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Lucille Ball war eine der größten Fernsehikonen in den 1950er Jahren in den USA. Sie hat ihre Karriere mit kleinen Rollen begonnen, bis sie im Jahr 1951 die Hauptrolle in der Comedy-Serie I LOVE LUCY übernehmen sollte. An der Seite ihres Ehemannes Desi Arnaz, sollte sie in den sechs folgenden Jahren in insgesamt 180 Episoden auftauchen. Als Lucy und Ricky Ricardo, wurden die beiden immer wieder in ungewöhnliche Situationen gebracht, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Nachdem die Show im Jahr 1957 abgesetzt wurde, haben Lucille Ball und Desi Arnaz eine eigene Serie produziert, in der die Handlung von I LOVE LUCY weitererzählt wurde. Die Folgen von THE LUCY-DESI-COMEDY-HOUR haben dabei jeweils eine Stunde umfasst und hatte mehr Gaststars an Bord. Im Jahr 1960 sollte diese Show aber ebenfalls enden, nachdem es zur Scheidung zwischen den beiden Schauspieler*innen kam.

Being the Ricardos

Being the Ricardos ©2021 Amazon Prime Video

Die Geschichte um die Beziehung der beiden Schauspieler*innen hat sich Regisseur Aaron Sorkin nun genommen, um eine etwas andere Liebesgeschichte zu erzählen. Für die Rollen von Lucille Ball und Desi Arnaz wurden dafür Nicole Kidman und Javier Bardem besetzt, die für ihre Darstellung der Fernsehstars beide mit dem Oscar® für die beste Hauptrolle nominiert wurden. Neben ihnen wurde ebenfalls J.K. Simmons als Bester Nebendarsteller in seiner Rolle als William Frawley nominiert. BEING THE RICARDOS ist einer dieser Filme, der sich mit seinen Themen ganz klar an die Jury des beliebten Filmpreises richtet, ob der Film auch „normale“ Zuschauer*innen begeistern kann, erfahrt ihr im folgenden Text.

Darum geht es…

Es stehen schwere Vorwürfe im Raum. Die beliebte Schauspielerin und Hauptdarstellerin der Serie I LOVE LUCY, Lucille Ball (Nicole Kidman) soll ein Teil der kommunistischen Partei sein. Gerade in dieser aufgeheizten Zeit, könnte dies das Ende der Karriere von Lucille bedeuten. Tatsächlich war ihr Großvater Teil der Partei und aus Liebe zu ihm hat sie ihr Kreuz im Jahr 1936 ebenfalls bei den Kommunisten gemacht. Mittlerweile hat die amerikanische Regierung sich in eine Richtung entwickelt, in der sie eine Gefahr für die Stabilität des Landes im Kommunismus sehen und gehen Verdachtsfällen mit aller Härte nach. Als die Presse Wind von den Vorwürfen bekommt, sieht Lucy ihren guten Ruf in Gefahr. Sie konzentriert sich deswegen mit ganzer Kraft auf den anstehenden Dreh, um dem Publikum zu beweisen, dass sie sich von haltlosen Gerüchten nicht aus der Ruhe bringen lässt. Sie bekommt dabei Unterstützung von ihrem Ehemann und Co-Star Desi Arnaz (Javier Bardem), der gerade seine eigenen Kämpfe mit der Presse austrägt. Ihm wird vorgeworfen Lucille betrogen zu haben, auch wenn dies ebenfalls haltlos scheint, bekommt die heile Welt von Lucille und Desi immer mehr Risse.

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Rezension

Aaron Sorkins neuer Film ist einer der nicht viel mehr Oscar®-Bait sein könnte. Wie die letzten Jahre gezeigt haben liebt die Academy Filme, in denen Hollywood und Schauspieler*innen im Mittelpunkt stehen. Wenn man dann noch ein Biopic über eine beliebte Fernsehikone inszeniert, sind die Nominierungen eigentlich sicher. Wenn man den Film dann aber außerhalb der Oscar®-Blase betrachtet und sich die Nominierungen ansieht, beginnt man sich viele Fragen zu stellen. Da BEING THE RICARDOS „nur“ in den Schauspiel-Kategorien nominiert ist, will ich hier auch zuerst auf selbige eingehen.

Erstmal zu J.K. Simmons, da er im Verhältnis den kleinsten Raum einnimmt. Selbstverständlich handelt es sich bei Simmons um einen großartigen Schauspieler, das hat er in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, aber im BEING THE RICARDOS macht er das, für das er hauptsächlich gecastet wird, er ist ein mürrischer Typ, der das Herz aber am rechten Fleck hat, mehr gibt er seiner Figur nicht, bei aller Liebe und Sympathie gegenüber Simmons, ist es sehr fragwürdig, warum er hier nominiert wurde. Ähnlich verhält es sich mit Nicole Kidman und Javier Bardem. Sorkin gibt beiden Figuren sehr schnelle und gewitzte Dialoge, die ihren gemeinsamen Situationen ein hohes Tempo geben, trotzdem handelt es sich um unnatürliche Gespräche, die wie Schauspiel wirken und nicht wie ein Ehepaar, dass sich gerade im Streit befindet. Auch bei Kidman und Bardem handelt es sich ohne Frage um großartige Schauspieler*innen, doch verglichen mit vorigen Rollen liefern beide nur mittelmäßiges Schauspiel ab.

Being the Ricardos

Being the Ricardos ©2021 Amazon Prime Video

I don’t love Lucy!

Die eigentliche Stärke liegt in den kleineren Rollen, wie Tony Hale als Showrunner Jess Oppenheimer, oder Alia Shawkat als Autorin Madelyn Pugh. Es handelt sich bei Rollen wie diesen um menschliche Figuren, mit denen sich durchschnittliche Zuschauer*innen identifizieren können, während wir in Lucille Ball und Desi Arnaz zwei unangenehm herrische Figuren begleiten, die den Rest der Crew in Angst und Schrecken versetzen. So versucht Sorkin zwei Figuren zu idealisieren, die ihre Mitarbeiter*innen scheinbar unter der Fuchtel gehalten und ohne Rücksicht auf Verluste gearbeitet haben. Dabei macht Sorkin eine Metapher zur heutigen Cancel-Culture auf, indem Lucille durch eine Entscheidung kurz vor ihrem Karriereende steht. Auch hier wird ein komplexer Sachverhalt nur von einer Seite betrachtet. Zwar gibt es heutzutage durch Twitter und Co. viel zu krasse Reaktionen, bevor ein Thema überhaupt verstanden wurde, gerade in Fällen wie Kevin Spacey war ein Karriereende aber doch berechtigt. Für Lucille Ball gilt das zwar nicht, aber ein weiterer Blickwinkel hätte dem Film gutgetan.

Die größte Schwäche an BEING THE RICARDOS ist die verwirrende Erzählstruktur. Grundsätzlich ist nichts einzuwenden gegen einen Film, der nicht chronologisch erzählt wird. Allerdings war es keine gute Entscheidung vorauszusetzen, dass sich alle Zuschauer*innen mit Fernsehstars aus den 1950ern auskennen. Der Film springt in einer Zeitspanne von circa zehn Jahren hin und her und wenn man sich nicht gerade mit dem Werdegang von Lucille Ball auskennt, verliert man völlig den Anschluss. Es hätte vielleicht geholfen, wenn die Figuren nicht in jedem Jahrzehnt gleich ausgesehen hätten. Selbst jetzt nachdem ich mir einiges über Lucille Ball und ihre Karriere durchgelesen habe, um diesen Text zu verfassen, bin ich mir bei einigen Szenen im Film immer noch unsicher, wie sie zeitlich einzuordnen sind.

Fazit

Ich möchte hier auf keinen Fall Aaron Sorkin sein filmisches Können in abrede Stellen, mit Filmen wie MOLLY´S GAME hat er bewiesen, was er für ein talentierter Regisseur sein kann. Rein inszenatorisch ist auch alles in Ordnung mit BEING THE RICARDOS, es handelt sich um einen handwerklich guten Film. Leider scheitert der Film an der Erzählstruktur und an den hölzernen Dialogen. Das ist bei diesem Film besonders dramatisch, da es weniger um die Geschichte, als die Darstellung der Hauptfiguren geht.  Nach dem Schauen bleibt man allerdings verwirrt zurück und hat keinen Überblick, über die verschiedenen Zeitebenen, wenn man sich in der Vergangenheit nicht zufällig durch die Biografie von Lucille Ball gearbeitet hat. Mit Sicherheit war Lucille Ball eine wichtige Figur für die Entwicklung des Fernsehens in den USA, leider ist Aaron Sorkin kein Film gelungen, der ihr würdig wäre. Bei BEING THE RICARDOS handelt es sich trotz der großartigen Darsteller*innen um einen mittelmäßigen Film.

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Im Biopic BEING THE RICARDOS beleuchtet Regisseur Aaron Sorkin das Leben und die Karriere von Lucille Ball (Nicole Kidman) und ihrem Ehemann Desi Arnaz (Javier Bardem), die zwischen 1951 und 1957 die Hauptrollen in der Comedy-Serie I LOVE LUCY verkörpert haben. Der Film behandelt die Beziehung der beiden zueinander, sowie die Kommunismus-Vorwürfe, vor denen sich Lucille Ball rechtfertigen musste.

Der Film wirkt leider wie einer, der nur entstanden ist, um ein Kandidat bei den Oscars zu sein. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Academy Filme über Hollywood und die Welt hinter den Kulissen liebt, so hat auch BEING THE RICARDOS drei Nominierungen für die beliebten Preise erhalten. Für ihre Darstellungen wurden Nicole Kidman, Javier Bardem und J.K. Simmons nominiert. Zu Unrecht in meinen Augen. Es handelt sich bei allen dreien ohne Frage um großartige Schauspieler*innen, trotzdem hat man sie in anderen Filmen schon wesentlich besser gesehen. Auch hier bieten die Drei gute Leistungen, aber nichts was preisverdächtig wäre.

Insgesamt ist der Film auf einem handwerklich hohen Niveau und fängt den Charme der 50er Jahre ein, allerdings schwächelt er an der erzählerischen Struktur. Aaron Sorkin setzt ein breites Vorwissen über das Leben von Lucille Ball voraus, sodass man es kaum schafft ohne eigene Recherche der Handlung zu Folgen. Die größte Schwierigkeit sind die regelmäßigen Zeitsprünge, durch die man völlig den Überblick über das Geschehen verliert, wenn man nicht gerade ein I LOVE LUCY Experte ist. BEING THE RICARDOS ist ein solider Film, der einer schillernden Figur wie Lucille Ball leider nicht gerecht wird.

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Being the Ricardos

Being the Ricardos ©2021 Amazon Prime Video

Originaltitel Being the Ricardos
Streaming – Release 21.12.2021
Länge ca. 131 Minuten
Produktionsland USA
Genre Biografie | Drama | Historie
Verleih Amazon Prime Video
FSK
FSK 12

FSK 12 ©FSK


Regie Aaron Sorkin
Drehbuch Aaron Sorkin
Produzierende Desi Arnaz Jr. | Lucie Arnaz | Stuart M. Besser | Todd Black | Jenna Block | David J. Bloomfield | Jason Blumenthal | Lauren Lohman | Steve Tisch | David Williams
Musik Daniel Pemberton
Kamera Jeff Cronenweth
Schnitt Alan Baumgarten

Besetzung Rolle
Nicole Kidman Lucille Ball
Javier Bardem Desi Arnaz
J.K. Simmons William Frawley
Nina Arianda Vivian Vance
Tony Hale Jess Oppenheimer
Alia Shawkat Madelyn Pugh
Jake Lady Bob Carroll
Linda Lavin ältere Madelyn Pugh
Ronny Cox älterer Bob Carroll
John Rubinstein älterer Jess Oppenheimer
Clark Gregg Howard Wenke
Nelson Franklin Joe Strickland
Jeff Holman Roger Otter
Jonah Platt Tip Tribby

 

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