deutschland

Things Heard & Seen

Things Heard & Seen ©2020 Netflix | Anna Kooris

Basierend auf dem am 08. März 2016 im Verlag Knopf erschienenen Roman „All Things Cease to Appear“ von Elizabeth Brundage, präsentiert uns Netflix in dessen großen diesjährigem Filmrausch den Mysteryhorror THINGS HEARD & SEEN. In der Hauptrolle ist die gerade einmal 35jährige Amanda Seyfried zu sehen, die vor kurzem erst für einen ihrer anderen Netflix-Filme für einen Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert wurde. Mit MANK schaffte sie es mit ihrer grandiosen Leistung zu überzeugen und sich erstmals ins Gespräch für mehrere der bedeutendsten Preise der Filmindustrie zu bringen. Nachdem sie 2004 ihre Filmkarriere mit der Teenie-Komödie GIRLS CLUB – VORSICHT BISSIG eröffnete, legte sie trotz ausbleibender Würdigung eine steile Karriere hin und begeisterte das Publikum unter anderem mit Filmen wie MAMMA MIA!, RED RIDING HOOD – UNTER DEM WOLFSMOND oder IN TIME – DEINE ZEIT LÄUFT AB.

An ihrer Seite bekommen wir den gleichaltrigen James Norton zu sehen, welcher im letzten Jahr mit seiner Rolle in LITTLE WOMEN für reichlich Aufsehen sorgte. Zuvor war er eher aus diversen Serien bekannt sowie aus dem Remake von FLATLINERS oder der europäischen Koproduktion RED SECRETS – IM FADENKREUZ STALINS, welcher jedoch nur bedingt Bekanntschaft erfuhr. Das Regisseur:innen-Paar Robert Pulcini und Shari Springer Berman, welche auch gleichzeitig für das Drehbuch verantwortlich waren, haben bereits mehrere Filme zuvor realisiert. Ihr wohl erfolgreichster war AMERICAN SPLENDOR aus dem Jahr 2003, welcher sogar für das beste adaptierte Drehbuch bei den Oscars nominiert war.

Darum geht es…

Offenbar kennen sich George und Catherine Clare noch gar nicht allzu lange, denn trotz dass sie frisch verheiratet sind, wird schnell ersichtlich, dass die Beiden sich in vielen Aspekten der Lebensgestaltung noch uneins sind. So ist es Georges Wunsch weit raus aufs Land zu ziehen und sucht für beide ein gemütliches Häuschen im kleinen Ort Hudson Valley im Bundesstaat New York um dort als Professor an einer Universität zu lehren. Catherine hingegen sieht hier nur wenig Möglichkeiten sich beruflich zu entwickeln und wäre gerne in Manhatten geblieben. Nun beginnt sie das Alltagsleben einer Hausfrau und Mutter sich anzueignen. Doch je mehr Zeit sie in dem Haus verbringen, je mehr beginnt die Beziehung zu kriseln. Catherine ist plötzlich nicht nur einem Geheimnis ihres Mannes auf den Spuren, sondern ergründet auch, was die mystischen Ereignisse in ihrem Haus für eine Bedeutung haben. Wird die Ehe solche Herausforderungen überleben können?

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Rezension

Einleitend mit einem Zitat von Emanuel Swedenborg („This I can declare: things that are in heaven are more real than things that are in the world.“) wird schon früh ein Bezug zu einer Nebenhandlung im Film eingearbeitet. Der Wissenschaftler, der vorwiegend im 18. Jahrhundert lebte findet immer wieder Berücksichtigung im Film und gilt als Bindungsobjekt der wesentlichen Figuren, auch wenn alle einen recht unterschiedlichen Bezug zu der Persönlichkeit und einem Buch von ihm entwickeln. Darüber hinaus eröffnet THINGS HEARD & SEEN mit einem Vorausblick, welcher uns schon einen wesentlichen Teil des Endes verrät. Somit entsteht schon früh die Frage, ob dies ein geschickter Schachzug war, denn viel Raum für Überraschungen bleibt ab diesem Moment nicht mehr. Leider wird dies immer mehr zu einer Unsitte Szenen mit Relevanz bereits frühzeitig in arg gekürzter Form aufzudecken und damit einen wesentlichen Twist zu eliminieren.

Doch eigentlich soll diese Review ja mit etwas positiven beginnen und so sollten wir bereits jetzt ein Auge auf das famose darstellende Spiel von Amanda Seyfried werfen, welche es schafft der Oscarnominierung auch in diesem Werk gerecht zu werden, auch wenn ihre Mimik häufig von einem entgeisterten Ausdruck geprägt ist. Dennoch schafft sie es als Kit für den Film zu agieren und die gesamte Geschichte und das Ensemble zusammenzuhalten. Die anderen Darsteller sind weitestgehend generisch und daher völlig austauschbar und haben kaum fördernde Auswirkungen auf die Handlung.

Things Heard & Seen

Things Heard & Seen ©2020 Netflix | Anna Kooris

Es gibt nicht viel zu schlucken

Ein wenig erinnert dabei die Geschichte an den letztjährig erschienen SWALLOW. Nicht nur weil die Protagonistin offenbar an einer Essstörung leidet (wenn auch hier in einem völlig anderen Ausmaß), sondern auch weil die Konstellation der kleinbürgerlichen Familie auf dem abgeschiedenen Land und die Platzierung der Frau in einem längst überholtem Rollenbild deutliche Parallelen aufweist. Gleichzeitig wird dieses Drama mit Zügen von PARANORMAL ACTIVITY versetzt. Wirklich lobenswert ist dabei zu bemerken, dass es geschafft wurde, die Handlung Stück für Stück eskalieren zu lassen und somit einen dramatischen Höhepunkt aufzubauen, welcher in einer unerwarteten Wendung endet, die nicht dem typischen amerikanischen Happy End entspricht.

Da sich die Story weitestgehend um ein Intrigen- und Lügenspiel dreht, bekommen wir zudem den Eindruck, dass es sich um einen Rachefilm an GONE GIRL – DAS PERFEKTE OPFER handelt und nun der männliche Part etwas unbeholfen die Funktion des bemitleidenswerten Opfers einnimmt. Fast schon überflüssig scheint es da, dass plötzlich auch paranormale Einflüsse den Film prägen und plötzlich zum Mittelpunkt der Handlung werden. Ebene jene Ablenkung tut dem Film auch nicht gerade gut, denn dadurch wird THINGS HEARD & SEEN zu einem unattraktiven Genremix, welcher sich doch besser nur auf eine wesentliche Entwicklung konzentriert hätte. Somit hat man, wie schon Artur Brauner einmal sagte, statt einer gesunden Kuh, zwei Kranke geschaffen – hier bezogen auf den Plot.

Zu viel um den heißen Brei

Auch die ewigen Dialoge und die damit verbundene Exposition ziehen sich viel zu intensiv durch das Geschehen und prägen den gesamten Film. Es wird somit sehr lange ein großer Twist aufgebaut, welcher dann durch die spirituellen Einflüsse weitestgehend verpufft und zudem auch noch, wie bereits erwähnt, in den Anfangsszenen gespoilert wird. Dies wiederum ist extrem problematisch, denn wenn Zuschauende schon so viel eintönige Erzählung ertragen, müssen sie schlussendlich mit einem großen Finale entlassen werden, welches hier jedoch ausbleibt. Da bleibt nicht viel mehr zu sagen als: Selbst schuld! Einzig lobenswert ist da noch, dass wir nicht alle Ereignisse erzählerisch oder visuell vorgekaut kriegen und gewisse Handlungen auch nur optisch angedeutet werden und wir uns daraus selbst eine Entwicklung basteln können. Dies geschieht nicht oft, gibt uns aber das Gefühl, dass wir als Konsumenten noch nicht völlig für blöd erklärt werden.

Things Heard & Seen

Things Heard & Seen ©2020 Netflix | Anna Kooris

Fazit

THINGS HEARD & SEEN verschenkt Unmengen seines Potentials. Schon allein die Entscheidung einen Genremix zu kreieren war hier die völlig falsche, denn dadurch verliert das Werk doch deutlich an Kraft. Als männliche Antwort auf GONE GIRL – DAS PERFEKTE OPFER wären wohl deutlich mehr Sympathien erreicht wurden, so jedoch versagt der Film sowohl als Mysteryhorror als auch als spannendes Drama. Da schafft es auch die wieder einmal begeisternde Amanda Seyfried nicht mehr den Karren aus dem Dreck zu ziehen, auch wenn sie sich alle Mühe dafür gibt und ihrer Rolle deutlich mehr Tiefe verleiht durch ihre Art des Schauspiels. Dass in diesem Film deutlich zu viel erzählt wurde, wird spätestens daran deutlich, wenn plötzlich diverse Nebenfiguren einfach rausgeschrieben sind aus dem Skript und nie wieder auftauchen, wo sie doch kurz vorher noch eine scheinbar wesentliche Rolle verkörperten. Wie so häufig bringt uns Netflix somit ein durchschnittliches Potpourri, welches durchaus anschaubar ist, aber sich fern ab jeder Begeisterung entwickelt.

Auch wenn Amanda Seyfried in der vergangenen Woche leider leer ausgehen musste bei der Vergabe der Oscars, so ist sie schon jetzt wieder mit einem neuen Werk in den Startlöchern. Auch im hiesigen Film schafft sie es ähnlich ihrer Performance in MANK zu brillieren, nur dass sie diesmal nicht nur als Nebendarstellerin in Erscheinung tritt, sondern direkt den Hauptpart der gesamten Handlung übernimmt. Glücklicherweise muss man sagen, denn ihr darstellendes Spiel ist es, welches letztlich dem Film noch so einige Punkte sichert. Die Story zeigt nämlich nur einige nette Ansätze, versagt jedoch auf ganzer Linie so bald angefangen wird hier mehrere Genres in einer Handlung zu verwurschteln. Ohne Frage ist der Film durchaus ansehnlich und bietet einige gute Momente. Gerade die finalen Minuten zeigen Ansätze, wie sie im gesamten Film hätten Einfluss finden müssen. Leider jedoch wusste man entweder nicht so recht, womit die gesamte Spieldauer gefüllt werden könne und dachte sich daher neben den fast schon thrillerartigen Entwicklungen auch noch eine mystische paranormale Geschichte aus oder man ist letztlich einfach viel zu inkonsequent vorgegangen und hat sich dabei im eigenen Storytelling verzettelt. Egal wie – letztlich bekommen wir wieder nur den schon viel zu häufig gesehenen Einheitsbrei der letzten Jahre gezeigt.

Things Heard & Seen

Things Heard & Seen ©2020 Netflix | Anna Kooris

Schauspieler:in Rolle
Amanda Seyfried Catherine Claire
James Norton George Claire
Rhea Seehorn Justine Sokolov
Natalia Dyer Willis
Karen Allen Mare Laughton
F. Murray Abraham Floyd DeBeers
Michael O’Keefe Travis Laughton
James Urbaniak Bram
Alex Neustaedter Eddy Lucks
Jack Gore Cole
Michael Abbott Jr. Calvin Vayle
Kelcy Griffin Lynne
Olivia Boreham-Wing flirtende Studentin
Cotter Smith Tom Claire
Ana Sophia Heger Franny Claire

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