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Faking Hitler Still

Faking Hitler ©2022 Leonine

Im Jahr 1983 hat ein Medienevent alle anderen Nachrichten überstrahlt. Das Nachrichtenmagazin „Stern“ sei in den Besitz der Tagebücher von Adolf Hitler gekommen und wollte diese nun veröffentlichen. Die Dokumente sollten die Geschichte verändern, die deutsche Bevölkerung sollte ein neues Bild auf einen der widerwärtigsten Menschen bekommen, der jemals einen Fuß auf die Erde gesetzt hat. Für das Hamburger Nachrichtenmagazin würde es die Sensation des Jahrhunderts werden, so dachte man anfänglich. Reporter Gerd Heidemann war dafür bekannt Memorabilien aus der Nazi-Zeit zu sammeln, wie Hermann Görings Yacht, die ein großen Teil seines Vermögens verschlungen hat. Durch eine seiner Quellen ist er an Konrad Kujau geraten, einen talentierten Kunstfälscher. Kujau, der sich gegenüber Heidemann als Konrad Fischer ausgab, verdiente seinen Unterhalt mit gefälschten Gemälden, die Hitler vor seiner Zeit als Politiker gemalt haben soll. In der sechsteiligen Mini-Serie FAKING HITLER werden diese Ereignisse nun, in etwas fiktionalisierter Form, wiedergegeben.

Darum geht es…

Gerd Heidemann (Lars Eidinger) ist einer der wichtigsten Reporter beim Stern. Ihm fehlt allerdings noch diese eine Story, die ihn in den Olymp der Star-Reporter heben würde. Der Journalist sammelt Reliquien aus der NS-Zeit, wie die Carina II, ein Boot, dass damals Hermann Göring besessen hat. Währenddessen versucht Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu) seinen Lebensunterhalt mit gefälschten Bildern Hitlers zu verdienen. Als er eines Tages fast auffliegt, versieht er die Rückseite eines Bildes, mit einem kurzen Text Hitlers, indem er dessen Handschrift kopiert. Er bemerkt wie fasziniert die Nazi-Freunde von dem Schriftstück sind und Macht sich an ein neues Projekt. Er nimmt sich eine alte Kladde und füllt diese mit Tagebucheinträgen Hitlers. Über seine Kunden kommt Kujau in Kontakt mit Heidemann, der dem Fälscher große Summen bietet, allerdings nur, wenn Kujau noch weitere Tagebücher besorgen kann. Währenddessen durchschaut die junge Journalistin Elisabeth Stöckel (Sinje Irslinger), dass irgendwas mit den Tagebüchern nicht stimmen kann.

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Rezension:

In FAKING HITLER nimmt sich Showrunner Tommy Wosch eine reale Geschichte zum Vorbild, streut aber immer wieder fiktive Elemente mit rein. So ergibt sich ein Handlungsstrang, der wie Kujaus Tagebücher, aus der Feder findiger Autoren stammt. Die Geschichte um Gerd Heidemann und Konrad Kujau ist ein interessantes Hin-und-her zwischen zwei sehr unterschiedlichen Männern. Mit der Besetzung von Lars Eidinger und Moritz Bleibtreu wurden hier zwei der talentiertesten Schauspieler Deutschlands gewählt. Beide geben Ihren Figuren Profil und lassen uns in ihre Seelenwelt eintauchen. Heidemann ist fasziniert vom dritten Reich, möchte sich das selbst aber nicht eingestehen. Er selbst will ganz nach oben, dabei sind ihm auch andere Menschen egal. Er wirkt dabei kühl und unnahbar, er strahlt eine unangenehme Arroganz aus. Kujau ist ebenfalls eine fragwürdige Figur, ein Künstler, der sich im Schatten verstecken muss und viel lieber im Rampenlicht stehen möchte.

Faking Hitler Still

Faking Hitler ©2022 Leonine

Diese, aus der Realität entliehenen, Handlungsstränge sind die große Stärke der Serie. Auf der anderen Seite steht dann allerdings die fiktive Geschichte um Elisabeth Stöckel, eine junge Stern-Reporterin, die durchschaut, dass es sich bei den Tagebüchern um Fakes handelt. Nebenbei bekommt sie noch eine Liebesgeschichte spendiert, die für die Serie vollkommen überflüssig ist und einen Konflikt mit ihrem Vater, der in seiner Jugend in Nazi-Deutschland gelebt hat. Während sich die Geschichten um Kujau und Heidemann auf die wichtigen Handlungsaspekte konzentrieren, wird das ganze Leben von Elisabeth erzählt. Würde man hier eine halbwegs sympathische Figur begleiten, wäre die Geschichte noch zu verkraften, leider handelt es sich bei Elisabeth um eine besserwisserische und egozentrische Figur, die völlig ohne Empathie durch ihr Leben geht und eine Schneise der Verwüstung hinter sich lässt. Höchst problematisch wird ihr Handlungsstrang, wenn wir einen Kriegsverbrecher sehen, der wesentlich menschlicher als die eigentliche Hauptfigur verkörpert wird.




Die üblichen Schwächen

Inszenatorisch ist FAKING HITLER auf einem ordentlichen Niveau. Auch im internationalen Vergleich kann die Serie mit größeren Produktionen mithalten. Gerade die Kameraarbeit ist ausgezeichnet. Wir sehen immer wieder subtile Sequenzen, die ohne große Erzählungen das Innenleben der Figuren verdeutlichen. Beim Soundtrack sieht es leider anders aus. Damit auch der letzte versteht, dass es sich bei FAKING HITLER um eine humorvolle Darstellung historischer Ereignisse handelt, hören wir permanent eine locker-flockige Jazz-Tonspur. Immer wieder erklingen dieselben Musikstücke, sodass es irgendwann anstrengend wird. Ein weiteres Detail ist die historische Ungenauigkeit. Die Serie spielt zu einem großen Teil in Hamburg und immer wieder sieht man Dinge, die im Jahr 1983 noch nicht existiert haben, wie die Alster-Fontäne. Solche Details können dafür sorgen, dass Zuschauer*innen aus der Handlung gerissen werden.

Faking Hitler Still

Faking Hitler ©2022 Leonine

Das größte Problem von FAKING HITLER ist die Krankheit, die viele deutsche Produktionen haben, die Dialoge und das überzogene Schauspiel. Lars Eidinger und Moritz Bleibtreu machen zwar beide einen ordentlichen Job, wenn man sie allerdings schon mal in anderen Rollen gesehen hat, wird man merken, dass Sie hier völlig überzogen spielen. Gerade wenn Bleibtreu versucht den schwäbischen Dialekt von Konrad Kujau zu imitieren, sorgt es für Fremdscham-Momente. Wenn man auf der Suche nach guten Dialogen ist, wird man bei FAKING HITLER ebenfalls nicht fündig werden. Sämtliche Dialoge wirken auswendig gelernt und erklären unnötig viel. Keine Person würde im echten Leben sprechen, wie die Figuren in dieser Serie. Der einzige Schauspieler, der positiv hervorsticht ist Ulrich Tukur, der seiner Figur Menschlichkeit und Verletzlichkeit gibt.

Fazit: Stilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6

Alles in Allem handelt es sich bei FAKING HITLER um eine durchaus unterhaltsame Serie, die einige typische Schwächen deutscher Produktionen in sich birgt. Seien es die gekünstelten Dialoge, oder auch der seltsame Humor. Wenn man ein Freund deutscher Serien ist, wird man mit FAKING HITLER sicherlich Freude haben, und sogar noch etwas über die deutsche Geschichte lernen. Mir ist es allerdings ein Rätsel, warum man eine reale Geschichte in ein fiktives Korsett gepresst hat. Hätte man sich nur auf Konrad Kujau und Gerd Heidemann konzentriert, wäre eine bessere Serie entstanden.

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