Langreview English Version Fakten & Credits
Zum bereits 31. Mal kehren wir nun zurück in die Tiefen des Marvel Cinematic Universe, welches mittlerweile so erweitert wurde, dass wir sogar vom Marvel Cinematic Multiverse sprechen müssen. Für den dritten Teil der Ant-Man Reihe begeben wir uns in die von Marvel erschaffene Quantenebene, die eine Dimension darstellt, welche nur durch extreme Schrumpfung, Magie oder mystische Reisen erreicht werden kann. Sie ist laienhaft ausgedrückt das Gegenstück zum Universum. Abgeleitet wird diese Begrifflichkeit von der Quantenphysik, welche sich mit den Naturgesetzen im atomaren und subatomaren Bereich auseinandersetzt. Um diese Ebene weiter zu erforschen hat zum dritten Mal DER JA-SAGER Regisseur Peyton Reed die Direktion übernommen und konnte dabei auf den weitestgehend gleichen Cast wie in den vorherigen Teilen zurückgreifen. Lediglich Emma Fuhrmann, welche als Cassie Lang zu sehen war, wurde ab AVENGERS: ENDGAME heimlich ausgetauscht. BEN IS BACK Darstellerin Kathryn Newton hat diese Rolle nun übernommen.
Darum geht es
Scott Lang ist mittlerweile ein gefeierter Held geworden und wird als Avenger wertgeschätzt. Im Genuss dieses Ansehens entgeht ihm jedoch völlig, dass seine Tochter zusammen mit Dr. Hank Pim im Labor an neuen Dingen rumexperimentiert. Cassie versucht eine Kommunikation mit der Quantenebene zu ermöglichen, doch endet dies in einer Katastrophe und allesamt werden sie plötzlich in eben jene Ebene transportiert. Auf der Suche nach einem Weg zurück müssen sie feststellen, dass es doch tatsächlich Lebensformen dort gibt. Hopes Mutter Janet trifft dabei auf alte Freunde und Bekannte. Einige Geheimnisse, die nie ans Licht kommen sollten, werden gelüftet und Scott sieht sich in der Verantwortung mit kleinen Taten Großes zu vollbringen und das Leben in der Quantenebene auch künftig zu erhalten. Dabei trifft er auf einen alten Feind sowie auf den mysteriösen Kang, dessen Beweggründe anfangs ungewiss sind.
Rezension
Die mittlerweile beendete vierte Phase der MCU-Reihe hat das Publikum gelehrt, die Erwartungen massiv runterzuschrauben. Bis auf einen gewissen Fanservice konnte kaum einer der Filme an die Qualitäten anknüpfen, wie wir sie in den ersten 23 Werken in unterschiedlicher Ausprägung erleben durften. Dementsprechend sind die Hoffnungen für einen erfolgreichen Neustart mit der Phase 5, welcher mit ANT-MAN AND THE WASP: QUANTUMANIA eingeleitet wird, bei vielen Fans äußerst hoch, ebenso wie die Sorge um einen absoluten Reinfall und die Fortsetzung der kinematographischen Talfahrt. Statt wie in vorherigen Werken, spielt dieser Film fast ausschließlich in der Quantenebene und erforscht neben dem neu eingeführten Multiversum mal wieder neues Terrain. Dementsprechend wird einiges an Zeit aufgeopfert, um die neuen wissenschaftlichen Gegebenheiten zu erläutern sowie die visuellen Eindrücke dieser Welt dem Publikum schmackhaft zu machen. Das erinnert in gewisser Weise an Disneys Animationsflopp STRANGE WORLD.
Doch dient diese Mamut Aufgabe lediglich als Beiwerk für zwei noch wesentlichere Ziele des Films: Einerseits sollen die Familiendynamiken der bekannten Figuren weiter ausgebaut werden und andererseits dient das Werk dafür um den neuen ultimativen Schurken aufzubauen, welcher nun Thanos‘ Erbe antritt. All das in gerade einmal 125 Minuten Spieldauer, die zudem auch noch mit klassischem Marvelhumor, diversen Anspielungen auf frühere Filme und einigen neuen Figuren gefüllt werden. Dabei zeichnet sich erneut ein generelles Problem des Franchise ab, denn die heutigen Filme müssen allesamt immer ein wenig witzig, ein wenig düster, ein wenig abenteuerlich, ein wenig romantisch, familiär und superheldenhaft sein. Eine eindeutige Genrezuordnung wird damit nahezu unmöglich. Und da zwei Superhelden und ein Antagonist nicht reichen, wird das Ganze natürlich auch noch erweitert. Das THOR: LOVE AND THUNDER zeitgleich gedreht wurde, verwundert wenig, denn auch hier steht der Protagonist vor der Entscheidung die Welt oder seine Familie zu retten.
Der Kampf von Rot gegen Blau geht in eine neue Runde
Statt feinfühlig die neue Fahrtrichtung einzuschlagen, wirft uns Marvel nur ein abgehangenes Stück Fleisch hin, bei dem wir entscheiden müssen, ob wir anbeißen oder es besser sein lassen. Der neue Oberbösewicht Kang erfährt eine völlig unbedeutende Einführung die natürlich wieder einmal darauf beruht, dass etwas Wesentliches aus der Vergangenheit der Figuren zufälligerweise einfach vergessen wurde zu erzählen und nun die entscheidende Grundlage bildet. Wer die LOKI Serie nicht gesehen hat, könnte sich zudem fragen, was hier eigentlich vor sich geht. Das Storyschustern geht somit weiter. Schlimm daran ist jedoch, dass im Zuge dessen die eigenen zuvor aufgestellten Naturgesetze von Marvel komplett über Bord geworfen werden und niemand mehr so richtig den Durchblick hat, wie die Welt eigentlich funktioniert. Während einst der Anzug notwendig war, damit Figuren schrumpfen können und dies überleben, ist es jetzt nur noch ein Gimmick, um irgendwelche willkürlichen und unklaren Vergrößerungen und Verkleinerungen vorzunehmen.
Statt das die Frage forciert wird, wann endlich ein Crossover mit DEADPOOL oder den weiteren X-MEN erfolgt, drängt sich in ANT-MAN AND THE WASP: QUANTUMANIA eher der Gedanke auf, ob wir hier nicht die neue Episode einer STAR WARS Geschichte sehen. Sowohl optisch als auch inhaltlich finden sich erschreckend viele Parallelen. Regelrecht schockierend wird uns Corey Stoll als M.O.D.O.K. präsentiert, dessen Figurenname auch noch für den letzten Menschen im Kinosaal ausführlich erläutert wird. Dass diese Figur bereits lange Zeit existiert und auch in den Comics eigenwillige Proportionen besitzt, macht die Darstellung leider kein wenig besser. Ihn aber auch noch als verlorenen Sohn darzustellen, der zu guter Letzt doch noch auf den Weg der Wahrheit gelangt, zeigt nur die Idiotie mit der Marvel mittlerweile dem sich berieseln lassende Publikum entgegen tritt.
Nicht alles was glänzt ist Gold
Nun mag es sein, dass eine völlig isolierte Betrachtung dieses Films den Schluss aufkommen lässt, dass das Werk doch ganz in Ordnung sei, da wir natürlich eine beeindruckende Welt, einen netten kleinen Cameo und vor allem eine kurzweilige Geschichte gezeigt bekommen. Da wir hier jedoch nicht über den 3. Film des MCU, sondern den 31. sprechen, sollte eine gewisse gestalterische Lernkurve doch erkennbar sein – wohlgemerkt nicht nach unten, wie es derzeitig der Fall ist. Tatsächlich hat das Team um Peyton Reed sich sogar die neue ILM Stagecraft Technik „The Volume“ zu Nutzen gemacht, um dem unsäglichen CGI Gewäsch den Kampf anzusagen. Diese findet jedoch gerade einmal in vier Settings ihren Einsatz und das sieht man leider auch. Wem das noch nicht reicht, der bekommt noch das übliche Schnittgewitter obendrauf gepackt. Von einem einprägsamen Score kann in Kevin Feiges Spieleparadies schon lange nicht mehr die Rede sein.
Auch eine zweite Sichtung im IMAX-Format hat gezeigt, dass selbst eine bessere Projektionstechnik diesen Film nicht mehr retten kann und viel eher noch weitere Lücken aufzeigt. Dass Filme in sich nicht schlüssig sind, ist gar nicht mal so unnormal und gehört zum guten Ton der heutigen Dramaturgie (Anfangssequenzen teasen etwas an und um Spoiler zu vermeiden, sind sie so wage gehalten, dass sie letztlich gar keinen Sinn mehr machen). Dass nun aber seit einiger Zeit neue Werke die komplette Marvelhistorie in der eigenen Logik torpedieren, ist regelrecht schockierend und macht selbst den eingefleischten Liebhabenden die famosen ersten drei Phasen madig. Jegliche eigens entwickelten Naturgesetze werden über den Haufen geworfen zu Gunsten einer kurzen plakativen Handlung, die letztlich völlig ohne Bedeutung bleibt und eine schockierende Lächerlichkeit zeigt.
Die schamlose Täuschung Marvels
Als wären diese katastrophalen Plot holes nicht genug Beleidigung an das Publikum, wurden von Marvel nicht wenige Influencer auf den Social Media Kanälen (insbesondere TikTok) gekauft, um bereits rund 3 Wochen vor Filmstart Werbung im großen Stil zu machen. Der Werbeaspekt selbst ist dabei natürlich vollkommen legitim und bestenfalls sogar im Sinne aller Beteiligten, inklusive der Konsumierenden. Dabei aber eine positive Beeinflussung vorzunehmen (“Ant-Man – das wird zu krass” (Quelle: TikTok @keinpart2); “Darum wird Ant-Man and the Wasp: Quantumania einer der besten Marvel Filme” (Quelle: TikTok @xnerdzika)) ohne überhaupt das Endprodukt zu kennen, stellt eine regelrechte Wettbewerbsverzerrung dar und schockiert. Wohlgemerkt wurden mindestens Teile dieser Personen bis einen Tag vor offiziellem deutschen Kinostart noch nicht einmal entlohnt. Allein fünf der TikToker erreichten mit ihrer Werbung ganze 30 Millionen Menschen.
Doch damit nicht genug, denn am 13.02. fand im UCI Luxe Mercedes Platz eine exklusive Vorpremiere des Films statt, bei der fast ausschließlich “Influencer” geladen waren. Ob auch hier Gelder geflossen sind, ist der Redaktion nicht bekannt, auch wenn Werbevermerke darauf hindeuten. In jedem Fall sind auch in diesen Storys überraschend viele sehr positive Stimmen zu finden (siehe Bildgalerie). Dabei ist es natürlich das Recht eines Jeden eigene Meinungen zu präsentieren. Wie jedoch bereits Marvin Wildhage aufgedeckt hat (unter anderem in diesem Video: https://youtu.be/CuIE8RDYYpQ), ist es zur traurigen Normalität geworden, dass gekaufte Stimmen ein verzerrtes und falsches Meinungsbild äußern. Wie diverse Kommentare auf TikTok unter entsprechenden Werbeposts zeigen, ist die Beeinflussung der User erfolgreich.
Fazit
Marvel macht somit genau da weiter, wo sie bei Phase 4 aufgehört haben, weswegen die plötzliche Ankündigung des vorzeitigen Endes eben jener Phase gar nicht mehr so überraschend ist. Immerhin verschwimmt nicht nur optisch alles zu einem unspektakulären Einheitsbrei, wodurch es eben vollkommen egal ist wann irgendetwas endet. Da die Einführung des neuen Zugpferdes Kang genauso lapidar ist wie der Umgang mit neuen und alten Naturgesetzen, sollte spätestens jetzt klar sein, dass die Kreativlosigkeit nun als ernstzunehmendes Problem betrachtet werden muss und Marvels Erfolgsstrecke so langsam in einem Abgrund mündet. Auch der sympathische Paul Rudd muss sich der Tragödie kampflos ergeben und wird gemeinsam mit allen anderen Figuren nur noch lieblos für „das Große Ganze“ verheizt. Glücklicherweise findet dieser neue STAR WARS – Teil nach gerade einmal 125 Minuten ein Ende, auch wenn es eher einem Gnadenstoß gleicht.
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