Review Fakten + Credits


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following – Challenge des Todes ©2023 Plaion Pictures

Erinnert ihr euch noch an die Ice Bucket Challenge? Auf den sozialen Netzwerken haben sich im Sommer 2014, zuerst Promis und dann später auch jeder andere, einen Eimer mit Eiswasser über den Kopf gekippt, um auf die Krankheit ALS aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. Eine absurde Aktion für einen guten Zweck. Dies sollte eine der ersten von vielen Challenges sein. Ob man nun 30 Tage hintereinander eine Plank macht oder bestimmte Lebensmittel isst, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die einzige Regel: man muss sich bei der Aktion filmen. Um mehr Reichweite zu erzeugen und mehr Follower zu generieren, wurden die Herausforderungen immer riskanter. Es wurden dabei Selfies an gefährlichen Orten gemacht oder der eigene Körper mit einer brennbaren Flüssigkeit eingerieben, um selbst zum Burning Man zu werden. Diese Thematik wird im russischen Film FOLLOWING – CHALLENGE DES TODES auf die Spitze getrieben.

Darum geht es…

Dana (Anna Potebnya) hatte schon immer ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Schwester Yulja (Diana Shulmina). Die beiden Mädchen streiten sich immer wieder, und gerne ergreift ihre Mutter die Seite von Yulja. Als sie sich von einem Zug überfahren lässt, spürt Dana, dass ihre Mutter sie für den Tod ihrer Schwester verantwortlich macht. So versucht Dana herauszufinden, was wirklich mit ihrer Schwester passiert ist, und durchforstet ihren Laptop. Dabei findet sie heraus, dass Yulja im Netz eine ganz eigene Identität aufgebaut hat und an einer Social Media Challenge teilgenommen hat, die bereits vor Jahren Schlagzeilen gemacht hat. Hierbei sind einige Jugendliche ums Leben gekommen, und scheinbar hat Yulja dasselbe durchgemacht. Dana beschließt, der Gruppe den Garaus zu machen und wird selbst Teil der Challenge, um sie von innen zu zerstören. Dabei ahnt sie jedoch nicht, in welche Gefahr sie sich begibt.

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Rezension:

Filme wie SEARCHING und der geistige Nachfolger MISSING haben es in den letzten Jahren vorgemacht. Sie haben eine Geschichte auf dem Desktop erzählt, auf dem die Figuren selbst ermitteln, um einem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dieses Genre der Desktop-Filme hat mit FOLLOWING – CHALLENGE DES TODES einen weiteren Vertreter bekommen. Beim Desktop-Film handelt es sich um die Modernisierung des Found-Footage-Films. Filme wie BLAIR WITCH PROJEKT oder im letzten Jahr THE MEDIUM lassen uns die Handlung aus der Perspektive der Figuren erleben. Die Protagonist*innen werden dabei selbst zu Kamerapersonen, durch deren Linse wir das Geschehen beobachten. Nun begeben wir uns auf die Displays verschiedener Endgeräte und gehen gemeinsam mit den Figuren auf Spurensuche. FOLLOWING – CHALLENGE DES TODES entwickelt seine Spannung genau durch diese Machart.

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Wir begleiten eine Teenagerin, die den Computer ihrer Schwester durchforstet und dabei immer mehr in die Abgründe des Spiels abtaucht. Sie folgt Hinweisen und verhält sich so logisch, wie es eine Teenagerin eben macht. Sie bringt sich zwar durch das Spiel in Gefahr, kann diese Bedrohung aber nicht wirklich greifen. Sie ist impulsiv. Genau diese Eigenschaften tragen zur Charakterzeichnung bei. In FOLLOWING – CHALLENGE DES TODES wird Dana nicht zur strahlenden Heldin; sie hat Fehler, trifft fragwürdige Entscheidungen und wird somit zum Menschen. Ohne, dass die Figuren groß ausformuliert werden, fühlt sich die Interaktion mit allen Figuren authentisch an. Im Laufe der Handlung trifft man verschiedene Figuren, die alle ihr Päckchen zu tragen haben und dadurch zu dem werden, was wir sehen. Regisseurin Anna Zaytseva gibt uns dabei einen Einblick in den russischen Plattenbau, ein Biotop für schlimme Schicksale.

Nur ein Gimmick?

Trotzdem ist FOLLOWING – CHALLENGE DES TODES nicht frei von Schwächen. Auch wenn die Machart des Films zum Miträtseln einlädt, wird doch sehr schnell klar, was am Ende die große Auflösung sein wird. Der Film zeigt uns Figuren, die sich online hinter Avataren verstecken, nach kurzer Zeit wird aber klar, wer hinter dem Spiel steckt und wer für den Tod von Danas Schwester verantwortlich ist. Zusätzlich funktioniert der Film hauptsächlich über sein Gimmick, über die Desktop-Oberfläche, ohne dieses Merkmal würde schnell auffallen, dass eine durchschnittliche Mystery-Thriller-Handlung erzählt wird. Außerdem kommt es immer wieder zu Situationen, in denen die Logik gebrochen wird. Wenn Dana beispielsweise durch einen Flur geht, sich dabei mit dem Handy filmt, sie aber beide Hände für etwas anderes nutzt, geht einiges an Immersion verloren. Darüber hinaus krankt es an den üblichen Problemen eines Desktop-Films. Es scheint sehr unwahrscheinlich, dass eine Person sich bei der Arbeit am Laptop die ganze Zeit filmt, trotzdem ist jederzeit ein Fenster mit dem konzentrierten Gesicht der Hauptperson zu sehen.

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Für alle Fans von MISSING oder SEARCHING sei die Warnung mitgegeben, dass sich FOLLOWING – CHALLENGE DES TODES an mehr Horror-Elementen bedient. Immer wieder sehen wir eine Gestalt mit einer fiesen Maske, die für den einen oder anderen Schreckmoment sorgen kann. Trotzdem handelt es sich bei FOLLOWING – CHALLENGE DES TODES weniger um einen Horrorfilm, als um einen Thriller, bei dem die Lösung des Rätsels im Vordergrund steht. Dabei kritisiert die Regisseurin den leichtfertigen Umgang mit unseren persönlichen Informationen im Internet. Für Dana bedeutet diese Nachsicht große Gefahr. Der Film prangert insgesamt Social Media Challenges an und warnt vor den Gefahren, ohne dabei dogmatisch zu sein. Es werden uns sowohl die Vorzüge wie auch die Nachteile des Internets präsentiert.

Fazit:

Auch wenn FOLLOWING – CHALLENGE DES TODES nicht ganz an Filme wie SEARCHING herankommt, bietet dieser kleine Film doch spannende Unterhaltung. Wir wollen wissen, was mit Yulja passiert ist und folgen ihrer Schwester Dana dabei auf ihrem Weg in eine gefährliche Challenge. Der Film schafft es auf der einen Seite, eine spannende Geschichte zu erzählen, die nicht ganz frei von Schwächen ist, als auch gesellschaftliche Themen anzusprechen. Dabei will er uns aber nicht belehren, sondern eher aufklären.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel #хочувигру
Kinostart 7.10.2021
Länge: 93 minuten
Produktionsland Russia
Genre: Thriller | Horror | Drama
Regie Anna Zaytseva
Producer Mariya Zatulovskaya | Anna Shalashina | Timur Bekmambetov | Igor Mishin
Cast Anna Potebnya, Timofey Eletskiy, Ekaterina Stulova, Diana Shulmina, Olga Pipchenko, Polina Vataga, Pavel Yulku, Daniil Kiselev

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