FilmkritikIn KürzeDarsteller:innen und RollenDas sagen die Kolleg:innen

Originaltitel: Army oft he Dead
Streaming – Release: 21.05.2021

Länge: ca. 148 Minuten

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Produktionsland: USA
Regie: Zack Snyder
Schauspieler:innen: Dave Bautista | Ella Purnell | Ana de la Reguera
Genre: Action | Horror
Verleih: Netflix Deutschland

Army of the Dead

Army of the Dead ©2021 Netflix | Clay Enos

Auch wenn die Dreharbeiten erst im März 2019 begannen, so gab es bereits 2007 eine Ankündigung des Films, welcher damals noch unter Matthijs van Heijningen Jr. entstehen sollte. Die Idee stammte jedoch schon damals auch von Zack Snyder, welcher 2004 sein erfolgreiches Remake von DAWN OF THE DEAD veröffentlichte und mit diesem Werk Spaß am Zombie-Horror-Genre fand. Nachdem bereits vor einigen Monaten ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE direkt als Stream veröffentlicht wurde, bekommen wir nun schon ein zweites finanzkräftiges Werk, mit einem Budget von rund 70 Millionen US-Dollar, nicht auf der Leinwand des Kinos um die Ecke zu sehen. Doch schon vor Release ist klar, dass die Geschichte weitergehen wird. Zwar wird Zack künftig nicht mehr die Arbeit des Regisseurs übernehmen, wohl aber zusammen mit seiner Frau die Produktion.

Angekündigt wurde, dass Matthias Schweighöfer, welcher in ARMY OF THE DEAD in einer Nebenrolle zu sehen ist, künftig den Regiestuhl übernimmt und für Netflix den Film ARMY OF THIEVES drehen wird, welcher unter anderem mit internationalen Schauspielgrößen wie Stuart Martin und Peter Simonischek sowie Nathalie Joanne Emmanuel besetzt sein wird. Zudem soll es noch in diesem Jahr eine Serie mit dem Titel ARMY OF THE DEAD: LOST VEGAS geben, in welcher Dave Bautista abermals eine Hauptrolle übernimmt und zeitgleich auf einen recht ähnlichen Cast trifft, wie wir ihn beim hiesigen Film vorfinden können. So kehren unter anderem Ana de la Reguera und Tig Notaro, aber auch Omari Hardwick und Ella Purnell wieder zurück.

Übrigens gibt es aus dem Jahre 2019 auch einen Film mit dem Titel REDCON-1 – ARMY OF THE DEAD, der eine ziemlich ähnliche Geschichte erzählt.

Army of the Dead

Army of the Dead ©2021 Netflix | Clay Enos

Darum geht es…

Ein Highway in Nevada ist in der Regel lang und einsam und da kann es durchaus passieren, dass man sich während der Autofahrt schnell einmal ablenken lässt, vom Straßengeschehen. So auch geschehen in einer Nacht, als ein Militärtransporter mit einem Zivilauto kollidiert und der Unfall dafür sorgt, dass die unbekannte Fracht entkommen kann. Wie sich nur sekundenspäter herausstellt, wurde hier ein Zombie transportiert, welcher die Gelegenheit nutzt und die wenigen Überlebenden zu seinen Untertanen macht. Wie sich herausstellt, geschah der Unfall nicht all zu weit weg von Las Vegas, welches sogleich das nächste Ziel der Untoten wird. Die Katastrophe ist kaum aufzuhalten. Nur wenige Kämpfer schaffen es sich aus der Apokalypse zu befreien und damit die Krankheit nicht übergreift, wird die Stadt hermetisch abgeriegelt. Doch natürlich ist das Glücksspielparadies ein Ort mit unzählbaren Geldreserven, die ein Businesshai für sich haben will.

Eine gefährliche Mission wird ins Leben gerufen, bei der die Überlebenden auf Grund ihrer Kampfkünste rekrutiert werden, um das Vermögen aus dem Sumpf des Todes herauszuholen. Dafür bleibt der Truppe jedoch nicht viel Zeit, denn die Regierung möchte das Gebiet atomar sprengen, um die Zombie-Ära bereits im Keim zu ersticken. Schwer bewaffnet und auf alles vorbereitet wagt sich der Trupp immer weiter vor, mit dem Ziel einen Tresor zu knacken, der zu den sichersten der Welt zählt. Doch werden sie es schaffen diesen aufzukriegen und vor allem auch dort wieder lebend herauszukommen?

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Rezension

Nachdem in den Nullerjahren und auch davor der Markt überschwemmt wurde mit Zombiehorror, trug doch das vergangene Jahrzehnt nicht ganz so viele nennenswerte Früchte in dem Segment. Neben WORLD WAR Z, TRAIN TO BUSAN und dem Folgefilm PENINSULA ist wohl ARMY OF THE DEAD die erste größere Produktion, auf die viele Fans des Genres warten. Tatsächlich schafft es Zack Snyder damit womöglich sogar einen revolutionären Schritt zu gehen. Schon der erste DAWN OF THE DEAD, welchen Snyder viele Jahre später noch einmal neu interpretiert hat, gilt als Meilenstein des Genres, da er als Mitbegründer der Zombiefilme gilt. Seither haben sich die Kreaturen von langsamen Fleischfressern zu schnellen und gefährlichen Killern entwickelt und so den Geschichten neues Leben eingehaucht. Nun bekommen wir auch in der zweiten Eigenschaft der Untoten eine Revolution: Sie sind nicht mehr nur dumme Einzelgänger, sondern ein unberechenbar intelligentes kleines Volk.

Durchaus haben zwar schon andere Werke erste Ansätze dieser neuen Charakterisierung gezeigt, doch widmet sich Snyder der Thematik deutlich mehr. Dabei erzeugt er jedoch, wie er es selbst sinngemäß sagt, nur ein Spiegelbild der Realität:

I know when I go to Vegas, there have been a couple of times when I felt like I turned into a zombie, much like Romero used shopping malls to say that as consumers we were becoming zombies. (Ich weiß, wenn ich nach Vegas fuhr, gab es schon einige Male, in denen ich mich fühlte, als würde ich mich in einen Zombie verwandelt haben, ähnlich wie Romero die Shoppingmall nutzte, um zu sagen, wie Konsumenten zu Zombies wurden.)

Zeus ist der King

Eben jener Stil macht auch den gesamten Film aus, denn die Zombies bekommen trotz ihrer stumpfsinnigen Sucht Menschen zu töten auch eine charakterliche Ebene zugesprochen, die deutlich macht, dass da ein Sinn hinter steckt. Im Prinzip wird somit die Entwicklung einer neuen Kultur und eines Stammes aufgezeigt. Gerade zum Thema Kultur gibt es auch einige deutliche Indizien, die Bräuchen oder gar Ritualen gleichen. Auch finden wir gewisse gesellschaftliche Hierarchien vor, die einer Monarchie gleichen. Als oberster Herrscher gilt dabei Zeus. Alle Lebewesen, die von ihm gebissen werden, werden zu so genannten Alphas, die schnell sind und denken können, die organisiert sind und Aufgaben verteilen. Wenn diese Alphas wiederum Menschen beißen, werden diese zu Shamblers, die so eine Art Diener-Funktion einnehmen.

Army of the Dead

Army of the Dead ©2021 Netflix | Clay Enos

Interessant bei den Shamblers ist vor allem, dass es sie scheinbar auch in den unterschiedlichsten Formen gibt und sie sich an diversen Vorlagen orientieren. Einerseits scheinen sie deutlich langsamer und dümmer zu sein, was ungefähr dem üblichen Bild aus DAWN OF THE DEAD entspricht, andererseits können sie sogar in einen Schlaf verfallen, was wiederum sehr an THE GRIL WITH ALL THE GIFTS erinnert. Wie wir auch zu sehen bekommen, beschränkt sich das Zombiedasein zudem nicht mehr ausschließlich auf menschliche Lebewesen, sondern auch auf Tiere jeder Art. Mit der Schaffung von Zombiepferden und einem Zombietiger hat Snyder wohl die Krönung auf das ganze Totenensemble gesetzt. Valentine, so der Name des Tigers, sieht unglaublich imposant aus, basiert auf einem weißen Tiger, ist aber ein vollständiges VFX-Produkt. Die Bewegungen und die ausstrahlende Gefahr begeistern sofort und geben dem ganzen Werk noch einmal die besondere Note.

Zombies sind spannender als die Menschen

Doch wie ihr schon gemerkt habt, beschäftigt sich der wesentliche Teil der bisherigen Kritik von ARMY OF THE DEAD ausschließlich mit dem Zombiepart, wo doch auch einige Namhafte Darsteller:innen vorkommen. Das liegt vermutlich daran, dass einzig der ganze neu geschaffene Zombiemythos wirklich interessant und mitreißend wirkt und dies betreffend auch viele gute Shots eingefangen wurden. Mit Dave Bautista hingegen bekommen wir einen sehr wortkargen Muskelprotz, der zwar ins Team hervorragend passt, aber als Hauptfigur zu wenig Power bieten kann und absolut keine Persönlichkeit entfaltet. Dennoch ist im Cast einer cooler als der andere und bietet ein angenehmes Gefühl für die Geschichte. Und dann gibt es noch Schweighöfer…

Army of the Dead

Army of the Dead ©2021 Netflix | Clay Enos

Absolut keinen Gefallen getan hat sich Snyder mit Matthias Schweighöfer, für den natürlich ein solch große internationale Rolle ein Glanzstück ist. Leider jedoch passt er weder in das restliche Team noch in die Story hinein und vermittelt den Eindruck des Klassenclowns, der nur gecastet wurde, um etwas Abwechslung in die trübe und düstere Stimmung hineinzubringen. Wenn tatsächlich sogar die kleine und zierliche Tochterfigur im Film mehr Eier hat als Schweighöfers Darstellung, dann ist das schon ein deutliches Zeichen – wobei hier natürlich viel Einfluss auch die Rolle selbst bringt und nicht alles auf die schauspielerische Arbeit zurückzuführen ist.

Ein laues Lüftchen

Das Schlimme am Cast ist jedoch vor allem, dass dieser so viel Screentime bekommt, während dieser ganze neue Kult um die Zombies viel zu karg beleuchtet wird. Scheinbar sind diese sogar zu Gefühlen und Nachkommenzeugung fähig, was jedoch nur ansatzweise nebenher erzählt wird. Sehr schade. Gleichzeitig fühlt es sich die gesamte Spieldauer so an, als würde man auf ein pompöses und bombastisches Finale hinsteuern, wie Zack Snyder es ja schon mehrfach in seinen Werken gemacht hat. Leider jedoch werden wir mit einem eher trägen und bei weitem nicht so imposanten Ende abgespeist, wie wir es uns gewünscht hätten. Dies ist vor allem traurig, wo der Film doch ARMY OF THE DEAD heißt und die Erwartungshaltung darauf getrimmt ist, dass hier eine riesige Armee von Toten wartet, wir letztlich aber offenbar eine andere Interpretation bekommen, nach welcher sich der Titel auf die Miniarmee bezieht, die ins Reich der Toten eindringt.

Army of the Dead

Army of the Dead ©2021 Netflix | Clay Enos

Die schier unendlichen Dialoge und Vorbereitungen wären ja sogar akzeptable gewesen, wenn die letzte Stunde der Kracher geworden wäre. Wie schon Filme wie DER HERR DER RINGE bewiesen haben, nehmen Fans gerne auch viel Exposition in Kauf, wenn das Finale um so gigantischer wird. Doch genau an dieser Stelle verpufft leider wieder mal ein Netflix-Film in der Bedeutungslosigkeit. Doch wenigsten in einigen Sachen bleibt sich Snyder treu – Es gibt eine Menge Zeitlupen, die teilweise aber auch wirklich gut anzuschauen sind. Ob es jedoch wirklich alle davon gebraucht hätte, bleibt fraglich. Und dann kommen da noch die üblichen Klischee-Fragen: Warum dauern Zombieverwandlungen bei wichtigen Figuren länger als bei anderen? Warum entfernt sich wie immer ein wesentliches Mitglied von der Truppe, obwohl diesem explizit gesagt wurde, dass dies nicht geschehen dürfe? Dies und vieles weitere verpasst dem Werk einen herben Dämpfer.

Fazit

Army of the Dead

Army of the Dead ©2021 Netflix | Clay Enos

Letztlich bleibt nur zu sagen, dass ARMY OF THE DEAD einige echt gute Ansätze verfolgt und uns ein paar epische Momente bietet, die im Gedächtnis bleiben. Die starken Bilder und Inhalte hängen jedoch alle immer direkt mit den Zombies zusammen, während die Handlungen der Menschen einfach 0815 wirken und allseits bekannt sind. Beeindruckend ist vor allem, dass „die Menschen schlechter sind als die Zombies“ (Zitat Snyder: „[…] In the end, the humans are worse than the zombies.“) und das sogar in doppelter Hinsicht. In Erinnerung wird uns wohl immer der coole Zombietiger bleiben und die erstaunliche emotionale Tiefe im Zombievolk, während schon jetzt insbesondere der Auftritt von Schweighöfer aus dem Gedächtnis geflüchtet ist. Der Film ist somit ein durchaus unterhaltsamer Genrefilm, der nett ist anzusehen, letztlich aber einfach zu viel Potential liegen lässt und nicht alles an Genialität ausschöpft, was möglich gewesen wäre.

Wenn wieder einmal ein Zombie in Zeitlupe gekillt wird, dann kann das nur eines bedeuten: Zack Snyder hat ein neues Projekt! Mit ARMY OF THE DEAD führt er seine Inspiration fort, die er bereits im Remake zu DAWN OF THE DEAD erlangt hat und kreiert ein neues Zeitalter der Untoten. Und dies sehr erfolgreich, denn tatsächlich hat er aus hirnlosen Einzelkämpfern ein Volk zusammengeschweißt, welches mit Logik und emotionaler Tiefe agiert und dadurch schon im Vorherein deutlich mehr zu bieten hat als der gesamte heldenhafte menschliche Cast, der ihnen gegenübersteht. Fragt sich also für wen unsere Sympathien hier schwingen, denn während Bautista nur ein leeres Gerüst aus Muskelmasse ist, ist bei Schweighöfer nicht einmal diese gegeben. Snyder verspricht mit dem Film sehr viel und verleiht uns ein sehr angespanntes mitreißendes Gefühl, schafft es leider jedoch dies nicht im großen Finale auch mit Qualität zu untermauern. Zwar bekommen wir ein paar sehr geile Fights und Kills zu sehen sowie den wohl geilsten Tiger aller Zeiten, doch war das Potential da, aus dieser Geschichte noch deutlich mehr herauszuholen. Die Hoffnung bleibt, dass diese Eröffnung einer neuen Ära von Zombie-Horror uns künftig einige geile Filme bietet.

Army of the Dead

Army of the Dead ©2021 Netflix | Clay Enos

Schauspieler:in Rolle
Dave Bautista Scott Ward
Ella Purnell Kate Ward
Omari Hardwick Vanderohe
Ana de la Reguera Maria Cruz
Theo Rossi Burt Cummings
Matthias Schweighöfer Dieter
Nora Arnezeder Lilly
Hiroyuki Sanada Bly Tanaka
Garret Dillahunt Martin
Tig Notaro Marianne Peters
Raúl Castillo Mikey Guzman
Huma Qureshi Geeta
Samantha Win Chambers
Richard Cetrone Zeus
Michael Cassidy SGT. Kelly


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