Technicolor
Das Technicolor-Verfahren stammt von der gleichnamigen Firma, die sich 1915 gegründet hat und gilt als das älteste kommerzielle Farbfilmverfahren. Bekannt ist Technicolor für seine kräftigen Farben und erfreute sich daher bei Western, Abenteuerfilmen, Musicals und Dramen großer Beliebtheit. Das Verfahren wird in fünf verschiedene Prozessverfahren beginnend seit 1917 unterteilt, wobei das vierte Verfahren (1932 – 1955) und das fünfte Verfahren (seit 1955) am bedeutendsten für die Filmlandschaft waren. FORT YUMA ist dem fünften Verfahren zuzuordnen.
Ende der 1970er verlor Technicolor immer mehr an Bedeutung, was unter anderem auf das erhöhte Aufkommen und die damit verbundene Nachfrage an Spezialeffekten zurückzuführen ist. 2001 wurde Technicolor von der französischen Firma Thomson aufgekauft. Diese benannte sich 2010 in Technicolor um.
Darum geht es
Nachdem der Häuptling eines Apachenstammes bei den Bemühungen um Frieden mit den US-Streitkräften hinterrücks von einem Kriminellen erschossen wird, schwört der Sohn des Häuptlings Rache und plant den Überfall auf einen Militärkonvoi, um mit den Versorgungsgütern das namensgebende Fort Yuma zu stürmen und Rache auszuüben.
Der Konvoi wird von dem Lieutenant Ben Keegan (gespielt von Peter Graves) angeführt, der alle Ureinwohner Amerikas hasst und ihnen den Tod schwört. Trotz seines Hasses führt er eine heimliche Affäre mit Francesca (gespielt von Joan Taylor), die zum Stamm der Apachen gehört und den Lieutenant kennt, da ihr Bruder, Sergeant Jonas (gespielt von John Hudson), als Späher für die Armee arbeitet. Sie und Melanie Crown (Gespielt von Joan Vohs), eine weitere Zivilistin und zugleich Missionarin der Kirche, begleiten den Konvoi nach Yuma.
Rezension
FORT YUMA ist ein US-Amerikanischer Western aus dem Jahr 1955 und ist seit dem 23.02.2023 restauriert als DVD und Blu-Ray erschienen. Die größte Besonderheit des Films ist, dass dieser mit Technicolor gedreht wurde. Und davon profitiert der Film in restaurierter Fassung. Die Farben sind satt, realistisch und die Bilder sind gestochen scharf. Jedoch ist das Bild kurz vor und nach einem Schnitt unscharf und verwaschen. Es ist unklar, ob dies so gewollt ist, oder aufgrund eines technischen Fehlers nicht anders möglich war. Abseits davon gibt es keine weiteren optischen Probleme und selbst auf einem großen Fernseher ist kein Qualitätsverlust erkennbar.
Durch Technicolor und die Restaurierung kommen auch die Sets und Drehorte zur Geltung. Denn ein Vorteil von FORT YUMA sind die echten Drehorte in der Region Kanab, Utah. Dadurch altert der Film optisch besser und ist auch greifbarer. Bloß das namensgebende Fort strahlt nicht das Gefühl von Stabilität und Sicherheit aus und gerade das schützende Tor mit seinem Palisadenzaun erweckt den Eindruck, als ob es nicht einmal einen leichten Sturm aushalten würde.
Ein Film seiner Zeit
Der Soundtrack von FORT YUMA ist für Hollywoodfilme der 50er-Jahre typisch pompös, überladen an Trompeten- sowie Posaunenklängen und wirkt teils wie ein Morgenapell, wodurch dieser zur Handlung passt. Trotz der Art des Soundtracks leidet der Film nicht darunter, da der Score gut abgemischt ist und nicht inflationär verwendet wurde. FORT YUMAs Soundtrack ist aber nichts, was lange in Erinnerung bleibt oder auch nur ansatzweise an die Klassiker von Ennio Morricone heranreicht. Es ist eine nette Untermalung, mehr jedoch nicht.
Ebenfalls typisch für die Zeit ist die Action des Films, die zwar in Schlägereien klar als Schauspiel erkennbar ist und leicht kitschig wirkt, jedoch nostalgische Gefühle weckt. Die Feuergefechte, sowie Verfolgungen sind sehr ansehnlich, gerade, wenn man die Mittel der Zeit betrachtet, gut gealtert und bieten einen interessanten Einblick in Action der 50er- Jahre.
FORT YUMA wurde aufgrund seiner Action geschnitten, da der Film zu brutal sein sollte. Aus heutiger Sicht ist das schwer nachvollziehbar, da wir mehr als nur etwas Kunstblut ohne Wunden auf der Kleidung gewöhnt sind. So wurde die Anzahl der Tode, die on screen geschehen, von 24 auf 10 reduziert. Das ist schade, unter anderem deshalb, weil der Film zu wenig Action bietet und sich viel mehr auf gleich zwei langweilige und problematische Liebesgeschichten fokussiert.
Nicht hinterfragter Sexismus und Rassismus
FORT YUMA wird größtenteils aus der Perspektive von Peter Graves erzählt, der als Protagonist der Handlung dienen soll. Dies funktioniert aber nicht, da er mit Stolz behauptet, indigene Völker zu hassen und er lieber seine Feinde töte, als Gefangene zu nehmen. Er ist außerdem immer misstrauisch gegenüber seinem Späher, da dieser Apache ist und laut Peter Graves nur daran denken könne, ihn zu hintergehen. Dieser Vorwurf gepaart mit den Vorurteilen zieht sich durch den ganzen Film und wird nicht hinterfragt. Neben dem Rassismus sind Sexismus und ein ekelhaftes Frauenbild ein weiteres Problem des Films. Peter Graves führt eine heimliche Affäre mit Joan Taylor, in der er sie schlägt, was sogar positiv dargestellt wird, da Joan Taylors Charakter sich dafür selbst die Schuld gibt und ihn versöhnend küsst.
Währenddessen will die Missionarin Joan Vohs mit John Hudson anbandeln und die Schwester von Hudsons Charakter damit neidisch machen. Beide weiblichen Rollen sind somit fester Bestandteil der Handlung. Dabei dürfen die Frauen nie mehr, als den Männern schmachtende Blicke zuwerfen und verliebt von diesen schwärmen. Abseits davon brauchen sie immer Hilfe. Sei es, um von einem Wagen herabzusteigen, ein Zelt aufschlagen oder vor den Angreifern zu fliehen. Selbstverteidigung oder die eigenen Interessen durchzusetzen, steht den weiblichen Charakteren nicht zu. Das mag wohl am Rollenbild der 50er-Jahre liegen, ist aber in den letzten 70 Jahren furchtbar gealtert.
Propaganda für die USA
FORT YUMA wirkt zudem wie ein Propagandafilm, der die USA als die Helden der Geschichte dastehen lassen soll. Diese seien laut Film immer an einem Frieden mit den indigenen Völkern Nordamerikas bemüht, aber eben diese Völker werden von dem Film als wilde und mordlustige Menschen dargestellt, die nicht an Frieden interessiert sind. Die Expansionspläne werden nicht hinterfragt, sondern als notwendig und das Beste für alle dargestellt.
Kritisch ist zudem, dass die beiden Apachen auf der Seite der USA von weißen Personen verkörpert werden, die angreifenden Ureinwohner jedoch von Darstellern verkörpert wurden, die Ureinwohner Nordamerikas sind. Das bekommt nochmal durch die Aussage Peter Graves, dass es keine guten indigenen Personen gebe, einen ekelhaft faden Beigeschmack.
Terminator im Wilden Westen
Die schauspielerische Leistung der darstellenden Personen in FORT YUMA ist durchschnittlich bis unterirdisch. Bewegungen sind oft hölzern und wirken wie die ersten Versuche, einen Roboter zu spielen. Die Dialoge sind schwach und werden emotionslos und ohne herausragenden Gesichtsausdruck erzählt.
Des Weiteren zieht sich FORT YUMA trotz seiner kurzen Lauflänge von 79 Minuten, da sich viel zu viel Zeit für die beiden Romanzen genommen wird. Dadurch gehen die eigentliche Handlung und die anstehende Bedrohung durch die Angreifer unter und der finale Showdown kommt blitzschnell unerwartet, verschwindet aber ebenso schnell wieder.
Fazit
FORT YUMA funktioniert dank Technicolor und der Art, wie in den 50er-Jahren Filme produziert wurden als historischer Einblick, ist aber abseits davon aus der Zeit gefallen und höchstens für eingefleischte Westernfans zu empfehlen. Zu sehr lastet die Verharmlosung von Rassismus und Sexismus. Letztlich ist FORT YUMA einer der Filme, der durch die erwähnten problematischen Darstellungen als Aufzeichnung der Zeit dient.
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Originaltitel | Fort Yuma |
Kinostart | 4.10.1955 |
Länge: | 76 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Western |
Regie | Lesley Selander |
Cast | Peter Graves, Joan Vohs, John Hudson, Joan Taylor, Abel Fernandez, William Phillips, James O'Hara, Addison Richards, Boyd 'Red' Morgan, Lee Roberts, Edmund Penney |
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