Review Fakten + Credits


Darum geht es
Die vier Musketiere Filmstill

Die vier Musketiere ©StudioCanal Home Entertainment

Frankreich ist im Krieg. Das Königshaus, der Adel und die Katholiken kämpfen gegen die Protestanten, die wiederum vom Herzog von Buckingham (Simon Ward) mit Waffen und Verpflegung versorgt werden. In diesem Chaos und Getümmel müssen die vier Musketiere D’Artagnan (Michael York), Athos (Oliver Reed), Porthos (Frank Finlay) und Aramis (Richard Chamberlain) die Königin (Geraldine Chaplin) und König (Jean-Pierre Cassel) vor weiteren Intrigen des Kardinals (Charlton Heston) schützen. Gemeinsam mit seiner rechten Hand Rochefort (Christopher Lee) schmiedet dieser bereits den nächsten heimtückischen Plan gegen die Musketiere.

Aber es wartet eine weitere Bedrohung auf die vier Helden. Die undurchschaubare Mylady de Winter (Faye Dunaway) hat das Spielbrett der Intrigen betreten und schwört, durch die Vergangenheit verfolgt, Rache an den Musketieren. Durch ein selbes Ziel arbeitet sie mit dem Kardinal zusammen und wird seine Spionin. Im Gegenzug soll dieser sich um die Musketiere und Constance (Raquel Welch) kümmern und alle fünf beseitigen.

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Review

DIE VIER MUSKETIERE – DIE RACHE DER MYLADY knüpft inhaltlich direkt an dem Vorgänger aus dem Jahr 1973 an, da beide größtenteils auch am Stück gedreht wurden. Daher ähneln sich die Filme von der Machart stark und es werden sowohl auf die Stärken als auch auf die Schwächen des Vorgängers gesetzt. Aber mit monumentalen Schlachten, einer Erzählstimme und Faye Dunaway gibt es auch ein paar Neuerungen, die frischen Wind in das Szenario bringen. Auf Faye Dunaway liegt diesmal der Fokus. Während sie in DIE DREI MUSKETIERE aus dem Jahr 1973 nur eine kaum erwähnte Randfigur war, bekommt sie hier nun Tiefe und das Publikum kann ihre Probleme nicht nur verstehen, sondern auch nachvollziehen und irgendwo sogar mit ihr mitfühlen.

Nicht zu verstehen ist jedoch die Erzählstimme, die den Film immer wieder begleitet und gerade Anfangs nervt, da der Erzähler sich absichtlich verhaspelt, immer wieder vom Thema abkommt und sich spitze Kommentare erlaubt. Dabei fällt er durch eine monotone Sprechweise auf, die immer wieder von ironischen Aussagen, die eigentlich Lob sein sollten, unterbrochen wird. Die Rezipienten haben schnell genug davon und freuen sich, wenn der Erzähler verstummt und sich wieder ausschließlich auf die Gespräche der Charaktere konzentriert wird.

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Die vier Musketiere ©StudioCanal Home Entertainment

Noch mehr Slapstick

Genauso wie der Vorgänger setzt DIE VIER MUSKETIERE – DIE RACHE DER MYLADY auf komödiantische Einlagen und Slapstick. Jedoch übertreibt es der Film, da mittlerweile jeder Soldat einen frechen Spruch auf den Lippen hat und in der deutschen Synchronspur Kinderlieder wie „alle meine Entchen“ gesungen werden. Das ist alles andere als seriös und zieht die gut inszenierten Kämpfe herunter. Ebenfalls fällt es dem Publikum bei den massenhaft tollpatschigen Verhalten der Musketiere schwer zu glauben, dass es sich um die Leibgarde des Königs und eine Spezialeinheit handelt. Selbst gewöhnliche Tagediebe werden zu einer Herausforderung. Zudem fallen die vier Helden nicht durch bedachtes Verhalten auf. Obwohl ihnen bekannt ist, dass es am Königshof nur so von Spionen des Kardinals wimmelt, sprechen sie vor der Königin wichtige Geheimnisse lauthals aus.

Neben der Tollpatschigkeit ist Michael York noch unsympathischer als im Vorgänger. Er begeht nicht nur immer wieder dieselben Fehler, sondern kümmert sich nicht richtig um Raquel Welch. Als diese entführt wird, sagt er zwar, dass sie gerettet werden muss, bandelt aber dann doch lieber mit Faye Dunaway an. Auch Warnungen gegenüber dieser möchte er nicht wahrhaben. Er behauptet zwar, dass er sie mit seinem Kopf und nicht dem Herz liebt, aber es fällt schwer, ihm das abzukaufen. Dafür denkt er zu wenig nach und gehorcht ihr zu gutmütig.

Der Kardinal, sein Diener und eine Lady

Das Schauspiel von Charlton Heston bleibt eine Wucht und ist im Vergleich zum Vorgänger noch etwas überzeugender, da er es schafft, eine Niederlage in einen Sieg zu verwandeln. Bei all den Intrigen vergisst er es nicht, einen sympathischen Eindruck hinterlassen zu wollen und ergattert sich somit einen Platz im Herzen der Zuschauenden. Auch Christopher Lee spielt gewohnt gut. Seine bitterbösen und arroganten Kommentare bleiben in Erinnerung und haben trotzdem noch etwas Sympathisches an sich. Obwohl er gegen die Musketiere arbeitet, liegt uns sein Schicksal am Herzen und wir freuen uns, ihn im Vergleich zum ersten Teil endlich mehr sehen zu dürfen.

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Die vier Musketiere ©StudioCanal Home Entertainment

Faye Dunaway passt gut in diese Machenschaften und sorgt für einen neuen Machtkampf mit Charlton Heston, in dem sie ihre eigenen Interessen ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen will. Einzig die Tatsache, dass sie jeden Mann auf jede erdenkliche Art manipulieren kann, stört und wirkt nicht glaubhaft. Sie hat nicht genug Charme, um auf alle solch eine verzaubernde Wirkung oder sexuelle Anziehung zu besitzen. Gerade durch eine immer wieder unbeholfene Art fällt es Zuschauer*innen schwer, ihr diese Rolle abzukaufen. Die Rolle der Mylady hat Eva Green in der 2023er Version besser gemeistert, da sie kühl sowie durchdacht vorgeht und das Publikum sie respektiert.

Große Schlachten, noch größere Chancen

Die Schlachten sind ein Augenschmaus und profitieren von sehenswerten Sets, praktischen Effekten und einer Masse an Komparsen, die das Geschehen lebendig wirken lassen. Auch dank der Musik kommt eine stimmige Atmosphäre auf, von der sich die Zuschauenden gerne in den Bann ziehen lassen. Die Gefechte in kleinen Gruppen sind bis auf ein paar vereinzelte Ausnahmen besser inszeniert als DIE DREI MUSKETIERE (1973). Es ist zu spüren, dass ein Verlust nun ernste Konsequenzen haben kann, wodurch der Film etwas erwachsener wirkt.

Hinzu kommt, dass der Tenor in letzten Drittel überraschend ernst wird und auf den Großteil der Sprüche und Slapstick verzichtet. Witze sind jetzt zeitlich passend gesetzt und lassen der Situation immer noch genug Raum, um seriös zu wirken. Plötzlich präsentiert der Film eine explizite Version der Musketiere, die zur Not auch über Leichen gehen, um das Königshaus schützen zu können. Der ganze Film wäre in dem Tenor deutlich angenehmer gewesen.

Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6Fazit

DIE VIER MUSKETIERE – DIE RACHE DER MYLADY ist von der Art ähnlich wie sein Vorgänger, wodurch Fans von diesem auch hier eine Perle für sich finden werden. Abseits davon gestattet der Film sich selbst Weiterentwicklung, indem die Schlachten größer und die Kämpfe erwachsener werden. Diese Weiterentwicklung verwehrt der Film aber dafür seinen Charakteren. Zu wenig darf das Publikum über den wahren Grund der Intrigen oder die Freundschaft der Musketiere erfahren. Letztlich bietet der Film einen Einblick über die Art des Filmemachens der 70er Jahre und schöne Kostüme. Eine ernste Story wird hier aber vergeblich gesucht.

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Originaltitel The Four Musketeers
Kinostart 31.10.1974
Länge: 108 minuten
Produktionsland Spain
Genre: Action | Abenteuer | Komödie | Drama
Regie Richard Lester
Executive Producer Ilya Salkind
Producer Michael Salkind | Ilya Salkind | Pierre Spengler | Alexander Salkind
Kamera David Watkin
Musik Lalo Schifrin
Cast Michael York, Oliver Reed, Richard Chamberlain, Frank Finlay, Faye Dunaway, Christopher Lee, Raquel Welch, Geraldine Chaplin, Charlton Heston, Roy Kinnear, Simon Ward, Jean-Pierre Cassel, Michael Gothard, Nicole Calfan, Ángel del Pozo, Eduardo Fajardo, Sybil Danning, Gitty Djamal, Jack Watson, Richard Adams

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