Review Fakten + Credits


Horrorfilme machen es uns stets deutlich: Die Familie ist ein fragiles Konstrukt, das es zu beschützen gilt. Ob vor der eigenen Geschichte wie in Ari Asters HEREDITARY, einer übernatürlichen Präsenz wie im Gruselfilm THE OTHERS oder blutrünstigen Kreaturen wie in A QUIET PLACE. Der Schutz der eigenen Familie steht an erster Stelle. Auch in Henk Pretorius‘ Horrorfilm UNFAMILIAR – FREMDE BEDROHUNG ist es wieder einmal die Familie, die in Gefahr schwebt, während eine Mutter am Rande des Wahnsinns alles in ihrer Machtstehende unternimmt, um das Böse abzuwenden!

Darum geht es

Ihre Heimkehr aus dem Afghanistan-Krieg, in sie als Militär-Ärztin tätig war, hätte sich Izzy Cormack (Jemima West) anders vorgestellt. Endlich in den Armen ihres Ehemanns Ethan (Christopher Dane) und ihren beiden Kindern angekommen, wird sie von seltsamen Visionen und scheinbar paranormalen Aktivitäten heimgesucht. Der Krieg hat nicht nur Narben auf ihrer Haut hinterlassen – doch an eine posttraumatische Störung glaubt sie schon lange nicht mehr. Zu real erscheinen ihr die düsteren Erscheinungen, die sich auch in den ungewöhnlichen Verhaltensweisen ihrer Tochter Emma (Rebecca Hanssen) und ihrem Sohn Tommy (Harry McMillan-Hunt) widerzuspiegeln scheinen. Da Ethan als Anthropologe für hawaiianische Kultur für seine Forschungsarbeiten ein kleines Ferienhaus auf Hawaii besitzt, beschließt das Ehepaar dort mit der gesamten Familie für einige Tage Urlaub zu machen. Doch die als Entspannung angedachte Reise ist erst der Anfang eines nicht enden wollenden Albtraums, der nicht nur Izzy, sondern auch die Menschen, die sie am meisten liebt, in große Gefahr bringt!

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Rezension

Irgendwie will hier nichts so wirklich zusammenpassen. Wieso Elizabeth plötzlich von dunklen Visionen heimgesucht wird, bleibt lange Zeit unklar und wird mit ungelenk eingeworfenen Motiven wie posttraumatische Belastungsstörung und Bräuchen der hawaiianischen Mythologie lediglich angeschnitten, ohne sie dabei in einen Gesamtkontext zu setzen. Regisseur Henk Pretorius scheint sich die Frage nach dem Wieso sowieso gar nicht erst zu stellen und reiht lieber wild durcheinander gewürfelte Schockmomente aneinander. Eine vernünftige Exposition bleibt sowohl den Figuren, als auch dem zu keinem Zeitpunkt zum Miträtseln einladenden Mysterium verwehrt. So dauert es viel zu lange, bis sich das Publikum in der zerfaserten Geschichte zurechtfinden kann, ehe UNFAMILIAR – FREMDE BEDROHUNG nach vielen vollgepackten und doch ermüdenden Minuten dann doch noch für rund eine halbe Stunde die Qualitäten eines interessanten Horrorfilms durchblicken lässt.

Mit einer überraschenden Wendung öffnet sich der bis dato generische Budenzauber für ein im Horrorgenre ziemlich unverbrauchtes Motiv, spielt dieses dann sogar ziemlich effektiv aus, um für den Schlussakt unnötigerweise wieder auf ausgetretene Genrefaden zurückzukehren. Das ist doppelt ärgerlich, da sich durch die späte Verlagerung des Settings in die tropischen Kulissen Hawaiis auch optisch eine merkliche Verbesserung eingestellt hatte. Die paradiesische Fauna der US-amerikanischen Inselkette inmitten des Pazifischen Ozeans beschert UNFAMILIAR – FREMDE BEDROHUNG nicht nur schicke Bilder und tolle Unterwasseraufnahmen, eignet sich dank den verwunschen wirkenden Wäldern und den atmosphärischen Nebelschwaden des als Vog bezeichneten vulkanischen Smogs auch bestens als origineller Schauplatz für einen gruseligen Genrefilm. Henk Pretorius weiß in diesen Momenten das niedrige Budget gekonnt zu kaschieren, macht damit aber viel zu wenig.

Ein unorganisiertes Horror-Potpourri

Mit einem scharfen Auge fürs Detail – und dem Willen, sich die Mühe zu machen, dieses auch einzusetzen – lässt sich inmitten des wüst zusammengeschusterten Bastards aus Horror-Klischees also sehr wohl ein guter Film finden. Dieser wird jedoch überlagert von der wirr konstruierten Erzählung und den wahllos eingestreuten Horror-Klischees. Dabei dürfen weiße Kontaktlinsen ebenso wenig fehlen wie kalkulierte Jump-Scares und groteske Dämonen-Fratzen. Die sperrig-doofen Dialoge fügen sich nahtlos ins Bild des unausgereiften Skripts, das selbst mit spannenden Themen wie PTBS, also posttraumatischer Belastungsstörung und die hawaiianische Mythologie wenig anzufangen weiß. Sie bleiben Stichwortgeber in einem orientierungslosen Film ohne roten Faden – und dafür mit allerhand Gimmicks aus der Mottenkiste.

Fazit

Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl für das Geschichtenerzählen, besseren Dialogen und einem Gespür für die Entwicklung der Charaktere, hätte UNFAMILIAR – FREMDE BEDROHUNG durchaus Potenzial zum simplen, aber effektiven Horror-Spaß gehabt. Auch wenn sich die düstere Familiengeschichte nach einem holprigen Start doch noch etwas fangen kann, bleibt das Endergebnis ernüchternd. Dem kurzen Aufbäumen folgt ein Finale, dass sich qualitativ wieder dem schwachen Anfang annähert und unterstreicht letztlich den negativen Eindruck. Wer nicht genug von repetitivem Horror-Einerlei bekommen kann, wird sicher auch UNFAMILIAR – FREMDE BEDROHUNG etwas abgewinnen können – einen guten Film bekommen aber auch die nicht zusehen.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel The Unfamiliar
Kinostart 21.8.2020
Länge: 89 minuten
Produktionsland United Kingdom
Genre: Thriller | Horror
Regie Henk Pretorius
Executive Producer Reinhard Besser | Gareth Jones | Barend Kruger | Walter Mair | Henk Pretorius | Ana Marina Smith-Suarez
Producer Llewelynn Greeff | Barend Kruger
Kamera Pete Wallington
Visual Effects Grant Hewlett
Musik Walter Mair
Cast Jemima West, Christopher Dane, Rebecca Hanssen, Harry McMillan-Hunt, Rachel Lin, Tori Butler-Hart, Guy Warren-Thomas, Beatrice Woolrych, Ben Lee

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