Was erwartet man von einem Film mit dem langen Titel HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES? Vielleicht einen Coming-of-Age Film, indem ein männlicher Teenager es nach langer Zeit endlich schafft das Mädchen seiner Träume anzusprechen. Es könnte sein, dass er dafür einen HITCH ähnlichen Datedoktor zur Seite gestellt bekommt, am Ende dann aber doch feststellt, dass er nur er selbst sein muss. Diese Erwartungshaltung könnt ihr ablegen, wenn ihr euch diesen Film anschaut. HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES ist ein Film, den man auf den ersten Blick nicht erwarten würde. Es handelt sich bei der Geschichte um die Adaption einer Kurzgeschichte des Autoren Neil Gaiman. Der Schriftsteller ist bekannt für seine skurrilen Science-Fiction und Fantasy Geschichten, von denen bereits einige als Film oder Serie umgesetzt wurden. Gerade in den letzten Jahren wurden seine Geschichten immer beliebter, sodass es nun einen Film zu CORALINE, aber auch Serien wie AMERICAN GODS oder GOOD OMENS gibt. Außerdem wird es auf Netflix demnächst eine Serie zu Gaimans Graphic Novel THE SANDMAN geben, der viele Fans schon erwartungsvoll entgegenfiebern.
Wie bei den meisten Geschichten von Gaiman, hat auch HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES übernatürliche Elemente. Der Film handelt von der ersten Liebe, von Familie, von der Punkbewegung in England, aber auch von Außerirdischen, die die Erde besuchen. Inszeniert wurde der Film von John Cameron Mitchell, dessen bekannteste Regiearbeit HEDWIG AND THE ANGRY INCH sein dürfte, die Verfilmung eines in New York aufgeführten Musicals. In den Hauptrollen des Films sind Elle Fanning, als neugierige Außerirdische zu sehen, die von Alex Sharp durch die Punkszene geführt wird. Unterstützt werden die Schauspieler*innen dabei unter anderem von Nicole Kidman (MOULIN ROUGE), Matt Lucas (BRIDES MAIDS) sowie Ruth Wilson (SAVING MR. BANKS).
Darum geht es…
Die Jugendlichen in Croydon, einem Vorort von London, langweilen sich zu Tode. Sie wollen nicht wie ihre spießigen Eltern sein und sehnen sich nach einer eigenen Identität. Glücklicherweise befinden sie sich im Jahr 1977 und die Punkbewegung ist gerade auf ihrem Höhepunkt. Es gibt regelmäßig Konzerte von Bands, die sich gerade gegründet haben, es wird getrunken, gefeiert und das Leben genossen. Mittendrin befindet sich Enn (Alex Sharp). Er und seine beiden Freunde Vic (Abraham Lewis) und John (Ethan Lawrence) haben ein eigenes Fanzine, in dem sie über die Bands schreiben, die sie so sehr lieben. Selbst die Sexpistols durften sie schon sehen. Die Konzerte in Crydon werden von Queen Boadicea (Nicole Kidman) organisiert. An einem Konzertabend versuchen die drei Jungs bei anderen Punkerinnen zu landen, allerdings ohne großen Erfolg, so beschließen sie nach dem Konzert zu einer Party zu gehen, um dort ihr Glück zu versuchen.
Als sie alkoholisiert und im Dunkeln durch die Stadt wandern, verlaufen sich die Drei und landen an einem Haus, aus dem sie ungewöhnliche Klänge hören und aus dem es in verschiedenen Farben schimmert. Hier scheint ebenfalls eine Party in vollem Gange zu sein, so betreten die Jungs das Haus und beobachten eine seltsame Zusammenkunft. In sechs Räumen befinden sich Menschen in hautengen bunten Outfits, die scheinbar Performance-Kunst machen. Die Jungs vermuten, dass es sich hier um Deutsche oder Amerikaner handeln muss, würden aber niemals darauf kommen, was es wirklich mit den skurrilen Gestalten auf sich hat. Enn entdeckt in einem der Räume eine junge Frau, die sich ihm als Zan (Elle Fanning) zu erkennen gibt. Sie scheint unglücklich in dem Haus zu sein und ist fasziniert von der Welt des Punks, über die Enn so gerne spricht. Die beiden verlassen die vermeintliche Party und verbringen einige gemeinsame Tage, an denen sie sich kennen lernen.
Rezension
Wie oben bereits beschrieben, handelt es sich bei HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES um einen Film, den man so nicht erwarten würde. Statt einer einfachen Komödie beizuwohnen, begeben wir uns in die Punk-Subkultur, die auf eine Alienrasse trifft, die jeglichen Individualismus abgelegt hat. So treffen zwei Welten aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Der Film spielt dabei mit der Darstellung der unterschiedlichen Welten. Auf den Konzerten sehen wir eine chaotische und anarchistische Welt, in der alles möglich zu sein scheint. Die Jugendlichen legen alle spießbürgerlichen Regeln ab und machen genau das worauf sie Lust haben. Dabei ist Regisseur Mitchell gelungen die Energie, die vom Punkrock ausgeht, perfekt einzufangen. Gerade auf den Konzerten ist er Nah mit der Kamera an den Feiernden, sodass wir als Zuschauer*innen zu jeder Zeit das Gefühl haben in der Menge zu stehen und zu den wütenden Songs zu tanzen.
Im krassen Kontrast dazu steht die Welt der Außerirdischen. Sie haben seit Jahrtausenden festgeschriebene Regeln, an die sich alle völlig selbstverständlich halten. Sie tragen uniforme Kleidung und haben feste Rituale, die niemals hinterfragt werden. Als Zan jedoch auf Enn trifft, ist sie fasziniert von ihm, der Gedanke ein selbstbestimmtes Leben zu führen setzt sich in ihrem Kopf fest. HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES wird so zu einem sehr politischen Film, der uns zeigen möchte, dass wir alle das Recht auf eigene Entfaltung haben sollten, solange es sich in einem angemessenen Rahmen bewegt. Gaiman hat in seiner Geschichte ganz bewusst zwei radikale Extreme gewählt, damit wir sehen, dass es doch häufig der Mittelweg ist, der uns ans Ziel führt, wir aber dem Neuen Gegenüber offen sein sollten.
Ungeduldiges Abwarten
Trotz der vielen spannenden Ideen, kann HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES nicht komplett überzeugen. Wir sehen hier eine klassische „Fish out of water“ Geschichte, in der sich eine Person in einer völlig Fremden Umgebung zurechtfinden muss. Wie üblich bei solchen Filmen, wird hier viel auf Humor gesetzt, der leider nur selten zündet. Es wird auf unnatürliche und übertriebene Gesten gesetzt, durch die der Witz etwas befremdlich wirkt. Zusätzlich schaffen es die Schauspieler*innen grundsätzlich nicht zu überzeugen, sie passen zwar alle in ihre Welten, allerdings schaffen es nur die wenigsten Emotion zu vermitteln, was besonders Schade ist in einem Film, in dem die Liebe eine so zentrale Rolle spielt. So fühlt sich der Film teilweise sehr gestreckt an und man fragt sich, wann der Film denn endlich zum Punkt kommt.
Wenn HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES dann aber zum Punkt kommt, wird man sehr für die Geduld belohnt. Der Weg zum Finale ist zwar sehr mühselig und teilweise auch langweilig, trotzdem ist dem Regisseur hier ein sehr befriedigendes Ende gelungen, dass einen audiovisuell in den Bann zieht. Plötzlich schafft der Film durch großartig gefilmte Bilder und einen berührenden Soundtrack einen unfassbaren Sog zu entwickeln, dem man sich nicht entziehen kann.
Auch wenn es HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES gelingt ein beeindruckendes Ende zu präsentieren, muss ich den Film doch in seiner Gänze bewerten. Der Film hat ein paar sehr kreative Ansätze, die leider nicht vollständig ausgespielt werden, wir sehen ein maximal solides Schauspiel der Hauptdarsteller*innen, dafür eine interessante Welt und ein belohnendes Ende. Grundsätzlich kann ich den Film empfehlen, allein wegen der spannenden Ideen, ich muss aber den Hinweis geben, dass der Weg zum Ziel hier etwas anstrengend sein kann. Solltet ihr damit kein Problem haben, gebt diesem kleinen Film eine Chance.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Ihr wolltet schon immer mal in die Punk-Welt der 1970er Jahre in England abtauchen? Dann könnte HOW TO TALK TO GIRLS AT PARTIES der richtige Film für euch sein. Wir begleiten den jungen Punk Enn (Alex Sharp) und seine Freunde auf Konzerte von Bands, über die sie in ihrem Fanzine schreiben wollen. Nach einem der Konzerte wollen sie noch weiter feiern und landen in einem Haus, in dem sich Menschen in hautengen Outfits befinden und scheinbar Performance-Kunst machen. Eine dieser Personen ist Zan (Elle Fanning), die gefallen an dem jungen Punk findet und gemeinsam mit ihm die Subkultur erforschen möchte.
John Cameron Mitchells Film, der auf einer Kurzgeschichte von Neil Gaiman beruht, ist ein Film über die Gesellschaft, über die Liebe, Familie und die Jugend in einer langweiligen statt. Der Film eröffnet uns mit der Welt des Punks ein gesellschaftliches Extrem, im dem keine Regeln mehr zu gelten scheinen. Auf der anderen Seite steht die Welt von Zan, einer Außerirdischen, die jeglichen Individualismus abgelegt hat. Dabei will uns der Film von keinem der beiden Wege überzeugen, sondern zeigt uns, dass der Mittelweg häufig richtig ist, dass man sich aber niemals vor dem Neuen verschließen sollte. Obwohl der Film einige spannende Ansätze bietet, ist er leider sehr zäh. Der Humor kann nicht überzeugen und auch die Schauspieler*innen bieten vergessenswerte Performances. Wenn man trotzdem durchhält, wird man mit einem sehr befriedigenden Ende belohnt.
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Originaltitel | How to Talk to Girls at Parties |
DVD/Blu-ray – Release | 20.01.2022 |
Länge | ca. 102 Minuten |
Produktionsland | USA | Vereinigtes Königreich |
Genre | Komödie | Musikfilm| Romanze |
Verleih | EuroVideo |
FSK |
Regie | John Cameron Mitchell |
Drehbuch | John Cameron Mitchell | Philippa Goslett | Neil Gaiman (Vorlage) |
Produzierende | John Cameron Mitchell | Iain Canning | Alice Dawson | Peter Fornstam | Neil Gaiman | Rose Garnett | Howard Gertler | Hugo Heppell | Josie Ho | David Kosse | Winnie Lau | Thorsten Schumacher | Emile Sherman | Michael J. Werner |
Musik | Nico Muhly | Jamie Stewart |
Kamera | Frank G. DeMarco |
Schnitt | Brian A. Kates |
Besetzung | Rolle |
Elle Fanning | Zan |
Alex Sharp | Enn |
Nicole Kidman | Boadicea |
Matt Lucas | PT Wain |
Ruth Wilson | PT Stella |
Abraham Lewis | Vic |
Ethan Lawrence | John |
Edward Petherbridge | PT First |
Joanna Scanlan | Marion |
Tom Brooke | PT Waldo |
Martin Tomlinson | Slap |
Alice Sanders | Spinning Jenny |
Lara Peake | Wainswain |
Jessica Plummer | Celia |
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