FilmkritikIn KürzeDas sagen die Kolleg:innen
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Originaltitel: Honest Thief
Streaming – Release: 28.01.2021

FSK 12

FSK 12 ©FSK

Länge: ca. 98 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Mark Williams (II)
Schauspieler:innen: Liam Neeson | Kate Walsh | Anthony Ramos
Genre: Action | Thriller
Verleiher: Leonine

Honest Thief

Honest Thief ©2021 Leonine

Mit DAS GLÜCK DES AUGENBLICKS, in welchem wir namhafte Schauspieler:innen wie Gerard Butler, Alison Brie und Willem Dafoe zu sehen bekamen, begann Mark Williams (II) seine Karriere als Regisseur im Jahr 2016. Mit HONEST THIEF veröffentlicht er erst sein zweites eigenes Projekt, auch wenn er zuvor schon bei vielen weiteren, wie zum Beispiel THE ACCOUNTANT, als Produzent tätig war. Für seine Hauptrolle sicherte er sich die Dienste von Liam Neeson, der selbst völlig gebannt vom Drehbuch war. Laut seinen Aussagen bewertet dieser ein Drehbuch danach, wann er sich die erste Tasse Tee aufbrühe – wenn dies schon nach sechs Seiten geschehe, sei das Skript durchgefallen. Bei HONEST THIEF musste er sich diese jedoch am Ende des Buches machen, um einmal in Ruhe darüber nachzudenken, was somit ein Spiegelbild seiner Begeisterung für dieses Werk zeigt.

In weiteren Rollen bekommen wir unter anderem Jai Courtney zu sehen, der 2020 in SEMPER FI im Kino zu sehen war und ein Jahr vorher mit ALITA: BATTLE ANGEL die Massen begeisterte. Nicht selten ist er in Actionfilmen zu sehen, denn auch STIRB LANGSAM – EIN GUTER TAG ZUM STERBEN, JACK REACHER und SUICIDE SQUAD fallen in seine Vita und zeigen seinen aufstrebenden Schauspielerfolg. Für die musikalische Gestaltung holte sich Williams den Komponisten und Trompeter Mark Isham, mit dem er bereits bei THE ACCOUNTANT zusammengearbeitet hat. Die Kamera übernahm Shelly Johnson, der schon die fabelhaften Aufnahmen für THE SHINING, JURASSIC PARK III und CAPTAIN AMERICA: THE FIRST AVENGER gemacht hatte. Unterm Strich also ein aufregendes Ensemble vor und hinter der Kamera, welches viel Potential aufweist für einen abenteuerlichen Actionkracher.

Honest Thief

Honest Thief ©2021 Leonine

Darum geht es…

Als berühmt berüchtigter Räuber hat Tom Dolan so einige große Coups gelandet und in seiner Karriere ganze 12 Raubzüge durchgeführt und dabei ziemlich genau neun Millionen US-Dollar erbeutet. Er zählt zu den geschicktesten seiner Professur, so dass ihn in all der Zeit niemand je erwischt hat. Gerade als er seine Beute ordentlich in einem Lager verstauen will, lernt er Annie kennen, die eben jene Räumlichkeiten beruflich verwaltet. Ein Jahr später ist sich Tom sicher, dass dies seine Traumfrau ist, mit der er seinen Lebensabend verbringen möchte und möchte für sie seine Bankraube aufgeben. Um ein reines Gewissen für sie zu haben, möchte er sich gerne der Polizei stellen und das Geld komplett zurückgeben. Doch als die beiden FBI-Agents Nivens und Hall plötzlich das Geld in den Händen halten, kommt alles ganz anders als gedacht und Tom kämpft nicht mehr nur um seine Freiheit.

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Rezension

I think probably what’s fun about it is you have a bad guy that Liam plays, who’s trying to become honest. And then you have good guys who’re trying to be bad. So it’s a fun kind of a movie in that respect. (Jeffrey Donovan) (Ich denke, amüsant an dem Film ist, dass es einen bösen Typen gibt, der von Liam gespielt wird, welcher versucht ehrlich zu werden. Und dann gibt es die guten Männer, welche böse sein wollen. In dieser Hinsicht ist es eine lustige Art Film.)

Mit dieser Aussage hat Donovan eine sehr kompakte und treffende Zusammenfassung des Films geschaffen, denn all das was hier erwähnt wurde bekommen wir zu sehen – und kein bisschen mehr! Die Erwartungen an den ersten namhaften Actionfilm des Jahres waren tatsächlich recht groß. Und Liam Neeson ist seit einigen Jahren ein Garant für Werke, in denen alle Register des abenteuerlichen Films gezogen werden, auch wenn nicht immer die Crème de la Crème dabei das Resultat ist.

Honest Thief

Honest Thief ©2021 Leonine

Mit HONEST THIEF zeigt Neeson, dass seine Karriere als Actionheld tatsächlich beendet ist, auch wenn es schon bei HARD POWDER hieß, dass kein weiterer Film in dem Genre folgen solle. Es wäre auch besser gewesen, wenn er sich darangehalten hätte, denn mittlerweile ist ihm schon deutlich anzumerken, dass er über seinen Zenit hinaus ist und auch seine Bewegungen nicht mehr jugendlicher Dynamik gleichen. Diese wirken zumeist schon recht steif und unflexibel und passen nicht mehr in die Rolle, die hier dargestellt werden soll. Tatsächlich versucht er sich erneut an einem Abklatsch von 96 HOURS, in dessen Filmreihe er stets als alleiniger Held auf die Pauke haut.

Fade und langweilig mit unzähligen Filmfehlern

Doch genau darin liegt das Problem. Diese Geschichte ist ausgelutscht und funktioniert nicht mehr. Zudem bedienen sich die Filmemacher so ziemlich jedem ekligen Genreklischees und haben es dabei geschafft jeden dämlichen Fehler einzubasteln, der schon einmal gemacht wurde. Dadurch wirkt das ganze Werk eher wie ein laienhaftes Herzensprojekt eines unbekannten Regisseurs, der hiermit endlich mal einen Film veröffentlichen durfte. Schon im wesentlichen Motiv, welches ausschlaggebend für die Handlung ist, zeigt sich der totale Irrsinn, denn dass professionelle FBI-Agenten die Chance nutzen Geld zu stehlen, welches eigentlich Beweismaterial ist und dies auch noch stümperhaft tun, ist einfach nur noch dämlich. Die gesamte folgende Story wirkt vollkommen konstruiert und an den Haaren herbeigezogen.

Honest Thief

Honest Thief ©2021 Leonine

All das wäre ja nichts Dramatisches, denn das kennen wir auch aus vielen anderen vergleichbaren Filmen, aber wenn dann nicht einmal die Actionsequenzen Spaß machen, die halbe Welt explodiert und Kampfszenen over the top angeboten werden, was bleibt dann noch? Michael Bay beweist immer wieder, dass eine Story nicht alles für einen Film ist und man auch ohne eine gute Geschichte richtig Spaß am Film haben kann – dies fehlt hier fast gänzlich. Doch die genutzten Spezialeffekte verschlimmern das Werk noch um ein Vielfaches – auch wenn wir nicht viele Explosionen zu sehen bekommen haben, sehen diese grottig aus und sind keineswegs mehr zeitgemäß. Ergänzt wird das Drama nur noch von absolut unsinnigen Dialogen, die darin münden, dass offensichtlich gezeigte Situationen auch noch erläutert werden.

Es gab tatsächlich nur eine einzige gute Szene, die sich von dem ganzen anderen Einheitsbrei abgehoben hat: Völlig aus dem Nichts heraus zählt Neeson in einer Situation plötzlich von 10 an runter und liefert damit einen überraschenden und einfallsreichen Moment, der nur eine winzige Kleinigkeit umfasst und sich dennoch im Kopf gefestigt hat. Dieser Film hätte durchaus Potential gehabt, wenn eben genau auf diese Kleinigkeiten generell mehr Acht gegeben würde. So wie es jedoch abgeliefert wurde, ist es einfach nur eine tragisch traurige Katastrophe.

Honest Thief

Honest Thief ©2021 Leonine

Fazit

Abgeliefert hat Williams somit nur eine eintönige, ausdruckslose und dröge Actionromanze, die zu keinem Zeitpunkt wirklich fesselt oder begeistert. Liam Neeson ist längst über seine Actionzeit hinaus oder sollte zumindest nicht mehr in einer aktiven Rolle wie dieser auftreten, sondern sich eher an Performances wie Alan Rickman in STIRB LANGSAM orientieren, in der er vor allem durch seine Aura breite Präsenz zeigen könnte. Eine unsinnige Story verbindet sich mit schlechten Spezialeffekten und einer völlig emotionslosen Entwicklung. Regisseur Mark Williams (II) sagte dazu:

It has the action, the thrills, car chases, guns going off, things exploding. But at the heart o fit, it’s a love story, and to me that’s the most important thing. (Es hat die Action, den Nervenkitzel, Verfolgungsjagden, abgefeuerte Waffen und explodierende Dinge. Aber im Kern ist es eine Liebesgeschichte, und für mich ist das das Wichtigste.)

Leider gab es all dies genau nicht – womöglich dividierten somit Vorstellung und Realität deutlicher auseinander, als es sich der Regisseur gewünscht hätte.

Mit diesem Film bekommen wir den ersten des Jahres geliefert, der nun nicht mehr im Kino zu sehen sein wird, sondern einzig und allein im Home Entertainment erscheint – jedenfalls hierzulande. Während er bereits mit weltweiten Einnahmen von rund 28 Mio. US-Dollar trumpfte, stellt sich doch deutlich die Frage, woher dieser Erfolg stammt? Möglicherweise nur wegen Liam Neeson, der auf der internationalen Filmbühne hohes Ansehen genießt, auch wenn schon seine letzten Actionproduktionen immer unansehnlicher wurden? Jedenfalls schafft er es nicht mit Honest Thief ein wirklich mitreißenden Actionthriller abzuliefern, denn weder gibt es wirkliche Action noch einen einzigen wirklich spannenden Moment. Auch die zwanghaft etablierte Romanze liefert nicht, was sie verspricht. Es ist Neeson deutlich anzumerken, dass er langsam in die Jahre gekommen ist und einfach nicht mehr für dieses Genre geschaffen ist, jedenfalls nicht als kämpfender Hauptakteur. Getoppt wird dies nur noch von den überflüssigen und unsinnigen Dialogen, die oftmals keine Substanz haben und nur Dinge beschreiben, die eh schon offensichtlich sind. Wenn dann zumindest die Spezialeffekte gut ausgesehen hätten… Insgesamt war ich jedoch sehr enttäuscht und habe mir doch zumindest ein klein bisschen bessere Unterhaltung erwünscht. Traurig, seinen Filmfans solch Werke anzubieten.

Honest Thief

Honest Thief ©2021 Leonine