Bewertung Michel Rieck

FilmkritikIn KürzeEnglish VersionCast
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Originaltitel: Basic Instinct
Kinostart: 21.05.1992
DVD/Blu-ray/4K – Release: 17.06.2021

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Länge: ca. 127 Minuten
Produktionsland: USA | Frankreich
Regie: Paul Verhoeven
Schauspieler:innen: Michael Douglas | Sharon Stone | George Dzundza
Genre: Drama | Mystery | Thriller | Krimi
Verleih: Scotia Film | StudioCanal Deutschland

Basic Instinct

Basic Instinct ©StudioCanal Deutschland

Heiß, heißer, BASIC INSTINCT. Mit diesem Filmklassiker der besonderen Art hat sich Paul Verhoeven definitiv in die Filmgeschichte eingetragen, denn Freizügigkeit und Sexualität dominieren die Geschichte und sorgten für ordentlich Gegenwehr. Frauenverbände und andere Gruppierungen protestierten lautstark gegen zu obszöne und explizite Darstellungen. Doch dazu bekundete er im Kurzfilm PAUL VERHOEVEN – MEISTER DER PROVOKATION unter anderem:

Solche Szenen werden eigentlich immer ausgespart, sowohl im Film als auch in der Literatur. Oder es wird irgendwie verharmlosend dargestellt. Keiner zeigt, wie es wirklich ist. So ist es doch in Wahrheit, da legen sich Menschen aufeinander und das Ding wird reingeschoben […] Ich zeige nur, wie es in Wahrheit ist.

Doch wie auch Gaspar Noé immer wieder beweist, können eben solche Filme nicht nur ein großer Erfolg werden, sondern dabei auch erschreckend gute Geschichten erzählen. So konnte BASIC INSTINCT mit einem Budget von rund 40 Millionen US-Dollar weit mehr als das 8-fache einspielen und darüber hinaus auch noch die Karriere einer heute sehr bekannten Darstellerin in Gang bringen. Auch wenn Sharon Stone bereits mit POLICE ACADEMY 4 – UND JETZT GEHT’S RUND in einem recht erfolgreichen Mehrteiler auftauchte und in DIE TOTALE ERINNERUNG – TOTAL RECALL, ebenfalls von Paul Verhoeven, begeistern konnte, gilt der hiesige Film als ihr großer Durchbruch auf dem internationalen Parkett. An ihrer Seite ist Michael Douglas zu sehen, welcher sich ebenfalls mit unzähligen Produktionen zu einem absoluten Superstar hochspielte und mit EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST, WALL STREET und THE GAME unvergesslich machte.

Basic Instinct

Basic Instinct ©StudioCanal Deutschland

Darum geht es…

Brutal und gnadenlos wurde Rockstar Johnny Boz hingerichtet. Ermittler Nick Curran und Gus Moran übernehmen diesen Fall und begeben sich auf die Suche nach dem Mörder – oder vielleicht doch eher Mörderin? Boz ist nämlich mitten beim Sex erstochen wurden und die Indizien deuten schnell auf dessen Freundin, da sie in ihrem letzten Buch sogar einen ähnlichen Mord geschildert hat. Doch warum sollte eine Mörderin ihre Tat auf solch Öffentlichkeitswirksame Art und Weise bereits ankündigen in der Hoffnung nicht aufzufliegen? Es bleibt dem Detektive-Duo also doch nur die gute alte Polizeiarbeit, um den Fall aufzuklären. Doch das ist gar nicht so einfach, denn die Verdächtige Catherine Tramell schafft es nicht nur sich geschickt dem Verhör zu entziehen, sondern auch noch Curran mit Leichtigkeit um den Finger zu wickeln. Wer stirbt als nächstes oder schaffen es die Gerechtigkeitshüter den Fall aufzuklären?

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Rezension

BASIC INSTINCT überzeugt bereits in den ersten Minuten mit einem grandiosen Opening, welches einfach alles beinhaltet, was sich das Publikum wünschen könnte. Sinnlichkeit, Leidenschaft, Liebe, Erotik, Hass, Brutalität und Gnadenlosigkeit. Alles wofür Paul Verhoeven steht, ist in nur wenigen Sekunden gezeigt und stimmt uns damit hervorragend auf die restliche Spieldauer ein. Dabei handelt es sich jedoch mehr oder weniger nur um eine Prologszene, die ein wenig an die eigentliche Geschichte heranführt. Meisterhaft versteht es Verhoeven seine elementaren Szenen vollkommen auszukosten und einerseits nicht völlig zu zerschneiden und damit Betrachtende zu verwirren, sondern mit einer intensiven Ruhe und Ausdauer eine Szene einfach wirken zu lassen.

Basic Instinct

Basic Instinct ©StudioCanal Deutschland

Verhoeven ist fast schon als Meister des Schnitts und Bildgestaltung zu bezeichnen, denn durch viele Symboliken und visuelle Andeutungen schafft er es eine Szene in der eigentlich nichts passiert doch eine gewisse Brisanz einzuhauchen. Dabei arbeitet er vor allem auch mit der Erwartungshaltung des Zuschauenden, welche er eben durch den Prolog geschickt aufgebaut hat und ihm somit alle Freiheiten lässt. Während Verhoeven sich damit die Möglichkeit aufbaut eine Szene eskalieren zu lassen und das Publikum damit völlig mitzureißen oder einfach nichts geschehen zu lassen und die Konsumenten trotzdem zu begeistern, schwächeln heutige Produktionen genau an diesem Punkt massiv. Zudem wählt Verhoeven immer wieder Close-ups, die direkt auf das Gesicht gerichtet sind oder gar Intimität einfangen. Damit bekommen wir das Gefühl der Figur unheimlich nah zu sein und Teil des Geheimnisses der verbotenen Leidenschaft zu werden.

Licht an und… Action!

Darüber hinaus wurden die Szenen stets perfekt ausgeleuchtet. Geschickt wird immer wieder mit allen möglichen Arten der bedeutungsschwangeren Lichtposition gearbeitet. So bekommen wir immer wieder Gegenlicht präsentiert, wodurch uns nur scheinbare Silhouetten erzählen, was passiert und eine mysteriöse Stimmung mit sich bringen. Auch wird häufig mit indirekten Lichtquellen gearbeitet, die zwar ein gute Raumausleuchtung bringen und somit nichts verstecken, gleichzeitig aber durch viele Schattierungen den Fokus auf bestimmte Punkte lenken. In der berühmten Verhörszene sehen wir zudem Sharon Stone komplett in Weiß, die sich damit zusätzlich vom Hintergrund abheben kann.

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Basic Instinct ©StudioCanal Deutschland

Auch wenn BASIC INSTINCT immer wieder von Exposition geprägt ist, so wird doch ein gutes Gleichgewicht aus stark erzählten Dialogen und spannenden Momenten geschaffen. Immer im Fokus natürlich die Femme fatale des Films Sharon Stone, die es mit jeder ihrer Szenen schafft eine leidenschaftliche Normalität zu etablieren, die gleichzeitig aber auch immer sehr unwirklich scheint. Als Mann war es mir nicht nur wegen der erotischen Akzente schwer den Blick von ihr abzuwenden, denn sie schafft es durch ihre mysteriöse und teilweise zurückhaltende, schleierhafte Art einfach neugierig zu machen. Ob die Empfindungen aus der weiblichen Perspektive ähnlich sind, kann an dieser Stelle nur geraten werden.

Wer war es??

Obwohl der Film sich mit seinen 127 Minuten Spieldauer etwas zu lange hinzieht und gerade im dritten Drittel einige Längen aufweist, bekommen wir doch einen recht interessanten und spannenden Krimi zu sehen, bei dem es schwer ist einen möglichen Verdächtigen auszumachen. Somit werden Zuschauende stets dazu angehalten mitzuraten und sich ebenfalls von den Entwicklungen überraschen zu lassen, was letztlich viel neugieriger macht als die heute übliche Allwissenheit des Betrachtenden. In Kombination mit der Kameraführung und den Szenenwechseln, wissen wir letztlich nie so recht, was uns erwartet und gerade das macht den Charme dieses Thrillers aus.

Natürlich kann dazu auch der besondere Cast hervorragend beitragen, denn das Michael Douglas schauspielern kann, muss wohl nicht erst in Frage gestellt werden. Seine Detektiv-Rolle steht ihm dabei ebenso gut wie der maßgeschneiderte und dennoch etwas legere Anzug, den er ganz gerne trägt. Neben Sharon Stone, die sowieso den gesamten Film prägt und daher kaum noch sonderlich erwähnenswert ist, ist es aber auch Wayne Knight, der wieder einmal mit einer recht kleinen aber doch gut gearteten Rolle ins Auge fällt. Bekannt aus Filmen wie JURASSIC PARK und DIRTY DANCING präsentiert er uns eine recht schmierige Ermittlerfigur, welche vor allem durch Authentizität glänzen kann.

Basic Instinct

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Fazit

BASIC INSTINCT ist noch immer ein Film- und Krimiklassiker der besten Art, welcher sich trotz massiver Kritik auf dem Filmmarkt durchsetzen konnte und dies auch zu Recht. Mit zwei grandiosen Protagonisten, einer mitreißenden Story, viel Erotik, die überraschend explizit wird, gnadenlosem Blutdurst und grandiosen Sound- und Bildabstimmungen besitzt das Werk einfach alle Voraussetzungen für ein Meisterwerk, welches auch dreißig Jahre nach Veröffentlichung noch immer bestens funktioniert und daher nicht in Altersprobleme gelangt.

„Sex sells“ war wohl nicht Verhoevens Devise, als er sich vor knapp 30 Jahren an der Veröffentlichung dieses mittlerweile Filmklassikers erfreuen konnte, auch wenn der ein oder andere Kinobesucher sich wohl gerade daran begeistern konnte. Tatsächlich war es jedoch Verhoevens Intention seine Figuren echt und real zu zeigen und nicht so gekünstelt, wie es in der Filmbranche üblich ist um ein gutes Altersrating zu erhalten. Ob er dabei nicht sogar ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist, bleibt natürlich zu bestreiten und viele Proteste zeigen, dass BASIC INSTINCT nicht frei von Kritik ist, doch kann man dem Werk nicht abschlagen, dass wir eine spannende und mitreißende Krimigeschichte erhalten, die zwar auch mit einigen Längen zu kämpfen hat, aber weitestgehend doch genial inszeniert und gefilmt ist. Verhoeven spielt dabei geschickt  mit der Erwartungshaltung des Zuschauenden und liefert uns einige unerwartete Wendungen, die auch noch heute perfekt in diesem Suspense-Film funktionieren.

Basic Instinct

Basic Instinct ©StudioCanal Deutschland

Original title: Basic Instinct
Cinema release: 21.05.1992
DVD/Blu-ray/4K – Release: 17.06.2021

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Length: approx. 127 minutes
Country of production: USA | France
Director: Paul Verhoeven
Actors: Michael Douglas | Sharon Stone | George Dzundza
Genre: Drama | Mystery | Thriller | Crime
Distributor: Scotia Film | StudioCanal Germany

Basic Instinct

Basic Instinct ©StudioCanal Deutschland

Hot, hotter, BASIC INSTINCT. With this film classic of a special kind, Paul Verhoeven definitely made his mark in film history, because permissiveness and sexuality dominate the story and caused quite a bit of opposition. Women’s associations and other groups protested loudly against obscene and explicit depictions. But in the short film VERHOEVEN VERSUS VERHOEVEN, he said, among other things:

Such scenes are actually always left out, both in film and in literature. Or it is somehow trivialised. No one shows how it really is. That’s how it is in reality, people lie on top of each other and the thing is pushed in […] I only show how it is in reality.

But as Gaspar Noé also proves time and again, films like this can not only be a great success, but also tell frighteningly good stories in the process. BASIC INSTINCT, for example, was able to gross far more than 8 times that amount with a budget of around 40 million US dollars and, what’s more, it also launched the career of a now very well-known actress. Even though Sharon Stone already appeared in a quite successful multi-part film POLICE ACADEMY 4 – CITIZENS ON PATROL and was able to thrill in TOTAL RECALL, also directed by Paul Verhoeven, the local film is considered her big breakthrough on the international stage. At her side is Michael Douglas, who also played his way up to absolute superstardom with countless productions and made himself unforgettable with ONE FLEW OVER THE CUCKOO’S NEST, WALL STREET and THE GAME.

Basic Instinct

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That’s the story about

Brutally and mercilessly, rock star Johnny Boz was executed. Investigators Nick Curran and Gus Moran take on this case and set out to find the murderer – or perhaps murderess? Boz was stabbed to death in the middle of sex and the evidence quickly points to his girlfriend, as she even described a similar murder in her last book. But why would a murderer announce her crime in such a public way in the hope of not being discovered? So the detective duo is left with good old-fashioned police work to solve the case. But that is not so easy, because the suspect Catherine Tramell not only manages to cleverly evade interrogation, but also to wrap Curran around her finger with ease. Who will die next, or will the guardians of justice manage to solve the case?

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Review

BASIC INSTINCT already convinces in the first minutes with a grandiose opening, which simply contains everything the audience could wish for. Sensuality, passion, love, eroticism, hate, brutality and mercilessness. Everything that Paul Verhoeven stands for is shown in just a few seconds and thus puts us in the right mood for the rest of the film. However, this is more or less just a prologue scene that introduces us a little to the actual story. Verhoeven is a master at making the most of his elementary scenes and, on the one hand, not cutting them up completely and thus confusing the viewer, but simply letting a scene work with an intense calm and perseverance.

Basic Instinct

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Verhoeven can almost be called a master of editing and image design, because through many symbolisms and visual hints he manages to breathe a certain explosiveness into a scene in which nothing actually happens. Above all, he works with the viewer’s expectations, which he has cleverly built up through the prologue and thus gives him every freedom. While Verhoeven builds up the possibility of escalating a scene and completely sweeping the audience along with it, or simply not letting anything happen and still thrilling the consumers, today’s productions are massively weak at precisely this point. In addition, Verhoeven repeatedly chooses close-ups that are aimed directly at the face or even capture intimacy. This gives us the feeling of being incredibly close to the character and becoming part of the secret of the forbidden passion.

Light on and… action!

Furthermore, the scenes were always perfectly lit. Skilful work is done again and again with all kinds of meaningful light positions. Thus we are repeatedly presented with backlighting, whereby only apparent silhouettes tell us what is happening and bring with them a mysterious mood. Indirect light sources are also often used, which provide good illumination of the room and thus do not hide anything, but at the same time direct the focus to certain points through many shades. In the famous interrogation scene we also see Sharon Stone completely in white, which allows her to additionally stand out from the background.

Basic Instinct

Basic Instinct ©StudioCanal Deutschland

Even though BASIC INSTINCT is repeatedly marked by exposition, a good balance is created between strongly narrated dialogue and exciting moments. Always in focus, of course, is the film’s femme fatale Sharon Stone, who manages to establish a passionate normality with each of her scenes, which at the same time always seems very unreal. As a man, it was difficult for me to take my eyes off her, not only because of the erotic accents, because she simply manages to arouse curiosity with her mysterious and sometimes reserved, veiled manner. Whether the sensations are similar from the female perspective can only be guessed at this point.

Who done it?

Although the film, with its 127 minutes of running time, drags on a bit too long and has some lengths, especially in the third third, we still get to see a rather interesting and exciting thriller in which it is difficult to identify a possible suspect. Thus, viewers are always kept guessing and are also surprised by the developments, which ultimately makes them much more curious than the omniscience of the viewer that is common today. In combination with the camera work and the scene changes, we never really know what to expect and that is what makes this thriller so charming.

Of course, the special cast also makes an excellent contribution to this, because there is no need to question that Michael Douglas can act. His detective role suits him just as well as the tailored yet somewhat casual suit he likes to wear. In addition to Sharon Stone, who characterises the entire film anyway and is therefore hardly worth mentioning, it is also Wayne Knight who once again catches the eye with a rather small but nevertheless well-designed role. Known from films such as JURASSIC PARK and DIRTY DANCING, he presents us with a rather sleazy investigator character who shines above all through authenticity.

Basic Instinct

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Conclusion

BASIC INSTINCT is still a film and crime classic of the best kind, which was able to assert itself on the film market despite massive criticism, and rightly so. With two terrific protagonists, a thrilling story, a lot of eroticism that becomes surprisingly explicit, a merciless thirst for blood and terrific sound and image coordination, the work simply has all the prerequisites for a masterpiece that still works perfectly thirty years after its release and therefore does not run into age problems.

Schauspieler:in Rolle
Michael Douglas Detektiv Nick Curran
Sharon Stone Catherine Tramell
George Dzundza Gus Moran
Jeanne Tripplehorn Dr. Beth Garner
Denis Arndt Lieutenant Walker
Leilani Sarelle Roxy Hardy
Bruce A. Young Andrews
Chelcie Ross Captain Talcott
Dorothy Malone Hazel Dobkins
Wayne Knight John Correli
Daniel von Bargen Lieutenant Nilsen
Stephen Tobolowsky Dr. Lamott
Benjamin Mouton Harrigan
Jack McGee Sheriff
Bill Cable Johnny Boz