FilmkritikIn KürzeCast

Originaltitel: Army of Thieves
Kinostart: 29.10.2021
Länge: ca. 127 Minuten
FSK: ?
Produktionsland: Deutschland | USA
Regie: Matthias Schweighöfer
Schauspieler:innen: Matthias Schweighöfer | Nathalie Emmanuel | Ruby O. Fee
Genre: Action | Komödie | Krimi
Verleih: Netflix Deutschland

Army of Thieves

Army of Thieves ©2021 Stanislav Honzik | Netflix

Nach dem großen Erfolg von Zack Snyders ARMY OF THE DEAD, wurde sehr schnell die Entscheidung getroffen auf dem Film ein ganzes Franchise zu kreieren. So ist aktuell eine Anime-Serie mit dem Titel ARMY OF THE DEAD: LOST VEGAS in Planung, außerdem wird es eine Fortsetzung mit dem Titel PLANET OF THE DEAD geben. Mit ARMY OF THIEVES ist nun das erste Spin-off veröffentlicht worden, in dem wir die eine der Hauptfiguren aus Snyders Film begleiten. Es handelt sich dabei um den deutschen Tresorknacker, mit dem seltsamen Namen Ludwig Dieter, der bereits im ersten Film von Matthias Schweighöfer verkörpert wurde. Schweighöfer gibt aber nicht nur seinem Charakter einen Körper, sondern hat in dem Film ebenfalls die Regie geführt. Die Geschichte stammt dabei aus den Federn von Zack Snyder und Shay Hatten, der bereits an JOHN WICK: CHAPTER 3 und ARMY OF THE DEAD gearbeitet hat.

ARMY OF THIEVES wurde von Oktober bis Dezember 2020 sowohl in Deutschland als auch in Tschechien gedreht, für den Streaminganbieter Netflix gedreht, wie bereits der erste Film aus der Reihe. Neben Matthias Schweighöfer bekommt man in seinem Film Nathalie Emmanuel (Game of Thrones, MAZE RUNNER), Guz Khan (MAN LIKE MOBEEN), Stuart Martin (der bisher eher kleinere Rollen in Fernsehproduktionen gespielt hat) und Jonathan Cohen (BUDAPEST, COEXISTER) zu sehen. Außerdem ist im Film Schweighöfers Partnerin Ruby O. Fee zu sehen, die eine Hackerin in der Diebesbande verkörpert. Am 29.10.2021 wurde der Film auf Netflix veröffentlicht.

Army of Thieves

Army of Thieves ©2021 Stanislav Honzik | Netflix

Darum geht es…

Sebastian Schlencht-Wöhnert ist bereits sein ganzes Leben lang ein Außenseiter. Schon in seiner Kindheit hat er weniger Zeit mit anderen Kindern verbracht als mit seiner großen Leidenschaft, dem Knacken von Schlössern. Mittlerweile ist er in seinem Hobby so gut, dass er auch komplexe Schließmechanismen mit wenig Mühe überwinden kann. Doch mit dieser ungewöhnlichen Beschäftigung lässt sich nur schwer auf legalem Wege Geld verdienen und so sitzt Sebastian jeden Tag am Schalter einer Behörde und lässt sich von den Kund*innen beschimpfen. Seine Leidenschaft möchte er mit anderen teilen, weshalb er einen YouTube-Kanal gestartet hat, bei der er nicht nur davon spricht, wie man Schlösser überlistet, sondern auch die Geschichte berühmter Tresore erzählt, wie die vier Tresore von Hans Wagner.

Wagner war ein Berühmter Schlosser, der die kompliziertesten Schlösser aller Zeiten entworfen hat. Sein größtes Kunstwerk sind die Tresore, die er nach Richard Wagners Ring der Nibelungen entworfen hat. Diese hat er nach den vier Teilen des Opernzyklus benannt: Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung. Es war immer Sebastians Traum diese Tresore zu sehen und sie zu öffnen. Auf eines seiner Videos bekommt er eine mysteriöse Einladung, findet sich kurze Zeit später in der Berliner Unterwelt wieder und nimmt an einem Wettbewerb der besten Panzerknacker teil. Er gewinnt, ohne sich wirklich anstrengen zu müssen und wird Teil einer Bande, die die Tresore von Wagner lokalisiert haben und knacken wollen. Erst zögert er, da er kein Verbrecher sein möchte, doch so eine Chance bietet sich wahrscheinlich nie wieder.

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Rezension

ARMY OF THIEVES erzählt die Vorgeschichte zu Matthias Schweighöfers Figur Ludwig Dieter aus ARMY OF THE DEAD. Wir erfahren, warum er nicht mehr Sebastian heißt und was in von Deutschland in die USA getrieben hat. Schweighöfer hat bei dem Film nicht nur die Hauptrolle gespielt, sondern auch Regie geführt und man kann sagen, dass ihm da ein ganz solider Film gelungen ist. Es handelt sich dabei um kein Meisterwerk, auch um keinen Film, den man sich häufiger ansehen wird, aber um einen durchaus unterhaltsamen und spaßigen Heist-Film, mit einer sympathischen Hauptfigur. Für das internationale Publikum ist Schweighöfer ein Newcomer, doch in Deutschland begleiten wir die Karriere des Schauspielers schon seit einigen Jahren. Den meisten ist er wahrscheinlich ein Begriff durch seine Auftritte in vielen Komödien.

Army of Thieves

Army of Thieves ©2021 Stanislav Honzik | Netflix

Man kennt ihn hierzulande aus Filmen wie KEINOHRHASEN, DER NANNY oder HOT DOG. Durch seine Rollen in diesen Filmen hat Schweighöfer den Ruf des lauten überdrehten, aber auch liebenswerten Trottels bekommen. Als er in der Amazon Prime Video Serie You are wanted die Hauptrolle gespielt hat, konnte er den amerikanischen Regisseur Zack Snyder begeistern und ist dadurch in seine Rolle in ARMY OF THE DEAD gekommen. Für Schweighöfer wäre es die Chance gewesen aus seiner üblichen Comedy-Routine auszubrechen, doch leider hat sein Ludwig Dieter dieselben Charakterzüge, für die er sowohl geliebt als auch gehasst wir. Sobald seine Figur in Gefahr gerät, entfährt ihm ein lautes Kreischen und er springt mit ganzem Körpereinsatz durch den Raum. Dieses übertriebene Schauspiel hätte er aber nicht gebraucht. Gerade in den ruhigeren Momenten, in den Dialogen mit den anderen Figuren zeigt Schweighöfer was für ein überaus talentierter Schauspieler in ihm steckt. Hoffentlich zeigt er in weiteren Rollen mehr von seiner emotionalen Seite.

Neben Schweighöfer werden einige sehr stereotype Figuren eingeführt. Zum einen wäre da die schöne Anführerin der Diebestruppe, in die sich Sebastian verliebt. Verkörpert wird sie von Nathalie Emmanuel, die die meisten vermutlich als Missandei aus Game of Thrones kennen. Dann gibt es noch einen Alphatypen, der es ebenfalls auf Gwendoline abgesehen hat, und in der Gruppe sonst keinen weiteren nutzen hat. Zusätzlich braucht es in einem Heist-Film heutzutage eine Hackerin, die in ARMY OF THIEVES von Schweighöfers Lebensgefährtin Ruby O. Fee gespielt wird, außerdem braucht es einen nerdigen Fluchtfahrer, hier verkörpert von den Stand-Up Comedian Guz Khan. Sie sind alle liebenswerte Verbrecher, die sich als die moderne Robin Hoods sehen, allerdings werden ihre eigentlichen Beweggründe nicht klar. Gwendoline betont immer wieder, dass es nicht ums Geld geht, sondern um den Ruhm, diese besonderen Tresore zu knacken, doch scheinbar ist sie die einzige in der Gruppe, die so denkt. Um ihr Tiefe zu geben, wurde eine Hintergrundgeschichte konstruiert, die in sich unschlüssig wirkt. Obwohl die Figuren alle sehr eindimensional sind, machen die Schauspieler*innen einen guten Job, man nimmt ihnen die Figuren ab, auch wenn es etwas an Substanz fehlt.

Army of Thieves

Army of Thieves ©2021 Stanislav Honzik | Netflix

Ich habe einen totsicheren Plan

Inhaltlich handelt es sich bei ARMY OF THIEVES um eine klassische Heist-Story, im Stil von OCEANS ELEVEN. Der Film macht keinen Hehl daraus solche filmischen Vorlagen zu kennen und zitiert diese munter. So gibt es einen sehr interessanten Moment, in dem die Crew den Plan bespricht und man in klassischer Heist Manier eine Montage sieht, wie der Plan parallel durchgeführt wird. Nachdem Sebastian der Plan erzählt wurde, fragt er ob das der ganze Plan gewesen sei und ist überrascht, dass sie den Tresor schon leergeräumt haben. Schweighöfer hat in seinen Film mehrere solcher Meta-Ebenen eingebaut, die für den einen oder anderen cleveren Gag sorgen. Auch die verschiedenen Figuren und ihre Fähigkeiten werden ganz klassisch in Montagen vorgestellt, es gibt einige Twists und die Polizei wird immer wieder an der Nase herumgeführt. Das macht den Film gerade in der ersten hälfte zu einem kurzweiligen Spaß. Je länger der Film dauert, desto mehr zieht sich die Handlung allerdings. Für die übergeordnete Handlung ergibt es sicher Sinn, dass mehrere Tresore geknackt werden müssen, allerdings geht dem Film spätestens nach dem zweiten etwas die Luft aus. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn man kein Mysterium um die Tresore gesponnen hätte, sondern sich mehr auf das Ausarbeiten der Charaktere konzentriert hätte.

An der Präsentation von ARMY OF THIEVES merkt man, dass Schweighöfer mehr Mittel zur Verfügung hatte, als bei anderen Netflix-Produktionen ausgegeben wird. Der Film sieht gut aus und orientiert sich optisch am Film von Zack Snyder, allerdings ohne die ganzen Spielereien, die Snyder in seinen Filmen unterbringt (Stichwort Zeitlupen). Wir sehen reduzierte Farben und gräuliche Umgebungen. Für die Filmmusik waren Hans Zimmer und Steve Mazzaro verantwortlich, die für eine Soundkulisse gesorgt haben, die sowohl Spannung erzeugt, aber auch die schrullige Hauptfigur charakterisiert. So hört man häufig, wenn Sebastian im Bild ist dissonante Stücke mit Instrumenten aus allen Ecken der Erde. Was man dem Film allerdings ankreiden kann, ist dass sich Europa mal wieder sehr klein anfühlt, wie man das aus vielen amerikanischen Produktionen kennt. Die Gruppe operiert aus Deutschland, die Tresore befinden ist in Paris, Prag und Zürich. Beim Zuschauen entsteht der Eindruck, als würde man in Europa in 20 Minuten von einer Hauptstadt zu dem nächsten Fahren können. Wir groß und facettenreich Europa ist, geht allerdings völlig unter, die einzelnen Städte sind nicht zu unterscheiden.

Fazit

Auch wenn ich jetzt viel kritisiert habe, fand ich ARMY OF THIEVES durchaus unterhaltsam. Ich war nie ein großer Fan von Matthias Schweighöfer und deutschen Komödien in der Art von KEINOHRHASEN, allerdings zeigt Schweighöfer in diesem Film, dass sowohl ein toller Schauspieler, als auch guter Regisseur in ihm steckt. Gerade in ruhigeren Momenten hat er gezeigt, dass er nicht nur der überdrehte Comedy-Clown ist, sondern auch emotionale Töne spielen kann. Der Film macht zwar nichts neu, ist aber ein kurzweiliger Heist-Film, der perfekte Film, wenn man einfach abschalten möchte und nach einem harten Tag unterhalten werden möchte.

Nach dem Erfolg von ARMY OF THE DEAD folgt nun mit ARMY OF THIEVES das erste Spin-Off zu dem Zombie-Heist Film. Diesmal mit weniger Zombies und mehr Heist. Der Film erzählt die Geschichte des Safeknackers Ludwig Dieter, vor den Ereignissen in Las Vegas. Der sympathische Speziallist für Schlösser aller Art wird vom deutschen Schauspieler Matthias Schweighöfer gespielt, der in dem Film auch die Regie übernommen hat. Auch in diesem Film gerät er an eine Gruppe kriminelle, die jemanden brauchen, der ihnen die Tresore öffnet, doch diesmal gibt es nicht nur einen Safe, sondern gleich drei. Neben Ludwig, der zu dem Zeitpunkt noch Sebastian heißt, finden sich in dem Team noch eine Taschendiebin, eine Hackerin, ein Fluchtfahrer und ein Mann fürs grobe wieder.

Schweighöfer schafft es in seinem Film erneut eine liebenswert schrullige Figur zu verkörpern, und zeigt gerade in ruhigeren Momenten, dass er mehr kann als nur das laute und überdrehte Trampeltier zu verkörpern. Leider schafft er es nicht komplett aus seiner üblichen Routine auszubrechen und neigt immer noch zu lautem kreischen und übertriebenem Schauspiel. Neben ihm machen alle anderen Schauspieler einen soliden Job, stecken allerdings in eindimensionalen Rollen fest. Auch die Handlung erfindet das Genre nicht neu. Auch wenn es viele Meta-Kommentare auf Heist-Filme wie OCEANS ELEVEN gibt, macht der Film letztendlich dasselbe. Trotzdem ist ARMY OF THIEVES ein kurzweiliger Spaß, ein Film den man sich nach einem stressigen Tag anschauen kann, um den Kopf abzuschalten.

Army of Thieves

Army of Thieves ©2021 Stanislav Honzik | Netflix

Schauspieler:in Rolle
Matthias Schweighöfer Dieter
Nathalie Emmanuel Gwendoline
Ruby O. Fee Korina
Stuart Martin Brad
Guz Khan Rolph
Jonathan Cohen Delacroix
Noémie Nakai Beatrix
Christian Steyer Hans Wagner
Dan Bradford Big Tough Guy
Tonya Graves Basement Mcee
Trent Garrett Mr. Cool Guy
Barbara Meier Lucy
Ephraim Goldin Competitor 
Trish Osmond Bankangestellte Inge